Heike Heilmann

Gelebte Inklusion

Praxistipps

Inklusion sollte nicht als Theorie verkümmern, sondern zum Wohle der Kinder so gut wie möglich umgesetzt werden. Mut, Zuversicht, Engagement, Rücksichtnahme, Mitgefühl oder Anteilnahme ermöglichen eine gelebte Inklusion. Dazu gehört aber noch mehr. Unzählige kleine und große Probleme können die Umsetzung des besten Konzeptes erschweren. Dann sind konkrete Verhaltenstipps, aufgezeigte Möglichkeiten von unschätzbarem Wert. Lesen Sie hier eine Hilfestellung.

Wie in Ihrer Kita Inklusion gelebt wird, wissen Sie selbst am allerbesten. Letztlich geht Inklusion ja alle Menschen etwas an, wir sind alle Betroffene. Wie möchten Sie sich als Erzieherin/Erzieher, Kollegin/Kollege und generell als Mensch fühlen in der Kita? Was ist Ihnen wichtig in Ihrer Arbeit und in Ihrem Leben? Welche Biografien bringt Ihr Team mit in die Arbeit ein, wie „ticken“ andere eigentlich?

Um ein möglichst gutes und professionelles Arbeitsklima zu erzeugen, ist es unabdingbar, dass sich das Team mit seinen persönlichen Stärken und Schwächen kennenlernt und respektiert. Biografie-Arbeit gehört darum ebenso zu Professionalität wie Supervision und Weiterbildung. Reflektieren Sie sich, Ihre Arbeitsweise und Ihre Vorbehalte gegen gewisse berufliche Anforderungen, um herauszufinden, ob es Aspekte gibt, die inklusives Arbeiten erschweren. Und arbeiten Sie im Team an der Weiterentwicklung von Inklusion.

Erste Schritte

Möchten Sie in Ihrer Kita Inklusion einführen bzw. Ihre bisherige inklusive Arbeit verbessern, sollte zunächst jedes Teammitglied für sich Antworten auf folgende (und ähnliche) Fragen finden:

Sprechen Sie anschließend mit der Leitung im Team darüber.

Bei all diesen Fragen steht die persönliche und berufliche DispositionDisposition|||||Wörtlich gemeint ist damit sowohl eine Anordnung von Material, als auch die  physische und psychische Verfassung, Anlage, Empfänglichkeit zum Beispiel zum Lernen.  der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fokus. Genauso wenig wie ich als pädagogische Fachkraft religiöse Früherziehung nur dann befriedigend durchführen kann, wenn ich einen Zugang zur Thematik habe, kann ich kein inklusives Konzept mittragen, wenn mich bestimmte Formen von Behinderungen erschrecken oder abstoßen. Inklusives Arbeiten erfordert eine grundsätzliche Offenheit und Willkommenskultur für alle Menschen mit allem Drum und Dran. Da wird es immer wieder zu „neuen“, in der Kita noch nicht erlebten, Formen von Beeinträchtigungen kommen.

Gedanken & Impulse

Denken Sie darüber nach, welche Biografien das Team mitbringt – und wie jede pädagogische Fachkraft entsprechend ihrer Persönlichkeitsstruktur am besten in die Umsetzung der Inklusion eingebunden werden kann. Legen Sie Wert darauf, dass sich das Team gut kennt, dass sich die einzelnen Mitglieder gegenseitig respektieren. Erwägen Sie, ob neben der Biografie-Arbeit Supervision oder Weiterbildungen hilfreich sein können. Denken Sie daran, dass die persönliche Motivation einer jeden pädagogischen Fachkraft eine Voraussetzung für gelingende Integration ist.

Nach dieser reflexiven Phase können folgende und ähnliche Fragen helfen, sich zu positionieren – unabhängig davon, ob Inklusion neu eingeführt oder die bestehende Praxis verbessert werden sollte:


Konkretes für die Praxis


Elterngespräche und Elternberatung
Vorab: Jedem Teammitglied sollte die Bedeutung des Erstkontaktes zu einer neuen Familie bewusst sein. Überlegen Sie sich eventuell gemeinsam entsprechende Richtlinien.

Sind Eltern im Zweifel, ob sie ihr (schwer) behindertes oder beeinträchtigtes Kind der Obhut einer Kita überlassen sollen, kann eine erste Besprechung mit dem gesamten Team eine Entscheidungshilfe sein. So können die Eltern sehen, dass die Verantwortung gut verteilt auf kompetenten Schultern lastet. Beziehen Sie außerdem die Eltern mit ein, indem Sie sich von ihnen aufklären und informieren lassen, was in bestimmten Situationen, z. B. bei Anfällen, zu tun ist.

Haben Sie das Gefühl, dass die Eltern ihr Kind aufgrund seiner Behinderung überbehüten, haben Sie Geduld und gehen Sie Ihrem gewohnten Kita-Alltag nach mit dem Kind. Wenn die Eltern sehen, dass es ihrem Kind gut geht, dass ihm der Kita-Alltag mit den anderen Kindern guttut, werden sie allmählich loslassen. Sie können sie dabei unterstützen, indem Sie ihnen in passenden Momenten von den kleineren und größeren Erfolgserlebnissen ihres Kindes erzählen.

Werden Sie aktiv, falls Sie bemerken, dass das neue Kind schwer Anschluss findet: Sollte es sich in der Kita mit einem anderen Kind gut verstehen, regen Sie bei den Eltern einen Austausch von Telefonnummern an. Ein Treffen außerhalb der Kita kann helfen.

Herausforderungen







Entwickeln
Inklusion bedeutet, Andersartigkeit zulassen und stehen lassen zu können. Wenn ich jemanden – egal weswegen auch immer – nicht mag, dann lasse ich ihn einfach in Ruhe. Ich attackiere ihn nicht, ich mache mich nicht über ihn lustig oder diffamiere ihn nicht, ich grenze ihn nicht aus oder gehe gegen ihn vor, ich suche mir keine Verbündeten gegen ihn oder wünsche ihm etwas Schlechtes – ich lasse ihn sein, wie er ist!


Literatur


Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung aus
klein&groß 1-2019, S. 7-9




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