Bewegungsbaustelle

als elementardidaktisches Prinzip einer bewegten Kitakultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Idee der Bewegungsbaustelle
  2. Begründungszusammenhänge
  3. Bewegung als Schutzfaktor
  4. Bedeutung für pädagogische Handlungsfelder
  5. Bewegte KiTa-Kultur
  6. Fazit
  7. Literatur

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Bewegte KiTa-Kultur


Die Idee des Bauens und Bewegens mit einfachem Material wie großen Holzklötzen, Brettern und Walzen hat wesentliche Impulse aus dem in allen Kindergärten verbreiteten Holzbaukasten nach Fröbel entnommen und durch die Möglichkeit großräumiger Bewegungen vervollständigt.

Diese beschränken sich jedoch nicht nur auf einen Teil des Kitaalltags, sondern können ebenso als zentrales Element einer bewegten Kindergartenkultur verstanden werden. Ergänzt man das klassische Mobiliar im Kindergarten durch variable Bauelemente, kann ein völlig neuer Lern- und Bewegungsraum entstehen, in dem sich sowohl für Kinder als auch für frühpädagogische Fachkräfte neue Handlungsmöglichkeiten ergeben.

Die Idee des Mobilen Klassenzimmers (Landau 1999) greift bewegungspädagogischen Überlegungen auf, um die strenge Klassifikation des Klassenzimmers (Tafel, Pult, Tische, Stühle) aufzubrechen und „Raum für unterschiedlichste Inszenierungen von Unterricht“ (ebd.) zu schaffen. Innerhalb des Klassenzimmers ist es durch das variable Mobiliar möglich, aus einer Sitzbank und einem Tisch ein Podium zu bauen, an dem ein Referat gehalten wird. Aus Brettern und Kisten wird eine Bühne, auf der die Geschichten aus dem Lesebuch lebendig werden.


Die Bewegungsbaustelle bietet Kindern die Möglichkeit, selbst gestellte Aufgaben zu überwinden und nach neuen Herausforderungen zu suchen. In den vielfältigen Situationen des Balancierens kommt es in diesem Zusammenhang beispielsweise immer wieder auch bei motorisch unsicheren Kindern zu kleinen Erfolgserlebnissen. Dieses Gefühl gelungener Bewegungskunststücke, die sich aus dem Prozess des ständigen Probierens, Bewältigens und der Steigerung der Bewegungsanforderung ergibt, kann ein bedeutsamer Baustein des Erlebens von Selbstwirksamkeit sein.

Das Konstruieren großräumiger Bewegungslandschaften fordert darüber hinaus auch genaue Absprachen hinsichtlich der Planung und Ausführung durch die am Bauprozess Beteiligten. Sperrige Bretter und schwere Kisten müssen zumindest von zwei Personen getragen werden, bei Turmbauten müssen mehrere Hände den Unterbau absichern, das Wissen über Stabilität und Labilität, Gewicht und Sperrigkeit von Gegenständen wird innerhalb einer heterogenen Lerngruppe weiter gegeben.

Die Aufgabe der frühpädagogischen Fachkraft ändert sich im Verlauf der Arbeit mit der Bewegungsbaustelle immer mehr vom Eingreifen und Vorstrukturieren hin zur Begleitung und Unterstützung der Lern- und Interaktionsprozesse. Der Forderung nach Beobachtung und Dokumentation der individuellen Lernentwicklung kann entsprochen werden, indem Aussagen über die Entwicklungsbereiche Interaktion, Spiel- und Sozialkompetenz, Motorik und Bewegungssicherheit, Selbstvertrauen und Kognition (Erfindungen, Ideen) gemacht werden können.