Schörl-/ Schmaus Pädagogik

Ausgewählte Aspekte

Inhaltsverzeichnis

  1. Raumteilverfahren
  2. Nachgehende Führung
  3. Spiel und Gestalten als Herzstück und Königsweg
  4. Gruppenstrukturierung und Gruppenstärke
  5. Tagesablauf
  6. Glaubenserziehung
  7. Kritik
  8. Fazit
  9. Literatur

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Gruppenstrukturierung und Gruppenstärke

Die Kindergartenpädagogik der 1950er und 1960er Jahre bevorzugte verstärkt die altersgleiche Gruppenform, die Teilung der Kinder nach Altersklassen. Demgegenüber favorisiert die Schörlpädagogik die altersgemischte Gruppenstrukturierung, die Zusammenfassung von zwei-/drei- bis sechs-/siebenjähren Kindern. Diese Gruppenform lässt weniger Kollektivdruck zu, der im Gegensatz dazu von einer Gruppe Gleichaltriger ausgeht. Entwicklungsverzögerte Kinder „kommen in altersgleichen Gruppen immer zu kurz, ebenso jene, deren Charakter einer tiefergehenden Anpassung widerstrebt“ (ebd., S. 84). Außerdem erhöht die altersgleiche Gruppe den Leistungsdruck der Kinder untereinander:

„Diese Ansicht scheint gerechtfertigt durch etwas, das viele als Zug der Zeit bejahen: Ein Streben, immer schneller und wendiger zu sein, immer größer, stärker, klüger und mehr zu sein und zu haben als andere. Dieser Zug unserer Zeit, der vor den Erwachsenen... auf die Kleinen übertragen wird, verstärkt den in der altersgleichen Gruppe unvermeidbaren Leistungsdruck der Kinder untereinander auf ein sehr ungesundes Maß“ (ebd.).

Anknüpfend an die Erkenntnisse der sozialen Gruppenpädagogik nach Herbert Lattke (1909 -1990) ist für die Schörlpädagogik die Anzahl von 20 bis 26 Kindern die pädagogisch adäquate Gruppenstärke. Eine viel niedrigere Zahl erscheint „deshalb nicht richtig zu sein, weil schon bei weniger als 20 Kindern das sozialpädagogische Element in Frage gestellt wird, das Zusammenspiel des Neben-, Mit- und Füreinanders dann nicht in ausreichendem Maße gegeben ist“ (ebd., S. 89). Bei Überschreitung der zulässigen Kinderzahl verstärkt sich die Massensituation, die „das Wachsen sozial wertvollen Lebens [verhindert; M. B.], indem sie eine soziale Enthemmung begünstigt. Die Beziehungen der Kinder untereinander sind von dem seelischen Klima ihrer Umgebung abhängig; sie formen sich durch Massensituation negativ, weil diese ein zu rauhes oder auch ein überhitztes seelisches Klima erzeugt. Darin geraten Kleinkinder entweder in eine zu scharf akzentuierte Abwehr oder aber in eine Art Unterwerfung unter andere Kinder. Die Robusteren haben dann viel Gelegenheit, Schwächere zu beherrschen; diese ‚gehen unter‘... Darum darf der Kindergarten nicht zu einer Stätte der Massenlenkung herabsinken; er darf nicht bloß ein Massenquartier für kleine Kinder sein“ (ebd., S. 21 f).