Videogestützte Entwicklungsbegleitung in Elterngesprächen

im Rahmen des Konzepts Persönlichkeitsnahe Lernunterstützung (PER-LE)
 
Das Bild vom Kind als eigenständige, selbsttätige Persönlichkeit ist ein grundlegender Baustein der pädagogischen Arbeit mit diesem Konzept. Kinder sind dabei in verschiedene soziale Systeme wie zum Beispiel Familie und KiTa eingebunden. Bildungsprozesse entstehen durch ständige Interaktion des Kindes in diesen sozialen Umwelten. Für eine vielschichtige und positive Entwicklung der Kinder ist es notwendig, eine Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Kindertagesstätte herzustellen und die eigenständigen Systeme zu öffnen und miteinander zu verbinden.

Durch die  intensiven Beobachtungs- und Reflexionsphasen der ErzieherInnen, das Filmen gemeinsam ausgewählter Sequenzen und der sich dann daraus anschließenden kommunikativen Phase der Elterngespräche, öffnen sich die jeweiligen Systeme.

Die Eltern bekommen durch die gezeigten Videosequenzen im Gespräch einen tieferen Einblick in die Erfahrungs- und Entwicklungswelt ihres Kindes und somit in das System Kita. Es entsteht dadurch ein reger Austausch, der uns ErzieherInnen auf der anderen Seite wiederum einen Einblick in das System Familie gibt. Unterstützende Verbindungen entwickeln sich. 

Die Eltern kommen gern zum Gespräch, 1-2 Mal pro Jahr, denn sie möchten einen „Film“ anschauen. Diese Art Elterngespräche zu führen ist positiv besetzt, denn es steht kein „Problem“ im Vordergrund. Eltern sind so in regelmäßigen Abständen in der Kita und können die Entwicklung ihres Kindes in Wort und Bild verfolgen. Diese Entwicklungsbegleitung stellt somit auch einen Teil der PortfolioPortfolio||||| Ein Portfolio bezeichnet ursprünglich  eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im  Handlungsfeld frühkindliche Bildung werden Portfolios beispielsweise wie "Ich- .Mappen" für Kinder genutzt um eigene Fortschritte zu dokumentieren. Auch in Studiengängen gibt es Beispiele, wo Portfolios als Prüfungsleistung oder Dokumentation von Entwicklungen zählen können. arbeit dar.

Mit dem Medium Videokamera schafft man eine relativ große Objektivität, Sachlichkeit und Transparenz, die es ermöglicht, das Gespräch offen, mit positiver Grundeinstellung und  großer Wertschätzung zu führen.Eltern erfahren durch diese intensive Entwicklungsbegleitung uneingeschränkte Aufmerksamkeit und erleben, dass ihr Teil der Erziehung mit dem des Kindergartens ein Ganzes ergibt.

Für uns ErzieherInnen bedeutet dieser Austausch, dass wir die „Geschichte“ jedes einzelnen Kindes und seiner Familie erfahren, verstehen und mit einbeziehen können.

Statt einer Bewertung und Einordnung des Kindes nach festgelegten Entwicklungskriterien erfolgt unsererseits Anerkennung, Offenheit und auch pädagogische Neugier um die Entwicklungsbedingungen des jeweiligen Kindes herauszufinden und auf dieser Basis persönlichkeitsnahe Unterstützungsangebote entwickeln zu können.

Umgekehrt ist es für die Familie wichtig, in der Kita einen sozialen Raum vorzufinden, der sich durch ein kommunikationsfreudiges Klima auszeichnet, in dem eigene Lebenserfahrungen anerkannt und eingebracht werden können. Bindungen entwickeln sich.

So entsteht ein Perspektivwechsel, in deren Mittelpunkt das Kind mit seinen eigenen Aktivitäten  und Lernerfahrungen steht. Fühlt sich ein Kind in seiner Person angenommen, wirkt es wiederum auf die Gruppendynamik positiv ein. Durch Öffnung der Systeme entstehen verlässliche Bindungen, die es dem Kind ermöglichen, sich optimal zu entwickeln. Diese besondere Art Elterngespräche zu führen, wird den Anforderungen an Partizipation und Beratung der Eltern gerecht. 

Um die Vorbereitung, den Ablauf und die Auswertung eines solchen Entwicklungsgesprächs deutlich zu machen, wurde ein Leitfaden entwickelt  Die Auswahl der gezeigten Videosequenzen setzt eine hohe Professionalität in Beobachtung und Beurteilung von kindlichem Verhalten voraus, welche jede(r) ErzieherIn immer weiter entwickeln sollte.

Durch die videogestützte Entwicklungsbegleitung ist es möglich, den Ansprüchen der Gesellschaft und der Eltern, aber auch den eigenen Ansprüchen an eine qualifizierte pädagogische Arbeit gerecht zu werden. Es wird deutlich, wie viel “ Wissenschaft“ in einem Elterngespräch zu finden ist, aber auch, wie mit relativ einfachen Methoden Vertrauen, Offenheit und Toleranz entwickelt werden kann, die die Grundlagen für die tägliche pädagogische Arbeit bilden. 



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