Bindung, Eingewöhnung und Qualität in der KiTa

Inhaltsverzeichnis

  1. Befriedigung der seelischen Grundbedürfnisse
  2. Sichere Bindungsbeziehungen für mutige Exploration
  3. Feinfühlige Zuwendung für eine optimale Gehirnentwicklung
  4. Feste Bezugspersonen auch in der Kindertageseinrichtung
  5. Kindertageseinrichtungen in hervorragender Qualität
  6. Investitionen in die Qualität frühkindlicher Bildung und Erziehung zahlen sich aus
  7. Literatur

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5. Kindertageseinrichtungen in hervorragender Qualität


Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist gerade bei der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern unter drei Jahren auf höchste Qualität zu achten, weil in den ersten Lebensmonaten und Jahren die Grundlagen für die weitere gesunde Entwicklung gelegt werden und weil Säuglinge, Babys und Kleinkinder für die Befriedigung ihrer physischen und psychischen Bedürfnisse völlig von ihrer sozialen Umwelt abhängig sind.

Ein Kind braucht von Geburt an einige wenige verlässliche Bezugspersonen, die feinfühlig seine Bedürfnisse nach Bindung und Exploration beantworten. Entscheidend für das Kind sind die Stabilität der Beziehungen und die Feinfühligkeit der einzelnen Bezugspersonen gegenüber seinen Signalen (Grossmann und Grossmann, 2004). Kinder unter drei Jahren brauchen eine professionelle Eingewöhnung in die außerfamiliäre Betreuungssituation, sie brauchen feste Bezugserzieherinnen und ihnen vertraute Ersatzkräfte, sie brauchen liebevolle Pflege und Zuwendung durch ihre Bezugserzieherin beim Wickeln, An- und Auskleiden, Essen, Einschlafen und Aufwachen, aber auch beim Ankommen und beim Abschied in der Kindertageseinrichtung. Kinder unter drei Jahren brauchen altersangemessene, gesunde Frischkost, sie brauchen sorgfältige Hygienemaßnahmen, geeignete Raum- und Materialausstattung, und sehr gut vorbereitete und dokumentierte Bildungsbegleitung. Kinder unter drei Jahren brauchen hochqualifizierte pädagogische Fachkräfte, die gemeinsam mit den Eltern das Kind in seiner Bildungsentwicklung begleiten und ermutigen.
 

Empirische Untersuchung zur Qualität in Krippen

Eigene Untersuchungen (Wertfein, Spies-Kofler, Becker-Stoll, 2009) zur Bildungsqualität in Krippen zeigen, dass Bildungsangebote für Kinder unter drei Jahren im pädagogischen Alltag am besten realisiert werden, wenn die Qualität der Krippe auf den verschiedenen Ebenen gut ist. Dabei bilden die strukturellen Bedingungen in der Einrichtung den Möglichkeitsrahmen, in welchem pädagogische Arbeit stattfindet.

Als entscheidend für das Gelingen der pädagogischen Arbeit erwiesen sich aus Sicht der pädagogischen Fachkräfte die konkreten Rahmen- und Arbeitsbedingungen, das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit im Team. Besonders eingefordert wurden eine angemessene Vor- und Nachbereitungszeit für Bildungsangebote, für Beobachtung und Dokumentation, für Elterngespräche sowie eine angemessene und flexible Personalausstattung insbesondere zur Entlastung während der Eingewöhnungsphase sowie im Falle von kurzfristigen Personalausfällen. Darüber hinaus wünschen sich die befragten Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen mehr Angebote zur Fort- und Weiterbildung und erhoffen sich künftig mehr (auch finanzielle) Anerkennung für ihre anspruchsvolle pädagogische Tätigkeit. Die Eltern legten besonderen Wert auf eine gute pädagogische Arbeit in der Einrichtung. Die Studienergebnisse legen nahe, dass personelle und zeitliche Ressourcen entscheidende Faktoren im Hinblick auf die Qualität frühkindlicher Tagesbetreuung im Sinne der Trias „Bildung, Erziehung und Betreuung“ darstellen: Die Rahmenbedingungen frühkindlicher Betreuungsangebote müssen den besonderen Bedürfnisse der Kinder und Eltern in den ersten drei Lebensjahren angepasst werden.

Die pädagogische Arbeit in Kinderkrippen zeichnet sich durch hohe fachliche Anforderungen sowie einen erhöhten Personal- und Zeitbedarf aus. Wesentliche Voraussetzungen sind sichere Arbeitsbedingungen (statt Fluktuation) und die Entlastung (statt Überforderung) des pädagogischen Personals für verlässliche Beziehungen zwischen pädagogischen Fachkräften, Kindern und Eltern (Wertfein, Spies-Kofler, 2008; Wertfein, Spies-Kofler, Becker-Stoll, 2009).

 


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