Eingewöhnung: Modelle und Rahmenbedingungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Berliner Eingewöhnungsmodell
  2. Münchener Eingewöhnungsmodell
  3. Aspekte der erfolgreichen Eingewöhnung

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Aspekte der erfolgreichen Eingewöhnung

Es gibt bislang keine systematischen Untersuchungen, aber Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass beide genannten Modelle, wenn sie richtig umgesetzt werden, funktionieren. Empfohlen wird, dass bei der Aufnahme mehrerer Kinder höchstens zwei Kinder pro Woche mit der Eingewöhnung beginnen sollten. Da auch unter günstigen Voraussetzungen im Eingewöhnungsprozess hohe Anpassungsleistungen von den Kindern verlangt werden, die sehr erschöpfend sind, sollten die Kinder während der ersten Wochen die Kita außerdem nur halbtags besuchen.

Eine erfolgreiche Eingewöhnung zeigt sich darin, dass sich das Kind nach der Trennung von der Fachkraft trösten lässt, es danach neugierig den Raum erkundet und sich für die anderen Kinder interessiert, gemeinsam mit den anderen isst und sich von der Erzieherin wickeln und ohne Ängste schlafen legen lässt.

Bereits in den 1980er-Jahren wurde in einer Studie von Laewen (1989) an der Freien Unsiversität Berlin festgestellt,  dass Kinder, die professionell eingewöhnt wurden und in den ersten drei Tagen von einem Elternteil ohne Trennungsversuch begleitet wurden, viermal weniger häufig im ersten halben Jahr erkrankten als Kinder, bei denen es schon in den ersten drei Tagen zu Trennungen gekommen war.

Die Wiener Krippenstudie, die von 2007 bis 2012 unter anderem von Datler durchgeführt wurde, zeigte auf, dass es von der Qualität der Einrichtung, aber auch vom Temperament der Kinder und Mütter, vom kindlichen Bindungsverhalten sowie vom Verhalten der Fachkräfte abhängt, wie gut und rasch die Eingewöhnung gelingt. Ein zentrales Ergebnis war, dass die Kinder selbst einen großen Beitrag zu einer gelungenen Eingewöhnung leisten. Es wurde festgestellt, dass die Kinder es umso einfacher haben, je stärker sie ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. Meistens wurden die Kinder nämlich nur dann getröstet, wenn sie weinten. Die Kinder hingegen, die ihre Gefühle nicht nach außen zeigten, erhielten wenig bis keinen Trost und litten „still“ vor sich hin. Sie zeigten ein inneres Rückzugsverhalten, was dadurch sichtbar wurde, dass sie ziellos umher wanderten und beispielsweise ins Leere starrten. Häufig folgte darauf auch aggressives Verhalten. Aus diesem Grund ist gerade diesen Kindern eine besondere Aufmerksamkeit in der Eingewöhnung zu widmen, damit ihr Verhalten nicht als „gut eingewöhnt“ fehlinterpretiert wird.
 

Fazit

Eine entwicklungsorientierte und individuelle Eingewöhnung ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass Kinder einen guten Start in der Kita haben und von den Bildungsangeboten sowie von dem Austausch mit den anderen Kindern profi tieren können.

Ein guter Personalschlüssel und hoch qualifizierte Fachkräfte, die nach einem anerkannten Eingewöhnungskonzept arbeiten, erleichtern es den Kindern, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Deshalb sollten gerade jetzt – parallel zum Krippenausbau – dringend die strukturellen Rahmenbedingungen verbessert und mit einer entsprechenden finanziellen Ausstattung hinterlegt werden.

 
Erstveröffentlichung unter dem Titel "Gemeinsam einleben" in: Meine Kita – Das didacta Magazin für den Elementarbereich, Ausgabe 3/2013, Seite 4 - 7. Übernahme mit freundlicher Genehmigung von "Meine KiTa"


Zum Weiterlesen:

Berliner Eingewöhnungsmodell

Das Münchener Eingewöhnungsmodell
  
Das Partizipatorische Eingewöhnungsmodell




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