MentorInnenprojekt EMIL erprobt neue Ansätze


Wenn Annika Latzel von ihrem Patenkind spricht, fangen ihre Augen an zu leuchten. „Diese Aufgabe ist ein kleines Bonbon“, sagt die angehende Erzieherin. Seit Herbst 2012 kümmert sie sich ein Mal pro Woche für 2 bis 3 Stunden um einen Fünfjährigen. Nun zieht die junge Frau ein positives Resümee: „Er war sehr zurückhaltend. Jetzt ist er viel offener geworden. Man kann richtig die Entwicklung sehen.“ Die Patenschaft ist Teil des „Ehrenamtlichen Mentorenprojekts für individuelles Lernen“ (EMIL) des Vereins Unikate, das auch von der nifbe-Forschungsstelle Begabungsförderung wissenschaftlich begleitet wird.


„Mit EMIL möchten wir Kinder von 3 bis 6 Jahren in ihrer Entwicklung individuell fordern und fördern“, sagt Unikate-Koordinatorin Stephanie Koopmann. Unter dem Motto „Du und ich, Zeit für mich“ bieten die derzeit zehn Mentorin-Kind-Tandems den Kleinen Raum, ihren Wissensdurst zu stillen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Gemeinsam begeben sich junge

Erwachsene ab 18 Jahren mit jeweils einem Kind auf Entdeckungsreise, deren Ziel von den Fragen der Kinder bestimmt wird. Eine erste Auswertung, die Prof. Dr. Julius Kuhl vom nifbe erarbeitet hat, zeigt: Mit der Zeit entwickeln die Kinder Vertrauen zu ihrer Mentorin. Zudem deutet sich bereits jetzt an, dass die Kinder durch EMIL ein größeres Selbstbewusstsein gewonnen haben und ihre Bedürfnisse klarer ausdrücken können.

„Die Kinder lernen, wie man selbst etwas herausfinden kann“, sagt Mentorin Insa Uhlenkamp, die eine Patenschaft für einen Jungen übernommen hat. Eine Frage ihres Patenkindes lautete: „Woran erkennt man, dass ein Vulkan bald ausbricht?“ Aber auch Kissenschlachten und die Entdeckung von Obst aus anderen Ländern standen auf dem Programm. Die fünfjährige Patentochter von Sue Berding sei zu Beginn sehr schüchtern gewesen. „Mittlerweile hört sie gar nicht mehr auf zu erzählen“, sagt Berding. Wie Annika Latzel besucht Berding die Evangelischen Fachschulen Osnabrück (ESF), um Erzieherin zu werden. Insa Uhlenkamp studiert Psychologie an der Uni Osnabrück. Um die ESF-Schülerinnen auf ihre Aufgabe vorzubereiten, haben Stephanie Koopmann und Kerstin Falkenstein vom Verein Unikate einen eigenen Kurs an den Fachschulen angeboten.

Die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung hat das Projekt mit rund 22 000 Euro gefördert. „Stephanie Koopmann und Kerstin Falkenstein sind mit einer ganz besonderen Motivation auf uns zugekommen. Sie brennen für ihre Idee“, sagt Michael Prior, Geschäftsführer der Bohnenkamp-Stiftung. Er hebt die Einmaligkeit des Mentoring-Projekts für Kindergartenkinder hervor.

Jetzt soll EMIL mit weiteren MentorInnen und Kooperationspartnern fortgesetzt werden. Infos über Tel. 01 57/ 36 49 09 16.

emil 2Sie helfen Kindern, ihre Welt zu entdecken: Mentorinnen des Projekts EMIL (vordere Reihe, von links): Kristina Pohl, Lena Steenhusen, Sue Berding, Annika Latzel, Laura Petersmann und Insa Uhlenkamp sowie (hintere Reihe, von links): Regine Prabel (Bildungsbüro Osnabrück), Stephanie Koopmann (Verein Unikate), Michael Prior (Bohnenkamp-Stiftung), Ulrike Kläfker (Evangelische Fachschulen), Kerstin Falkenstein (Verein Unikate) und Friederike Niederdahlhoff (Evangelische Fachschulen).
 


Quelle Text & Bild: Bohnenkamp-Stiftung