Neue Medien in der Frühpädagogik

Zur Mythologie der neuen Medien in der Frühpädagogik oder Der dritte Lernort

Inhaltsverzeichnis

  1. Mythos 1: Kindergartenkinder nutzen neue Medien nicht
  2. Mythos 2: Neue Medien sind kein Gegenstand der Frühpädagogik
  3. Mythos 3: Die negativen Aspekte der Medien überwiegen
  4. Mythos 4: Der Erzieherinnenberuf ist ein Bildungsberuf
  5. Mythos 5: Neue Medien sind Gegenstand der Erzieherinnenausbildung
  6. Mythos 6: Lehrkräfte in der Erzieherinnenausbildung vermitteln Medienkompetenz
  7. Mythos 7: Wer Erzieherinnen ausbildet, kann auf neue Medien verzichten
  8. Mythos 8: Die Vermittlung von Medienkompetenz ist gleichmäßig verteilt
  9. Mythos 9: E-Learning gehört zur frühpädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildung
  10. Mythos 10: Fachforum im Netz versus Facebook
  11. Mythos 11: Der Dialog zwischen Lernort Schule und Praxis funktioniert online nicht
  12. Zukunftskonzept „Neue Medien in der Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte“.
  13. Netz-Tipps für AusbildnerInnen, ErzieherInnen und Kinder
  14. Literatur

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Mythos 9: E-LearningE-Learning||||| E-Learning wird als elektronisch unterstütztes Lernen übersetzt und wird auch als E-Lernen oder E-Didaktik bezeichnet. Nach einer Definition von Michael Kerres werden darunter Lernformen verstanden, bei denen digitale Medien verwendet werden um Lernmaterialien bereitzustellen, zu präsentieren oder zum zwischenmenschlichem Austausch genutzt werden.   gehört zur frühpädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildung


Wie bei jedem zweiten allgemeinen Bildungsanbieter ist E-Learning inzwischen eine von vielen Methoden und Möglichkeiten des Lernens im Rahmen frühpädagogischer Aus-,  Fort- und Weiterbildung – der neunte Mythos.

Immerhin gibt es wissenschaftliche Aussagen und Studien zu diesem Thema. Zwei  WIFF-Studien zur Fort- und Weiterbildungslandschaft und zur berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildung für frühpädagogische Fachkräfte kommen zu dem Ergebnis, dass der Anteil frühpädagogischer Organisationen, die E-Learning anbieten, bei 0,06 Prozent – in absoluten Zahlen 5 von mehr als 8 500 analysierten Angeboten – und damit im kaum noch messbaren Bereich liegt.


Wo wird E-Learning in der Frühpädagogik eingesetzt?

Neben freien Portalen gibt es einrichtungsspezifische Plattformen, die Erzieherinnen elektronische Lernmöglichkeiten anbieten. Hier unterscheidet sich der E-Learning-Bereich allerdings nicht vom konventionellen Fort- und Weiterbildungsmarkt und stellt sich auch in der Frühpädagogik – bezogen auf die Angebote – höchst unübersichtlich dar. Die didaktische  E-Learning-Kompetenz der Referentinnen und Referenten ist offensichtlich ein Problem, denn diese Form des Lernens dient häufig nur dazu, PDF-Dokumente zum Lesen und ein Forum für den Austausch bereitzustellen. Die Möglichkeiten des Internet werden nicht ansatzweise ausgenutzt.

Fassen wir zusammen: Die sozialpädagogischen Arbeitsfelder hinken anderen Arbeits- und Berufsfeldern mehr als deutlich hinterher, obwohl die oben beschriebenen Lernmöglichkeiten seit vielen Jahren bestehen. „Grundkenntnisse im Umgang mit dem PC“ werden zwar häufig als Lernvoraussetzung angegeben, wenn elektronische Medien zum Einsatz kommen. Vergessen wird aber, dass das Lernen in hypermedialen Lernumgebungen eigene Lernkompetenzen bedingt. Wer einen Computer mit Internetanschluss technisch-funktional bedienen kann, ist noch längst nicht in der Lage, in sozialpädagogischen Arbeitsfeldern beruflich handlungskompetent mit dem Internet zu arbeiten.

Die Aussage in einer der genannten Studien, „weitere 81 Prozent der Befragten meinten, dass Kooperation und Vernetzung mit den Akteuren im Arbeitsfeld verstärkt werden sollten“ (Beher/Walter 2012) kann möglicherweise als Schlüssel zur Veränderung interpretiert werden. Denn womit lassen sich die Lernorte und die lernenden Menschen im Bereich der  Fort- und Weiterbildung besser und kostengünstiger „vernetzen“ als mittels der elektronischen Lern-, Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten des Internet?

E-Lernen bedingt die Fähigkeiten, online zu lesen, zu suchen und zu finden, Metakognition als „Wissen über das eigene Wissen“ zu verstehen, Mindmapping anzuwenden und vieles andere mehr. Entwickeln sich diese Fähigkeiten, wird die Kita mehr und mehr zum lernenden Unternehmen. Unter Berufspädagogen ist mittlerweile unumstritten, dass derjenige, der betriebliche Lernprozesse dem Zufall überlässt, seine Zukunft gefährdet. Für Kindertageseinrichtungen und ihre Träger gilt das ebenso. Auch sie müssen die Vielfalt täglicher Informationen effizient verwerten und dann zur Verfügung stellen, wenn sie im Arbeitsprozess benötigt werden. Online-basiertes Wissensmanagement ist die Formel der Zukunft – weniger E-Learning in seiner klassischen Form. Die ablehnende Haltung von Erzieherinnen elektronischen Medien gegenüber stellt hier eine hohe Hürde dar.