Methodische Wege in die Sozialdidaktik

Inhaltsverzeichnis

  1. Kritisch - kommunikative Didaktiken
  2. Sozialdidaktische Forschung als methodischer Weg
  3. Herausforderungen innovativer Handlungsspielräume
  4. Biographische Methoden
  5. Praxisreflexion in einer virtuellen Lerngemeinschaft
  6. Page #
  7. Anmerkungen und Literatur

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Herausforderungen innovativer Handlungsspielräume

Innovative Handlungsspielräume, neue Zeitstrukturen und Forschungsarbeiten bieten jedoch auch neue Herausforderungen. Es muss eine Dynamisierung stattfinden, die von den handelnden Akteurinnen und Akteuren selbst ausgeht, und als Prozess stattfindet, denn ohne ausprobieren, aushandeln, revidieren und neu probieren kann ein Prozess nicht konstruktiv weiterentwickelt werden. Suboptimale Schulstrukturen und andere Grenzen lassen sich nicht leugnen, lassen sich aber, sofern das gesamte verfügbare Potenzial (personell, materiell, sozial, kreativ, zeitlich, vernetzt, mutig etc.) gut geordnet und effektiv einsetzbar ist, sicherlich ausweiten oder neu strukturieren.

Dabei kommt auch der eigenen Lernbiographie auf der Meta-Ebene betrachtet eine große Wichtigkeit zu.

 

·  Lernkompetenz oder Lernen Lernen

 

Eine Lernbiographie, die bei vielen Schülerinnen und Schülern durch extrinsische  Motivation, wie Notengebung und Schulselektion behaftet ist, gepaart mit dem Druck auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können, kann nicht ohne weiteres durch innovative Methoden „umgepolt“ werden. Auch dazu bedarf es eines Umlernens in geordneten Schritten. 

Die Aussagen eines deutschen Austauschschülers,  der eine schwedischen Schule in Halmstad besuchte, in welcher bis zur neunten Klasse gemeinsam und ohne Noten gelernt wird, machen die sozialisierte  Denkweise deutlich: „Wieso lernt ihr denn Vokabeln? Ich denke hier gibt es keine Vokabeltests?“[3]

Auch die Befragung  einiger Schüler und Schülerinnen im Rahmen der genannten Praxisforschungsberichten in einer Schule, die Selbstorganisiertes Lernen anhand von Kompetenzrastern mit teilweise offenen Zeitstrukturen erprobten,  macht deutlich, dass  Schüler und Schülerinnen ihre Lernsozialisation und die damit verbundenen Denkmuster nicht ohne Weiteres verdrängen können und so zum Beispiel teilweise weiter für „den Lehrer, die Lehrerin“ lernen (vgl. Pfuhl 2009):

„In das PortfolioPortfolio||||| Ein Portfolio bezeichnet ursprünglich  eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im  Handlungsfeld frühkindliche Bildung werden Portfolios beispielsweise wie "Ich- .Mappen" für Kinder genutzt um eigene Fortschritte zu dokumentieren. Auch in Studiengängen gibt es Beispiele, wo Portfolios als Prüfungsleistung oder Dokumentation von Entwicklungen zählen können. kann man jeden Tag das Gleiche schreiben, das merken die Lehrer gar nicht“.

„In den Ordnern zum Üben kann man hinten einfach die Lösungen abschreiben, so kann man die Hausaufgaben auch machen, aber halt nicht so oft, sonst fällt das auf“.

Diese exemplarischen Aussagen zeigen, dass selbstorganisiertes Lernen auf einer Meta-Ebene erarbeitet und verinnerlicht sein muss und Vorbereitung bedarf. Dies muss auch den Lehrenden klar sein, die mit einem Perspektivwechsel konfrontiert sind, denn als LernbegleiterIn muss man viele Entwicklungsschritte der Schülerinnen und Schüler sowie deren und die eigenen Unsicherheiten aushalten können ohne derjenige/diejenige sein zu wollen, der/die am Ende mit der richtigen Antwort das Diskutieren der Schüler und Schülerinnen auflöst – nach dem Motto: Schön, dass Sie überlegt haben - nun präsentiere ich die richtige Lösung!

Somit sind auch Lehrende aufgefordert sich mit ihrer eigenen Lern- und Lehrbiographie und ihrer eigenen Lernsozialisation  zu beschäftigen und zu reflektieren in welcher Art und Weise beispielsweise die Lehr-Lernarrangements, die man selbst als Schülerin oder Schüler erlebt hat, das eigene Handeln beeinflusst.

Die in den „Rahmenrichtlinien für das Fach Berufsbezogener Unterricht der Fachschule – Sozialpädagogik“  (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2002, S.9) definierte Methoden- und Lernkompetenz bezieht sich  Lernkompetenz auf  die „Fähigkeit und Bereitschaft, Lerntechniken und Lernstrategien zu entwickeln und diese für lebenslanges Lernen zu nutzen“. Wie dies im Einklang steht mit Notengebung und straffen Vorgaben muss im Schulkontext neu durchdacht werden und evtl. sind neue Strukturen zu schaffen, wobei z.B. individuelle Lernfortschrittsberichte, Portfolios, Tagebücher etc. Ansatzfelder dazu bieten können.