Bewegte Kinderkrippe

Inhaltsverzeichnis

  1. Bewegung – ein Querschnittsthema
  2. Bewegung aus der Entwicklungsperspektive
  3. Bildungsraum Kinderkrippe
  4. Das Zusammenspiel von Raum und Bewegung
  5. Das pädagogische Konzept der Bewegungskrippe
  6. Bewegungsfreude der pädagogischen Fachkräfte
  7. Analyse der Ist-Situation
  8. Gemeinsam bewegen und handeln
  9. Impression aus der Praxis
  10. Literatur

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Das Zusammenspiel von Raum und Bewegung

 

Explorative, „bewegte" Räume durch Podest-Landschaften
Der Gruppenraum ist der zentrale Platz der Krippenkinder. In der „bewegten Kinderkrippe" sind die Gruppenräume mit Podest-Landschaften ausgestattet. Diese sind so gestaltet, dass sie den Kindern steigende Herausforderungen in die Höhe bieten und somit der rasant fortschreitenden motorischen Entwicklung der Kinder gerecht werden. Die Gestaltung der Räume orientiert sich an den Entwicklungsstufen der unter Dreijährigen und ist durch folgende Kriterien gekennzeichnet:

Der Boden muss vor allem Platz und freie Fläche für Bewegung bieten. Zugleich brauchen Säuglinge auf dem Boden einen geschützten Raum zum Drehen und Schauen. Wenn sie beginnen, sich vorwärts zu bewegen, sind geringe Höhenunterschiede Herausforderungen, die Kinder bewältigen wollen und sollten (Pikler 2001). Schrägen, wellenförmige Treppen, kleine Podeste, Stufen, Bodenwellen können ab dem Krabbelalter bewältigt werden und helfen Kindern, den nächsten Entwicklungsschritt des Treppensteigens vorzubereiten.

Wenn die Kinder laufen können, sollte der Raum ihnen Gelegenheit bieten, neue Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken, zu variieren und zu üben. Zum Verfeinern der Auf- und Abstiegstechniken können zum Beispiel weitere Varianten wie Sprossenleitern oder unregelmäßige Stufen dienen. Die Bewältigung kleiner Höhenunterschiede am Boden trägt zudem zur Stimulation des Vestibularapparates bei. Kinder stimulieren ihr Gleichgewichtssystem meist instinktiv, indem sie mit großer Leidenschaft schwingen, schaukeln, sich drehen, wiegen etc. Der Krippenraum sollte ihnen Möglichkeiten bieten, eigenständig dafür geeignete Geräte wie Hängematten, -sessel, Schaukeln und Taue, Schaukelbälle, Kokosfender etc. nutzen zu können.

 

Explorative, „bewegte" Räume durch multifunktionale Gegenstände
Wenn der eigene Körper als „Spielmaterial" von den Säuglingen ausreichend erforscht ist, beginnen sie, sich für Gegenstände zu interessieren. Mit Mund, Händen und Körper versuchen sie, die Beschaffenheit von Dingen und ihre Funktionen zu erforschen und dehnen ihre Explorationen mit zunehmender Mobilität auf ihre Umgebung aus. Erkenntnisse gewinnen sie dabei zu Beginn über zufällig initiierte Experimente. Durch stetiges Sammeln von Erfahrungen werden zufällige Handlungen zu bewussten Handlungsmustern ausgebaut (Oerter 2008). Die Phase des Sensumotorischen Spiels geht in ein erkundendes Explorationsspiel (auch Informationsspiel) über. Der Säugling erkundet die Dinge. Wenn er mit einem Bauklotz hantiert, probiert er mit diesem Gegenstand alle ihm verfügbaren Bewegungsmuster durch, er nimmt ihn in den Mund, schlägt ihn gegen etwas, lässt ihn fallen, gibt ihn in die andere Hand etc. (Bruner 2002). Er lernt, Gegenstände voneinander zu unterscheiden und ihnen Funktionen zuzuordnen. Im Konstruktionsspiel setzt sich das Kind beispielsweise mit räumlichen Beziehungen von Gegenständen oder den Dimensionen des Raumes auseinander und will aus verschiedenen Gegenständen eine Zielkonstruktion herstellen (z. B. einen Turm aus Bauklötzen).

Ein Umdeuten von Gegenständen nach eigenen Vorstellungen erfolgt im Symbolspiel. Die Spielhandlungen übernimmt das Kind dabei aus seinem Umfeld und den Erfahrungen, die es bisher gemacht hat und variiert seine Handlungen. Variation gilt als ein Schlüsselfaktor frühkindlichen Lernens (Pramling Samuelsson & Asplunt Carlsson 2007). Gegenstände nehmen multifunktionale Rollen an, als typisch gilt der Bauklotz, der gleichzeitig Auto, Telefonhörer oder Banane für das Kuscheltier sein kann. Das Spiel der Kleinstkinder ist durch einen unmittelbaren wunscherfüllenden Umweltbezug charakterisiert (Oerter 2008). Um Variation und damit ein Handeln nach unmittelbaren Wünschen, nach Fantasie der Kinder zu ermöglichen, sind im Krippenbereich multifunktional einsetzbare Objekte notwendig. In der „bewegten Kinderkrippe" wird auf figürliche Darstellungen verzichtet. Die Räume und Objekte sind funktionsoffen, die Interpretation und Deutung bleibt den Kindern, das heißt die Kinder geben dem Raum sowie den Objekten immer wieder neue Bedeutung und die Funktion, die für sie im Moment wichtig ist.

 

 



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