Wenn kleine Kinder beißen

Eine Herausforderung für Fachkräfte in Kita und Tagespflege

Inhaltsverzeichnis

  1. Die kindliche Entwicklung
  2. Die Ursachenanalyse
  3. Handeln in der akuten Situation
  4. Interventionsmöglichkeiten beim Beißen
  5. Literatur

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Interventionsmöglichkeiten beim Beißen (nach Gutknecht, 2010, 2012)


Ursachen Mögliche Zugänge und Hilfen

Zahnen
  • Den Kindern werden Mundmotorik-Spielsachen zum Beißen zur Verfügung gestellt, möglichst solche, die kühlbar sind oder Noppen aufweisen. Das Spielen mit „harten“ Lebensmitteln ist auch günstig, muss aber sorgsam begleitet werden.


Mundmotorische Erfahrungen suchen
  • Mundmotorik-Spielsachen, mit denen das Kind blasen kann, können wichtige Erfahrungen bieten. Geeignet sind einfache Musikinstrumente wie Kazoos, Pfeifen und Flöten. Auch der experimentelle Umgang mit Strohhalmen ist günstig.

Sinneserfahrungen suchen
  • Dem Kind sollten vielfältige Möglichkeiten der sensorischen Materialerfahrung ermöglicht werden, wie z.B. das Spiel mit Wasser, Sand oder Rasierschaum; außerdem passive und aktive Bewegung auf dem Trampolin oder einer für kleine Kinder geeigneten Schaukel.


Kausalität erfahren in Wenn-Dann- Spielen
  • Aktivitäten, die eine Wenn-dann-Beziehung zwischen Dingen herstellen, sind günstig, wie z.B. das Spuren-Hinterlassen beim Malen. Immer wieder schafft die Pädagogin Bezüge: „Wenn du mir aufräumen hilfst, können wir schneller nach draußen.“

Aufmerksamkeit suchen
  • Wenn Kinder nach Aufmerksamkeit suchen, benötigen sie tatsächlich auch Aufmerksamkeit. Sie sollte ihnen geschenkt werden, damit das „Beißen um Aufmerksamkeit“ weniger werden kann. Manchmal sind es Kinder, die den Fachkräften nicht so angenehm sind, die sehr viel Aufmerksamkeit verlangen: Deshalb sollten regelmäßige Zuwendungszeiten konkret in den Tagesablauf eingeplant und gezielt positive Begegnungen sichergestellt werden. Günstig ist es, orientiert an den Interessen des Kindes, Situationen herzustellen, in denen gemeinsam gehandelt werden kann (Sand- und Wasserspiel etc.).

Gefühle ausdrücken wollen
  • Fachpersonen sollten jede Gelegenheit nutzen, um Gefühle sprachlich auszudrücken, und dafür ein Modell geben. Sie versprachlichen eigene Gefühle: „Was für ein Mist! Ich ärgere mich furchtbar, dass mir hier immer das Band abreißt!“ oder die des Kindes: „Du bist wütend, weil Nina dir dein Auto weggenommen hat!“

Imitation
  • Fachpersonen leben im Alltag bewusst erwünschtes Verhalten vor bzw. betonen es und fokussieren die Aufmerksamkeit der Kinder darauf. Auf keinen Fall dürfen Erwachsene spielerisch beißen oder spielerisches Beißen bei den Kindern tolerieren, wenn Beißen in der Gruppe ein Problem darstellt.

Außenreize vermindern, Stress reduzieren
  • Manche Kinder reagieren sehr stark auf Außeneinflüsse, auch Aufregung und Freude können zu überschießenden Reaktionen wie Beißen führen. Fachpersonen zeigen deshalb Möglichkeiten auf, Emotionen auszudrücken (wie zeige ich Freude), sorgen aber auch für Selbstberuhigung und Stressreduktion, z. B. durch Kindermassage oder leises Singen. Über Aktivitäten im Freien Spannung abzubauen, ist für viele Kinder unbedingt erforderlich. Außerdem müssen Fachkräfte die Körperzeichen lesen können, um Müdigkeit oder Hunger bei den Kindern zu erkennen.

Soziale Distanzen entdecken
  • Wenn Kinder beginnen, mit sozialen Distanzen zu experimentieren, benötigen sie oft die regulative Hilfe der Fachperson. Diese Hilfe kann darin bestehen, dass Kissen und andere Begrenzungsgegenstände eingesetzt werden. Insbesondere wenn Kinder einander zu nahe kommen, ist es hilfreich, Worte dafür zu finden: „Du bist zu nahe an Sarah, komm etwas weiter zu mir herüber!“


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