Bewegte Kinderkrippe

Inhaltsverzeichnis

  1. Bewegung – ein Querschnittsthema
  2. Bewegung aus der Entwicklungsperspektive
  3. Bildungsraum Kinderkrippe
  4. Das Zusammenspiel von Raum und Bewegung
  5. Das pädagogische Konzept der Bewegungskrippe
  6. Bewegungsfreude der pädagogischen Fachkräfte
  7. Analyse der Ist-Situation
  8. Gemeinsam bewegen und handeln
  9. Impression aus der Praxis
  10. Literatur

Gesamten Beitrag zeigen

 

Bewegung aus der Entwicklungsperspektive


Bewegung ist gleichermaßen Ausdrucksform und Grundbedürfnis von Krippenkindern. Sie erschließen sich ihre Umwelt über Bewegungsaktivitäten. Das Lernen durch eigenes Erfahren, durch Ausprobieren und durch Nachahmen – dieses Lernen aus „erster Hand" gilt als zentrale Lernform kleiner Kinder (Schäfer 2003). Bewegung und Lernen bilden in den ersten Lebensjahren eine untrennbare Einheit. Der Drang zur Bewegung gilt ebenso wie die Neugierde und das Explorationsverhalten als angeborene Verhaltensweise. Aus eigenem Antrieb erkunden schon Säuglinge ihre Umwelt, experimentieren und probieren aus (Dornes 1993; Gopnik, Kuhl, Meltzoff 2003). Zugleich müssen und wollen sie lernen sich fortzubewegen, um die Welt aktiv erkunden zu können. Beim alltäglichen Spielen und Bewegen erweitern sie Stück für Stück ihr Bewegungsrepertoire, und mit jedem weiteren Schritt, jedem Erfolgserlebnis entwickeln sie Selbstvertrauen (Pikler 2001).

Dabei entwickelt sich jedes Kind nach einem genetisch festgelegten inneren Muster und in seinem individuellen Tempo. Dieses Muster setzt sich aus bestimmten Meilensteinen (Meilensteine der Bewegungsentwicklung von der Rückenlage zum Gehen: Drehen / Wälzen / Rollen – Robben / Kriechen / Krabbeln / Vierfüßlergang – Sich Aufsetzen – Aufstehen – freies Stehen und Gehen) (vgl. Pikler 2001) zusammen, die jedes Kind in ähnlicher Weise passiert. Trotzdem ist die Bewegungsentwicklung ein individueller Prozess. Manche Kinder überspringen eine Stufe, andere „arbeiten" an zwei Stufen gleichzeitig. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, manche Entwicklungsphasen werden schnell, manche langsam durchlaufen. Wann ein Kind mit einem bestimmten Entwicklungsschritt beginnt, also z. B. mit dem Krabbeln anfängt oder die ersten Schritte macht, hängt zum größten Teil vom Reifungsprozess ab. Die nächste Stufe kann immer erst erreicht werden, wenn die Anlagen im Kind dazu ausgereift sind.

Deshalb ist es von Bedeutung, in welcher Umgebung ein Kind aufwächst und welche Möglichkeiten diese zum selbständigen Bewegen bietet. Neben Menschen, die Kinder kompetent, wertschätzend und anerkennend begleiten, spielt die räumliche Umgebung eine tragende Rolle. Wenn sie können, sind Krippenkinder den ganzen Tag über in Bewegung. Selbständig probieren sie Bewegungsarten aus und üben fortwährend Greifen, Drehen, Rollen, Krabbeln, Kriechen, Kreiseln, Schaukeln, Wippen, Balancieren, Klettern, Hüpfen, Rutschen, Springen.

Mit Hilfe von Körpererfahrung und Sinneserfahrungen bilden Kinder Begriffe. Gezielte Bewegungsangebote im Raum helfen ihnen, eine Vorstellung von hoch-tief, oben-unten, vorne-hinten zu entwickeln. Durch körperliches Handeln lernen sie Ursachen und Wirkungszusammenhänge kennen (von Dieken 2002). Gerade im Krippenalter sollte deshalb Bewegung jederzeit möglich sein. Können sich Kinder im Alltag viel und frei bewegen und bestimmte Bewegungsabläufe immer wieder üben, werden sie sicherer und entwickeln Umsicht und Selbstvertrauen. Auch die räumliche Umgebung kann die Bewegungsentwicklung sowie das bewegte Lernen positiv unterstützen.

 



Verwandte Themen und Schlagworte