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Zur Geschichte des Natur- und Waldkindergartens

Inhaltsverzeichnis

  1. Pädagogische VordenkerInnen und Vorläufer
  2. Beitrag der Montessori-Pädagogik
  3. Entwicklung während der Nazi-Diktatur
  4. Beginn und Entwicklung nach 1945 bis zur Gegenwart

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Beginn und Entwicklung nach 1945 bis zur Gegenwart

Die „moderne“ Waldkindergartenbewegung setzte in Westdeutschland unmittelbar nach Kriegsende ein. Dabei standen nicht pädagogische Überlegungen im Vordergrund, sondern schlichtweg die herrschende Not. Da die meisten der Kindergärten zerstört waren und es so gut wie keine staatlich oder konfessionell unterstützte Kleinkindererziehung gab, kümmerten sich „Kindertanten“ um die unbeaufsichtigten noch nicht schulpflichtigen Kinder, die sich selbst überlassen auf den Straßen sowie Trümmergrundstücken herumtrieben. Wie Ingrid Heller bereits 1999 in ihrer Diplomarbeit explorieren konnte, gab es unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur Einrichtungen „ohne Türen und Wände“ u. a. in Augsburg, Berlin, Nürnberg, Ulm und München, die von „Kindertanten“ ins Leben gerufen wurden. Diese Betreuungsvariante wurde bisher von der Historiographie des Kindergartens völlig übersehen. Ihre lückenlose Rekonstruktion ist mangels greifbarer (archivalischer) Dokumente äußerst schwierig, zumal sie ein Arrangement und Engagement auf reiner privater Basis war. Frau Elisabeth Kaufmann, die in München über 40 Jahre als Kindergärtnerin arbeitete, erinnerte sich rückblickend an ihre Anfangsjahre:

„Wir waren drei junge und frisch ausgebildete Kindergärtnerinnen, aber ohne Arbeit... Um etwas zu verdienen, betreuten wir, gegen ein geringes Entgelt, die noch nicht schulpflichtigen Kinder der sog. ‚Trümmerfrauen‘. In den großen Ferien kamen auch Schulkinder hinzu. Durch die massive Bombardierung Deutschlands waren die meisten Kindergärten zerstört. Die wenigen noch existierenden waren ebenfalls schwer beschädigt, die Räume feucht und ohne Fenster, Türen und Öfen. Allein schon durch diese Situation waren auch die Kindergärtnerinnen denen ein Raum zur Verfügung stand gezwungen, den Tagesablauf mit den Kindern so oft wie möglich in der freien Natur zu verbringen. Kindergärtnerinnen wie Kinder halfen mit großem Spaß u. a. bei der Kartoffel- oder Heuernte mit, wie beigefügte Fotos beweisen...

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Mithilfe in der Landwirtschaft (Quelle: Auguste Schimon†)

Einige der noch einigermaßen funktionierenden Kindergärten legten Kinderbeete an. Dadurch war eine Selbstversorgung, wenn auch eine bescheidene, möglich... Der Wiederaufbau der Kindergärten war nach dem Zusammenbruch nicht die vordringlichste Aufgabe. Man mußte erst mal Wohnraum für die ausgebombten Familien und die vielen Flüchtlinge aus den Ostgebieten schaffen. Und so mußte ich mich notgedrungen mit den mir anvertrauten Kindern im Freien aufhalten. Das war damals nicht ungewöhnlich, die Straße war der Lebens- und Spielraum der Kinder... Ich traf mich mit 10 und mehr Kinder gegen 7.30 Uhr an dem kaum beschädigten Prinz-Carl-Palais und verbrachte mit ihnen die Zeit im Englischen Garten, der noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde. Meistens spazierte wir in den nördlichen Teil des Parks (in die Hirschau), wenn In der Hirschau
In der Hirschau (Quelle: Elisabeth Kaufmann†)
sich die Kinder nicht schon vorher „festgespielten“ hatten. Das verwilderte Areal war für die Buben und Mädchen äußerst spannend und geheimnisvoll. Ich erinnere mich, dass viele Rehe, Hasen, Fasanen und Rebhühner unsere Wege kreuzten. Die Kinder verhielten sich ganz still, um ja nicht die Tiere zu vertreiben... Fast jeden Tag begegneten wir einem alten Spaziergänger, der den Kindern sehr liebevoll die heimische Fauna und Flora erklärte... Am liebsten spielten die Kinder Verstecken, Fangen oder ‚Fürchtet ihr den schwarzen Mann?‘... Die Mädchen pflückten für ihre Mütter Blumen, die reichlich auf den vom Schnitter noch nicht gemähten Parkwiesen blühten. Die Buben kletterten gerne auf Bäume, spielten mit Vorliebe in den ‚Gehölzen‘ und fertigten allerlei Basteleien aus Naturmaterialien an... Bei schlechter Witterung diente eine kleine Blockhütte (wem diese gehörte ist mir nicht mehr gegenwärtig) als Zufluchtsort...


WK13Badevergnügen im Englischen Garten (Quelle: Elisabeth Kaufmann†)Bei strahlendem Sonnenschein nahmen wir auf unserem Leiterwagen drei kleine Zinkwannen mit. Diese füllte ich an einem der vielen Gewässer, die den Englischen Garten durchziehen: Was für ein herrliches Badevergnügen!... Aus Drähten und Schnüren (damals Materialien von enormer Seltenheit) und selbst geschnittenen Zweigen, bastelten sich die Kinder Angeln. Das Fischefangen zählte allgemein zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, obwohl nie ein Kind einen Fisch gefangen hatte...

Um die Mittagszeit (13 Uhr) kehrten die IMG 20170629 0002
Unterwegs mit dem Leiterwagen im Englischen Garten; (Quelle: Horst Fischer)
Kinder müde, mit Erdklumpen bedeckt und reichlich beladen mit Schätzen aus der Natur, zum Ausgangort zurück. Dort wurden wir schon von den Müttern oder älteren Geschwisterkinder erwartet... Die Winterzeit war sehr hart. Oft blieben Kinder zuhause, es fehlte ihnen an warmer Kleidung. Bei klirrender Kälte fanden wir Aufnahme in der großzügigen Wohnung der Baronin von Gumppenberg, in der Kaulbachstraße... Meine zwei einstigen Mitseminaristinnen am Kindergärtnerinnenseminar der Stadt München und Freundinnen betreuten Vorschulkinder in den Stadteilen Pasing/Neuaubing und Harlaching... Anfang der 1950er gaben wir drei unsere Kinderbetreuung auf. Es bestand an ihr kaum noch Bedarf, da die Eltern ihre Kinder lieber einem ‚normalen‘ und neugebauten Kindergarten (die in den 1950er Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen) anvertrauten. Heute ist die seinerzeit aus der Not geborene Kinderbetreuung ja wieder im Kommen, die sich Waldkindergärten nennen“ (30).

Auch in Wiesbaden spazierten in der Nachkriegszeit „Kindertanten“ mit den ihnen anvertrauten Jungen und Mädchen regelmäßig vormittags durch die Täler der Stadt in den nahegelegenen Stadtwald. Bei schlechtem Wetter bot eine Waldhütte Unterschlupf oder eine kleine, angemietete Wohnung wurde aufgesucht, nicht selten luden Mütter den „Spazierkindergarten“, wovon damals mindestens drei existierten, in ihre Küche ein (31).

Den ersten „klassischen“ Waldkindergarten in Deutschland, der noch heute existiert (32), rief 1968 Ursula Sube in Wiesbaden ins Leben (33). Ihre Nachfolgerin, Helga Forssman, berichtet:

„Frau Sube war die erste, die im Jahr 1968 bei den Ämtern durchsetzte (gegen viele Widerstände), dass ihr Waldkindergarten eine offizielle Anerkennung bekam. Als Ausnahmegenehmigung. Sie war ja auch gar keine ausgebildete Erzieherin, sondern alleinstehende Mutter mit einer Schauspielausbildung, die irgendwie Geld verdienen musste. So begann alles, indem sie mit Kindern aus der Nachbarschaft vormittags in den Wiesbadener Stadtwald zog. Sie ging bei ihrer Wohnung los und sammelte unterwegs an den Straßenecken die Kinder ein, die dort schon auf sie warteten. Das sprach sich im Wohngebiet herum und bald wurde eine stattliche Kindergruppe (teilweise über 20 Kinder) daraus... Frau Subes großes Verdienst war es, dass sie die Anerkennung durch die Behörden erreichte, und dass sie den Kindergarten 30 Jahre lang führte, bevor sie 1998 mit 73 Jahren ihre legendäre schwarze Umhängetasche an den Nagel hängte und mir ihren Waldkindergarten anvertraute (bestimmt nicht ohne Bauchschmerzen und mit vielen Bedenken, ob denn auch alles auf die richtige Art weitergemacht wird)... Viele Rituale und Abläufe in unserem Kindergarten stammen noch aus Frau Subes Zeiten. Sie war eine große Meisterin vor allem im Strukturieren des Kindergartenvormittags und im Herstellen von sinnvoller Ordnung. Zum Beispiel: die ‚Reihe‘: Bei Frau Sube stellten sich die Kinder nicht im Kreis auf, sondern in der Reihe, ihr gegenüber. Die Botschaft war klar: sie war der Boss und wollte alle sehen und von allen gesehen werden. Die Reihe wurde beim Aufbruch gebildet und manchmal auch zwischendurch, wenn es was ganz Wichtiges zu besprechen gab. Beim Aufstellen nach dem Frühstück gabs die Gummibärchenreihe. Sich in eine Reihe zu stellen, ist für kleine Kinder keine WK14Ursula Sube und ihre Schützlinge (Quelle: Helga Forssman)leichte Übung. Ein Vorfall ist mir noch gut in Erinnerung: Ein kleiner Junge, der etwas tapsig war, schaffte es einfach nicht. Immer stand er entweder 2 Schritte vor oder hinter seinen Nachbarn. Frau Sube guckte sich das an, dann sagte sie zur ganzen Gruppe: ‚Guckt mal, wo der steht. Geht doch alle mal ein Stückchen nach vorne und nehmt ihn in eure Reihe!‘ So wurde nicht der Junge kritisiert, sondern die ganze Gruppe aufgefordert, darauf zu achten, dass nicht einer außen vor ist. Alle gingen 2 Schritte nach vorne, die Reihe stand wie eine Eins und der kleine Junge mittendrin. Das Miteinander in der Gruppe war Frau Sube immer sehr wichtig. Die Großen hatten auf die Kleinen zu achten, und das war nicht nur ein Prinzip, sondern es gab tägliche Übungen. Eine Übung... ging so: auf dem Heimweg wurde auf einem ganz bestimmten Wegstück... in Zweierreihen gegangen und zwar hatte immer ein großes Kind ein kleines an der Hand zu führen. Die Einteilung machte Frau Sube und auch hier gab es keine Widerrede. Dazu gab es die Anweisung: ‚l -l!‘ Das bedeutet: ‚langsam und leise‘. Auf diesem kurzen Wegstück sollte nicht gesprochen werden, nicht gerannt, sondern achtsam schweigend Hand in Hand gegangen werden... Eine kleine Anmerkung noch: unser Kindergarten hat schon oft Besuch aus Japan und Südkorea bekommen, weil man dort das Konzept der Waldkindergärten sehr interessant findet. Im Herbst waren wir auch zu Vorträgen nach Seoul eingeladen. Manchmal habe ich den Eindruck, wir sind in Fernost bekannter als in der Heimat“ (34.)


In Dänemark hatte 1952 Ella Flatau, entsprechend ihrer Überzeugung, dass das Spiel in der Natur optimale Ausgangsbedingungen für eine gesunde kindliche Entwicklung bietet, den ersten Skovbørnehave (Waldkindergarten) in Søllerød ins Leben gerufen. Da seinerzeit auch in Dänemark Kindergartenplätze äußerst knapp waren, begeisterten sich auch andere Eltern für diese Idee und gaben ihre Kinder in die Obhut der „‘Urmutter‘ des Waldkindergartens“ (35). Seit Anfang der 1970er Jahre wurden auf Grundlage dieses ersten Skovbørnehave in ganz Skandinavien Waldkindergärten gegründet, die sich in Schweden ‚I Ur och Skur‘ (bei Wind und Wetter) nennen. Diese alternative frühkindliche Betreuung wurde von Petra Jäger und Kerstin Jebsen aufgegriffen. Wie kamen die beiden Erzieherinnen dazu? Ihre Antwort:

”In der Ausbildungszeit interessierten wir uns für alternative Kindergartenpädagogik und wünschten uns, die Ideale, die wir im Unterricht durchsprachen, später in der Praxis wiederzufinden. In unserem Anerkennungsjahr haben wir dann jedoch nur wenige dieser Ideale verwirklicht gefunden. Durch einen Artikel in der Zeitschrift ‚Spielen und Lernen‘ (4/1991) mit der Überschrift ‚Ein Kindergarten ohne Tür und Wände’ (36) wurden wir auf einen Waldkindergarten aufmerksam gemacht. Wir waren von der Idee sofort fasziniert und beschlossen, einen Waldkindergarten in Flensburg ins Leben zu rufen“ (37).

Nachdem die beiden Frauen in dänischen Waldkindergärten hospitiert hatten, erarbeiteten sie ein Konzept und gründeten einen Verein, der als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt wurde. Schließlich konnte 1993 der erste öffentlich staatlich anerkannte Waldkindergarten Deutschlands in Flensburg seinen Betrieb aufnehmen (38). Ihm folgte 1994 der Naturkindergarten in Lübeck. Zeitgleich entstand durch eine Elterninitiative in Berglen (Rems-Murr-Kreis) der erste Waldkindergarten in Baden-Württemberg.

WK15Gartenarbeit im DDR-Kindergarten (Quelle: Ida-Seele-Archiv)In der SBZ, später DDR, gab es keine Vorschuleinrichtung „ohne Tür und Wände“. Doch man legte großen Wert auf naturnahe Erziehung, sah in der Erziehung der Kindergartenkinder „zu richtigem Verhalten in der Natur [sowie; M. B.] für einen verantwortungsbewußten und pfleglichen Umgang mit der Natur“ (39) einen wertvollen Beitrag „beim weiteren Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik“ (40). Tier- und Gartenpflege gehörten zum Kindergartenalltag, da Pflanzen und Tiere den Blick des Kindes „für das Schöne“ schärfen, „ästhetische Gefühle“ wecken, ein „Verantwortungsgefühl“ hervorrufen sowie mithelfen „zur Herausbildung einer wissenschaftlichen Weltanschauung“ (41). Demzufolge sollte nach den Verantwortlichen im „Ministerium für Volksbildung“ „das Freigelände des Kindergartens entsprechend den Funktionen, die es im Leben der Kinder zu erfüllen hat, [eingeteilt werden; M. B.) in Spielrasen, Spielgeräteplatz, in Gruppenspielplätze und in einen Teil mit Beeten für die Kinder. Diese Bereiche sind durch Sträucher, Blumenrabatten, Wege u. ä. gegeneinander abgegrenzt. Die Gestaltung des Freigeländes muß sorgfältig durchdacht und auf die Erfordernisse der gesamten Bildungs- und Erziehungsarbeit abgestimmt werden, dabei sind natürlich auch Beete, Rabatten u. ä. Möglichkeiten für Gartenarbeiten der Kinder aller Gruppen [eingeteilt in jüngere, mittlere und ältere; M. B.] vorzusehen“ (42).


Im Jahre 2000 wurde der „Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland e. V.“ ins Leben gerufen, der die Verbreitung der innovativen frühpädagogischen Betreuungsmöglichkeit fördert. Landesverbände / Arbeitsgemeinschaften / Ansprechpartner gibt es in allen Bundesländern. Gegenwärtig bestehen im Osten und Westen, in Süden und Norden Deutschlands weit über 1 500 Natur-/ Waldkindergärten, mit steigender Tendenz (43) und viele Regelkindergärten haben inzwischen Elemente der Natur-/ Waldpädagogik in ihr Konzept aufgenommen. Ferner entstanden verschiedene Kooperationen zwischen Waldkindergarten und Regelkindergarten, beispielsweise mit fester oder offener Natur-/ Waldgruppe, Erweiterung um eine Natur-/ Waldkindergartengruppe oder zeitlich befristeten Natur-/ Waldprojekten (44).

Vom 16. – 18. November 2013 fand in Berlin der „I. INTERNATIONALER KONGRESS DER NATUR- UND WALDKINDERGÄRTEN“ statt. Zirka 350 TeilnehmerInnen aus Dänemark, Deutschland, Italien, Südkorea, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Tschechien, Spanien sowie Japan nahem daran teil (45). Ein Beleg für den weltweit zu beobachtenden Waldkindergarten Trend. Der nächste Kongress ist für 2018 geplant.


WK16Montessori-Waldgruppe in Wertingen (Quelle: Ida-Seele-Archiv)Wie ein Blick in die Geschichte des Kindergartens zeigt, sind die meisten Regelkindergärten in ihrer Weiterentwicklung dem Fröbel‘schen Idealbild immer weniger gefolgt (46). Die wohlüberlegte Wortwahl Garten erlangte nicht die hohe Bedeutung, wie der Kindergartenstifter sich wünschte. Der Garten im Kindergarten als elementarer Ort der sinnlichen, spielerischen und forschenden Naturerfahrungsangebote fiel rundweg der Vergessenheit anheim. 1953 beklagte Alma Molin, dass die Liebe zur Schöpfung in den Kinderherzen immer mehr erlischt, „weil auch der Erwachsene an ihrer Schönheit vorbeigeht. Wie die Großen werden dann auch die Kleinen süchtig nach den rein materiellen Genüssen des Lebens“ (47). Dabei bietet dem Kind die Natur „vielfältiges Material für seinen Gestaltungswillen: Wasser und Sand, Erde und Stein, Binsen und Schilf, Pflanzenschaft und Holz, Schnee und Eis. Welch ein herrliches und vielseitiges Programm schenkt die Schöpfung sowohl dem Kind als auch der Kindergärtnerin... für jeden neuen Tag“ (48).

WK17Kinderbeete im Kindergarten - Ein Beispiel für den Kindergarten heute? (Quelle: Auguste Schimon†)Und so sind heute in den meisten Kindergärten so gut wie keine Gärten für Kinder vorhanden. Das den Einrichtungen umgebende Außengelände, wenn überhaupt vorhanden, gleicht eher einem öffentlichen Spielplatz, mit vom TÜV auf Kindtauglichkeit überprüften Einheitswippen/ -rutschen u.dgl.m. Die Spiel-/ Aufenthaltsfäche ist gut überblickbar, da ohne Bäume, Sträucher, Blumenrabatten, Beete und Wälle, d. h. ohne Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten. Die Kinder bewegen sich „buchstäblich auf dem Präsentierteller, den neugierigen und besorgten Blicken der Erwachsenen ausgesetzt“ (49). Passend dazu spricht man heute in der Politik, Pädagogik und in den Medien nicht mehr vom Kindergarten sondern von der Kindertagesstätte, bzw. Kita (50), obwohl das Wort Kindergarten in mehrere Länder der Welt als Fremdwort aufgenommen wurde und dort sich invariabel eingebürgert hat.


Anmerkungen

1 Diese Bezeichnung findet sich zum Teil als Synonym für Waldkindergärten oder in Regionen, in welchen kein oder nur wenig Wald vorhanden ist. Den Vorschuleinrichtungen ist gemeinsam, sie sind ohne Türen, Wände und Zäunen.
2 Comenius, J. A.: Große Didaktik. Herausgegeben und eingeleitet von Hans Ahrbeck, Berlin 1957, Seite 149
3 Böhm, W.: Wörterbuch der Pädagogik, Stuttgart 1994, Seite 47
4 zit. n. Lange W.: Friedrich Fröbel's gesammelte pädagogische Schriften. Band 2, Berlin 1874, Seite 271
5 zit. n. http://dvandeloo.de/doc/portfolio.pdf (letzter Zugriff am 1. Juli 2017)
6 zit. n. Berger, M.: Friedrich Fröbels Konzeption einer Pädagogik der frühen Kindheit, in: Fthenakis, W. E./Textor, M. (Hrsg.): Pädagogische Ansätze im Kindergarten, Weinheim/Basel 2000, Seite 19
7 zit. n. ebd.
8 Heiland, H.: Fröbelbewegung und Fröbelforschung. Bedeutende Persönlichkeiten der Fröbelbewegung im 19. Und 20. Jahrhundert, Hildesheim 1992, Seite 27
9 zit. n. Goldhammer, H.: Kindergarten. Erster Theil, Berlin 1874, Seite 8 ff
10 zit. n. Berger, M. Henriette Schrader-Breymann. Leben und Wirken einer Pionierin der Mädchenbildung und des Kindergartens, Frankfurt/Main 1999, Seite 46 f
11 Schrader-Breymann, H.: Frühlingsblumen, in: Hamminck-Schepel, A.: „Vier Monatsgegenstände“ im PestalozziPestalozzi||||| Johann Heinrich Pestalozzi`s (1746 - 1827) pädagogisches Ziel war es eine ganzheitliche Volksbildung zu erreichen, und die Menschen in ihrem selbstständigen und kooperativen Wirken in einem demokratischen Gemeinwesen zu stärken. Er legte Wert auf eine harmonische und ganzheitliche Förderung von Kindern in Bezug auf intellektulle, sittlich-religiöse und handwerkliche Fähigkeiten. Grundidee ist dabei, ähnlich wie in der Montessori-Pädagogik, dass die Menschen die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu helfen.   -Fröbel-Hause, Berlin 1893, Seite 10 ff
12 Lange, W.: Dr. Karl Schmidt’s Geschichte der Pädagogik dargestellt in weltgeschichtlicher Entwicklung und im organischen Zusammenhange mit dem Culturleben der Völker, Köthen 1876, Seite 314
13 Montessori, M.: Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter, Stuttgart 1913, Seite 147
14 zit. n. Heller, I. 1997, Seite 54
15 ebd., Seite 54 f
16 Weinholz, M.: Freiluftleben – Eine erlebnispädagogische Lebensphilosophie und ihre Chancen bei der Entwicklung junger Menschen, Lüneburg 1989, Seite 23
17 zit. n. Heller, I.: Die moderne Natur-/Waldpädagogik und ihre Vorläufer als Beispiel für die Verknüpfung reformpädagogischer Ideen mit sozialpädagogischem Engagement, München 1999 (unveröffentl. Diplomarbeit), Seite 5 ff.
18ebd., Seite 7
19 Triebold, K. (Hrsg.): Die Freiluftschulbewegung, Berlin 1931, Seite 396
20 vgl. Berger, M.: Zur Wald- und Freiluftbewegung – Eine Recherche -, in: Zeitschrift für Erlebnispädagogik 2000/H. 5, Seite 36
21 vgl. Röhrs, H.: Die Reformpädagogik. Ursprung und Verlauf in Europa, Berlin/Darmstadt/Dortmund 1989, Seite 101 ff.
22 vgl. Berger, M.: Jüdische Förderinnen der Pädagogik Maria Montessoris, in: Das Kind 2001/H. 29/30, Seite 88 ff.
23 Katz, R.: Neue Formen des Kindergartens, in: Zeitschrift für pädagogische Psychologie 1927a, Seite 492
24 Katz, R.: Der Wandernde Kindergarten, in: Neue Deutsche Frauenzeitschrift 1927b/H. 10, Seite 3
25 ebd., Seite 498
26 Grunwald, C.: Die Montessori-Methode im Freiluft-Kindergarten, Berlin 1929, Seite 2 ff.
27 Benzing, R.: Ernährungsfürsorge im Kindergarten, in: Kindergarten Jhg. 1941, Seite 105
28 Kühnast, H.: Freilufterziehung im Kindergarten, in: Kindergarten Jhg. 1939, Seite 169
29 Westermann, R.: Die Fröbel-Renaissance in Thüringen, Berlin 1943, Seite 122 f
30 zit. n. Heller, I. 1999, Seite 89 ff.
31 Briefliche Mitteilung (2. Mai 2017) von Helga Forssman (Wiesbaden) an Verfasser; dazu auch: Miklitz, I.: Der Waldkindergarten. Dimensionen eines pädagogischen Ansatzes, Berlin 2011, Seite 14 f
32 siehe: http://www.wanderkindergarten.de/info.html (letzter Zugriff am 1. Juli 21017)
33 Von Anfang an wies die Einrichtung an alle Kriterien eines typischen Waldkindergartens auf wies.
34 zit. n. Brief (2. Mai 2017) von Helga Forssman (Wiesbaden)an den Verfasser
35 Knauf, T./Düx, G./Schlüter, D.: Handbuch pädagogischer Ansätze. Praxisorientierte Konzeptions- und Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen 2007, Seite 172
36 Friedrich, U.: Ein Kindergarten ohne Türen und Wände, in: spielen und lernen 1991/H. 4, Seite 13 f
37 zit. n. http://www.waldkindergarten.de/index.php?page=gruendung (letzter Zugriff am 1. Juli 2017)
38 vgl. http://www.waldkindergarten.de/ (letzter Zugriff am 1. Juli 21017)
39 Arndt, M. u.a.: Die Natur erlebt und beobachtet mit Vorschulkindern, Berlin 1987, Seite 9
40 ebd.
41 Arndt, M. u.a.: Pflanzenpflege und Tiere im Kindergarten, Berlin 1998, Seite 7 f
42 ebd., Seite 83
43 vgl. http://bvnw.de/ (letzter Zugriff am 1. Juli 2017)
44vgl. Schede, H.-G.: Der Waldkindergarten auf einen Blick, Freiburg/Basel/Wien 2000, Seite 12 ff.; Miklitz, I. 2011, Seite 17 ff.
45 http://bvnw.de/anmeldung-21-fachtagung/kongress-2013x/ (letzter Zugriff am 1. Juli 2017)
46vgl. Berger M.: Geschichte des Kindergartens. Von den ersten vorschulischen Einrichtungen des 18. Jahrhunderts bis zur Kindertagesstätte im 21. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2016
47 Molin, A.: Leben mit dem Kinde, in: Keine, M. (Hrsg.): Das Kind im Kindergarten, Freiburg/Brsg. 1953, Seite 77
48 ebd.
49 Wagner, R.: Naturspielräume gestalten und erleben, Münster 1995, Seite 13
50 Zur Titulierung Kindergarten versus Kindertagesstätte: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1666.html (letzter Zugriff am 1. Juli 2017)


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