Zur Geschichte des Natur- und Waldkindergartens

Inhaltsverzeichnis

  1. Pädagogische VordenkerInnen und Vorläufer
  2. Beitrag der Montessori-Pädagogik
  3. Entwicklung während der Nazi-Diktatur
  4. Beginn und Entwicklung nach 1945 bis zur Gegenwart

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Beitrag der Montessori-PädagogikMontessori-Pädagogik|||||Montessoripädagogik wurde von Maria Montessori ab 1907 als pädagogisches Bildungskonzept vom Kleinkind bis zum jungen Heranwachsenden entwickelt. Leitspruch der Pädagogik ist "Hilf mir es selbst zu tun" und arbeitet mit offenem Unterricht und freien Verfügungsphasen, in dem der Lehrende dazu angehalten ist die Lernprozesse angemessen anzuregen.  

In den 1920er Jahren praktizierten die Montessori-Pädagoginnen Rosa Katz und Clara Grunwald Aspekte der Freiluftpädagogik (22). Rosa Katz gründete 1926 in Warnemünde einen „Wandernden Kindergarten“, „der dorthin wandert, wo infolge einer vorübergehenden Ansammlung von Kindern ein Bedürfnis nach ihm vorhanden ist“ (23). Die für die vornehmen erholungsuchenden Bürger konzipierte Einrichtung war in den Sommermonaten wochentags von 9-12 Uhr und von 15-18 Uhr geöffnet. Nur bei extrem schlechten Wetterbedingungen diente ein Schutzraum als Zufluchtsort, der in erster Linie als Materialraum genutzt wurde, in dem sich u.a. auch das Montessori-Material befand. Am Strand konnten sich die Kinder „ganz nach Herzenslust mit dem Sand beschäftigen. Es wurden Gruben und Höhlen gegraben, aus feuchtem Sand wurde 'Kuchen' und 'Eis' hergestellt, die Waren mit lauter Stimme angepriesen und Käufer gefunden. In einer Grube wurde angeblich Geburtstag gefeiert, in der anderen gab 'gnädige Frau' eine Gesellschaft. Eine Sandgrube war Schiff, der vierjährige Kapitän verteilte Karten, Plätze, wies verspätete Passagiere ab, die ins schwimmende Schiff steigen wollten. An einer Stelle wurden Sandladungen abgenommen, Kanäle gebaut. Es wurden Märchen aufgeführt und Märchen erzählt. Man spielte Indianer, da man ohnedies am Strand fast nackt ist. Zuweilen wurde um die Wette gelaufen, um die Wette gekrochen und Purzelbäume geschlagen“ (24). Auch die verschiedenen Übungen mit den Montessori-Materialien erfolgten am Strand. Beispielsweise wurde mit einem Stecken im Sand eine Linie gezogen, „und die Kinder hatten dann genau mit diesem Strich zu gehen, ohne ihn zu verlassen. Um die Übung zu erschweren, bekamen die Kinder einen Löffel mit Wasser in die Hand, wobei kein Tropfen vorbeifließen durfte, oder, was ihnen noch weit mehr Spaß machte, es wurde auf den Löffel ein Ei – natürlich hart gekocht oder nur die leere Schale – gelegt, und das Kind hatte die Balance zu halten, das Ei durfte nicht vom Löffel herunterfallen“ (25).

WK7Spiel am Strand der Ostsee (Quelle: Ida-Seele-Archiv)1928 gliederte die Berliner „Freiluftschule für tuberkulöse Kinder“, unter Federführung von Clara Grunwald und Elsa Ochs, ihrer Einrichtung noch einen Freiluftkindergarten an, der von Montag bis Samstag für ca. 12 Stunden in Anspruch genommen werden konnte. Die Einrichtung frequentierten überwiegend „verwahrloste streunende Kinder“ mit schlechter gesundheitlicher Konstitution, deren Eltern tagsüber arbeiteten. Zwei ausgebildete Montessori-Pädagoginnen zeichneten WK8
Arbeit mit dem Montessori-Material im Freiluftkindergarten in Berlin (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
für über 30 Zöglinge im Alter von 2 bis 7 Jahren verantwortlich. Ihre erzieherischen Aufgaben bestanden in erster Linie darin, kindliche Defizite auszugleichen, soziale und emotionale Bindungen aufzubauen und angemessenes problemlösendes Verhalten zu entwickeln. Neben der heilbringenden Einwirkung von „Sonne, Luft, Licht, Kost, Kleidung, Ruhe, Hygiene und Bewegung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Zöglinge, steht die selbständige Arbeit mit dem Montessori-Material im Mittelpunkt des Kindergartenalltags... Nicht der Zwang soll die Kinder zum Lernen bringen, sondern das Bedürfnis. Sie müssen volle Freiheit in der Wahl ihrer Beschäftigung haben, es muss von ihnen abhängen, wie lange sie bei einer Beschäftigung verweilen, wann sie zu einer anderen übergehen oder ruhen wollen...Bei regnerischer und kalter Witterung stand dem Kindergarten ein leichter Holzbau, mit zwei geräumigen, lichten und wohl ventiliertenRäumen“ (26) zur Verfügung.


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