Wie sehen Kinder sich selbst?

Studie zum kindlichen Selbstkonzept

Wie sehe ich mich selbst? Schon für die meisten Erwachsenen ist es gar nicht so einfach, darauf eine Antwort zu finden. Für Kinder ist die Beantwortung einer so abstrakten Frage fast unmöglich. Umso wichtiger ist es, einen Weg zu finden, das Selbstkonzept von Kindern zu erfassen, denn Antworten auf Fragen wie „was kann ich?“ oder „wie fühle ich mich?“ ermöglichen erst, auf Kinder und ihre Stärken und Schwächen einzugehen. Die Diplom-Psychologin Eva-Maria Engel von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd befragte darum im Rahmen ihres Dissertationsprojekts über 2.000 Kinder im Alter zwischen 4 und 11 Jahren zu ihrem Selbstkonzept.

Entwicklung eines Selbstkonzeptfragebogens


Welches Selbstkonzept ein Mensch hat, wie er sich also selber wahrnimmt, sieht man ihm nicht an. Man kann direkt danach fragen oder es aus indirekter Beobachtung ableiten. Bei Kindern ist das komplizierter als bei Erwachsenen. Man benötigt Fragen, die dem Alter der Kinder entsprechen und sich auf konkrete Situationen beziehen. Ein Instrument, das dies ermöglicht, ist der Selbstkonzeptfragebogen für Kinder (SKF), der von Dr. Engel entwickelt und in mehreren Phasen überarbeitet wurde. Das Ergebnis sind drei Versionen des SKF für drei Altersgruppen: Mit dem SKF Kita und dem SKF Klasse 1+2 werden die Kinder in strukturierten Einzelinterviews befragt, den SKF Klasse 3+4 können die Kinder selbst beantworten. Alle drei Versionen bilden nicht „das“ Selbstkonzept ab, sondern drei Dimensionen des Selbstkonzepts: das Selbstkonzept der Fähigkeiten, das soziale Selbstkonzept und das körperliche Selbstkonzept.

Deutliche Abweichungen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung


Während seiner Entwicklung setzten speziell geschulte TesterInnen den Selbstkonzeptfragebogen ein. In einem Folgeprojekt überprüft Engel nun die Praxistauglichkeit des SKF. Pädagogische Fachkräfte in Kitas werden ihn anwenden und anschließend auswerten. Ziel ist, den Fachkräften wichtige Hinweise zu liefern, wo Kinder ihre eigenen Stärken und Schwächen sehen und wie sie dementsprechend in ihrer Entwicklung unterstützt und gefördert werden können. Ob dies gelingt, soll das Folgeprojekt untersuchen. Wie die Forschungsarbeit von Dr. Engel bereits zeigen konnte, bestehen deutliche Abweichungen zwischen der Selbstwahrnehmung der Kinder und der Fremdwahrnehmung durch Eltern und ErzieherInnen oder LehrerInnen. Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, die Perspektive von Kindern zu kennen und in der pädagogischen Arbeit zu berücksichtigen.

Quelle: Presseinfo Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd