Kindertagespflege - Aktionsprogramm zum Ausbau des Berufsfeldes

Förderung von Ausbau, Weiterbildung, Qualifizierung, Festanstellung

Mit dem „Aktionsprogramm KindertagespflegeKindertagespflege|||||Kindertagespflege oder Tagespflege umfasst eine zeitweilige Betreuung von Jungen und Mädchen bei Tagesmüttern oder Tagesvätern. Nach dem Tagesbetreuungsausbaugesetz von 2004 ist die Tagespflege neben der Tagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen eine gleichwertige Form der Kindertagesbetreuung. “ will das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zwischen 2009 bis 2014 bessere Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards für die Betreuungsform schaffen sowie die Weiterbildung fördern. Bund, Länder und Kommunen arbeiten dafür zusammen. Finanziell stehen dem Programm 20 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) zur Verfügung.

Aus diesen Säulen besteht das Aktionsprogramm:

  1. Arbeitsmarktpolitik: Aufbau von Strukturen an 160 Modell-Standorten zur Gewinnung, Qualifizierung, Vermittlung von Tagespflegepersonen
  2. Qualifizierung: Grundqualifizierung (160 Mindeststunden), Förderung der Weiterbildung
  3. Information und Beratung: Angebote schaffen
  4. Festanstellung: Ausbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung

Teile des Aktionsprogramms werden an jeweils 160 Städten im Bundesgebiet umgesetzt, in Niedersachsen sind das beispielsweise Göttingen, der Landkreis Osnabrück, Landkreis Emsland, Landkreis Lüneburg, Hameln/Pyrmont, Wilhelmshaven.

1. Aufbau von Strukturen (bis August 2012)

An den 160 Standorten wurden die Strukturen, die die Gewinnung, Qualifizierung und Vermittlung von Tagespflegepersonen ermöglichen, unter die Lupe genommen sowie aufgebaut und optimiert. In einer Befragung 2011 des Deutschen Jugendinstituts, das die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation übernimmt, identifizierten 158 Mitarbeiter der beteiligten Jugendämter diese relevanten Bereiche:

 

Aus Sicht der Mitarbeiter funktionierten die Maßnahmen der Qualifizierung, Vermittlung und Beratung in ihrem Kommunen gut. Probleme sahen die Jugendämter jedoch darin, Netzwerke zu bilden und Tagespflegepersonal zu gewinnen.

Über die Laufzeit des Aktionsprogramms verbesserte sich die Wirkung der Maßnahmen, wie an den Bewerberzahlen deutlich wird (Evaluation durch DJI):


Auch die Zahl der unter Dreijährigen, die von Tagespflegepersonen betreut werden, stieg an den Modellstandorten zwischen 2008 und 2011 von 21.793 auf 29.259 (+34 Prozent) (Monitoring-Daten der ESF-Regiestelle beim BMBFSFJ).


2. Qualifizierung von Tagespflegepersonen


Grundqualifizierung, Förderung und Gütesiegel

Zwischen 2008 und 2010 qualifizierten sich an den Modell-Standorten zehn Prozent mehr Tagespflegepersonen im 160-stündigen Basiskurs (17% hin zu 27 Prozent). Die niedrige Rate der Grundqualifizierung - im Vergleich zu Nicht-Modellstandorten (21 zu 31%) - wurde damit erhöht, um flächendeckend das Qualifizierungsniveau anzugleichen.

Das Deutsche Jugendinstitut entwickelte das Curriculum hierfür mit 160 Unterrichtseinheiten entsprechend eines fachlich anerkannten Standards. Finanzielle Unterstützung erhalten öffentliche und freie Träger für ihre Qualifizierungen durch die Förderung des Aktionsprogramms bei der Bundesagentur für Arbeit (BA). Davon profitieren auch die Tagespflegepersonen mit geringeren Beiträgen zur Weiterbildung:


Gefördert werden Qualifizierungsmaßnahmen, die dem DJI- oder einem qualitativ vergleichbaren Curriculum entsprechen, zu beispielsweise folgenden Themen:


Zudem trägt das Aktionsprogramm dem Qualitätsanspruch der Bildungsträger, Fortbildungsmodule weiterzuentwickeln, mit einem Gütesiegel Rechnung. Das Gütesiegel wird von den Landesjugendämtern für drei Jahre vergeben. Bis März 2012 haben bundesweit 196 Bildungsträger dieses Qualitäts- und Fördersiegel erhalten, davon 21 Einrichtungen in Niedersachsen. Zudem hält auch die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Niedersachsen eine Übersicht über landesweit zertifizierte Bildungsträger bereit.

Weitere Infos:

Portal Frühe Chancen mit Gütesiegel-Bildungsträgern (pro Bundesland): Link

Webseite Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung Niedersachsen mit Liste einschlägiger, landesweit zertifizierter Bildungsträger: Link

Portal Frühe Chancen mit Qualifizierungsmodulen: Link

 

Tätigkeitsbegleitende Weiterbildung

Neben der Basis-Qualifizierung und der Aufstockung der Qualifikation können sich Tagespflegepersonen zur/zum ErzieherIn oder sozialpädagogischer AssistentIn weiterbilden. Für die berufsbegleitende Weiterbildung können TeilnehmerInnen über die Arbeitsamt-Förderung einen Zuschuss zum Schulgeld und/oder eine Aufwandsentschädigung von 150 Euro beantragen.

Der Bundesverband für Kindertagespflege sieht in der Weiterbildung im Ausbildungsberuf mehr Perspektiven zur Arbeit im frühkindlichen Bereich. Für mehr Gehalt und Qualität gibt die Weiter-Qualifizierung keine Garantie.

Weitere Infos:

Portal Frühe Chancen mit Infos zum Weiterbildungszuschuss: Link


Kompetenzorientiertes Qualifizierungshandbuch

Als dritte Komponente zur Qualifizierung der Tagespflegepersonen haben BMFSFJ und DJI Handlungsempfehlungen entwickelt, die sich am Katalog für lebenslanges Lernen orientieren. Inhalte sind unter anderem:

Weitere Infos:

DJI, Lucia Schuhegger
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3. Information und Beratung von Tagespflegepersonen


Aufgrund der mehrfach geänderten Rahmenbedingungen haben Tagespflegepersonen, Fachberatungen und Eltern einen großen Informationsbedarf. Auf diese Nachfrage hat das Aktionsprogramm sowohl mit einer Online- und Telefonberatung als auch mit lokalen Beratungsstellen reagiert.

Die beliebtesten Themen bei der Online-Anfrage sind:


Die Online-Beratung ist unter diesem Link erreichbar.

Eine telefonische Auskunft ist am Montag von 12 bis 16 Uhr unter Teielfon 0800589 26 33 (kostenfrei) möglich.



4. Förderung der Festanstellung (ab Sommer 2012)

Diese Komponente für den Ausbau der Kindertagespflege schloss das BMFSFJ dem Aktionsprogramm im Sommer 2012 an. Es kooperiert damit erneut mit der Bundesagentur für Arbeit (BA). Dafür stellen Europäischer Sozialfond (ESF) und Bund bis Ende 2014 insgesamt zehn Millionen Euro bereit.

Ziel der neuen Säule ist es, Kindertagespflegepersonen neu zu gewinnen und im Arbeitsfeld zu binden. Eine Festanstellung generiert für Tagesmütter und -väter folgende Vorteile:


Kommunen (Jugendämter, freie Träger) und Eltern bringt die Institutionalisierung der Kindertagespflege laut Bundesverband Kindertagespflege ebenfalls mehr Sicherheit: Eine bessere Steuerung und Kontinuität der Dienstleistung und der angestellten Dienstleister ist dadurch möglich. Sie können dem Bedarf besser angepasst werden, richten sich nach einheitlichen Standards und bewirken damit eine Qualitätssteigerung. Als institutionalisierte, kalkulierbare Betreuungsform bildet sie damit ein pädagogisches Pendant zu KiTas - und führt dennoch das familienähnliche, flexible Angebotsprofil fort.

Modelle der Festanstellung existieren bereits in vielen Kommunen, wobei Form und Rahmenbedingungen variieren: Tagespflegepersonen können beim Jugendamt angestellt sein, bei freien Trägern oder Unternehmen. Einige Arbeitgeber stellen den angestellten Tagespflegepersonen auch Räume zur Verfügung.

Unterstützung für Kommunen: Personal- und Strukturförderung


Das neue Programm zur Förderung von Festanstellungs-Modellen in der Kindertagespflege besteht aus zwei Komponenten, die die Kommunen einzeln beantragen können oder konnten:

  1. Komponente: Förderung ausschließlich von Personalkosten für die neu anzustellenden Tagespflegepersonen, anteilig bis zu 50 Prozent des Arbeitgeber-Brutto sowie eine Pauschale für Verwaltungskosten. Die Antragstellung ist fortlaufend möglich bis 20. November 2013.

     

  2. Komponente: Strukturförderung für eine niedrigschwellige Beratung sowie die Entwicklung und Implementierung von Festanstellungsmodellen. Zum August 2012 haben die Modell-Standorte ihre Arbeit aufgenommen, in Niedersachsen sind es Lingen, Landkreis Göttingen und Wolfsburg (Stand November 2012)


Weitere Infos:

Modell-Standorte Aktionsprogramm Festanstellung: Link

Kontakt und Beratung ESF-Regiestelle
Servicestelle Aktionsprogramm Kindertagesflege

Telefon 030 / 284 09 230 (Fördermittelberatung)
Telefon 030 / 259 237 610 (Inhaltliche Beratung)

E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Webseite ESF-Aktionsprogramm mit Förderleitlinien, Förderleitfäden, Antragsunterlagen: Link

Online-Beratung: Link

Portal Frühe Chancen mit Infos zur Festanstellung: Link






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