Gewaltfreie Erziehung in der KiTa

Kein Kind darf in der Ecke stehen!

Inhaltsverzeichnis

  1. Gewalt im Kitaalltag
  2. Seelische Verletzungen
  3. Folgen von gewaltvollem Handeln
  4. Schlüsselsituationen für Gewalt
  5. Wie entsteht gewaltfreie Erziehung?
  6. Reflexionsfragen zu Schlüsselsituationen
  7. Literatur

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Folgen von gewaltvollem Handeln

»People will forget what you said, People will forget what you did, But people will never forget how you made them feel.«

Worte sind gesprochen und verhallen, das Gefühl bleibt und brennt sich lebenslang in das Gedächtnis ein. Wie bereits geschrieben, lösen beispielsweise Beschämungen große Schamgefühle bei Kindern aus. Durch gewaltvolles Handeln geschieht jedoch noch viel mehr. Kinder werden verängstigt, verschreckt und eingeschüchtert, wenn sie zum Beispiel in ihrem Handeln immer wieder reglementiert werden und die pädagogischen Fachkräfte das explorierende Handeln der Kinder stets mit Verboten und Sanktionen beantworten.

Denken wir an die Neurobiologen, die ganz klar aussagen, dass körperliche wie soziale Schmerzen vom Gehirn in gleicher Weise verarbeitet werden. Schon lange ist bekannt, dass der emotionale Kontext, in dem etwas gelernt wird, darüber entscheidet, wo und wie etwas im Gedächtnis gespeichert wird.

Kinder sind ebenso wie Erwachsene frustriert, wenn sie ihre Ideen nicht selbst verwirklichen können. Jeder Mensch geht mit Frustration anders um, bei manchen schlägt diese in Aggression um. Andere ziehen sich zurück, verleben den Kitaalltag eher passiv und gehen ihrem Forscherdrang aus Angst vor Sanktionen nicht mehr nach. Aber nicht nur der Drang, Neues zu entdecken, die Welt um sich herum zu begreifen und zu erforschen, wird den Kindern durch gewaltvolles Handeln der PädagogInnen »erfolgreich« abtrainiert, auch ihre ursprüngliche Kreativität geht verloren, wenn sie angehalten werden, alle das Gleiche zu basteln, zu malen oder zu gestalten, und das mit den gleichen Materialien, nach dem gleichen Schema. Individualität und Vielfalt, die unsere Gesellschaft bereichern, gehen verloren – Uniformität hält Einzug in der Kita.

Oft wird es Kindern auch verboten, zu klettern oder zu rennen. Dahinter steht die Annahme, sie könnten andere Kinder dabei umrennen oder sich verletzen. Kinder verhalten sich jedoch meist nicht waghalsig. Sie können ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen und diese durch neue Herausforderungen nach und nach erweitern. Dafür brauchen sie unser Vertrauen und unsere Fähigkeit, Situationen aushalten zu können. Werden Kinder aus vermeintlichem Schutz jedoch in ihrem Bewegungsdrang eingeschränkt, erhöht sich die Unfallgefahr enorm, da sie Herausforderungen, auf die sie stoßen, körperlich nicht gewachsen sind oder diese nicht als Gefahren einschätzen können – wurden sie doch von stets Gefahren fern gehalten.

Konfliktsituationen der Kinder auszuhalten, stellt eine weitere Herausforderung für PädagogInnen dar. Kinder müssen lernen, ihre Konflikte auszutragen und zu gemeinsamen Lösungen zu gelangen. Stetige Unterbrechungen und oberflächliche Befriedigungen der Konflikte hindern sie an diesem Lernprozess. Der vielbeschworene Satz »Wir sind alle Freunde«, ist sicher ein guter Wunsch. Doch bemerken wir auch bei uns selbst, dass dem in der Realität nicht so ist. Es gibt Sympathien und Antipathien, sogar scheinbar unüberwindbare Differenzen – authentisch ist es, dazu zu stehen und gleichzeitig einen wertschätzenden Umgang miteinander zu leben.


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