Kindertagespflege zwischen Identifikation und Belastung

Teilergebnisse einer Fragebogenerhebung zur Selbstkompetenz pädagogischer Fachkräfte in Niedersachsen

Inhaltsverzeichnis

  1. Hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung
  2. Mangelnde Unterstützung
  3. Geringe gesellschaftliche Anerkennung
  4. Anerkennung durch Eltern
  5. Fazit / Ausblick

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KindertagespflegeKindertagespflege|||||Kindertagespflege oder Tagespflege umfasst eine zeitweilige Betreuung von Jungen und Mädchen bei Tagesmüttern oder Tagesvätern. Nach dem Tagesbetreuungsausbaugesetz von 2004 ist die Tagespflege neben der Tagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen eine gleichwertige Form der Kindertagesbetreuung. personen haben hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugungen


Mit der Erhebung wurden zwei entscheidende Diskrepanzen für den Bereich der Kindertagespflege deutlich: Zum einen handelt es sich um die hohe Berufszufriedenheit und Identifikation der Kindertagespflegepersonen mit ihrer Tätigkeit bei gleichzeitig als hoch empfundener Belastung. Zum anderen zeigte sich, dass Kindertagespflegepersonen über hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugungen verfügen, sich jedoch gleichzeitig durch den Mangel an struktureller Unterstützung in ihrer Arbeit beeinträchtigt fühlen. Es wird so eine deutliche Diskrepanz zwischen der Beurteilung der Orientierungsqualität in der Selbsteinschätzung und der Strukturqualität sichtbar. Dieses lässt Auswirkungen auf die  Prozessqualität in der Kindertagespflege vermuten. Im Einzelnen ergibt sich folgendes Bild:

Personen, die in der Kindertagepflege arbeiten, verfügen über eine sehr hohe Berufszufriedenheit. Auf einer Skala  von 1 (sehr gerne) bis  5 (gar nicht gerne), drückt sich diese durch einen Mittelwert von 1,3 aus. 24,2% der Antwortenden aus der Kindertagespflege fühlen sich jedoch gleichzeitig in ihrem Beruf stark belastet, 7,7% sogar sehr stark. Interessant an dieser Stelle ist ein Blick auf das Gesamtsample (alle Berufsgruppen): Hier geben 34,2% der Befragten an, stark und  14,6% sehr stark belastet zu sein. Das deutet auf eine als geringer empfundene Belastung der Kindertagespflegepersonen im Vergleich zum Gesamtsample hin.

Als Ausgleich für Belastungen spielen Ressourcen, auf die zurückgegriffen werden kann, eine tragende Rolle. Als Ressourcen betrachten die Kindertagespflegepersonen persönlichkeitsnahe Fähigkeiten sowie eigene wissensbasierte Kompetenzen.  In ihrer Selbsteinschätzung verfügen die Befragten über hohe Fähigkeiten in den genannten Bereichen. Als besonders wertvoll bei der Bewältigung von Herausforderungen im Berufsalltag erachten sie insbesondere ihre Lebenserfahrung[2]. An zweiter Stelle steht die Persönlichkeitsstärke, an Platz drei rangieren Berufserfahrung/ Routine und das eigene Zeitmanagement. Weiter folgen die Selbsteinschätzungen zu Fach- und Sachwissen, zu professioneller Kreativität und der Methodenkompetenz.

Gefragt nach dem, was Tagespflegepersonen bei der Bewältigung von Herausforderungen im Berufsalltag zu Gute kommt, zeigen sich Zusammenhänge zwischen der Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten und empfundener Belastung. Insgesamt ergibt sich das Bild, dass stark belastete Personen aus der Kindertagespflege in fast allen Bereichen ihre Fähigkeiten durchschnittlich als geringer einschätzen als weniger belastete[3]. Interessanterweise zeigen sie in der Selbsteinschätzung jedoch bei den Angaben zur eigenen Berufserfahrung/Routine sowie zum Fach- und Sachwissen, bessere Mittelwerte. Insgesamt bedeutet das für die Orientierungsqualität, unter die die genannten Aspekte fallen (Wissen, persönlichkeitsnahe Fähigkeiten und professionelles Selbstbild), dass die Kindertagespflegepersonen sich gut bis sehr gut positionieren. Lassen diese Selbsteinschätzungen tatsächlich Rückschlüsse auf die Orientierungsqualität zu, ist für diesen Bereich kein Entwicklungsbedarf auszumachen. Allerdings geben die Befragten in den frei formulierten Ergänzungen auch Hinweise darauf, dass sie Verbesserungsbedarf bei dem Angebot von Fortbildungsmöglichkeiten und der Qualität der Ausbildung sehen.

Wird jetzt auf Bereiche geschaut, die der Strukturqualität zuzuordnen sind, ergibt sich ein anderes Bild: Hier wird deutlich Kritik geübt, sodass aus den Darstellungen der Befragten Impulse für die Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen abgeleitet werden können.