Hedwig Metschies

Sprachförderung

Unter Sprachförderung versteht man die positive Beeinflussung der Sprachentwicklung von Kindern. Sie zielt einerseits auf umfassende Entfaltung der Sprachfähigkeit, andererseits auf Kompensation und Prävention bei Sprachentwicklungsproblemen.

Bereits Friedrich Fröbel forderte eine nachgehende und vorschreibende Spiel- und Spracherziehung, die sensorische, motorische, kognitive und sprachliche Elemente verknüpft. Davon hat sich in der Folge insbesondere die nachgehende, d.h. situativ beiläufige Sprachförderung über Lieder und Sprachspiele durchgesetzt, während die vorschreibende, d.h. systematisch herausfordernde, vernachlässigt wurde.

In den 1960er/1970er Jahren dominierte in den Kindergärten in der Bundesrepublik Deutschland die funktionale Sprachförderung. Der Fokus lag auf der linguistischlinguistisch|||||Linguistik ist die Bezeichnung der Sprachwissenschaft,  die in verschiedenen Ansätzen die menschliche Sprache als System untersucht, sowie deren Bestandteile, Einheiten und Bedeutungen.en Dimension von Sprache. Dies änderte sich ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre mit der Verbreitung des Situationsansatzes. Durch die besondere Bedeutung der sozialen Erziehung stand die Entwicklung der kommunikativen Kompetenz (insbesondere die der Kinder mit Migrationshintergund) im Vordergrund.

Die aktuellen Bildungsrahmenpläne der Bundesländer sehen eine professionelle systematische, herausfordernde Sprachförderung vor, die die linguistischen und kommunikativen Kompetenzen aller Kinder fördert. Mit Hilfe sprachdiagnostischer Verfahren soll individueller Bedarf ermittelt werden, dem dann mit gezielter Sprachförderung zum Teil mittels Sprachförderprogrammen entsprochen wird.

Die verschiedenen Verfahren erheben unterschiedliche Aspekte des Sprachentwicklungsstandes. Einige ermitteln rezeptive und produktive Fähigkeiten in allen Kernbereichen kindlicher Sprachentwicklung, andere beschränken sich auf Teilbereiche, z.B. auf die rezeptive Entwicklung in allen Kernbereichen, oder sie zielen auf die Erfassung eines Kernbereiches auf beiden Ebenen, z.B. phonologische Bewusstheit.

Die Ausrichtung der Programme variiert zudem entsprechend den sprachtheoretischen Hintergründen, an denen sie sich orientieren und danach, ob sie Sprachförderung als integrierten Bestandteil von kindlicher Persönlichkeitsentwicklung verstehen.

Beide Ausrichtungen formulieren den Anspruch der Anbahnung von Schriftspracherwerb und LiteracyLiteracy|||||Literacy in der frühen Kindheit und im Übergang zur Schule ist ein
Sammelbegriff für kindliche Erfahrungen und Kompetenzen rund um Buch-,
Erzähl-, Reim-und Schriftkultur
.

Dabei folgen linguistische Ansätze vornehmlich linguistischen Kategorien, elementarpädagogische mehr der Unterstützung und Herausforderung kindlicher Kommunikation. Derzeit gibt es noch wenig wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zum Erfolg der Programme und zum Einfluss weiterer Faktoren. Hier besteht Handlungsbedarf. Sprachförderung im Rahmen von Bildungsplanung erfordert darüber hinaus, Erzieherinnen zu befähigen, alle Sprachförderaufgaben zu sehen und zu bewältigen.

Literatur

 

 

Copyright-Hinweis:
Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)


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