Gesundheitliche Belastung von ErzieherInnen - Studienergebnisse


Der Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers gilt als gesundheitlich stark belastend. Im Gesamtvergleich des Öffentlichen Dienstes sind krankheitsbedingte Ausfallzeiten von Erzieherinnen und Erziehern überdurchschnittlich hoch. Das Forschungsprojekt "STEGE – Studie zu Strukturqualität und Erzieher-Innengesundheit in Kindertageseinrichtungen" von Susanne Viernickel und Anja Voss, Professorinnen an der Alice Salomon Hochschule (ASH), Berlin, hat den Einfluss der Rahmenbedingungen auf die Gesundheit der PädagogInnen untersucht. Ergebnis: Strukturelle Verbesserungen sind dringend nötig.

Infekte, Rückenschmerzen (Muskel-Skelett-Erkrankungen) und insbesondere psychische Belastungen führen Studien zufolge zu hohen Ausfallzeiten des Personals in Kindertageseinrichtungen. Seit Einführung der Bildungsprogramme für den frühkindlichen Bereich im Jahr 2004 müssen PädagogInnen neben Erziehungsaufgaben zunehmend auch Bildungsansprüche erfüllen. Es wird von ihnen zudem ein hohes Maß an Selbst-Reflexivität und forschender Haltung erwartet, sie sollen offen und wertschätzend mit der Verschiedenartigkeit und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder umgehen, eigenverantwortlich handeln sowie flexibel und sensibel situationsbezogen reagieren können. "Wir fanden heraus, dass sich – je nach Ausbildung und beruflicher Kompetenz – viele Erzieherinnen und Erzieher überfordert fühlen", so Projektleiterin Anja Voss. "Umgekehrt stellte sich aber auch heraus, dass berufliche Kompetenz – neben Selbstwirksamkeit und Identifikation mit dem Beruf – als stärkste persönliche Ressource erlebt wird."

Strukturelle Rahmenbedingungen können negativ oder positiv wirken

Unter Strukturqualität fasst man neben rechtlichen, sozialen und organisatorischen Rahmenbedingungen auch die finanzielle, materielle und personelle Ausstattung (Einkommen, Fachkraft-Kind-Relation, Gruppengröße, Alterszusammensetzung, Berufserfahrung, Qualifikation, Höhe der Fluktuation und Raumangebot) zusammen.

Die Einstellung gegenüber diesen strukturellen Rahmenbedingungen ist ambivalent. Je nach grundsätzlicher Haltung gegenüber dem ErzieherInnen-Beruf können sie als bereichernd oder belastend empfunden werden. Die Einen motiviert die Vielfalt der Anforderungen, andere empfinden sie als überfordernd, oder die Arbeit mit Kindern wird z.B. grundsätzlich als sinnstiftend und erfüllend erlebt, andererseits werden gleichzeitig manche Kinder als anstrengend empfunden.

Der Zusammenhang zwischen Rahmenbedingungen auf der einen und Belastung (bzw. Ressource) und negativer (bzw. positiver) Wahrnehmung von Beanspruchung auf der anderen Seite wurde nun erstmals untersucht. Wichtige persönliche Ressourcen für lösungsorientiertes Handeln sind der Studie zufolge die berufliche Kompetenz, Selbstwirksamkeitsüberzeugung und die Identifikation mit dem Beruf. Wie lässt sich nun die Gesundheit konkret fördern? Es sind dies die Handlungsfelder Ressourcen (erkennen und fördern), Organisationsentwicklung, betriebliches Gesundheits-management, Arbeits- und Gesundheitsschutz.




Studienergebnisse im Überblick:



Als besondere Beanspruchungen am Arbeitsplatz Kita zeigen sich







 

Als besondere Ressourcen am Arbeitsplatz Kita zeigen sich






 

Fazit

Die Studie zeigt eindeutige Zusammenhänge zwischen strukturellen Rahmenbedingungen in Kitas und dem Gesundheitszustand der pädagogischen Fachkräfte auf: Schlechte strukturelle Rahmenbedingungen wie zu wenig Zeit, räumliche, finanzielle und personelle Ausstattungsmängel, geringe Arbeitsplatzsicherheit, keine festen Pausenzeiten, fehlende Einrichtungsbesprechungen oder Supervisionsangebote erhöhen das Risiko für verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen. Dazu gehören z.B. eine schlechteres subjektives Gesundheitserleben, häufigere chronische Erkrankungen und psychische Störungen sowie Beeinträchtigungen im Alltag. Fachkräfte mit schlechten strukturellen Rahmenbedingungen zeigen unter Kontrolle von persönlichen Faktoren wie bspw. Alter, privater Belastung bzw. Unterstützung, arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern oder individuellem Gesundheitsverhalten ein 2,6-fach höheres Risiko, Leitungskräfte ein 2,5-fach höheres Risiko für eine eingeschränkte Arbeitsfähigkeit als ihre Kolleg/innen mit guten strukturellen Rahmenbedingungen. Als Schutzfaktoren kristallisieren sich ein gutes Teamklima, ein hoher Handlungsspielraum, viel Bewegung auf der Arbeit, hohe Unterstützung von Weiterbildung durch die Einrichtung und ein hohes Ausmaß an beruflicher Gratifikation wie Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit und Anerkennung heraus.


Quelle: Bildungsklick / Projektwebsite

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