Gewaltfreie Erziehung in der KiTa

Kein Kind darf in der Ecke stehen!

Inhaltsverzeichnis

  1. Gewalt im Kitaalltag
  2. Seelische Verletzungen
  3. Folgen von gewaltvollem Handeln
  4. Schlüsselsituationen für Gewalt
  5. Wie entsteht gewaltfreie Erziehung?
  6. Reflexionsfragen zu Schlüsselsituationen
  7. Literatur

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Reflexionsfragen zu Schlüsselsituationen


Hinterfragen Sie in Ihrem Team auch weitere Themen, z.B.

Schlaf: Müssen alle Kinder schlafen? Wenn ja, warum? Welche Annahmen stehen hinter unseren vermeintlich gut gemeinten Entscheidungen? Ist es Kindern möglich, sich jederzeit, unabhängig von Schlafenszeiten zurückzuziehen? Wird Schlafen von den Kindern als entspannende, selbstbestimmt gewählte Wohltat empfunden oder als auferlegter Zwang?

Essen: Ist es möglich, das Essen in einem Raum anzubieten, der nicht der Ruheraum der Kinder ist? Können wir es zeitlich flexibel anbieten? In welcher Zeitspanne? Gibt es Selbstbedienung? Haben Kinder die Möglichkeit, am Kochen teilzunehmen, den Essensplan mit zu beeinflussen? Dürfen sie mit allen Sinnen ihr Essen genießen? Haben sie die Wahl zwischen Löffel, Messer und Gabel oder sogar den Händen? Sitzen wir Kindern, denen wir beim Essen helfen, gegenüber? Haben Blickkontakt zu ihnen und kommunizieren mit ihnen? Kündigen wir jeden unverhofften Körperkontakt an? Können die Kinder bestimmen, wie viel, wie lange und was sie essen wollen?

Pflege: Werden die Kinder beim Wickeln beteiligt? Wie? Erklimmen sie die Wickelkommode selbst über ein Treppchen? Haben sie die Möglichkeit, im Stehen gewickelt zu werden, wenn sie das bevorzugen? Können Kinder wählen zwischen Töpfchen, WC oder einer Abwahl von beidem? Dürfen Kinder sich selbst waschen? Kommunizieren wir dabei mit den Kindern, verbal und nonverbal? Geben wir zurückhaltende Hinweise auf noch nicht beachtete oder gewaschene Stellen und bieten Hilfe an, die eine Ablehnung zulässt? Benötigen wirklich alle Kinder genau zur gleichen Zeit eine neue Windel?

Je öfter diese Selbstreflexion, sowie diese Diskussionen im Team stattfinden, desto häufiger kann gewaltfreie Erziehung in der alltäglichen Praxis gelingen.

Schauen wir zum Schluss noch einmal auf unsere Forderung: »Kein Kind darf in der Ecke stehen«, dann geht es dabei um die Forderung, dass Kinder selbstwirksam sein können und respektvoll mit ihnen umgegangen wird. »Alleine!«, »Lena kann das schon« sind deutliche Worte von jungen Kindern, die zeigen, dass sie in der Lage sind, Dinge selbst zu tun. Oft sind Zeit und Sorge der Grund, warum Erwachsene dem Kind voreilig etwas aus der Hand nehmen. Im Bewusstsein, dass Kinder mehr können als ihnen oft zugetraut wird, handelt es sich bei diesem pädagogischen Verhalten um eine Nichtachtung des Rechts auf Entwicklung.

»Behütung ist nicht Anerkennung, sondern Bevormundung!« Professor Dr. Lothar Krappmann sprach dies auf dem Kongress in Halle mit tiefer Überzeugung aus und ergänzte: »Kindern etwas wegzunehmen, was sie schon können, ist ein Stück Entrechtung der Kinder.« Erwachsene, allen voran PädagogInnen, haben die Verpflichtung, Kindern zu ihren Rechten zu verhelfen und ihr eigenes Handeln stets daraufhin zu reflektieren.



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