Exekutive Funktionen in der Montessori-Pädagogik

Inhaltsverzeichnis

  1. 2. Bedeutung der exekutiven Funktionen für die Entwicklung des Lernens des Kindes
  2. 3. Entwicklung der exekutiven Funktionen in den ersten drei Lebensjahren
  3. 4. Schnittstelle exekutive Funktion und Montessori-Pädagogik
  4. Fazit
  5. Literatur

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2. Bedeutung der exekutiven Funktionen für die Entwicklung des Lernens des Kindes

Die Bedeutung der exekutiven Funktionen ist eine lebenslange und weitreichende. Viele Aspekte des Lebens werden davon in Abhängigkeit gesehen, zum Beispiel Gesundheit, Bildung und Lernen, persönliche Erfüllung – generell Erfolg im Leben. Sehr umfassend zeigt dies eine bekannte Studie von Moffit und Kolleg/innen (2011): Kinder, die im Alter von vier Jahren bereits gut ausgebildete exekutive Funktionen hatten, zeigen sich im Erwachsenenalter als gesünder, hatten einen Schulabschluss vorzuweisen, führten glücklichere Beziehungen und hatten insgesamt einen höheren Lebensstandard (vgl. Moffit et al. 2011).

Eng damit im Zusammenhang wird die Fähigkeit gesehen, direkte Bedürfnisse aufzuschieben. Bereits in den 1960iger Jahren erkannte der Psychiater Walter Mischel bei 4,5-Jährigen, dass die Fähigkeit des direkten Bedürfnisaufschubes zugunsten einer größer zu erwartenden Belohnung Auswirkungen auf den Erfolg im Leben hat. Er entdeckte nämlich, dass Kinder, die warten können, dies mit einer höheren Stresskompetenz tun. Das bedeutet, diese Kinder verfügten bereits über zielführende Strategien mit einer unangenehmen Situation umzugehen und trotz aller Widrigkeiten durchzuhalten, denn sie möchten ein Ziel erreichen, nämlich die Belohnung erhalten. Bedeutsam dabei ist, dass die Kinder sich dieses Ziel selbst gesetzt hatten, also als intrinsisch motiviert angesehen werden. Auch hier zeigt die Forschung: Kinder, die warten konnten, zeigten sich im Jugend- und Erwachsenenalter als gesünder, sozial kompetenter und in der Schule erfolgreicher (vgl. Mischel et al. 2011).

Lesen, Schreiben, Sprachverstehen, Vokabeln lernen, Mathematik oder Naturwissenschaften sind Bereiche des akademischen Lernens, die vielmals in direkter Verbindung mit exekutiven Funktionen zitiert werden (z.B. Blair et al. 2008, Valdez et al. 2008, Mazzocco and Kover 2007, Clair-Thompson u. Gathercole 2006).

Sorgsames Arbeiten, gewissenhaftes und verlässliches Erledigen aufgetragener Aufgaben sind unter vielen anderen Faktoren, die zum indirekten Lernerfolg beitragen. Diese Eigenschaften bilden sich, je nach lebensweltlichen Bedingungen, früh aus und stehen im Zusammenhang mit gut ausgebildeten exekutiven Funktionen (Rimm-Kaufmann et al. 2009).

Später in der Schule zeigt sich dies an einer engagierten Haltung der Schüler/innen. Sie beginnen früher mit den Hausaufgaben, erledigen diese zügiger (und zielorientierter), vermeiden Fehlzeiten und legen ein insgesamt verantwortungsvolleres Arbeitsverhalten an den Tag (vgl. Duckworth, Seligmann 2005).

Kinder mit guten exekutiven Funktionen kommen auch in sozialen Kontexten besser zurecht. Warum ist das so?

Kinder, die abwarten können, bis sie beim Spielen an der Reihe sind, die Rücksicht nehmen auf andere, die etwas langsamer sind oder auch gerne mithelfen bei alltäglichen Arbeiten, zeigen dadurch ein positives Sozialverhalten, wirken sozialkompetent. Diese Kinder werden gerne als Spielpartner gewählt, weil sie auch noch weiter mitspielen, wenn es mal nicht nach ihren Vorstellungen geht, die aber trotzdem bei der nächsten Gelegenheit Ideen einbringen, die allen Spaß machen. Gute exekutive Funktionen sind auch hier entscheidend.

Studien belegen, dass Vierjährige, die gut inhibiert sind, sich sozial kompetenter verhalten (Rhoades et al., 2009). Die frühe Förderung der exekutiven Funktionen ist durch ihre lebenslange Bedeutung gesichert. Viele der Befunde knüpfen an das Kitaalter an, sind jedoch für den Krippenbereich gleichermaßen von Bedeutung, besonders vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Anzahl an Kindern, die in Krippen betreut werden.

Der Montessori-PädagogikMontessori-Pädagogik|||||Montessoripädagogik wurde von Maria Montessori ab 1907 als pädagogisches Bildungskonzept vom Kleinkind bis zum jungen Heranwachsenden entwickelt. Leitspruch der Pädagogik ist "Hilf mir es selbst zu tun" und arbeitet mit offenem Unterricht und freien Verfügungsphasen, in dem der Lehrende dazu angehalten ist die Lernprozesse angemessen anzuregen.  ist die Unterstützung der Förderung der frühen Selbstregulation inhärent und bietet zahlreiche Beispiele für das Zusammenwirken beider Anliegen: Förderung der exekutiven Funktionen und Montessori Pädagogik.


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