Herausforderungen des Sozialen Wandels

Interkulturelle Kompetenz, Gender-Mainstreaming, Sozialer Wandel

Inhaltsverzeichnis

  1. Herausforderungen II
  2. 2. Sozialdidaktische Reflexionen
  3. Sozialdidaktische Reflexionen II
  4. 3. Ebenen der Sozialdidaktik
  5. Anforderungen
  6. 4. Soziale Kompetenz - Sozialdidaktik - Aktive Professionalisierung
  7. Literatur

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2. Sozialdidaktische Reflexionen

Wenn interkulturelle Kompetenz im Kern soziale Kompetenz ist, gender-mainstreaming den Prozess des Hineinarbeitens sozialeren Denkens und Handelns in die Geschlechterverhältnisse und soziale Kompetenzen in formellen, informellen und non formalen Lernprozessen erlernbar sind (Münchmeier/ Rabe-Kleberg 2003), dann kann dies als Weg zur Verwirklichung der Lissabon-Strategie des Lebenslangen Lernens, insbesondere im Sozialen und damit im Zentrum der Sozialpädagogik bezeichnet werden.

Umso unerklärlicher ist es, dass eine solche, bedeutungsvolle Kompetenz eher selten sozial-didaktisch reflektiert wird, mithin die Prozesse des Erlernens und Erwerbens sozialer als professioneller Kompetenz geradezu ausgeblendet werden.

Sozialdidaktische Reflexionen werden darüber hinaus durch ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.  sbestrebungen in sozialen Berufen ebenso herausgefordert, wie durch Sozial- und Bildungsmanagementorientierungen, die im Kern beide abzielen, gesellschaftliche Bewertung sozialer Lebensqualitäten auch im internationalen Maßstab und Vergleich (OECDOECD||||| OECD beinhaltet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und besteht aus 34 Mitgliedsstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die Organisation wurde 1961 gegründet und hatte den Wiederaufbau Europas als Ziel.  ), anzusteuern und zu erzeugen. Es gibt somit gute Gründe, SozialdidaktikSozialdidaktik|||||Sozialdidaktik  ist eine eigenständige Didaktik zur professionelle Ausgestaltung von Lehr- und Lernzusammenhängen in sozialpädagogischen Ausbildungsberufen,  die auf dem Kontext von sozialem und pädagogischen Denken, Konzipieren und Handeln basieren. als konstitutive Lehr-Lerngestaltung für die Realisierung sozialer Gerechtigkeit angesichts aktueller sozialstaatlicher Herausforderungen zu stärken und ihr für die sozialere Lebensgestaltung vermehrte Geltung zu verschaffen.

Insbesondere angesichts der aktuellen elementarpädagogischen Engführungen hat der Fachbereichstag Soziale Arbeit im Mai dieses Jahres ein Aufruf verfasst, der  ebensolche Reflexionen einfordert. Dieser wird im Folgenden bewusst zitiert, weil dieses Arbeitsprogramm gleichermaßen für die Soziale Arbeit insgesamt, die interkulturelle Bildung  und die Realisierung des gender-mainstreaming gilt.

Aufruf auf dem Fachbereichstag Soziale Arbeit in Kiel vom 10. bis 12. Mai 2010:

Für eine lebensweltorientierte Ausbildung von pädagogischen Fachkräften für Kindertageseinrichtungen und Schulsozialarbeit: Die Einheit der Kinder- und Jugendhilfe wahren und in Sozialdidaktik elementarpädagogisch entfalten

Elementarpädagogik/ Frühpädagogik/ Kindheitspädagogik verpflichten sich, in Praxis, Berufsbildungsentwicklung und Studiengängen auf BA- und MA- Ebene die Einheit der Kinder- und Jugendhilfe zu stärken und in ihrem Bildungsdenken und Bildungshandeln zu professionalisieren.

 

D i e besondere Stärke von Bildung, Erziehung und Betreuung im Kindesalter von Mädchen und Jungen in Deutschland liegt in ihrer Verankerung im Denk- und Handlungsmodell der Kinder- und Jugendhilfe.

 

Sie begründet sich:

  • in ihrer historischen Herausbildung,
  • in den verschiedenen Ausprägungen der Trägervielfalt,
  • in den Strukturmaximen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes,
  • in der sozial- und elementarpädagogischen Fundierung,
  • in der Professionalisierungsdiskussion sozialer Frauenberufe,
  • in der Berufsausübung in den vielfältigen Praxen der Kinder- und Jugendeinrichtungen und ihrer Organisationen von der kommunalen bis in die Bundesebene.

Sie ist wesentlich gekennzeichnet durch Freiwilligkeit, Eigenaktivität und Selbstbestimmung der Mädchen und Jungen sowie ihrer Mütter und Väter hinsichtlich Zeit und Dauer der Teilhabe, der Intensitäten und Intentionalitäten von Spiel als Weltaneignung, der lebensweltorientierten Bildungs- und Lehr- Lernarrangements sowie deren professioneller Begleitung, Beratung und Unterstützung durch professionelle Fachfrauen und Fachmänner. Dem entsprach eine auf das "ganze Mädchen und den ganzen Jungen" vor dem Hintergrund unterschiedlicher Lebenslagen und Lebenswelten ausgerichtete, spezifische fachliche Sichtweise, die sich deutlich von formalen, schulischen Bildungs- und Zertifizierungsprozessen absetzt.

Die besondere Stärke einer solchen (sozial)pädagogisch fundierten Fachlichkeit, die in den letzten Jahren auf akademischer Ebene (z.B. in den Ausbildungsgängen der Elementarpädagogik / Frühpädagogik / Kindheitspädagogik) weiterentwickelt wurde, in den letzten Jahren kritisch diskutiert und z.T. auch diskreditiert. Die Bedingungen und Formen des Lernens und die sozial- und elementardidaktische Weiterentwicklung, wurde erst jüngst in Expertinnen- und Expertenrunden diskutiert. Dabei lässt sich eine Tendenz feststellen, die breite Fachlichkeit in diesem Feld immer stärker auf die Entwicklung von Fachdidaktiken für Kindertageseinrichtungen zu reduzieren.

Je mehr sich die Erkenntnis durchsetzt und verallgemeinert, dass und wie Bildung für die Zukunft der Lebensqualität und Wirtschaftsentwicklung in Deutschland weiterentwickelt werden müsste, desto mehr gerät auch die Stärke der Kinder- und Jugendhilfe, Lebensweltorientierung statt eine Vorverschulung als Leitidee zu verfolgen, in Misskredit.

Verbunden damit ist die Gefahr, dass schon in Kindestageseinrichtungen Normierungen, Standardisierungen und Angleichungen an schulische Lehr-, Lern- und Bildungsformen vorgenommen werden. Diese Entwicklung zeigt sich u.a. in einer zunehmenden Übernahme schulischer Unterrichtsdidaktik für Kindertageseinrichtungen, d.h. in der Übernahme fachdidaktischer Zugänge z.B. der Mathematik, der Naturwissenschaften oder auch der Sprache in Orientierungs- und Bildungsplänen für die Praxis der Kindereinrichtungen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Formulierungen für die Inhalts- und Kompetenzbeschreibungen von Berufsbildungs- und der Studiengängen.

Auf diesem Wege werden aber nicht nur Bildungsstandards "von oben" durchgesetzt, die kindliche Persönlichkeitsentwicklung verdinglicht und vordringlich als Grundlage späterer, beruflicher Qualifizierung instrumentalisiert. So werden auch die Bildungskonzepte z.B. in den Kindertageseinrichtungen, die durch das Primat der Lebensweltorientierung auch die soziale Seite der Bildung in den Blick nehmen (kindliche Bildungsprozesse also immer vor dem Hintergrund sozialer Verhältnisse verstehen) abgebaut.