Neu erschienen sind jetzt die Jahresberichte der nifbe-Forschungsstellen Begabungsförderung, Bewegung und Psychomotorik, Entwicklung und Kultur sowie Elementar- und Primarpädagogik. Sie geben detailliert Auskunft über Forschungsansätze, -ergebnisse und insbesondere auch über die zahlreichen Transferaktivitäten der nifbe-Forschungsstellen.

Die gemeinsame Strategie der Forschungsstellen besteht darin Indikatoren und Merkmale zu identifizieren und zu analysieren, wie frühkindliche Bildungs-und Entwicklungsprozesse  begleitet und unterstützt werden können und wie auf der Grundlage welcher Gelingensbedingungen sich die Erkenntnisse in die pädagogische Praxis umsetzen lassen - und zwar qualitativ hochwertig und u.a. auf anstehende (bildungspolitische) Herausforderungen bezogen. Hierbei wird auch versucht, bisher zu wenig strukturell verankerte  Basiskompetenzen zu identifizieren, die Kinder und PädagogInnen haben müssen, um z.B. Bildungsbiografien erfolgreich durchlaufen zu können (wie z.B. Selbstkompetenzen oder interkulturelle Sensitivität).

Forschungshaltung und Transferverständnis der Forschungsstellen

In den Forschungsstellen des nifbe  wird sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsbezogene Forschung betrieben . Grundlegend ist hier eine gemeinsame Forschungshaltung, Fragen aus der Praxis ebenso aufzunehmen wie das vorhandene Wissen aus diesem Bereich wertzuschätzen und in den wissenschaftlichen DiskursDiskurs|||||Der Begriff Diskurs kann verschiedene Bedeutungen haben, wurde ursprünglich jedoch als  „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet. Weitere Bedeutungen sind: theoretische Erörterung, systematische, methodische Abhandlung, gesellschaftliche Auseinandersetzung, Erörterung. Sinnverwandt sind auch Debatte, Diskussion, Disput.  zu transformieren. Dies wird durch interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten. angelegte Diskussionen  reflektiert und weiter inhaltlich gefüllt.  So werden auch Ringvorlesungen und andere von den Forschungsstellen angebotenen Formate immer wieder hinsichtlich des im nifbe gepflegten  Gegenstromprinzips  hinterfragt, das einen wechselseitigen Austausch zwischen Forschung und Praxis vorsieht.

Die erzielten Ergebnisse werden soweit möglich direkt an die Praxis zurückzugeben. Es handelt sich hierbei nicht um einen einseitigen Transfer, sondern um die Wechselwirkung von ‚praktischem / vorwissenschaftlichen Theoriewissen‘ und Forschungswissen, um die Theorie differenzierter und praxistauglicher zu machen sowie die Praxis reflektierter. Diese bisher in Wissenschaft und Praxis unübliche Vorgehensweise etabliert eine neue Praxisforschung nicht im Sinne einer Begleitforschung, sondern als eine Art ‚grounded science‘.  Praktiziert wird dies zum Beispiel durch Präsentation von Zwischenergebnissen in Praxiszusammenhängen. Die hier auftretenden Fragen und Anregungen tragen zu einer weiteren Schärfung des Untersuchungsgegenstandes bei und weisen zugleich auf das Erkenntnisinteresse der Praxis hin, das es bei weiteren Veröffentlichungen einzubeziehen gilt.
 

Interdisziplinäre Erforschung gemeinsamer Schwerpunktthemen

Der große Vorteil der Forschungsaktivitäten des nifbe liegt in der interdisziplinären personellen Ausstattung der Forschungsstellen und der interdisziplinären Zusammenarbeit über die Forschungsstellen hinweg in Kolloquien und gemeinsamen Projekten. Als forschungsstellenübergreifende Themen, die zu innovativen Forschungsansätzen führen können und die die Qualität in den Einrichtungen, wie oben beschrieben, maßgeblich zu verbessern helfen, stellten sich insbesondere die Bereiche „Begabung und Beziehung“,  „Förderung von Selbstkompetenz“, „Sprachbildung und Sprachbegleitung“, Bildung und Betreuung von Kindern unter drei in Krippen“, „Inklusion und Heterogenität“ sowie Interkulturelle Kompetenzen heraus.
 

Alltagsorientierte Sprachbildung

Insbesondere beim Thema „Alltagsorientierte Sprachbildung“ zeigte sich, dass alle Forschungsstellen zu diesem zentralen Bildungsbereich aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven einen Beitrag leisten. Während die Forschungsstelle Bewegung und Psychomotorik den Körper als Ausgangspunkt für sprachliche Prozesse betrachtet und die Chancen des sprachlichen Handelns ausgehend von Bewegungshandlungen im Alltag der Kindertagestätte untersucht, fokussiert die Forschungsstelle Entwicklung und Kultur die unterschiedlichen Sprachkulturen im Kita Alltag und untersucht die Wirkungen unterschiedlicher Sprach- und Diskursstile auf die sprachlichen Kompetenzen der Kinder. Die Forschungsstelle Begabungsförderung hat sich dagegen mit dem Zusammenhang von Sprachförderung und Selbstkompetenzentwicklung auseinander gesetzt. Der Forschungsbereich Elementarpädagogik der Forschungsstelle Elementar- und Primarpädagogik betrachtet die Alltagssprache der pädagogischen Fachkraft als Schlüsselelement für eine gelingende Sprachbildung. Sprache wird im Rahmen der drei aktuellen Forschungsprojekte (Sprachkultur  in  der  KiTa - alltagsbasierte  Sprachbildung  in  der  Kita;   Alltag der gesprochenen Sprache im Elementarbereich; Alltagsintegrierte Sprachbildung durch Bewegung) vor dem Hintergrund einer sozial-kommunikativen Funktion und nicht als isolierter Entwicklungsbereich gesehen, welcher sich auf seine linguistischlinguistisch|||||Linguistik ist die Bezeichnung der Sprachwissenschaft,  die in verschiedenen Ansätzen die menschliche Sprache als System untersucht, sowie deren Bestandteile, Einheiten und Bedeutungen.en Parameter reduzieren lässt.

Die bisher vorliegenden Ergebnisse aus den jeweiligen Forschungsprojekten, die durch weitere eingeworbene Drittmittel erheblich unterstützt wurden, belegen die Notwendigkeit einer Abkehr von dekontextualisierten Sprachförderprogrammen  (selbst wenn sie in der Kita stattfinden) hin zu einer alltagsbasierten Sprachbildung. Ausgangspunkte für Sprachbildung und Sprachförderung sind aus forschungsstellenübergreifender Perspektive, Beziehung, Kommunikation, Sprachvorbild und eine systematische Einbettung in den pädagogischen Alltag der Kindertageseinrichtungen.

Bedeutung und Förderung von Selbstkompetenz

Ein weiteres Forschungsstellen übergreifendes Thema ist die Bedeutung und Förderung von Selbstkompetenz. Hier wird untersucht, auf welche Selbstkompetenzen pädagogische Fachkräfte zugreifen und wie diese gestärkt werden können. Unter anderem wird  zu der Selbstkompetenzentwicklung von Kindern, der Veränderung des kindlichen Selbstkonzeptes und zu den Möglichkeiten wie Kinder in diesem Prozess über verschiedene Ansätze unterstützt werden können, geforscht. Hierzu finden auf unterschiedlichen Ebenen Aktivitäten der beteiligten Forschungsstellen (bisher: Forschungsstelle Begabungsförderung und Forschungsstelle Bewegung und Psychomotorik) statt. In einem regelmäßigen Forschungskolloquium werden die unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Selbstkompetenz erörtert: Welche Rolle spielt das Selbst in der pädagogischen Beziehungsgestaltung?  Wie können Zugänge zum Selbst über Körper, Bewegung und Handlung  in Erfahrungssituationen erlebt werden? Und welchen Beitrag kann die  Entwicklung und Validierung verschiedener Methoden zur Diagnostik von Selbstkompetenzen leisten, die in Anbindung an eine integrative Theorie der Motivation und Persönlichkeit stehen? Dabei werden sowohl grundlagen- als auch anwendungsorientierte Forschungen einbezogen sowie gleichermaßen quantitative, experimentelle und qualitative Forschungsansätze berücksichtigt. Die Auseinandersetzung mit diesen Forschungsarbeiten bildet auch die Grundlage des drittmittelgeförderten und forschungsstellenübergreifenden Projektes „(Selbst)kompetent bilden - Kinder nachhaltig stärken: Prozessentwicklung zur Selbstkompetenzförderung von Pädagoginnen und Pädagogen“, welches in Kooperation mit der Universität Osnabrück durchgeführt wird. Gegenwärtig wird für dieses erfolgreich verlaufende  Projekt die Konzeptionierung und Durchführung einer Fortbildungsreihe für pädagogische Fachkräfte in Kitas und Schulen mit dem Themenschwerpunkt „Selbstkompetenz“ geplant.
 

ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.  

Auch der Bereich der „Professionalisierung“ hat sich als eine zentrale Dimension der Arbeit in den Forschungsstellen entwickelt.  Dieser Bereich wird als Querschnittthema in den anderen Schwerpunkten parallel mit erforscht und bearbeitet (siehe auch A5). In der Forschungsstelle Elementar- und Primarpädagogik, Forschungsbereich Elementarpädagogik werden so gerade in Kooperation mit der Universität Vechta Tätigkeitsprofile von Fachkräften in Kindertageseinrichtungen erforscht. Die Teilforschungsstelle Primarpädagogik modelliert Angebote für eine Institutionen übergreifende Bildungsarbeit am Übergang vom Elementar- zum Primarbereich. Sie untersucht ebenso die Auswirkungen des „Schulfachs Glück“ auf das gesamte didaktisch-methodische Handlungsspektrum von Grundschullehrkräften.

 

Die fachspezifischen Schwerpunkte und Ergebnisse der nifbe-Forschungsstellen finden Sie hier unter den Jahresberichten.