Was Kinder wirklich stark macht - Bewegung und Ernährung als Grundlage für einen gesunden Lebensstil

Projektbeschreibung:


Projektleitung:  
 


 
Kooperationspartner:

  • Dr. Cornelia Erhardt (Region Hannover, Fachbereich Jugend, Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin)

Projektmitarbeiterinnen:


 

„Gesundheit ist nicht alles – aber ohne Gesundheit ist alles nichts“. Diese Aussage gilt nicht erst im hohen Alter, sondern bereits für Kinder. Gesundheitsförderung ist demnach ein wichtiger und als wesentlich zu betrachtender Bestandteil des Erziehungs- und Bildungsauftrags des Elementarbereichs (Zimmer, 2004). Dabei wird Gesundheit heutzutage nicht mehr nur als die Abwesenheit von Krankheit verstanden. Eine erweiterte Sicht von Gesundheit bezieht neben rein physiologischen Aspekten auch emotionales, mentales und soziales Wohlbefinden mit ein. Das hier vorgestellte Projekt basiert auf diesem ganzheitlichen salutogenetischem Gesundheitsbegriff. Im Vordergrund standen dabei der Aufbau und die Stärkung von Kompetenzen, Einstellungen und Gewohnheiten, die für einen gesunden Lebensstil des Kindes bedeutsam sind. Das Setting Kindertagesstätte ist als Handlungsfeld hierfür hervorragend geeignet, denn bereits im frühen Kindesalter werden gesundheitsrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen erworben. Zudem können die Rahmenbedingungen in der Kindertageseinrichtung einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige Umsetzung einer ganzheitlich ausgerichteten Gesundheitsförderung leisten (LVGAFS, 2010).

Die Einflussfaktoren einer gesunden Entwicklung sind vielfältig. Bereiche, auf die in Kindertageseinrichtungen bereits grundlegend Einfluss genommen werden kann, stellen Bewegung und Ernährung dar (Sandhaus, 2010). Kinder brauchen ausreichend Bewegungsmöglichkeiten, um sich gesund und leistungsfähig entwickeln zu können. Dies betrifft nicht nur die körperliche, sondern auch die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung; sie sind abhängig vom Vorhandensein ausreichender Bewegungserfahrungen. Über Bewegung begreifen und erobern Kinder ihre Welt und erwerben so die Voraussetzungen für Selbstvertrauen und Selbständigkeit. Bewegung wird so zum Motor einer gesunden kindlichen Entwicklung, indem sie einerseits selbst ein gesundheitlicher Schutzfaktor ist und auf der anderen Seite zur Stärkung körperlicher, personaler und sozialer Gesundheitsfaktoren beiträgt (Zimmer 2010b).

Im Sinne der ganzheitlichen Gesundheitsförderung ist das Handlungsfeld Ernährung in vielen Bereichen des pädagogischen Alltags präsent und fließt somit in alle Entwicklungsbereiche ein. Gerade im Hinblick darauf, dass die Grundlagen für ein ausgewogenes Ernährungsverhalten in den ersten Jahren gelegt werden, kommt der Ernährungsbildung ein besonderer Stellenwert zu (Bartsch et al., 2013).

Körper- und Bewegungserfahrungen sowie eine frühzeitig ansetzende gesunde Ernährungsweise können somit in hohem Maße zur Stärkung der Gesundheitsressourcen von Kindern beitragen (Zimmer, 2010a).

 

Projektbeschreibung

An dem Projekt zur ganzheitlichen Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen nahmen insgesamt 34 Kindergärten und Krippen aus der Stadt und dem Landkreis Hannover teil. Ziel des Projekts war es, einen Beitrag zur Etablierung von Gesundheit als Baustein der Qualitätsentwicklung in der pädagogischen Einrichtung zu leisten. Im Fokus standen hierbei der Aufbau und die Stärkung der Gesundheitsressourcen von Krippen- und Kindergartenkindern durch alltagsintegrierte und gezielte Spiel- und Bewegungsangebote sowie die positive Beeinflussung des Essverhaltens und die Förderung der Ernährungskompetenz. Im Sinne dieses Anliegens sollte das Projekt zum einen die pädagogischen Fachkräfte in ihren Kompetenzen zu Meilensteinen der gesunden kindlichen Entwicklung stärken. Zum anderen kommt dem Bewegungs- und Ernährungsverhalten der Eltern eine wesentliche Vorbildfunktion zu, sodass für die nachhaltige Entwicklung eines gesunden Lebensstils auch die Kompetenzen der Eltern in den Bereichen Gesundheit und Entwicklungsförderung gestärkt werden sollten.

Die Projektreihe gliederte sich schwerpunktmäßig in die zwei gesundheitsrelevanten Themenfelder Ernährung und Bewegung und beinhaltete neben der Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte auch Elterninformationsveranstaltungen (z.B. in Form von Eltern-Kind-Nachmittagen, Elterncafés, Elternabenden) sowie eine enge Beratung und Unterstützung der Einrichtungen vor Ort in Form von Bedarfsanalysen, Supervision und der wissenschaftlichen Begleitung durch das Projektteam.

Im Zeitraum von März 2013 bis Dezember 2013 fanden insgesamt acht praxisorientierte Fortbildungseinheiten für die teilnehmenden pädagogischen Fachkräfte statt. In diesen Einheiten erhielten die Projektteilnehmer Anregungen, die dazu beitragen sollten, das gesundheitsfördernde Potenzial in Bewegungsanlässen und im Ernährungsalltag entdecken und aufbereiten zu können und entsprechende Angebote und Spielideen für die Kinder in den Alltag integrieren sowie sich selber im täglichen Umgang mit den Kindern gesundheits- und bewegungsförderlich verhalten zu können. Da Untersuchungen zeigen konnten, dass speziell im Kindergarten- und Vorschulalter neben Entwicklungsauffälligkeiten in den Bereichen Bewegung und Ernährung auch gesundheitliche Auffälligkeiten in Bezug auf die sprachliche und sozial-emotionale Entwicklung zu beobachten sind, wurden letztere Themen in die Gestaltung der Modulinhalte miteinbezogen (LVGAFS, 2010).

Um eine nachhaltige Qualifikation der pädagogischen Fachkräfte gewährleisten zu können, wurden die praxisorientierten Fortbildungen als Teamfortbildungen konzipiert, an denen jedes Teammitglied der Einrichtung teilnehmen konnte. Neben theoretischen Einführungen zu den jeweiligen Modulthemen, stand die praktische Erprobung der Inhalte im Vordergrund. Ergänzend zu den Inhalten jeder Fortbildung erhielten die TeilnehmerInnen umfangreiches Begleitmaterial in Form von ausgearbeiteten theoretischen Grundlagen, praxisbasierten Handouts und bewegungsanregenden Familienbriefen. Im Rahmen der Elterninformationsveranstaltungen wurden sowohl im Themenfeld Bewegung als auch im Modul Ernährung neben einer individuellen Elternberatung gezielt Anregungen und Impulse zur alltagsintegrierten Gesundheitsförderung in der Familie gegeben. Zudem wurde jeder Einrichtung bedarfsorientiertes Praxismaterial zur Verfügung gestellt.
 

In der Gestaltung gesundheitsförderlicher Rahmenbedingungen wurden die Kindertageseinrichtungen durch die beschriebenen Schulungsangebote und die Ausstattung mit geeignetem Bewegungsmaterial und Küchenutensilien unterstützt, die sich nach einer eingehenden Bestandsanalyse und Beratung vor Ort an die individuellen Bedürfnisse der Einrichtungen orientierte. Auch die Rahmenbedingungen wie z.B. die Gestaltung des Außengeländes wurden auf ihre Bewegungsfreundlichkeit betrachtet und gegebenenfalls in Absprache mit den Projektmitarbeiterinnen modifiziert. Im Bereich Ernährung wurden die ProjektteilnehmerInnen bei der Sicherstellung eines ernährungsphysiologisch ausgewogenen Verpflegungsangebots für die Mittags- und Zwischenverpflegung von dem wissenschaftlichem Team unterstützt.
 

Projektabschluss

Die Ergebnisse der Abschlussevaluation zeigen, dass die Förderung gesundheitsrelevan-ter Kompetenzen durch Bewegung in den Kindergärten von den TeilnehmerInnen als wichtige Bildungsarbeit gesehen wird. Das Konzept der alltagsintegrierten Gesundheitsförderung durch Bewegung wurde als gewinnbringend und praxisorientiert beurteilt. Für die Umsetzung der Inhalte werden mit Hilfe der zur Verfügung gestellten Begleitmaterialien weiterhin in den unterschiedlichen Gruppen der Einrichtung konkrete Spielideen zum Thema Bewegung, Körper- und Sinneswahrnehmung, Sprache und Sozialkompetenz angeboten.

Auf Anregungen der TeilnehmerInnen hin arbeitet das Projektteam momentan an Ideen, wie möglicherweise noch weiterhin regelmäßige Treffen für interessierte ProjektteilnehmerInnen auch nach Ende der Projektzeit etabliert werden können. In kleineren Diskussionsforen oder Kurzfortbildungen könnten weitere Ideen zur Verknüpfung von Bewegung und Gesundheit von Projektmitarbeiterinnen, aber auch von den teilnehmenden pädagogischen Fachkräften vorgestellt werden. Der kollegiale sowie fachliche Austausch könnte für die Sicherung der nachhaltigen Umsetzung der Projektinhalte von großem Vorteil sein.
 

Literatur

  • Bartsch, S., Büning-Fesel, M., Cremer, M., Heindl, I., Lambeck, A., Lührmann, P., Anke Oepping, Rademacher, C. &Schulz-Greve, S. für die DGE-Fachgruppe Ernährungsbildung(2013). Ernährungsbildung – Standort und Perspektiven. In: Ernährungs Umschau (2), 84-95.
  • Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. (LVGAFS) (Hrsg.) (2010). Gesunde Kita für alle! Leitfaden zur Gesundheitsförderung im Setting Kindertagesstätte. Hannover: Unidruck. Zugriff am 27.02.2013:
  • http://www.gesundheit-     nds.de/CMS/images/stories/PDFs/Leitfaden_Gesunde_Kita_fuer_alle_web.pdf
  • Sandhaus, M. (2010). Gesundheit und Wohlbefinden. Welchen Beitrag kann Bewegung dazu leisten? In: Zimmer, R. (2010). Bildungsjournal frühe Kindheit. Bewegung, Körpererfahrung und Gesundheit. Berlin, Düsseldorf: Cornelsen Scriptor, 10-15.
  • Zimmer, R. (2004). Kursbuch Bewegungsförderung. München: Don Bosco Verlag.
  • Zimmer, R., Dzikowski, P. & Ruploh, B. (2007). Bewegungs- und Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten (unveröff. Projektbericht).
  • Zimmer, R. (2011). Handbuch der Bewegungserziehung. Freiburg: Herder.
  • Zimmer, R. (2010a). Bildungsjournal frühe Kindheit. Bewegung, Körpererfahrung und Gesundheit. Berlin, Düsseldorf: Cornelsen Scriptor.
  • Zimmer, R. (2010b). Handbuch der Bewegungserziehung. Freiburg: Herder.
  • Zimmer, R. (2010c). Handbuch Sprachförderung durch Bewegung (4. Aufl.). Freiburg: Herder.

Projektdetails

Projektart:Praxis- und Transferprojekt
Laufzeit:01.01.2013 - 31.12.2013
Träger:nifbe / Universität Osnabrück
Straße:Jahnstr. 75
Ort:49080 Osnabrück