Sprachentwicklung und Sprachbildung im Kindergarten

Inhaltsverzeichnis

  1. Geborgenheit und Resonanz
  2. Empathie und Sprache
  3. Sprachentwicklungsphasen
  4. Haltung der Erzieherin
  5. Dialogrunden und Erlebnisse der Kinder
  6. Nachdenken über das eigene sprachliche Handeln
  7. Literatur

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IX. Nachdenken über das eigene sprachliche Handeln

In regelmäßigen Abständen sollten sich Erzieherinnen im Rahmen einer Selbstreflexion ihres sprachlichen Handelns die folgenden Fragen stellen:

  • Zeige ich Interesse an dem, was Kinder machen und wie sie es machen?
  • Begleite ich ihre Aktivitäten sprachlich?
  • Achte ich darauf, dass neue Wörter in ihrem Zusammenhang erlebt und verstanden werden?
  • Unterstütze ich die Kinder bei ihren Interaktionen?
  • Korrigiere ich das Sprechen der Kinder, indem ich Moduliertechniken einsetze?
  • Stelle ich Fragen zu unvollständigen Äußerungen und bringe ich sie – falls erforderlich - in die grammatikalisch richtige Form?
  • Ermuntere ich die Kinder zu Rollenspielen und beteilige ich mich an Spielsituationen?
  • Bringe ich genügend Ideen mit in den Alltag?
  • Setze ich  anregende methodische Möglichkeiten ein (Erzählkoffer)?
  • Achte ich bewusst darauf, was Kinder mir mitteilen wollen?
  • Schreibe ich möglichst oft ihre Erzählungen und Berichte für sie auf?
  • Bin ich in meinem sprachlichen Handeln authentisch?
  • Rege ich die Kinder an, angemessen über ihre Konflikte zu sprechen?


 

X. Ausblick:Empathie – Kommunikation - Zukunft

Ein Kind braucht auf seinem Weg zu einer autonomautonom|||||Autonomes Handeln beinhaltet den Zustand der Selbstständigkeit, Unabhängigkeit Selbstbestimmung, Selbstverwaltung oder Entscheidungsfreiheit.en Persönlichkeit zugewandte Erwachsene (Eltern, Großeltern, Freunde, Geschwister, Erzieherinnen, Lehrer), die Interesse an seiner Entwicklung haben, seine Eigenaktivitäten unterstützen und auch wertschätzen. Auf diese Weise entwickelt ein Kind Interesse an sich und seiner Umwelt. Es sammelt durch konkretes Tun Erfahrungen, die als Wissen gespeichert werden. Dabei setzt es immer differenziertere Formen der Selbst- und Welterkenntnis ein. Wissen, Denken, Fühlen und Handeln stehen in diesem Prozess in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass Empathie als eine entscheidende Quelle für eine gut verlaufende individuelle und auch gesamtgesellschaftliche Entwicklung anzusehen ist. Eine moralisch handelnde Person bezieht die Interessen der Anderen mit ein - der Egoist denkt nur an die Optimierung der eigenen Interessen. (Nidda-Rümelin 2012)

Eine humane Gesellschaft beruht auf der menschlichen Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden, Rücksicht zu nehmen und mit anderen zu kooperieren. Der einzelne Mensch sollte ein Leben führen können, in dem ein freundschaftliches und liebevolles Miteinander die bestimmenden Faktoren sind. Damit wir empathisch miteinander umgehen, braucht es die Überzeugung, dass ein anderer die gleiche Daseinsberechtigung hat wie wir und genauso einzigartig ist wie wir selbst. Die Menscherrechte sind dafür ein einzigartiges Dokument.

Empathie ist der Boden, auf dem demokratische Verhältnisse wachsen und gedeihen können. In einer Welt ohne Empathie fehlt nicht nur das, was das Menschsein überhaupt ausmacht, es fehlt auch die Grundlage für ein demokratisches Wertesystem.  Auch ökonomischer Erfolg basiert auf einer verlässlichen Kommunikation. Und die beherzigt unverzichtbare Regeln wie Wahrhaftigkeit und Vertrauen.

Vor diesem Hintergrund wird die herausragende Bedeutung gelingender Dialoge deutlich, die auf einer empathischen Grundsituation beruhen. Eine kompetente Person verfügt über die Fähigkeit, im konkreten Einzelfall angemessen zu handeln. Damit diese Prozesse gelingen können, müssen Kinder und Jugendliche ihre Gedanken, Ideen und Absichten anderen transparent machen können. Sie müssen sich also eine Kommunikationskompetenz aneignen. Und schließlich gehören emotionale und soziale Fähigkeiten wie Toleranz, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft dazu. Man muss sich auch in die Gedankenwelt anderer hineinversetzen können (Empathie). Wer einen verantwortungsbewussten Umgang mit sich selbst, den anderen Menschen und mit der Natur pflegt, kann als gereifte Persönlichkeit angesehen werden. Ein solcher Mensch hat die Fähigkeit zu einem selbstständigen und solidarischen Handeln entwickelt. Er ist in der Lage, Anteil am kulturellen und politischen Leben zu nehmen. Damit ist die Entwicklung zu einer verantwortungsbewussten Persönlichkeit skizziert. Kommunikative Kompetenz ist mehr als das Verwenden von Wörtern und das richtige Aussprechen von Sätzen. Die Entwicklung einer kommunikativen Kompetenz beginnt in der frühen Kindheit.

 



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