Kindertagespflege zwischen Identifikation und Belastung

Teilergebnisse einer Fragebogenerhebung zur Selbstkompetenz pädagogischer Fachkräfte in Niedersachsen

Inhaltsverzeichnis

  1. Hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung
  2. Mangelnde Unterstützung
  3. Geringe gesellschaftliche Anerkennung
  4. Anerkennung durch Eltern
  5. Fazit / Ausblick

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KindertagespflegeKindertagespflege|||||Kindertagespflege oder Tagespflege umfasst eine zeitweilige Betreuung von Jungen und Mädchen bei Tagesmüttern oder Tagesvätern. Nach dem Tagesbetreuungsausbaugesetz von 2004 ist die Tagespflege neben der Tagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen eine gleichwertige Form der Kindertagesbetreuung. personen werden „belächelt“, rechtlich sind sie nicht abgesichert und „stehen mit einem Bein in der Pleite“


Ein Ergebnis lässt aufhorchen, weil man fragen muss, was dies für Konsequenzen hat: Kindertagespflegepersonen schätzen ihre gesellschaftliche Anerkennung als gering ein (Mittelwert von 3,3)[5]. Auch an dieser Stelle lassen sich Zusammenhänge mit dem Aspekt Belastung feststellen. Deutlich sind  Korrelationen zwischen der Selbsteinschätzung der erfahrenen gesellschaftlichen Anerkennung  und der Einschätzung der eigenen Belastung durch die Berufstätigkeit:  Je geringer die Belastung empfunden wird, desto höher wird die gesellschaftliche Anerkennung eingeschätzt.

In den frei formulierten Ergänzungen zu der Frage wo sie Unterstützung vermissen, beschreiben die Kindertagespflegepersonen, was sie unter mangelnder gesellschaftlicher Unterstützung verstehen. Diese drücke sich beispielsweise auch durch die schlechte Bezahlung oder die unzureichende rechtliche Absicherung aus. Die Kranken-, Renten- und Urlaubsregelungen seien unzureichend  :Die Kindertagespflegepersonen seien gesetzlich nicht hinreichend abgesichert. Exemplarisch wird Folgendes als Beschreibung der aktuellen Situation in der Kindertagespflege dargestellt:

 „Sowieso allein gelassen wird man beim Thema Krankheit. Man bekommt 5 Wochen im Jahr gezahlt für Urlaub und Krankheit. Wie kann man wissen, wann und wie lange man krank sein wird?  Hat man z.B. im Oktober die 5 Wochen "verbraucht" und würde dann längere Zeit krank werden, dann ist die Pleite sicher. Man bekäme keinen Cent mehr und müsste zusätzlich die ganze Zeit für die Aushilfskraft bezahlen. Denn auch die wird ja pro Jahr nur für 5 Wochen bezahlt. Somit steht man eigentlich immer mit einem Bein in der Pleite! Kein gutes Gefühl und keine gute Basis für ein entspanntes Arbeiten! […] Auf der einen Seite sollen wir ganz viele Auflagen erfüllen und wir werden reglementiert, können also, so wie andere Selbstständige gar nicht mehr Geld verdienen! Zum Beispiel wird ja die der Anzahl der Kinder vorgegeben. Ein höheres Einkommen ist somit unmöglich. Aber wenn es um die o.g. Dinge geht, dann sind wir ja schließlich selbständig und sollen selber sehen, wie wir klar kommen...  Das wird zu Recht nicht nur von uns, sondern von fast allen Tagespflegepersonen als belastend und unfair empfunden!! […]Bei allen diesen Punkten, müsste sich sehr, sehr dringend etwas ändern!  Ganz dringend brauchen wir Menschen mit einem klaren Menschenverstand und mit einem Herz für die Tagespflege, welche diese Arbeit wirklich schätzen und fördern wollen. Nur Belastungen und Probleme für die TPPs zu schaffen, dass macht nur alles kaputt!“

Die Brisanz dieses Themas wird auch dadurch deutlich, dass viele Kindertagespflegepersonen die ergänzenden Antwortmöglichkeiten nutzten und zum Teil recht ausführliche Statements[6] abgaben. Sie machen u.a. Widersprüche aus: So existiere  einerseits ein hoher Bedarf an Tagespflegepersonen, um insbesondere im Bereich der unter Dreijährigen ausreichend Plätze bereitstellen zu können[7], andererseits würden aber „bürokratische Stolpersteine“ in den Weg gelegt und Kindertagespflegepersonen bei finanziellen und rechtlichen Fragen „alleine gelassen“.  Dieses fassen die Befragten mit Begriffen wie „Lückenbüßer“ oder „Quotenerfüller“ zusammen.  Allein zu dem Bereich fehlender, beziehungsweise nicht hinreichender gesetzlicher und politischer Rahmungen, der finanziellen Situation und dem risikobehafteten Arbeitsverhältnis der (Schein-) Selbständigkeit wurden viele (89) Beschreibungen geliefert. Weitere (40) Schilderungen der Befragten hatten die mangelnden Wertschätzung zum Thema: Hier wird von den Kindertagespflegepersonen beschrieben, dass ihre Tätigkeit beispielsweise „belächelt“ würde oder auch, dass die „Tätigkeit als Tagesmutter keine Lobby“ insgesamt habe und „nicht als Beruf betrachtet“ würde. Einreihen ließen sich hier zudem auch die Presse und Politik.

In weiteren  Schilderungen (49) werden Bereiche beschrieben, in denen die Zusammenarbeit als mangelhaft zu betrachten sei, wie zum Beispiel mit den zuständigen Behörden wie dem Jugendamt oder die mangelnde Unterstützung seitens der Familienbüros beziehungsweise Familienservicestellen. Auch werden Mängel in der Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen wie Kindertagesstätten beschrieben, die die Kindertagespflegepersonen als „Fachkräfte“ mit  ihrer „Qualifikation“ nicht anerkennen würden. ErzieherInnen würden sie mitunter auch als Konkurrenz betrachten.