Persönlichkeits-Orientierung als didaktisches Prinzip II

Persönlichkeitsorientierung als didaktisches Prinzip – Unterrichtspraxis aus der Perspektive der Kunst des Lehrens

Persönlichkeitsbildung gilt in allen sozialpädagogischen Ausbildungs- und Bildungsgängen als bedeutsam, wird jedoch unterschiedlich als didaktisches Prinzip konstituiert. Während Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern vorrangig durch ein unbewusstes, implizites didaktisches Handeln vermittelt wird (s. Abstract von Prof’in Dr. Sylvia Kägi), ist Persönlichkeitsorientierung in den Rahmenrichtlinien für das Fach Pädagogik / Psychologie im Fachgymnasium – Gesundheit und Soziales – Schwerpunkt Sozialpädagogik explizit ein didaktisches Prinzip. Die Auseinandersetzung mit den pädagogischen und psychologischen Themenbereichen ist dem primären Ziel der Studierfähigkeit zugeordnet, soll jedoch zugleich den Schülerinnen und Schülern „eine fachorientierte Auseinandersetzung mit ihrer persönlichen Entwicklung ermöglichen“ (S. 3).

In diesem fachgymnasialen Bildungsgang sollen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Kenntnisse und Kompetenzen erwerben, die sie befähigen, den vielfältigen Anforderungen des Studiums und (sozial-)pädagogischer Berufe gerecht zu werden.

Personalkompetenz als Bestandteil einer beruflichen Handlungskompetenz wird hier u.a präzisiert als

  • Bereitschaft und Fähigkeit, die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen,
  • Entfaltung der eigenen Begabungen
  • Konkretisierung und Fortentwicklung der Lebenspläne
  • Entfaltung personaler Eigenschaften wie Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein,
  • Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und einer selbstbestimmten Bindung an Werte. 

Für eine SozialdidaktikSozialdidaktik|||||Sozialdidaktik  ist eine eigenständige Didaktik zur professionelle Ausgestaltung von Lehr- und Lernzusammenhängen in sozialpädagogischen Ausbildungsberufen,  die auf dem Kontext von sozialem und pädagogischen Denken, Konzipieren und Handeln basieren. ergeben sich damit folgende Fragen: In der Auseinandersetzung mit welchen Themenstellungen kann diese Entwicklung der Personalkompetenz besonders gefördert werden? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Inszenierung von Unterricht? Welche Hinweise für die konkrete Unterrichtsgestaltung lassen sich daraus ableiten? Was bedeutet dies für die unterrichtliche Kommunikation und Interaktion?

In den letzten Jahren haben pädagogische Ansätze von der Selbstbildung des Kindes insbesondere durch Hirnforschung, Lern- und Entwicklungspsychologie neuen Auftrieb erhalten. Das Modell vom Kind als einer kompetenten Person, die eigenaktiv und selbständig sich selbst und die Welt erforscht, und von der ko-konstruktiven Aneignung von Welt erfordert eine sozialdidaktische Antwort: Wie sollte ein Unterricht organisiert und praktiziert werden, der das Bild vom Kind als kompetenter Person und der ko-konstruktiven Weltaneignung nicht nur vermittelt, sondern erfahrbar macht?  

These: Im Modell der ko-konstruktiven Aneignung von Welt wird eine spezifische Aufwertung der Persönlichkeit erkennbar. Diese Persönlichkeitsorientierung gelingt gut,  wenn sie sich auf Lehrerinnen/Lehrer und Schülerinnen/Schüler bezieht.

Leitlinien und Wege kann hier die „Kunst des Lehrens“[1] aufzeigen.

 



[1] Krüssel, Hermann (2009): Die Kunst des Lehrens. Schneider-Verlag Hohengehren. 


 


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