Humor in der frühen Kindheit

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Entwicklung des frühkindlichen Humors
  2. Humor, Emotion und Neurobiologie
  3. Humor und Spiel
  4. Fazit und Ausblick
  5. Literatur

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Humor, Emotion und Neurobiologie

Humor gehört zu den komplizierten, zusammengesetzten Emotionen. Am etymologischen Ursprung des Begriffes Emotion findet man interessanterweise dasselbe lateinische Wort wie für Motivation, nämlich „movere“ (vgl. Köbler 1995, S. 274), welches „bewegen“ bedeutet. Daraus kann ableitend vermutet werden, dass Emotionen und Motivation eng verknüpft sind und sich eventuell gegenseitig beeinflussen.

In seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit“ berichtet Joachim Bauer von der Entdeckung der „Antriebsaggregate des Lebens“ (Bauer 2006, S. 24), welche auch als Motivations- bzw. Belohnungssysteme gekennzeichnet werden. Ihre biologischen Bestandteile befinden sich in einer sehr zentralen Region des Gehirns und bestehen aus Nervenzellen, welche zusammen die sogenannte Dopamin-Achse bilden (vgl. ebd., S. 28). Dopamin ist ein Botenstoff, der bei seiner Freisetzung durch Aktivierung des zuvor genannten Gehirngebietes ein Gefühl von Wohlbefinden vermittelt und Konzentration sowie Handlungsbereitschaft anregt (vgl. ebd., S. 29).

Oberhalb dieser für die Motivation zuständigen Region befindet sich das limbische System. Dieses gilt als eines der ältesten Gehirnteile und ihm wird eine Funktion in der Entwicklung von Emotionen und Gefühlen zugeschrieben (vgl. Janata 1998, S. 44). Das limbische System „generiert und drückt (...) Emotionen, Motivationen, Sexual- und Sozialverhalten aus“ (Janata 1998, S. 47). Zum limbischen System gehören u. a. der „Gyrus Cinguli“, welcher als Sitz des obersten Emotionszentrums aufgefasst wird, sowie der Hypothalamus, der durch die Freisetzung der Botenstoffe Dopamin und Oxytocin „an der Entstehung der angenehmen, belohnenden Gefühle maßgeblich beteiligt“ ist (Janata 1998, S. 51; Hervorhebung im Original).

In den letzten zehn Jahren wurde entdeckt, worin die natürliche Funktion der Motivationssysteme besteht. Neurobiologisch betrachtet zielen sie darauf ab, „soziale Gemeinschaft und gelingende Beziehungen mit anderen Individuen“ zu fördern (Bauer 2006, S. 34). Bauer drückt ebenfalls aus, worauf der Mensch laut Forschung aufgrund seiner genetischen Veranlagung ausgerichtet ist: „Kern aller Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben“ (Bauer 2006, S. 34, Hervorhebung im Original). Diese neuere neurobiologische Erkenntnis sorgte in der wissenschaftlichen Fachwelt für Überraschung, da seit der Veröffentlichung der Evolutionstheorie des britischen Naturwissenschaftlers Charles Darwins im Jahr 1859 die Annahme galt, dass der Mensch sowie alle anderen Lebewesen zum Überleben naturbedingt für den Kampf und somit für aggressives Verhalten ausgestattet seien.

Bauer liefert einen Ansatz zur Begründung seiner Theorie, wenn er schreibt: „Jede Form von zwischenmenschlicher Resonanz und erlebter Gemeinschaft scheint die Motivationssysteme zu erfreuen“ (Bauer 2006, S. 42). Unter zwischenmenschlicher bzw. sozialer Resonanz wird u. a. das gemeinsame Lachen gemeint (vgl. ebd., S. 42), worin beispielsweise Zuwendung oder Anerkennung für einen guten Witz Ausdruck finden.

Witze, Humor und ihre mögliche Begleiterscheinung, das Lachen, lösen nämlich eine Reaktion auf der Dopamin-Achse (Motivationssysteme) aus, wodurch die Produktion der Botenstoffe Dopamin und Oxytocin stimuliert wird. Diese zwei Botenstoffe wirken antreibend, unter anderem wegen des Glücks- und Genusspotentials des Oxytocin, das außerdem für den Aufbau und die Aufrechterhaltung von Bindungen eine Rolle spielt. Weitere Botenstoffe, die in verschiedenen Gehirnarealen produziert werden (vgl. Bauer 2006, S. 30) veranlassen im Emotionszentrum „positive Effekte auf das Ich-Gefühl, auf die emotionale Gestimmtheit und die Lebensfreude“ (vgl. ebd., S. 31).



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