Kinder mit und ohne Behinderung in einer KiTa

WiFF-Expertise Nr. 33

Deutschland hat sich mit der Ratifizierung der UN Behindertenrechtskonvention auf ein inklusives Bildungssystem verpflichtet: Bildungsinstitutionen sind aufgefordert, sich für eine gleichberechtigte Partizipation von Kindern mit und ohne Behinderung zu öffnen. Unklar bleibt, wie Inklusion konkret umgesetzt werden soll, um eine selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen. Ulrich Heimlich zeigt in seiner unten zum Download angebotenen Expertise für die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFFWiFF|||||WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern.), wie sich Kindertageseinrichtungen wandeln müssen und welche Kompetenzen Fachkräfte für diesen Prozess benötigen. Als ersten Schritt in Richtung einer gelingenden Inklusion stellt er ein Modell vor, das auf mehreren Ebenen der Kita ansetzt und sämtliche Interaktions- und Steuerungsprozesse einbezieht:

Kinder mit individuellen Bedürfnissen
Fachkräfte in inklusiven Einrichtungen haben die Aufgabe, Kinder mit einer Vielfalt an Heterogenitätsdimensionen wie Alter, Geschlecht, kultureller Hintergrund und Behinderung gleichberechtigt zu fördern, ihre individuellen Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf das Förderangebot auszurichten. Sie benötigen dafür erweiterte Fachkenntnisse, eine pädagogisch-diagnostische Kompetenz sowie besondere Beobachtungsfähigkeiten. Zu-dem ist eine kontinuierliche Selbstreflexion der eigenen Wahrnehmung von Heterogenität erforderlich.

Inklusive Lern- und Spielsituation
Inklusionsentwicklung wird durch das gemeinsame Spiel von Kindern mit und ohne Behinderung bestimmt, wobei spielen und lernen eng miteinander verbunden sind. Fachkräfte müssen inklusive Spiel- und Lernsituationen planen, durchführen und evaluieren können. Dazu gehören auch die flexible Gestaltung von Räumen und die Auswahl eines multisensorischen Angebots an Spielmitteln.

Multiprofessionelles Team
Bei der inklusiven Bildung, Betreuung und Erziehung arbeiten Fachkräfte im Team mit Therapeutinnen und Therapeuten sowie Heilpädagoginnen und Heilpädagogen zusammen. Die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams und die Fähigkeit zur Teilnahme an Teamentwicklungsprozessen ist Voraussetzung für die Inklusionsentwicklung.

Inklusive Kindertageseinrichtungen
Inklusive Kitas stellen ihr gesamtes pädagogisches Konzept unter das Leitbild der Inklusion und entwickeln es kontinuierlich weiter. Fachkräfte benö-tigen die Kompetenz, die gemeinsame Zielvorstellung einer inklusiven Ein-richtung zu formulieren und über das pädagogische Konzept zu reflektieren.

Externe Unterstützungssysteme
Inklusive Kitas können die tägliche Arbeit nur bewältigen, wenn sie Eltern, weitere Fachkräfte wie Therapeutinnen und Therapeuten sowie soziale Dienste und Frühförderstellen einbeziehen. Damit haben Fachkräfte in inklusiven Kitas verstärkt Aufgaben im Bereich der Vernetzung.

„Die Expertise zeigt, dass Inklusion eine Qualitätsentwicklung in Kitas erfordert, um allen Kindern eine Chance auf Teilhabe zu ermöglichen“, sagt WiFF-Referentin Tina Friederich.


Über den Autor
Ulrich Heimlich ist seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Lernbehindertenpä-dagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Schwer-punkte liegen in den Bereichen der inklusiven Förderung und Inklusionsfor-schung sowie in der präventiven Förderung und Spielpädagogik, bezogen auf Lernschwierigkeiten.


Quelle: WiFF


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