Kultursensitive Frühpädagogik



Die Art und Weise, wie Menschen kommunizieren, ist auch kulturell bedingt. Welche Stolpersteine bringt das im Austausch zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften hervor – und was hat das mit der Selbstreflexion von ErzieherInnen zu tun? Jörn Borke und Anja Schwentesius stellen Anregungen für einen gelingenden Austausch im Kita-Alltag vor.

Beim Elternabend ist wieder einmal die Familie X nicht anwesend, obwohl doch an alle Eltern schriftliche Einladungen verteilt wurden. Die Fachkräfte sind irritiert, weil Frau X auch keine Tür- und Angelgespräche sucht, und wenn sie von den Fachkräften angesprochen wird, wenig erzählt und keine Fragen äußert. Einige Fachkräfte fangen sogar an, die Motivation und Bereitschaft zur Zusammenarbeit in Frage zu stellen.

Kultursensitive Frühpädagogik ist ein Konzept, das durch eine variable Herangehensweise an pädagogische Schlüsselsituationen im Alltag gekennzeichnet ist. Es verdeutlicht, dass es nicht nur eine pädagogische Herangehensweise geben kann, die für alle Familien funktioniert. Vielmehr bedingt die Heterogenität der Familien eine Vielfalt des pädagogischen Handelns. Es soll also möglich werden, an unterschiedliche kulturelle Hintergründe von Familien sensitiv (im Sinne von bewusst und einfühlend) anzuschließen – und so zu mehr Bildungsgerechtigkeit für Kinder und Familien beizutragen.

Vielfältige Hintergründe

Der kultursensitive Ansatz greift auf die kulturvergleichende Entwicklungspsychologie bzw. Familienforschung zurück, vor allem auf die Arbeiten von Heidi Keller und ihrer Arbeitsgruppe. Keller hat gezeigt, dass Familien je nach dem soziodemographischsoziodemographisch|||||Soziodemographische Daten werden häufig in Sozialforschungen erhoben. Der Begriff, der Bevölkerungsmerkmale beschreibt, umfasst häufig Kategorien wie: Geschlecht, Alter, Familienstand, Religion, Schulabschluss, Nationalität, Haushaltsgröße etc.en Kontext, in dem sie aufwachsen, ganz unterschiedliche Sicht- und Verhaltensweisen von der Gestaltung des Lebens entwickeln. Dazu gehört die Sichtweise auf das Leben mit Kindern und ihre Betreuung sowie auf elterliches Verhalten und pädagogische Strategien. Diese Unterschiede bereiten für das Leben in ganz verschiedenen Kontexten vor, die jeweils unterschiedliche Fähigkeiten erfordern.

Dabei können systematisch unterschiedliche kulturelle Modelle differenziert werden. Für post-industrialisierte, städtische Kontexte lässt sich beispielsweise zeigen, dass dort Verhaltens- und Sichtweisen überwiegen, bei denen die psychische Autonomie im Mittelpunkt steht, also die innere Unabhängigkeit und Individualität. In Interaktionen mit Kindern werden oftmals innere Prozesse angesprochen und hervorgehoben, beispielsweise, indem nach Vorlieben gefragt (»Was möchtest du heute essen?«) oder Auswahlmöglichkeiten angeboten werden (»Sollen wir heute Nudeln oder Reis kochen?«). Auf diese Weise werden Kinder darin unterstützt, sich ihrer inneren Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bewusst zu werden. Dies kann als förderlich für ein Umfeld angesehen werden, das sich durch viele Freiheitsmöglichkeiten und wenig traditionelle Orientierung bei der Lebensgestaltung auszeichnet.

Ganz anders verhält es sich in nicht-industrialisierten, ländlichen Kontexten. Hier leiten ganz andere Aspekte die Handlungs- und Sichtweisen der Menschen. Im Mittelpunkt steht die Verbundenheit mit anderen, angestrebt und unterstützt wird eher eine Orientierung an der Gemeinschaft als die individuelle Einzigartigkeit und das Sich-Abheben von anderen. Dies zeigt sich etwa darin, dass die Interaktionen mit Kindern eher durch die Bezugspersonen strukturiert werden und Kinder meist von Anfang an mit vielen Bindungspersonen in Kontakt treten. Hierbei spielt auch eine Vielzahl anderer, auch älterer Kinder eine wichtige Rolle.

Zwischen diesen beiden kulturellen Modellen gibt es viele Mischmodelle, die durch kombinierte Ausrichtungen gekennzeichnet sind, und vermutlich noch ganz andere kulturelle Ausformungen, die bisher wissenschaftlich noch nicht klar beschrieben sind.

Wie sich Eltern verhalten und welche Erfahrungen Kinder machen, hängt also maßgeblich von dem kulturellen Kontext ab, in dem sie aufgewachsen sind. Folglich ist es für die Arbeit einer Kindertagesstätte wichtig, mit ihrer pädagogischen Ausrichtung auf unterschiedliche Hintergründe zu reagieren – und somit kultursensitiv zu agieren. Es ist davon auszugehen, dass es nicht die eine Herangehensweise geben kann, die für alle Kinder und Familien passend ist. Dennoch orientieren sich aktuelle frühpädagogische DiskursDiskurs|||||Der Begriff Diskurs kann verschiedene Bedeutungen haben, wurde ursprünglich jedoch als  „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet. Weitere Bedeutungen sind: theoretische Erörterung, systematische, methodische Abhandlung, gesellschaftliche Auseinandersetzung, Erörterung. Sinnverwandt sind auch Debatte, Diskussion, Disput. e vornehmlich an Hintergründen, die die psychische Autonomie unterstützen. Hierzu zählt das Konzept der Selbstbildung, wonach Kinder ihre Bildungsthemen frei wählen und von den Fachkräften allenfalls bei der Entfaltung eigener Ideen unterstützt werden. Diese Herangehensweise ist gut anschlussfähig für Kinder, die es gewohnt sind, Inhalte frei zu wählen und eigenen Vorlieben nachzugehen. Diese Kinder werden mit dem Selbstbildungskonzept vermutlich auch gut unterstützt und begleitet. Es gibt aber auch viele Kinder mit anderen kulturellen Erfahrungen. Vielleicht sind sie pädagogische Strukturen gewohnt, die stärker durch Angebote oder auch Direktiven der pädagogischen Fachkräfte gekennzeichnet sind und damit eher einem kulturellen Modell folgen, das stärker auf die Eingliederung in die Gemeinschaft eingeht als auf die individuelle Unterschiedlichkeit. Dann kann es passieren, dass Kinder auf die gut gemeinten und begründeten freien Angebote nicht im gewünschten Sinn reagieren, sondern sich möglicherweise irritiert zurückziehen oder ausagierendes Verhalten zeigen, z.B. anfangen, andere Kinder zu stören oder gar zu ärgern. Das ist Ausdruck einer Unvereinbarkeit zwischen den pädagogischen Ideen und den Erfahrungen der Kinder.

Auch bezüglich der Zusammenarbeit mit Eltern können sich aufgrund unterschiedlicher kultureller Hintergründe Missverständnisse ergeben. Hier kann ebenfalls nicht davon ausgegangen werden, dass eine Herangehensweise für alle anschlussfähig ist. Kultursensitive Frühpädagogik soll darin unterstützen, variable Strategien begründen, entwickeln und umsetzen zu können.

Bevor darauf näher eingegangen wird, soll es zunächst um eine Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt im Team gehen. Die Vergegenwärtigung und Reflexion der eigenen kulturellen Hintergründe und der daraus resultierenden Denk- und Handlungsweisen ist eine wichtige Voraussetzung für einen respektvollen und empathischen Umgang mit kultureller Vielfalt.

Wie bin ich aufgewachsen?

Auf unterschiedliche Erfahrungen, Einstellungen und Vorstellungen, die zu verschiedenen Verhaltensweisen, Erwartungen und Umgangsformen führen, treffen pädagogische Fachkräfte in Kitas alltäglich. Zum Teil ist es für die pädagogischen Fachkräfte kaum möglich, die zuweilen weit auseinanderliegenden Erwartungen der Familien zu erfüllen. Dennoch sollte den Familien kontinuierlich empathisch und respektvoll begegnet werden. Eine Voraussetzung dafür ist die (Weiter-)Entwicklung eines Bewusstseins für die eigenen kulturellen Hintergründe und die Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen, Einstellungen, Werten, Normen und Vorurteilen. Durch die Beschäftigung mit der eigenen Lebensgeschichte können persönliche Stärken und Schwächen, aber auch Verhaltensweisen, Gefühle und Gedanken (besser) eingeordnet und verstanden werden. Der eigene kulturelle Hintergrund ist auch bedeutsam dafür, wie wir Personen, Situationen und vieles mehr wahrnehmen. Er beeinflusst aber auch, ob wir auf bestimmte Verhaltensweisen angemessen reagieren können oder sie falsch finden und ablehnen. Daraus können sich Veränderungspotenziale und -notwendigkeiten ergeben.

Selbsterkenntnisprozesse können hier aber auch zu einem vertieften Verständnis für andere Menschen mit ihren unterschiedlichen Sicht- und Verhaltensweisen führen und zu Empathie und Respekt für verschiedene Erwartungen, Werte und Normen beitragen.

Folgende Fragen aus unserem Buch »Kultursensitives Arbeiten in der Kita – Ein Leitfaden für pädagogische Fachkräfte« können helfen, sich mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen:
  • Wie bin ich aufgewachsen (eher groß- oder eher kleinfamiliär, in einer eher dörflichen oder eher städtischen Umgebung)?
  • Was waren gesellschaftliche Erziehungsideale, mit denen ich aufgewachsen bin, und inwiefern stehen diese mit den kulturellen Kontextbedingungen in Verbindung?
  • Was davon habe ich bewusst/unbewusst übernommen?
  • Was mache ich bewusst anders und warum?

Speziell für das Erleben der Ansichten und des Verhaltens von Familien in pädagogischen Einrichtungen können folgende Reflexionsfragen hilfreich sein:
  • Welche Verhaltensweise von Kindern erlebe ich als schwierig/anstrengend und welche als positiv und ansprechend?
  • Welche Verhaltensweisen von Eltern erlebe ich als schwierig/anstrengend und welche als positiv und ansprechend?
  • Inwiefern könnte es sein, dass das unterschiedliche Erleben auf das Zusammentreffen von Personen aus verschiedenen kulturellen Kontexten zurückzuführen ist (also kulturellen Unterschieden zwischen den Familien und mir)? (1)

Ziel ist es, sich die eigene Kulturgebundenheit bewusst zu machen. Wie nehme ich verschiedene Verhaltensweisen wahr? Wie kann ich mein eigenes Handeln reflektieren und gegebenenfalls verändern?

Auseinandersetzung mit Vorurteilen

Für einen empathischen und respektvollen Umgang mit Familien ist auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen entscheidend. Vorurteile sind erst einmal durchaus menschlich. Sie dienen der Orientierung bei der überwältigenden Flut an Informationen, die unsere Sinne im Alltag ständig aufnehmen und verarbeiten müssen. Vorurteile gehen aber häufig mit dem Bilden von Stereotypen einher und verhindern so auch die unvoreingenommene Begegnung mit Familien und führen zu Diskriminierung. Um dies zu vermeiden bzw. zu reduzieren, müssen die eigenen Vorurteile bewusst unter die Lupe genommen und so auch einer Bearbeitung zugeführt werden.

Eine Methode, die sich dafür eignet, ist das Albatros-Spiel. Zusammengefasst gesagt werden hier in einem Rollenspiel Handlungsweisen, die nicht allen ZuschauerInnen gleichermaßen vertraut sind, ohne Kommentar gezeigt. Im Anschluss sollen die ZuschauerInnen ihre Wahrnehmungen und Deutungen beschreiben. So sollen sie beispielsweise erläutern, wie sie es interpretiert haben, dass sich der Mann im Rollenspiel auf einen Stuhl gesetzt hat, während sich die Frau, die ihn die ganze Zeit begleitete, neben ihn auf den Boden gekniet hat. Zum Schluss wird der kulturelle Hintergrund der gespielten Handlungen mit der fiktiven Kultur Albatros erklärt und kann nun mit den eigenen Annahmen und Erklärungen des Verhaltens in Verbindung gesetzt werden. Das kann zu ausführlichen Diskussionen über vorschnelle Zuschreibungen führen und damit die Reflexion darüber anregen, wie unsere Sicht auf die Welt durch unsere eigene kulturelle Sozialisation geprägt ist. Das Spiel kann den Ausgangspunkt für eine weitergehende Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung bilden. (2)

Eine weitere Möglichkeit bietet die vorurteilsbewusste Frühpädagogik, die auf das Erkennen eigener Vorurteile im Rahmen von pädagogischen Institutionen zielt. Anliegen der vielfältigen Methoden und Materialien ist das bewusste (Er-)Leben der Vielfalt von Kindern und Familien in der Kita. Diskriminierungen und ihre negativen Folgen sollen sichtbar gemacht und vermieden werden.
Und die Eltern?

Eine respektvolle und wertschätzende Zusammenarbeit von Eltern /Betreuungspersonen und pädagogischen Fachkräften bildet eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Kinder sich in der Kita wohlfühlen können. Des Weiteren ist sie entscheidend für das gegenseitige Kennenlernen und den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen. Wie kann nun die Zusammenarbeit kultursensitiv gestaltet werden? Auch hier gibt es nicht den einen Weg – vielmehr sollte die Kooperation so vielfältig sein, wie die Familien selbst. In der kultursensitiven Frühpädagogik ist dabei die Gesprächs- und Kommunikationsgestaltung zentral, die auf den verschiedenen kulturellen Hintergründen der Beteiligten basiert. Beispielsweise zeigen einige Eltern starkes Engagement, indem sie den Austausch mit Fachkräften suchen, das Alltagsgeschehen in der Kita interessiert begleiten und selbst Ideen einbringen.

Das Verhalten von Eltern, die das nicht tun, kann von pädagogischen Fachkräften als Rückzug und fehlendes Interesse am Austausch wahrgenommen werden. Auch kann es irritieren, wenn Eltern in Gesprächen kurz angebunden und zurückhaltend wirken und bei Fragen allem zustimmen. Hintergrund des unterschiedlichen Verhaltens können verschiedene kulturelle Konzepte sein. So spielen in vielen nicht-industrialisierten, ländlichen Gebieten Hierarchien oder auch getrennte Aufgaben zwischen sozialen Gruppen eine große Rolle. Daraus kann folgende klare Trennung abgeleitet werden: Zu Hause sind die Eltern für das Kind zuständig, in der Kita die pädagogischen Fachkräfte. Die pädagogischen MitarbeiterInnen können dabei als ExpertInnen angesehen werden, bei denen es nicht üblich und gewünscht ist, Nachfragen und Kritik offen zu äußern. Hinzu kommt, dass die Kommunikation in Kontexten, in denen soziale Verbundenheit zentral ist, oftmals eher indirekt erfolgt. Folglich können es Eltern als unangenehm und unpassend wahrnehmen, wenn Themen, vor allem konflikthafte, offen angesprochen werden. Das Resultat kann sein, dass Eltern mit einem entsprechenden Hintergrund von sich aus wenig Persönliches mitteilen und ausweichend reagieren.

Im Unterschied dazu dürfte Eltern aus eher post-industrialisierten, städtischen Kontexten eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe vertraut sein. Daher kommunizieren sie oft eher klar, direkt und zielorientiert. Die eigene Meinung und eine gleichberechtigte Aushandlung von Sachverhalten sind in ihren kulturellen Kontexten zentral. In der Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften kommunizieren sie also eher dialoghaft und non-direktiv und erwarten dasselbe von den Fachkräften. Entsprechend sollten pädagogische Fachkräfte im Kontakt mit den Familien flexibel sein, mal direkter und mal weniger direktiv sprechen und mal mehr als ExpertIn und mal mehr als PartnerIn auftreten. Hilfreich kann es sein, wenn Teams zusammen planen, wie die Kommunikation entsprechend der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Familien gestaltet werden kann.

Zwischen Tür und Angel

Angesichts der verschiedenen Kommunikations- und Gesprächsformen sollten Eltern unterschiedliche Möglichkeiten angeboten werden, die es ihnen ermöglichen, Informationen zu gewinnen und sich an Entscheidungen zu beteiligen. »Tür- und Angelgespräche« haben ihren Ausgangspunkt in der Regel in einer Frage und/oder einem Anliegen von Eltern und/oder pädagogischen Fachkräften. Hier gibt es Eltern, die von sich aus viele Fragen stellen und mit ihren Anliegen offen auf die pädagogischen Fachkräfte zugehen, da das ihren Gewohnheiten entspricht. Manche Eltern aber stellen keine Fragen bzw. äußern keine Anliegen. Wichtig ist, das nicht vorschnell als Desinteresse zu verstehen. Vielmehr kann dies auf hierarchiegeprägten Erfahrungen gründen.

Pädagogische Fachkräfte sollten ein Verständnis dafür entwickeln, dass Eltern es aufgrund ihrer kulturellen Erfahrungen nicht gewohnt sind, sich mit den ErzieherInnen auszutauschen oder Anliegen offen zu äußern. Für diese Eltern kann es hilfreich sein, sie regelmäßig anzusprechen. Auch sollte ihnen vermittelt werden, dass Nachfragen und Anregungen ihrerseits einen wichtigen Bestandteil des Alltags in der Kita darstellen und von entscheidender Bedeutung für die Bildungs- und Entwicklungsprozesse ihrer Kinder sein können.

»Entwicklungsgespräche« bezeichnen den Austausch zwischen Eltern und Fachkräften über die Bildungs- und Entwicklungsprozesse des Kindes. Ausschlaggebend sollten dabei nicht nur die Beobachtungen und Dokumentationen der Fachkräfte sein. Es geht um einen Austausch, der auch die Wahrnehmungen der Eltern umfassen und die Vertrauensbasis stärken sollte. Dazu müssen sie so gestaltet werden, dass sich alle Beteiligten angenommen und verstanden fühlen. Auch hier sollten also die unterschiedlichen Kommunikations- und Gesprächsformen berücksichtigt werden. Dazu gehört auch die Reflexion, dass dieser Austausch für Familien aus eher nicht-industrialisierten, ländlichen Kontexten fremd sein kann. Ein mögliches Ausbleiben von Erzählungen oder kurze Antworten sollten daher nicht als Desinteresse und bewusstes Verschweigen wahrgenommen werden. Der Grund dafür könnte vielmehr in der Vorstellung einer klaren Trennung von Familie und Kita liegen. Aufgabe von pädagogischen Fachkräften ist es, immer wieder die Bedeutung der Gespräche im Sinne der Bildung der Kinder zu erklären und sie als festen und wichtigen Bestandteil zu beschreiben.

Den Eltern sollte die Bedeutsamkeit ihrer Meinung und deren Berücksichtigung fortwährend versichert werden. In der kultursensitiven Frühpädagogik geht es darum, Formate zu schaffen, die für die Ausrichtung der Kita sowie für die pädagogischen Fachkräfte tragbar ist. Vor allem aber sollten sie den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen der Familien gerecht werden und somit vielfältiges pädagogisches Handeln ermöglichen.

Literatur

Borke J./Keller H. (2014): Kultursensitive Frühpädagogik. Stuttgart
Borke J./Schwentesius A. (2018): Kultursensitives Arbeiten in der Kita – Ein Leitfaden für pädagogische Fachkräfte. Kronach
Keller H. (2011): Kinderalltag – Kulturen der Kindheit und ihre Bedeutung für Bindung, Bildung und Erziehung. Heidelberg
Wagner P. (Hrsg.) (2013): Handbuch Inklusion. Grundlagen vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung. Freiburg i. Br.

Anmerkungen:

(1) Vgl. Borke J./Schwentesius A. (2018): Kultursensitives Arbeiten in der Kita – Ein Leitfaden für pädagogische Fachkräfte. Kronach, S. 31
(2) Weitere Anregungen zur Gestaltung eines Fortbildungstages zum Thema kulturelle Vielfalt in der eigenen Einrichtung finden Sie in Borke J./Schwentesius A. (2016): Kulturelle Vielfalt in Kindertagesstätten. Projekte
und Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis. Kronach

 
Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung aus
Betrifft Kinder 07/08-2019, S. 10-13




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