Zufriedenheit und Kompetenz von ErzieherInnen

Die niedersächsischen ErzieherInnen sind relativ zufrieden, fühlen sich sehr kompetent und sind hoch motiviert – dies ist in Kurzformel das Ergebnis einer vom nifbe geförderten Studie unter Leitung von Prof. Dr. Julia Schneewind, deren Ergebnisse im September 2012 in der Hochschule Osnabrück präsentiert wurden.

 

Die Evaluationsstudie „Kompetenz und Zufriedenheit von ErzieherInnen“ beleuchtet die Situation von niedersächsischen ErzieherInnen im aktuellen ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.  s-Prozess. Rund 850 ErzieherInnen füllten dabei als Selbsteinschätzung einen umfangreichen Fragebogen mit 271 Fragen zur Zufriedenheit, Kompetenz, Psychischen Gesundheit und Motivation aus. Ausgeklammert blieben dabei allerdings die häufig kritisierten Rahmenbedingungen wie Bezahlung, Personalschlüssel oder Verfügungszeit, da hierzu, so Prof. Dr. Julia Schneewind, „schon hinreichend Forschungsergebnisse vorliegen.“


Die Studienergebnisse teilen sich auf in die vier Teilbereiche „Zufriedenheit“ (Prof. Dr. Julia Schneewind), „Psychische Gesundheit" (Katrin Lattner), „Kompetenzen“ (Marina Granzow) sowie „Motivation zur Weiterbildung“ (Prof. Dr. Nicole Böhmer).

 

Zufriedenheit und Akademisierung

Gut drei Viertel der befragten ErzieherInnen zeigen sich der Studie zufolge zufrieden mit ihrer Arbeitssituation, insbesondere im Hinblick auf die sozialen Aspekte. 6% zeigten sich unzufrieden und hier sind vermehrt auch die langjährig Berufstätigen zu finden. Unzufrieden äußerten sich die ErzieherInnen mit folgenden Aspekten:

  • Ansehen in der Gesellschaft
  • Wertschätzung durch Kinderärzte und GrundschullehrerInnen
  • Fachberatung
  • Zu bewältigende Arbeitsmenge
  • Konfliktlösung im Team

Im Hinblick auf die Akademisierung der ErzieherInnen-Ausbildung halten rund 45% diese für „eher nötig“ und 19% für „sehr nötig“. Allerdings könne es „ohne bessere Bezahlung keine Akademisierung“ geben und für wünschenswert halten die Befragten bundesweit einheitliche(re) Studiengänge. Als entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Akademisierung wird die „Verzahnung von Theorie und Praxis“ angesehen.

 

Psychische Gesundheit

Wie die Studie erwartungsgemäß zeigt, wirken sich die zahlreichen Belastungsfaktoren im KiTa-Alltag auch auf die psychische Gesundheitslage der ErzieherInnen aus. Als Belastungsfaktoren werden dabei die häufig unzureichenden Rahmenbedingungen, der Lärm, der Erwartungsdruck von Eltern oder eine Vielzahl neuer Programme und Verordnungen von Seiten der Träger und / oder der Politik genannt.
Im Hinblick auf die „Erholungsunfähigkeit“ befinden sich bereits 14,5 % der ErzieherInnen in einem auffälligen bis sehr auffälligen Bereich, wobei sich hier insbesondere ErzieherInnen mit längerer Berufstätigkeit als gefährdet erweisen. Diese liegen auch beim Topic „Emotionale Erschöpfung“ zu 37% in einem Risiko-Bereich und 4,3% sind schon behandlungsbedürftig. Noch etwas höhere Werte ergeben sich bei Leitungskräften, die zu 38% emotionale Erschöpfungssymptome aufweisen und zu 7,6% behandlungsbedürftig sind. Sie fühlen sich auch zu 44% „manchmal“ und zu 23% „eher oft bis sehr oft“ ausgebrannt.

 

Kompetenzen

Bestwerte ergab die Frage nach den sich aus einem Bündel von Wissen – Können – Haltung resultierenden Kompetenzen der ErzieherInnen. Insgesamt 93% der ErzieherInnen schätzten ihre Kompetenzen nach Ausbildung oder Studium in fünf vorgegebenen Themenbereichen demnach als insgesamt „eher hoch“ bis „sehr hoch“ ein. Am höchsten eingeschätzt wurden dabei die Kompetenzen im Hinblick auf „Elternarbeit“ und „Beobachtung und Dokumentation“, gefolgt von „Sprachförderung“, „DiversityDiversity|||||Im Deutschen wird der Begriff auch auch als Vielfalt benutzt und meint besonders, dass soziale Vielfalt konstruktiv genutzt wird. Im Diversity Management wird besonders auf eine positive Wertschätzung der individuellen Verschiedenheit eingegangen, um eine produktive Gesamtatmosphäre zu erreichen.“ sowie „Kinder unter drei“. Gut 70% haben in ihrer Selbsteinschätzung auch eine „eher hohe“ bis „sehr hohe“ Sicherheit bei der Umsetzung dieser Bereiche in die Praxis. Nahezu 100% sprachen sich desweiteren hohe Kompetenz im Hinblick auf die für die KiTa-Arbeit grundlegenden Kompetenzen „Kommunikation“ und „Soziale Reflektion“ zu.

 

Motivation zur Weiterbildung

„Niedersächsische ErzieherInnen sind hoch motiviert“ – so fasste Prof. Dr. Nicole Böhmer die Teil-Ergebnisse zum Bereich „Motivation zur Weiterbildung“ zusammen. Rund 60% zeigen eine hohe bis sehr hohe Bereitschaft zur Weiterbildung in Form von Tagungen, Seminaren oder auch der Fachlektüre. Die fünf schon bei den Kompetenzen vorgegebenen Themenbereiche finden auch im Hinblick auf die gewünschten Weiterbildung einen hohen Zuspruch – an der Spitze liegt dabei „Diversity“, gefolgt von „Sprache“ und „Elternarbeit“.
Als auffällig positiv zeigte sich die „hohe intrinsische Motivation“ der ErzieherInnen, die sich insbesondere fortbilden, um den eigenen beruflichen Anspruch gerecht zu werden und wesentlich weniger aufgrund von extrinsischen Aspekten wie „Karriere“ oder „Ansehen“. Rund drei Viertel der ErzieherInnen zeigten sich dabei auch mit den von Kita bzw. Träger zur Verfügung gestellten zeitlichen und finanziellen Ressourcen zufrieden. Immerhin fast ein Viertel gab an, in der Freizeit Weiterbildungen zu machen und drei Viertel zeigten sich mit der Anerkennung und Wertschätzung ihrer Weiterbildungen durch die KiTa-Leitung „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“. Abschließend konnte Prof. Dr. Nicole Böhmer feststellen, dass „das Thema Lebenslanges LernenLebenslanges Lernen|||||Ziel der Strategie „Lebenslangen Lernens“ ist es darzustellen, wie das Lernen
aller Bürgerinnen und Bürger in allen Lebensphasen und Lebensbereichen, an
verschiedenen Lernorten und in vielfältigen Lernformen angeregt und unterstützt
werden kann. Lebenslanges Lernen bezieht sich dabei auf formales Lernen (z.B Schulische Abschlüsse), nicht-formales Lernen (z.B Nachhilfe, Weiterbildungen, Kurse)
und informelles Lernen (z.B Erfahrungen und Kompetenzen aus Freizeit und Alltag). Der Aspekt Lebenslanges Lernen wird derzeit in vielen  bildungspolituschen Programmen aufgenommen und national und international diskutiert und neu bearbeitet.
in der Berufsgruppe der ErzieherInnen sehr gut angekommen ist.“

 

 

 

 



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