Exemplarische Realisierung von Bildungsplänen am Beispiel MINT

Inhaltsverzeichnis

  1. Projekt- Hintergrund
  2. Zentrale Erkenntnisse
  3. Grundvoraussetzungen
  4. Reflexion zum Zusammenhang des Projektes mit den Bildungsplänen
  5. Seite 1
  6. Seite 2
  7. Seite 3
  8. Methoden der Reflexion
  9. Weitergehende Konsequenzen

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 Modellprojekt „Bildungspläne realisieren heißt dokumentieren und reflektieren“ zeigt wichtige Voraussetzungen auf


In dem folgenden Beitrag ist dokumentiert, wie sich eine Gruppe ErzieherInnen aus verschiedenen Einrichtungen intensiv mit den jeweiligen Bildungsplänen auseinandergesetzt hat. Dabei ist besonders das WIE und der Prozess von Interesse sowie die These, dass Innovationen in Kindertagesstätten nur dann möglich sind, wenn Fachkräfte sie selbst tragen und vorantreiben. Ein Blick in andere Bundesländer kann so Impulse für die niedersächsischen Entwicklungsprozesse geben. Das Material stammt von der Abschlusskonferenz des Projektes "Bildung realisieren" am 31. Januar 2011 in Berlin.

In dem in Kooperation von verdi und der Leuphana-Universität durchgeführten Modellprojekt „Bildung realisieren“ wurde am Themenfeld „MINT“ exemplarisch erprobt, wie die Bildungspläne für den Elementarbereich umgesetzt werden können. Ausgangspunkt des Projektes war die These, dass Innovationen in Kindertageststätten vor allem dann möglich sind, wenn sie von den Fachkräften selbst getragen und forciert werden. Ein Prozess zur Qualitätsverbesserung der Kindertagesstätten beziehungsweise zur Stärkung des Bildungsbereichs „Naturwissen“ sei nur möglich, wenn pädagogische Fachkräfte dies betreiben - als Bottom-up-Prozess.

 

 Projekt-Hintergrund


Das von der Telekom-Stiftung geförderte und über 14 Monate laufende Projekt "Bildungspläne realisieren heißt dokumentieren und reflektieren" wurde an vier Standorten in den alten und neuen Bundesländern durchgeführt. Alle Einrichtungen hatten vorab erklärt, das Themenfeld MINT im Projektzeitraum intensiver erproben und bearbeiten zu wollen. Jede Einrichtung konnte sich ihren Schwerpunkt dabei selbst wählen. Auf dieser Basis sollten sie einen Bottom-Up-Prozess gestalten und damit den Realisierungsprozess eines Teilbereichs der Bildungspläne, nämlich MINT-Themen, an den "Eigensinn" und die Exemplarische Umsetzung von Bildungsplänen am Beispiel MINT

Projektdurchführung

In allen Bundesländern gibt es Bildungspläne, -programme oder -vereinbarungen für die Kindertagesstätten. Mit der Einführung dieser Bildungspläne sind die Fachkräfte in den Kindertagesstätten aufgefordert, neben ihrem Betreuungs- und Erziehungsauftrag verstärkt auch der Bildung Raum in der pädagogischen Arbeit zu geben.
Das Projekt "Bildung realisieren" begleitete die pädagogischen Fachkräfte am Beispiel des Themenbereiches „MINT“ in ihrer Auseinandersetzung mit den Bildungsplänen. Über ein Jahr wurden folgende vier Einrichtungen intensiv begleitet und unterstützt:
• Kindertagesstätte Nathmerichstraße, Dortmund (Nordrhein-Westfalen)
• Kindertagesstätte an der Lehde 12, Leipzig (Sachsen)
• Kindertagesstätte Kerschensteiner Straße, Nürnberg (Bayern)
• Kindertagesstätte Rehbachstraße, Saarbrücken (Saarland)
Jeweils einmal im Monat besuchte das Projektteam die Kindertagesstätten für einen Tag. Dabei fand jeweils eine zwei- bis dreistündige gemeinsame Teambesprechung statt, in der das pädagogische Fachkräfte-Team über das Projektthema diskutierte und reflektierte.

 


 

Zentrale Erkenntnisse

Das Projekt zeigte am Beispiel der Weiterentwicklung von Angeboten zum Themnebereich MINT, dass die Fachkräfte Innovationen in Kindertagesstätten auf besonderes wirkungsvolle Weise initiieren und tragen können, Hierfür waren jedoch entsprechende Bedingungen notwendig.
Gemeinsame Diskussionen und Reflexionen der Teams in Kindertagesstätten sind notwendige Elemente für eine Weiterentwicklung der Einrichtungen. Hierfür brauchen die Fachkräfte zwingend die entsprechende Zeit, die bundesweit mit den vorhandenen realen Personalschlüsseln nicht überall zur Verfügung steht. Einrichtungen und deren pädagogische Fachkräfte benötigen „Unterstützungssysteme“. Das Projekt zeigte, dass „Hilfe von außen“ durch wertschätzende Begleitung und Unterstützung Innovationsprozesse in den beteiligten Einrichtungen forciert. Bei Trägern können Fachberatungen diese Funktion wahrnehmen, sofern sie nicht parallel Aufgaben der Dienstaufsicht ausführen. Allerdings haben viele Träger in den letzten Jahren Fachberatungen abgebaut. Selbst wenn Fachberatungen zur Verfügung stehen, können sie sich in der Regel keine zeitintensive Unterstützung, wie sie in diesem Projekt der Fall war, leisten.
ver.di positionierte sich und fordert die Politik auf, die notwendigen Bedingungen zu schaffen, um nachhaltige Qualitätsverbesserungen in Kindertagesstätten zu ermöglichen. Dazu gehören zwingend die Verbesserung des Personalschlüssels und der Ausbau eines „Unterstützungssystems“ zur Begleitung der Kindertagesstätten.

 


Grundvoraussetzungen

Wertschätzender Umgang mit den Fachkräften
Wertschätzender Umgang mit Fachkräften ist eine zentrale Voraussetzung für gelingende ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.  sprozesse. Nur eine uneingeschränkte, wenn auch kritische Wertschätzung als Grundhaltung ermöglicht es, dass sich alle Fachkräfte einer Einrichtung auf den Weg machen können, ein eher unbekanntes - und teilweise sogar angstbesetztes Thema - wie Mathematik aktiv auszugestalten und mit den Mädchen und Jungen sowie den Müttern und Vätern über einen längeren Zeitraum zu realisieren. Die Fachkräfte bauen Unsicherheiten ab, Interesse und Motivation werden gestärkt und gefördert. So eignen sich alle MitarbeiterInnen an, offen für Entwicklung und bereit für die Erprobung zu sein bis zur erfolgreichen Umsetzung, gerade bei unterschiedlichen formalen Bildungsabschlüssen. BerufspraktikantInnen, KinderpflegerInnen, ErzieherInnen und IntegrationserzieherInnen beteiligten sich gleichermaßen intensiv an den Prozessen. Das Projekt ermutigte die Fachkräfte, sich an ein – unsicher machendes – Thema wie Naturwissenschaft heranzutrauen. Die Aussagen der KollegInnen verdeutlichen, dass sie dieses Verständnis von Bildungsprozessen auf die Kinder, sich selbst und auf die Eltern beziehen. Gerade die Bearbeitung von naturwissenschaftlichen und mathematischen Themen zeigte, dass Kinder, Fachkräfte und Eltern in einen gemeinsamen „Forschungszusammenhang“ gehen können. Wichtig ist, sich gemeinsam an Fragen heranzutrauen und sie auch gemeinsam zu bearbeiten.


Zeit
Die fachliche Begleitung erfolgte kontinuierlich (einmal monatlich). Wichtig war auch, dass die ProjektmitarbeiterInnen jeweils über einen ganzen Tag in die Einrichtungen kamen. Sie waren daher in der Lage, die geleistete Arbeit an diesem Tag zu erkennen, zu dokumentieren und sie als Basis für Diskussionen und Reflexionen in den Teambesprechungen zu nutzen. Daraus ließen sich Anforderungen an die fachliche Unterstützung von Kindertagesstätten formulieren. Bei den Fachkräften entwickelte sich im Projektverlauf zunehmend ein eigenes Bedürfnis nach Zeit zum Beobachten, Dokumentieren, Reflektieren sowie für die Rahmengestaltung.


Material
Das Bereitstellen von Material ist die bewusst letzte Bedingung für eine Weiterentwicklung der Qualität. Ähnlich wie in Bezug auf Bildungspläne reicht es nicht aus, das Material bloß an die Fachkräfte zu verteilen, um die Qualität der Einrichtungen zu verändern. Material wie Orientierungspläne werden nur Bedeutung in den Einrichtungen erlangen, wenn Fachkräfte sie lesen, durchdenken, reflektieren und realisieren.

Grundsätzliches zur Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit von Deutsche Telekom Stiftung, Leuphana Universität Lüneburg und ver.di erwies sich als sehr konstruktiv und förderlich. Zwischen ver.di und den Fachkräften besteht eine verlässliche Vertrauensbasis, die der Gewerkschaft zutraut, im Interesse der Fachkräfte zu handeln. Das war gute Grundlage für den gelungenen Bottom-up-Prozess. Wie die Einrichtungen und die einzelnen pädagogischen Fachkräfte in ihrer weiteren Entwicklung zeigen, ist es gelungen, nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Die Erkenntnisse müssen nun in der breiten Öffentlichkeit veröffentlicht werden. Dazu war eine Abschlusskonferenz nur ein erster Baustein.
 


Reflexion zum Zusammenhang des Projektes mit den Bildungsplänen

Maria-Eleonora Karsten

Im Projekt wurde Arbeit im MINT-Bereich sehr eigenständig begonnen und durchgeführt. Dabei inspirierten die Bildungsprogramme mehr, als dass sie direkt herangezogen wurden. Die Fragehaltungen und Entdeckensfreude der Mädchen und Jungen und ihre Themen waren für die Erarbeitung bedeutsamer als die herangezogenen Materialien. Damit agierten die Projektbeteiligten aus ihrem Kenntnis- und Erfahrungshorizont heraus und überwanden von der Anlage des Projektes her die Situation, die in der sozialen Konstruktion des Verständnisses liegt, Bildungsprogramme müssten top-down realisiert werden. Denn dies stellt eine Engführung dar, weil in den meisten Bildungsplänen häufig nur wenige Antworten versucht werden anstatt differenzierte Antworten und entsprechend adäquate Übersetzungsleistungen zwischen den Bildungsbereichen durchgängig zu berücksichtigen und auszuarbeiten. Das problematische Ergebnis wäre dann leicht: jede und jeder hört, liest, diskutiert, projektiert und praktiziert auf höchst unterschiedlichen Vor-Verständnissen, ohne systematisch in notwendige Denkens-, Interpretations-, Verstehens- und Verständigungsprozessen einzutreten. Durch dieses Vorgehen zeigte das Projekt den direkten Zusammenhang zwischen Entdecken und Erforschen von Naturwissen und Mathematik im Alltag und den hierdurch ausgelösten und Sprach- und Sprechaktivitäten mit den Mädchen und Jungen.

 

 


Die eigentlich schon sehr alte, didaktische oder auch im forschenden Lernen oder der Handlungsforschung praktizierte Erkenntnis, dass gemeinsames „Neuerarbeiten im Projekt“ fundiert ein vielfältiges Lernen und Sprechen darüber unterstützt, konnte verwirklicht werden. Im Amerikanischen sind solche „science talks“ oder auch „something to talk about“ ( French 2002 ) bereits länger in der Diskussion und Praxis. Unterschiede in den praktizierten „science talks“ waren dann altersbezogen festzustellen, die eigenen Experimente wurden zunächst mit den älteren Mädchen und Jungen durchgeführt und weiterentwickelt. In wie starkem Maße die bis dreijährigen Mädchen und Jungen sich für Naturwissen interessierten und wie ausdauernd sie sich mit großer Entdeckenslust zum Erkunden in der Natur bewegten, hat die ErzieherInnen zunächst erstaunt und dann besonders zum Nachdenken angeregt. Bildungspläne, zum Teil auch Konzeptionen von Trägern und Einrichtungen sind Ergebnis von Erarbeitungsprozessen - als mehr oder weniger wissenschaftliche untersetzte Kompromisstexte. Diese sind im Wesentlichen ohne die Akteure der Alltagspraxis, die pädagogischen Fachkräfte, entstanden. Dies überbringt die Botschaft an die Praxis: Wir trauen euch das nicht zu. Und es übersieht die einzige Garantie für Innovationen in Kindertagesstätten, nämlich die Initiierung von Veränderungsprozessen, die die Fachkräfte selbst tragen. 

 


Mit und in dem Projekt „Bildung realisieren“ beschritten die Akteure den beschriebenen Weg, so dass differenzierte, situationsangemessenere und nachhaltigere Erkenntnisse das Ergebnis sind, denn die didaktischen Fragen sind sinnvollerweise nur im Kontext der sozialen Situationen zu beantworten. Je „dünner“ der Bildungsplan ist, seinen Fokus auf die Beschreibung von Zielen reduziert (beispielsweise in Schweden), desto mehr dürfen und können sich Fachkräfte selbst zumuten, desto mehr trauen sie sich aber auch – bei unterstützenden Bedingungen – zu. In den Bildungsplänen werden Inhalts- und Wissensbereiche, insbesondere in den sogenannten MINT-Bereichen als nebeneinander stehende Arbeitsbereiche beschrieben, die es auch vorrangig neben- und nacheinander abzuarbeiten gilt. Dies zeigt kein Verständnis für sozialpädagogisch-professionelle soziale Interaktionen beziehungsweise nimmt diese nicht ernst. Mädchen und Jungen nehmen die Welt immer als Ganzes wahr, „Aneignung der Welt“ geschieht über „Spielen“. Dies vollzieht sich jeweils nach ganz eigenen Wegen, Zeitnutzungen, Aneignungen der gegenständlichen, sprachlichen und gedanklichen Welt.
Bildungsbereiche müssen daher immer im Zusammenhang gedacht werden. Wege der Aneignung von Welt und damit von Bildungsprozessen sind individuell. Fachkräfte entscheiden hierfür permanent über angemessene Interaktionen, angemessenes Material etc. Hierfür müssen sie gestärkt und ermutigt werden. Dies findet sich in den Bildungsprogrammen eher peripher. Sie entwickelten daher eigene Fragestellungen und experimentelle Situationen, denen sie dann nachgingen. Beispielsweise verfolgten sie systematisch die Frage, ob Pflanzen ohne Wasser, Erde oder Licht gedeihen können. Das strukturierte Material wurde von der Fachkraft anfangs genutzt, da sie sich im Umgang mit naturwissenschaftlichen Themen unsicher war. Nachdem die Unsicherheit bei ihr und den Kindern genommen war, konnten sie gezielt Fragestellungen der Kinder nachgehen. Die Bildungspläne spielen in den beteiligten Einrichtungen eine unterschiedliche Rolle Sie wurden zur Orientierung herangezogen. Sie wurden den Eltern vermittelt. Sie stellen den Hintergrund dar. Sie leiten den räumlichen Umbau.


Die Bildungspläne waren Initiator. Sie werden als Empfehlungen angesehen und nicht als „Sortierkasten“. Bildungspläne haben die Diskussion über Prozesse ausgelöst und sollten als Reflexionsinstrument genutzt werden. Sie sollten im Gesamtzusammenhang gesehen und nicht in einzelne Bereiche (Musik, Natur, etc.) aufgeteilt werden. In den neuen Bundesländern gestalten sich diese Prozesse zum Teil so, dass viele Fachkräfte an ihre Vorerfahrungen im Umgang mit den früheren Bildungsplänen der DDR anschließen und den neuen Bildungsplan wie diese ehemaligen Pläne lesen.

Für die Gesamtrealisierung war die motivierende Wertschätzung im Begleitungsprozess entscheidend

Die Begleitung von außen durch positive Rückmeldungen wird als Unterstützung der Reflexionen sowie als Motivationsförderung der pädagogischen Fachkräfte angesehen. „Begleitung von Außen ist ein wertvoller Beitrag“, „es gibt positive Rückmeldungen ins Team“, „diese Rückmeldungen unterstützen und fördern die Motivation der pädagogischen Fachkräfte“, ergaben die Rückmeldungen der Fachkräfte.

Dabei war es entscheidend, dass und wie die kleinen tagtäglichen Erfahrungen wahrgenommen und im wahrsten Sinne des Wortes „ sichtbar gemacht und dadurch anerkennbar“ gemacht wurden als wesentliche Dimensionen von Bildungsprozessen: „Kleinste Erfahrungen und Erlebnisse der Kinder“ machen einen wichtigen Teil der Bildungsarbeit aus. „Das man nicht nur in Großprojekten denken muss, sondern kleine kurze Aktionen wichtig sind.“ „Mehr auf das Außengelände, Ausflüge etc. dabei auf „ Kleinigkeiten“ achten (zum Beispiel: Tiere, Pilze, Blumen).“ „Ich habe durch das Projekt eine Sichtweise bekommen, jeder Schritt ist ein Bildungsschritt, wie zum Beispiel, Alltagshandlungen und Situationen.“ „Bildung, auch dass hat mir das Projekt gezeigt, vollzieht sich für mich in der alltäglichen Arbeit“. Das Projekt hat zu neuen Erkenntnissen geführt, z.B. dass „auch kleinste Erfahrungen und Erlebnisse der Kinder einen wichtigen Teil unserer Bildungsarbeit ausmachen“.


Zeit für alles und Zeit für alle

Die Kurzzusammenfassung „Zeit für alles und Zeit für alle“ beschreibt die Besonderheiten der notwendigen Zeitorganisation am besten. Wie aus der Zeitforschung bekannt ist und in den Strategien zur Zeitpolitik für mehr Zeitwohlstand und Zeitqualität bereits langjährig entwickelt wurde, ist Zeit eine entscheidende Gestaltungsgröße, durch die Bildungsqualität insgesamt deutlich erhöht werden kann. Mit dem Projekt wurde in den Einrichtungen ein strukturierter Prozess angestoßen, in dem Dokumentation und Reflexion, Interpretieren, Verstehen und Verständigen durch die Fachkräfte auch zeitlich neu gedacht wurde.
Von den Kolleginnen wurde dies auch herausgestellt, dass und wie eine zeitlich strukturierte und kontinuierliche Begleitung wichtig ist: „es muss ein ständiger Austausch mit der Kollegin erfolgen, da sonst viele Details und die Weiterführung unterbrochen werden oder ganz wegfallen“. „Durch die Teilnahme am Projekt wurde ein äußerer Rahmen geschaffen (Thema, Zeit, Begleitung) der dazu führte, dass wir uns als Team inhaltlich, pädagogisch und strukturell miteinander auf einen noch offenen Weg in unserer Bildungsarbeit begeben haben.“ (Saarbrücken) und „für die inhaltliche Gestaltung des Projekts sahen wir hier die Möglichkeit das Thema noch intensiver auszubauen, zu begleiten und vor allen Dingen zu dokumentieren“ (Saarbrücken). Im Ergebnis kombinierten sich diese Prozesse zu grundlegenden Handlungs- und Haltungsveränderungen und vor allem auch zu deutlich mehr Zutrauen zu sich selbst und zu den bis dreijährigen.

 


Methoden der Reflexion

Diese Ergebnisse basieren auf folgenden Methoden, die in ihrer Wirksamkeit als tragfähig eingeschätzt werden können, wenn sie mindestens im Umfang von 10 ganztätigen Terminen im Verlaufe eines Jahres realisiert werden: Reflexionsmethoden zur Anregung der Reflexionen
• Methode I: 4-D-Methode
• Methode II: Spiegelung in der Praxis
• Methode III: Filmsequenz
• Methode IV: Bilder des Tages der eigenen Einrichtung
• Methode V: Bilder aus anderen Einrichtungen
• Methode VI: Direkter Austausch mit anderen Einrichtungen
Diese wurden im Projekt gemäß dem gemeinsamen Verständnis von Handlungsforschung, als ebenfalls gemeinsamer Suche sinnvoller und praxistauglicher Entwicklungswege realisiert. Wichtig dabei ist, dass diese sozuiale Konstruktionen, die sozialdidaktischen Vorgehensweisen und Methoden und das Entdecken-, rsp. Erforschenmögen von allen Beteiligten als Zugewinn erfahren werden kann.

 


Weitergehende Konsequenzen

Für folgende Bereiche lassen sich weitergehende Konsequenzen formulieren:

  • Wie Dokumentation und Reflexion neu zu denken ist und als strukturierter Prozess einschliesslich der zeitlicher Dauer ausformuliert und ausgestaltet werden kann,
  • Wie Wissens-, Reflexions- und Qualitätsentwicklung vom Bereich MINT aus zusammengedacht werden können,
  • Wie pointierte Konsequenzen für verschiedene Bereiche der Politik gezogen werden können,
  • Wie pointierte Konsequenzen für mögliche Entwicklungspraxen der Realisierung der Bildungs- und Rahmenpläne ausgearbeitet werden können,
  • Wie pointierte Konsequenzen für Rahmenbedingungen aus praktischer und gewerkschaftlicher Sicht zu folgern sind, und
  • Welche Bedeutung und Folgewirkungen solcher Prozesse oder Projektes für berufliche Bildung und die Bildungsberatung in personenbezogenen sozialen Dienstleistungsberufen annehmen können.

Jede dieser Folgeprozesse ist dabei ein wesentliches Element der weiteren fachlichen und professionalisierungsorientierten Gesamtstrategie für die Elementarpädagogik und vor allem die Verbesserung von Anerkennung und Umwertung der Leistung der Fachkräfte, die angesichts des erwartbaren Fachkäftemangels dringend für die Qualität zu realisieren ist.