Verpflegungskonzept für KiTas
Im Interview mit der Vernetzungsstelle Kita-Verpflegung zeigt Sonja Fahmy, Ansprechpartnerin für den Fachbereich Kitaverpflegung bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V., auf, wie ein KiTa-Verpflegungskonzept zu entwickeln ist und welche Bestandteile es enthalten sollte.- Frau Fahmy, warum empfehlen Sie Kitas die Erstellung eines Verpflegungskonzeptes?
- Wie sollte ein Kita-Team bei der Entwicklung vorgehen? Welche Schritte sind Ihrer Meinung nach sinnvoll und welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?
Zunächst sollte das Bestehende in Form einer IST-Analyse zusammengefasst werden. Diese IST-Analyse ist quasi der Startpunkt, um daraus ein individuelles Verpflegungskonzept zu entwickeln. Individuell bedeutet, dass Kitas bzw. Träger die eigenen Strukturen und Gegebenheiten vor Ort im Blick haben müssen. Gleichzeitig zeigt die IST-Analyse, dass viele Aspekte schon berücksichtigt sind. Fragen zum Ablauf der Mittagsmahlzeit, zur Organisation des Frühstücks usw. sind täglicher Bestandteil und sind somit implementiert. Diese Erkenntnis ist motivierend für die Beteiligten, weil sie nicht bei Null anfangen. Apropos Beteiligte: Ein Verpflegungskonzept zu entwickeln ist nicht zwingend die alleinige Aufgabe der Kita-Leitung. Vielmehr sollte dies im Team, am besten mit Beteiligung der Eltern, geschehen.
Bei der Entwicklung eines Verpflegungskonzepts kann eine Gliederung in einzelne Handlungsfelder wie z. B. die Küche/der Essensanbieter, Mahlzeitenstrukturen, Kommunikation mit Eltern, Lebensmittelangebot etc. helfen. Anhand dieser Handlungsfelder können Einrichtungen dann ihre Aktivitäten rund um das Thema darstellen und um Maßnahmen zur Ernährungsbildung ergänzen.
Kitas bzw. Träger stehen nicht alleine vor der Herausforderung. Die bundesweiten Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung bieten mit ihrem breiten PortfolioPortfolio||||| Ein Portfolio bezeichnet ursprünglich eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im Handlungsfeld frühkindliche Bildung werden Portfolios beispielsweise wie "Ich- .Mappen" für Kinder genutzt um eigene Fortschritte zu dokumentieren. Auch in Studiengängen gibt es Beispiele, wo Portfolios als Prüfungsleistung oder Dokumentation von Entwicklungen zählen können. Unterstützung bei der Erstellung eines Verpflegungskonzepts an. Gleichzeitig hilft der DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas. Er definiert alle Aspekte und liefert Hintergrundinformationen rund um eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Kitaverpflegung. Egal, ob es um Fragen der optimalen Lebensmittelauswahl zum Frühstück und der Mittagsmahlzeit geht oder den Einsatz von Convenienceprodukten – der DGE-Qualitätsstandard liefert hierzu Antworten, die in das eigene Verpflegungskonzept integriert werden können. Rückmeldungen seitens Kitas bestätigen uns, dass dies eine große Hilfestellung ist, weil hier alle relevanten Aspekte berücksichtigt sind und dies eine weitere Fachrecherche erspart.
- Welche Aspekte sollten in einem Verpflegungskonzept thematisiert werden?
Zunächst einmal sollte eine feste Ansprechperson benannt werden, die alle Belange rund ums Essen und Trinken aufnimmt und ggf. an die entsprechenden Verantwortlichen weitergibt. Davon partizipieren die Kitas sowie Eltern gleichermaßen.
Ein weiterer Punkt ist die Darstellung des Verpflegungssystems. Dies bedeutet, dass das Verpflegungskonzept transparent aufzeigen sollte, wer die einzelnen Mahlzeiten zubereitet. Wird die Kita beliefert von einem Tiefkühlanbieter und die Speisen werden in der Einrichtung regeneriert? Kocht die Einrichtung selbst? Gibt es eine Zentralküche?
Desweitern sollte das Verpflegungskonzept konkrete Angaben zu den verschiedenen Aspekten der Mahlzeiten machen. Frühstück, Zwischenmahlzeiten und Mittagessen sollten so genau wie möglich beschrieben werden. Das betrifft einmal das Angebot auf dem Teller, aber auch die Mahlzeitenstrukturen, wie z. B gibt es ein offenes Frühstück oder ein geschlossenes Frühstücksangebot, wie sind die Essenszeiten geregelt etc.
Nicht zuletzt bietet das Verpflegungskonzept auch die Möglichkeit, das Mahlzeitenangebot bei Festen und Feierlichkeiten, die Elternbeteiligung oder auch den Umgang mit Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien darzustellen.
Ein Verpflegungskonzept ist sehr individuell und kita- bzw. trägerspezifisch. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist, dass ein Verpflegungskonzept gemeinsam getragen und umgesetzt wird. Eine theoretische Abhandlung, die die Praxis nicht widerspiegelt, führt zur Unsicherheiten bei allen Beteiligten.
- Die Qualität der Verpflegung in der Einrichtung darzustellen ist das Eine – die Esssituation und Begleitung der Mahlzeiten das Andere. Welche konkreten Tipps zur kindgerechten Gestaltung der Atmosphäre bei Tisch würden Sie Kitas mit auf den Weg geben?
Generell unterscheidet sich die Esssituation bei Kindern nicht so sehr von der Esssituation bei Erwachsenen. Ruhe und Zeit sind wichtige Faktoren, damit Essen und Trinken Freude macht. Der Tisch sollte ansprechend gedeckt sein. Jahreszeitliche Dekoration ist nicht nur nett anzusehen, sondern vermittelt den Kindern auch den Jahreskreislauf sowie die Besonderheiten von bestimmte Festen wie z. B. Weihnachten oder Ostern. Kindgerechtes Geschirr und Besteck sollten selbstverständlich sein. Nur so können Kinder lernen, richtig damit umzugehen. Tischregeln sind wichtig, um z. B. den Geräuschpegel zu reduzieren. Dies bedeutet aber nicht, dass Kinder während der Mahlzeit nicht reden dürfen. Ganz im Gegenteil: Mahlzeiten sind auch immer Austausch- und Kommunikationszeiten – egal, ob in der Familie oder in der Kita. Gleichzeitig sind sie auch Orte, an denen viele unterschiedliche Dinge gelernt und gefördert werden und die weit über das reine „Sattwerden“ hinausgehen. Sei es die Förderung der Feinmotorik, der Selbstständigkeit oder auch der Rücksichtnahme auf die Tischnachbarn. Es ist wichtig, dass Essen und Trinken immer von pädagogischen Personal professionell begleitet werden. Neben der reinen Betreuung sind Essenszeiten immer auch Bildungszeiten.
- Wo sehen Sie Unterschiede bzw. Schnittmengen zum pädagogischen Konzept
- Welche Vorteile bietet ein solches Konzept?
- Wie wichtig ist in diesem Kontext das Thema Elternkommunikation?
Selbstverständlich ersetzt das Verpflegungskonzept nicht die Kommunikation mit den Eltern. Auch hier bleiben die sogenannten Tür-und-Angel-Gespräche wichtig, um ganz alltägliche Esssituationen zu erläutern oder auch Besonderheiten zu kommunizieren. Eltern sind der wichtigste Erziehungspartner für Kitas. Daher ist hier die Zusammenarbeit elementar. Optimal ist es, wenn das Angebot zu Hause das Verpflegungsangebot in der Kita ergänzt.
Auch dies zeigt, ein Verpflegungskonzept bietet für Eltern sowie die Kita viele Vorteile, von denen am Ende die Kinder profitieren.
Das Team der Kitavernetzungsstelle sagt herzlich danke für Ihren wertvollen Beitrag.
Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung der
- Zuletzt bearbeitet am: Montag, 05. Dezember 2022 14:27 by Karsten Herrmann