Fachberatung - Bestandsaufnahme der WiFF

Die Fachberatung in Deutschland ist durch eine große Vielfalt im Hinblick auf Aufgaben, Rollen und Rahmenbedingungen gekennzeichnet. Zuweilen macht das System der Fachberatung dabei den Eindruck einer undurchschaubaren „Blackbox“. Einen wichtigen Ansatz zur Transparenz bietet die WiFFWiFF|||||WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern.-Studie „Fachberatung in Deutschland“ von Jan Leygraf, die als Vollerhebung mit einem postalisch versendeten Fragebogen durchgeführt wurde. Von 1.266 angeschriebenen FachberaterInnen nahmen 659 aus allen Bundesländern und allen großen Trägern an der Befragung teil. Im Folgenden fassen wir zentrale Ergebnisse der WiFF-Studie zusammen. Die gesamte Studie steht unten für Sie zum Download bereit.

 

 

Aufgabenprofil

FB Arbeitsanteile highDie WiFF-Studie bestätigt ein sehr vielfältiges Aufgabenprofil der Fachberatungen. Mit 87% nimmt die Beratung und Begleitung von Leitung, pädagogischen Fachkräften und Teams dabei die Spitzenposition ein. Gefolgt wird sie von Konzeptions- und Organisationsentwicklung von KiTas (78%), der Organisation des Erfahrungsaustauschs von KiTas (70%) und der Planung von Fort- und Weiterbildung (63%). Im Durchschnitt haben 54% der FachberaterInnen dabei auch eine Aufsichtsfunktion, die jedoch sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Rund 60% der Befragten übernehmen auch Aufgaben in der Finanzverwaltung, wobei hier starke Schwankungen zwischen den verschiedenen Trägern (z.B. Katholische Träger oder AWO) festzustellen sind.

Insbesondere auch im Zuge des Krippenausbaus hat sich das Aufgabenprofil in den letzten drei Jahren bei knapp 50% der FachberaterInnen geändert – hinter dem Thema Krippe liegt das Thema Qualitätsentwicklung und –management dabei an zweiter Stelle.

Aufgrund der Aufgabenvielfalt kann rund die Hälfte der FachberaterInnen aus Zeitmangel ihre Fort-und Weiterbildungsfunktion nicht im gewünschten Umfang ausüben und immerhin noch ein Drittel fühlt sich durch fachberatungsferne Themen belastet.

 

Zu betreuende KiTas

Eine extreme Spannweite ergab die Befragung zu der Anzahl der von den FachberaterInnen zu betreuenden KiTas – sie liegt zwischen einer und 600. 45% sind dabei für 25 oder weniger Einrichtungen zuständig, rund 20% für 26 – 50 und knapp 35% für mehr als 50 Einrichtungen verantwortlich. Entsprechend unterschiedlich (und zusätzlich abhängig von der Entfernung der KiTas untereinander und der jeweiligen Arbeitszeit der FachberaterInnen) fallen auch die Art und die Häufigkeit des Kontaktes zwischen Fachberatung und KiTas aus. Drei Viertel der Fachberatungen haben zu allen ihren Einrichtungen persönlichen face-to-face-Kontakt, aber 3% haben ausschließlich Kontakt per Telefon, E-Mail oder Brief. Grundsätzlich besuchen Fachberatungen in stark ländlich geprägten Gebieten mit weit auseinander liegenden KiTas ihre Einrichtungen seltener als jene mit kleineren und konzentrierteren Zuständigkeitsbereichen.

Knapp die Hälfte der befragten FachberaterInnen beklagt letztlich, dass sie für zu viele Kindertageseinrichtungen zuständig seien.

 

Alter, Tätigkeitsdauer und Berufsausbildung

Im Schnitt sind die befragten FachberaterInnen 49 Jahre alt, der Großteil von ihnen ist zwischen 40 und 60. Viele haben dabei bereits eine große Berufserfahrung: 45% sind zwischen 2 und 10 Jahren und mehr als ein Drittel sogar länger als zehn Jahre als FachberaterIn tätig.

FachberaterInnen, für die es keine spezielle Ausbildung gibt, verfügen insgesamt über ein hohes Ausbildungsniveau: 82% haben das (Fach-) Abitur und ebenso viele verfügen über ein (Fach-) Hochschulabschluss. 16% geben ErzieherIn als höchsten beruflichen Abschluss an.

Viele FachberaterInnen haben Zusatzqualifikationen erworben, jedoch nur 44% eine Fachberatungs-spezifische. Mehr als zwei Drittel haben andere oder weitere Zusatzqualifikationen, insbesondere zu Qualitätsmanagement, Coaching / Supervision, Beratung / Gesprächsführung oder Systemisches Arbeiten.

Rund ein Drittel der FachberaterInnen sind in Vollzeit (zwischen 34,5 und 45 Stunden) beschäftigt, ein weiteres Drittel mit ungefähr einer halben Stelle. Gut 20% arbeiten bis zu 16,5 Stunden.

 

Weiterbildung

Im Durchschnitt nahmen 78% der befragten FachberaterInnen in den vergangenen 12 Monaten an drei Fort- bzw. Weiterbildungsveranstaltungen teil. 22% nahmen an keiner teil. Insgesamt resümiert die WiFF-Studie eine hohe Fort- und Weiterbildungsaktivität der FachberaterInnen.

Die Themen der besuchten Veranstaltungen zeigten sich als vielfältig, aber am häufigsten wurden folgende fünf Themen genannt:

  • Kinder unter drei Jahren
  • Qualitätssicherung und –management
  • Kindeswohlgefährdung
  • Speziell zur Fachberatungstätigkeit
  • Inklusion beeinträchtiger Kinder

40% der befragten FachberaterInnen bewerteten allerdings das Themenspektrum der beruflichen Fort- und Weiterbildungsangebot für sie als nicht ausreichend. Lücken sehen sie insbesondere im Hinblick auf organisatorische und rechtliche Fragen im Arbeitsalltag in der KiTa, aber auch zu Supervision, Beratung und Gesprächsführung sowie Konfliktmanagement.

 

Kooperation und Vernetzung

Die Fachberatungen arbeiten bei der Konzeption und inhaltlichen Ausgestaltung der Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften in den KiTas eng mit einer Vielzahl von anderen Institutionen zusammen – insbesondere mit Fachschulen, Weiterbildungseinrichtungen / WeiterbildnerInnen, Jugendämtern, Sozialpädagogischen Diensten und Trägerverbänden. Entsprechend konstatiert die WiFF-Studien einen hohen Grad an Vernetzung und Kooperation.

 

Konsequenzen / Empfehlungen

FB Verbesserungsvorschläge highDie WiFF-Studie bestätigt das vorhandene Bild eines sehr heterogen aufgestellten Systems der Fachberatung. FachberaterInnen selber wünschen sich häufig weniger Einrichtungen pro Fachberatung, eine klareres Aufgabenprofil und eine stärkere Spezialisierung auf Kernbereiche.

Als wünschenswert führt die WiFF-Studie in diesem Sinne auch die Belegung spezieller Kurse für die Arbeit von FachberaterInnen und die Vermittlung einheitlicher Zusatzqualifikationen für alle Fachkräfte der Fachberatung an. Dies könnte zur Konturierung des Handlungsfeldes und zu einem gemeinsamen Arbeitsverständnis beitragen.

Als erstaunlich konstatiert die WiFF-Studie, dass FachberaterInnen zwar mit einer Vielzahl anderer Institutionen vernetzt sind, aber nur selten untereinander. Hier sei ein regerer Austausch, auch im Rahmen der kollegialen Beratung oder der Kooperation mit Fachberatungen anderer Träger sinnvoll.

 

Weitere Fachbeiträge zum Thema:

 

Fachberatung - Definition und Aufgaben

Fachberatung - Positionspapier des Deutschen Vereins

Fachberatung im internationalen Kontext

 

 

 



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