Feuer in der KiTa?
Betrachtungen zum (Miss-)Verständnis der Begegnung Kind und Feuer in frühkindlicher Pädagogik
Inhaltsverzeichnis
- Nutzungsmuster Feuer
- Schadensmuster Feuer
- Bildungsmangel Feuer
- Was ist zu tun?
Nutzungmuster Feuer
Die ständige und gleichmäßige Aufrechterhaltung eines Holzfeuers (Lager-/Kaminfeuer) können weder natürliche Vorgänge noch tierische Wesen allein leisten. Auch der längste Waldbrand brennt aus, lässt sein Feuer verschwinden. Doch irgendwann vor mindestens sechs Millionen Jahren hat eines der tierischen Wesen aus der Gruppe der Hominini das Verschwinden, das „Sterben“ des (Holz)Feuers verhindert. Es fütterte ein kleiner werdendes, ein „sterbendes“, Feuer mit dem, was Feuer am „Leben“ (leuchtend und heiß) hält, was Feuer „frißt“, ergo mit Holz. Alleine wäre das feuerfütternde/-pflegende Wesen vor Erschöpfung gescheitert, doch wenn die ganze Horde/Gruppe/Familie mitmacht, dann wird dieses anthropogene Gründungsfeuer nie wieder ausbrennen.
Die Verhinderung des burn out/Ausbrand eines Holzfeuers ist die Geburt des Menschseins - genauer eines Menschseins, welches mit Holzfeuer niemals allein überlebensfähig war, sondern ausschließlich als Familie, die ständig Feuerfutter ranschaffen und verfüttern mußte. Tag und Nacht, lebenslang, generationenlang, menschenspezieslang. Entwicklungspsychologisch kulminieren Feuerneugierde und -handlungsdrang in jedem Menschen zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr zum ersten Mal.
Was sechs Millionen Jahre lang, also ca. 200.000 Generationen andauernd, als familiäre Existenz von Geburt bis zum Tod ausschließlich mit Feuer familienverantwortlich erlebt worden ist, ist - evolutionär betrachtet - praktisch über Nacht aus städtischen Behausungen verschwunden. Unzweifelhaft sind damit auch erhebliche Mühen für eigene Licht- und Wärmeversorgung samt schlechter Luft aus schwelenden Herden und rauchenden Schornsteinen entsorgt. Unzweifelhaft ist ebenso die Notwendigkeit familiärer Wohngemeinschaft überflüssig geworden. Denn: ich brauche keinen Menschen mehr zu Hause, der das Feuer in meiner Wohnung füttert, denn das machen nun am anderen Ende der Licht- und Wärmeleitungen Maschinen, die dafür eine monatliche Lastschrift von meinem Konto buchen. Ein Mensch kann heute allein und ohne Feuer leben. Endlich kann er sich frei und unabhängig fühlen.
Doch vor ca. 40 Jahren begannen plötzlich die ersten Menschen, die nicht mehr gemeinschaftlich/familiär wohnten und ständig Feuer füttern mussten, sich ausgebrannt zu fühlen, burn out zu sein. Zuvor traten bereits mit dem Auszug des familiären Feuers aus städtischen Behausungen andersgeartete burn out-Phänomene zu tage. In feuerlose Familien geborene Kinder konnten ihren evolutionär verankerten Zug zum Feuer nicht mehr am Feuer der Familie mit Erlebnis und Wissen verantworten. Denn wo kein Feuer ist, wo burn out herrscht, kann von den Kleinen auch kein Feuerfüttern abgeguckt und erlernt werden. Kinder wurden sodann mit ihrem angeborenen Trieb zum Feuerfüttern als potentielle Schadenverursacher behandelt. Sie wurden unter Strafandrohung genötigt, ihre Versuche, Menschwerdender, Feuerfütterer, -hüter, -verantwortlicher, Selbst- und Naturbestimmender zu werden, in zwielichtigster Heimlichkeit durchzuführen. Wenn sie dann beim Feuermachen in ihren Zimmern scheiterten, riefen sie nicht um Hilfe, sondern blieben so lange still, bis ihre Eltern zu schreien begannen. Das elterliche Schreien galt dann entweder der Bestrafung ihres lebenden Kindes oder der Trauer ihres verbrannten Kindes.
- Zuletzt bearbeitet am: Freitag, 12. September 2014 08:05 by Karsten Herrmann