Geschichte der ErzieherInnenausbildung am Beispiel Bayerns

Inhaltsverzeichnis

  1. Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten bis zu Beginn der Nazi-Diktatur
  2. Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten während der Nazi-Diktatur
  3. Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten nach 1945 bis 1967
  4. Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten nach 1967
  5. Schlussbetrachtung
  6. Literatur

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Ausbildungsstätten für Kleinkindschullehrerinnen, Bewahrschulschwestern, Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen... in Bayern


Der Beruf der Kleinkindschullehrerin, Kindergärtnerin etc. eröffnete im Rahmen der aufkeimenden Emanzipationsbestrebungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts insbesondere dem weiblichen Geschlecht aus der Schicht des Bürgertums eine der wenigen Möglichkeiten zur beruflichen Selbstverwirklichung. Im Laufe der Zeit entschieden sich auch immer mehr junge Mädchen und Frauen aus den „unteren Schichten“ für einen Beruf im frühpädagogischen Bereich. Hinsichtlich der Vorbildung „für die Zulassung zu den Stätten solcher Ausbildung, den Kleinkindererzieherinnenseminaren“ existierten viele Jahrzehnte unterschiedliche Anforderungen. Diesbezüglich resümierte der kath. Theologe und Erziehungswissenschaftler Joseph Göttler im Jahre 1919:

„Höhere Mädchenschule, Mädchenmittelschule oder einfache Mädchenfortbildungsschule! Eine Schule muß es ja bei uns Deutschen immer sein. Oder kommen wir vielleicht doch einmal davon los, die Intelligenz nur nach der Zahl der abgesessenen Schuljahre und nach dem Rang der durchlaufenen Schulen zu messen? Kommen wir vielleicht noch dazu, Ernst zu machen mit dem in den letzten Jahren viel in den Mund genommenen Kanzlerwort ‚Frei Bahn jedem Tüchtigen‘, und hören wir auf, Schulen dadurch zu heben, richtiger gesagt zu füllen, daß wir ihnen ‚Berechtigungen‘ zuschanzen und dadurch andere Schulen entrechten, einen Stand dadurch zu ‚heben‘, daß der Eintritt in denselben nur den Absolventinnen teurer Schulen zugänglich gemacht wird?... Gewiß ist zu wünschen, daß möglichst viele Mädchen mit möglichst reicher Vorbildung sich diesem schönen Berufe widmen, aber nur aus Neigung und nur solche mit ungebrochener Gesundheit und Mütterlichkeit, nicht aber weil sie bei der erst am Schlusse der höheren Mädchenschule angestellten Wahl nicht wissen, was sie sonst werden sollen und können“ (Göttler 1919, S. 71 f).

Die „große Liebe zu den Kindern..., eine für eine Frau fast selbstverständliche Gabe, geboren aus der Sehnsucht nach ihrem eigentlichen Berufe, dem der natürlichen Mutterschaft“ (Huber 1920, S. 42), die "intuitiv ahnende, mütterliche Kindergärtnerin" (Derschau 1987, S. 76) waren die geltenden Paradigmen bis weit in die 1960er Jahre. Diesbezüglich berief man sich auf große Namen aus der Geschichte der Pädagogik, wie Theodor Fliedner, Johann Oberlin, Friedrich Fröbel oder Maria Montessori.

„Die Sorge für das Kind ist gewiß vor allem Sache der Frau; darum haben auch Oberlin und Fliedner sich hier an die Frauen gewandt und sie in den Dienst gerufen... Die Frau ist hier in ganz besonderer Weise angesprochen auf ihre Mütterlichkeit. Mütterlich sein heißt, zu dem Wehrlosen und Bedürftigen stehen, dem der sich selbst nicht helfen kann. So verstanden, fällt die Mütterlichkeit nicht einfach zusammen mit der persönlichen Mutterschaft“ (Paulsen 1958, S. 5).
In dem hochangesehenen Fachbuch der 1960 und 1970er Jahre „Die sozialpädagogische Arbeit der Kindergärtnerin“ ist über die „mütterliche Führung“ nachzulesen:

„Auch im Kindergarten braucht das Kind eine Führungsweise, der das Wesentliche einer guten mütterlichen Führung, nämlich eine erfahrbare und belastbare Liebe, zu eigen ist... Das Kind des Kindergartenalters ist einer mütterlichen Führung keineswegs entwachsen, es bedarf auch ihrer im Kindergarten. So sollte denn auch die Kindergärtnerin nichts anderes sein wollen, als ‚eine mütterliche Kraft‘, wie Maria Montessori sagt, eine ‚Kindermutter‘, wie es F.W.A. Fröbel ausdrückt“ (Schmaus/Schörl 1964, S. 40).
Verhältnismäßig unbekannt ist, dass Friedrich Fröbel, der 1840 in (heute: Bad) Blankenburg den Kindergarten „stiftete“, für seine Einrichtung nicht nur junge Frauen tätig sehen wollte. Er befürwortete auch den frühpädagogischen Einsatz von „Jünglingen“. Diese sollten aber nicht beliebige junge Männer sein, „sondern solche, die bereits ein Lehrerseminar oder ein Theologiestudium absolviert“ (Konrad 2016, S. 21) hatten. Doch letztlich setzte sich die „männliche Kraft“ in den vorschulischen Einrichtungen nicht durch (vgl. ebd., S. 22 ff.). Der Kindergarten avancierte zur Domäne des weiblichen Geschlechts. Dieser Sachverhalt beeinflusste die Feminisierung der Kleinkindererziehung, und das bis auf den heutigen Tag. So waren im Jahr 2015 nur 2,3% des Erziehungspersonals in den Kindergärten (heute Kitas) männlichen Geschlechts (vgl. Berger 2016, S. 179).

Insbesondere christliche, insbesondere katholische Schwesterngemeinschaften zeigten ein Interesse an der Gründung von Ausbildungsstätten, zumal viele ihrer Mitglieder in Kleinkinderschulen / Bewahranstalten arbeiteten. Allgemein lag die Fürsorge und Erziehung von Kindern in dem Zuständigkeitsbereich von Klosterfrauen und Diakonissinnen, bis weit in die jüngste Vergangenheit hinein. Mit Beginn der Weimarer Republik existierten in Bayern zehn Kindergärtnerinnenseminare. Davon standen acht unter klösterlicher und (nur) zwei Ausbildungsstätten in evangelischer (diakonischer) Trägerschaft.

Das Königreich Preußen erließ 1908 im Rahmen einer Reform des höheren Mädchenschulwesens die erste staatliche Regelung für das Fach „Kindergarten-Unterweisung“ in den Frauenschulklassen des Lyzeums und damit die Sicherung professioneller Mindeststandards der Berufsausbildung. In Bayern erfolgten die ersten staatlichen Erlasse über Zugangsvoraussetzungen, Ausbildungsdauer, Lehrplan und Prüfungsordnungen um 1910. Die konfessionell gebundenen Seminare, allen voran die evangelischen, wehrten sich entschieden gegen staatlich verordnete Richtlinien:

„Die Eigenschaften, welche bei einer guten Erzieherin und Lehrerin noch nicht vorschulpflichtiger Kinder gesucht werden sollten, liegen mehr in ihrem Gemüte, ihrem Takte, in ihrer ganzen Persönlichkeit als in ihrem Wissen und Können, so daß sich also die eigentliche Befähigung einer gewöhnlichen Prüfung entzieht. Außerdem kommt in Betracht, daß es bedenklich sein würde, die Genehmigung zur Errichtung von Anstalten der bezeichneten Art von Ablegung einer Prüfung vor einer staatlichen Prüfungskommission abhängig zu machen... Heute, in der Zeit der staatlichen Examina, wo ja besonders die Einsicht hervorgehoben ist, haben sie ihre besondere Aufgabe noch dadurch, daß sie neben der Einsicht die Mütterlichkeit und die Erziehung zu ihr garantieren und sicherstellen. Denn die Vorbildung zu einer rechten ‚Kindertante‘ ist mit einem Kursus auf einem Seminar und einem wohlbestandenen staatlich anerkannten Examen noch lange nicht gesichert“.

Folgend wird die Entwicklung der professionellen Ausbildung für den Vorschulbereich am Beispiel Bayern aufgezeigt. Dabei werden nicht alle gegenwärtig (2017) existierenden Ausbildungsstätten näher dargestellt (bzw. erwähnt). Nur diejenigen der sich heute nennenden Fachakademien für Sozialpädagogik werden berücksichtig, die auf eine 50jährige Geschichte zurückblicken (hätten) können. Die Ausbildung verlief, trotz anfänglich fehlender staatlicher Regularien, in verhältnismäßig gleichen Bahnen. Darum werden bei der Darstellung einzelner Seminare unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt, die durchaus für alle Ausbildungsstätten zutreffend sind. Die Dokumente belegen, dass sich die im Aufbau befindenden Seminare, unabhängig von der Trägerschaft, gegenseitig über Lehrpläne, Kosten, Aufnahmebedingungen u.dgl.m. austauschten. Auch erfolgten gegenseitige Visitationen der SchulleiterInnen, um vor Ort anstehende Fragen wie Prüfungsverordnungen, Aufnahmebedingungen, Finanzierungen etc. zu besprechen bzw. abzuklären. Letztlich sicherte die staatliche Anerkennung eine bayernweite konforme Ausbildungssituation. (Anmerkung: Nicht ausgewiesene Zitate beruhen auf im „Ida-Seele-Archiv“ archivierten Dokumenten (u.a. Schulbroschüren/-prospekten, Unterrichtsheften, Festschriften, diversen Schulordner/-akten, (Fach-)Zeitschriften))


Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten bis zu Beginn der Nazi-Diktatur


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1843 wurde im Zentralmutterhaus des Ordens der „Armen Schulschwestern v.U.L.Frau“ in München am Anger, entsprechend den „Königl. Richtlinien von 1839“, ein einjähriger „Lehrkurs zur Heranbildung der Kleinkinderbewahranstaltskandidatinnen“ eröffnet. Die Verantwortlichen des Ordens waren der Ansicht, dass „wenigstens die Leiterin der Bewahranstalt“ über eine „höhere, allgemeine Bildung“ und „über ausreichende Kenntnisse zur pädagogischen Führung von kleinen Kindern verfügen“ sollte.

Der Ausbildungs- und Lehrplan von 1881 umfasste neben der pädagogischen Unterweisung (wöchentl. 3 Stunden) Sprach- und Sachunterricht (wöchentl. 4 Stunden), Zeichnen (wöchentl. 2 Stunden), Formarbeiten (wöchentl. 2 Stunden), Musik (wöchentl. 4 Stunden) und Turnen (wöchentl. 1 Stunde). Genannte Fächer wurden ergänzt durch praktische Unterweisungen (wöchentl. 15 Stunden) in der dem Lehrkurs angeschlossenen Bewahranstalt sowie durch eine hauswirtschaftliche Ausbildung (vgl. Fachakademie für Sozialpädagogik der A. Schulschwestern v.U.L.Frau.2013, S. 44 f).

1899 erfolgte die Umwandlung des Lehrkurses in „Seminar für Jugendpflegeberufe“. Die religiöse Unterweisung stand im Fokus der Ausbildung, zumal in den katholischen Kleinkinderschulen / Bewahranstalten auf fromme und demutsvolle Haltung der Kinder sehr geachtet wurde. Täglich mussten die Kleinen in den Bewahranstalten zu bestimmten Zeiten Gebete sprechen. Um über ein „gewisses Rüstzeug an religiösen Lieder und Gedichte, Morgen-, Abend- und Tischgebete“ zu verfügen, lernten solche die zukünftigen Kleinkinderschullehrerinnen / Bewahrschwestern auswendig, wie beispielsweise nachstehendes Kindergebet:

„Lieber Gott, nun segne mich,
Auf den Knieen bitt' ich Dich.
Gib mir einen guten Sinn,
Daß ich immer folgsam bin.
Mach' mein Auge hell,
Meine Füße schnell.
Meine Hand bereit
Und mein Herz erfreut,
Heut' und allezeit
Deinen heil'gen Willen
Freudig zu erfüllen.
Hör' in Jesu Namen
Dies Gebetchen! Amen“.

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Jahresbericht für das Schuljahr 1921/22 des „Seminars für Jugendberufe der Armen Schulschwestern v. U. L. Fr.“; Quelle: Ida-Seele-Archiv
Ab 1914 wurde die Fröbel‘sche Konzeption in den Lehrplan aufgenommen. Dabei fanden nicht nur in der Theorie die vom Kindergartenvater entwickelten „Spiel- und Beschäftigungsmittel“ Beachtung, „im Fach ‚Handfertigkeit‘ wurden sie erarbeitet, indem in sechs Übungen des Tones die Formen: Kugel – Walze - Würfel – Plattformen- leichtere Tierformen – freie Formen hergestellt wurden; in diesem Sinne stehen auch Flechten mit Flechtblatt und losen Streifen sowie das Falten von quadratischen, dreieckigen und runden Papieren im Stoffplan“ (ebd., S. 49 f).

Die klösterliche Ausbildungsstätte, die Ende der 1920er Jahre auch Hortnerinnen ausbildete, erhielt 1931 die staatliche Anerkennung. Während der Nazi-Diktatur musste es sich wie alle Bildungsinstitutionen, entsprechend den vom 25. Mai 1934 erlassenen Verordnungen anpassen:

„* dem Fach Gesundheitslehre wurde Rassenkunde angegliedert und die Erbgesundheitslehre in den Lehrstoff aufgenommen;
* das Fach Pädagogik wurde hinsichtlich Führerprinzip und Staatsjugend erweitert;
*die Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre zielten auf einen Überblick über die wesentlichen Züge des neuen Deutschlands und auf die Liebe und Treue zu Volk und Führer ab: ‚Die fachliche und berufliche Schulung der Kindergärtnerin und Hortnerin ist nicht zu trennen von der weltanschaulichen Schulung. An Stelle des staatsbürgerlichen Unterrichtes tritt heute die nationalsozialistische Schulung...‘
* Im Fach Deutsche Sprache wurde ein besonderer Akzent auf das kindertümliche Volksgut gelegt, da es für deutsche Art und deutsches Wesen besonders erziehlichen Wert habe; dafür wurde Sprachlehre gestrichen.
* Im Gesang und Musik sollten deutsche Volkslieder, insbesondere das nationale Liedgut gepflegt werden“ (ebd., S. 52).
1942 erzwangen die Nazis die Schließung des Seminars. Die Schulräume mussten binnen kurzer Zeit als Lazarett eingerichtet werden. Bereits 1946 konnte das "Seminar für Jugendpflege" wieder den Betrieb aufnehmen. Zwei Jahre später wurde die Bildungsinstitution in Fachschule für Kindergärtnerinnen, 1950 in Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen, 1968 in Fachschule für Sozialpädagogik und schließlich 1973 in Fachakademie für Sozialpädagogik umbenannt.

Am 24. Oktober 2013 feierte die „Fachakademie für Sozialpädagogik der A. Schulschwestern v.U.L.Frau“ ihr 170-jähriges Jubiläum.
Webseite: https://www.fachakademie-schulschwestern.de/ (letzter Zugriff 1.5.2017)

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Auf dem Wiener Kongress (1815) erhielt das Königreich Baiern (die damals übliche Schreibweise), als Entschädigung für die verlorenen Stadt Salzburg und der Gebiete rechts des Inns, die territorial neu umrissene linksrheinische Pfalz, zugesprochen. In Speyer hatte die Evangel. Diakonissenanstalt im Jahre 1869 die städt. Kleinkinderbewahranstalt übernommen. Die dort tätigen Diakonissinnen, sog. Kinderschwestern, erhielten neben der Einführung zusätzlich noch 10 Stunden theoretischen Unterricht durch den Anstaltsgeistlichen. Dieser lehrte seinen Schülerinnen „das Singen religiöser Lieder sowie welche Gebete und Geschichten aus der Bibel für die lieben Kleinen geeignet sind“. Im Jahre 1918 konnte schließlich in der Karmeliterstraße ein Kleinkinderlehrerinnenseminar seiner Bestimmung übergeben werden. Von nun an wurden neben Diakonissinnen auch weltliche Bewerberinnen in einem einjährigen Lehrkurs zu Kleinkinderlehrerinnen ausgebildet, den man 1925 auf 1 1/2 Jahre ausdehnte. 1931 kam noch die Arbeit am Hort- und Heimkind hinzu. Damit verbunden war die Anhebung der Ausbildung auf zwei Jahre und die Titulierung: Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar. Ostern 1942 verboten die Nazis jeden weiteren Schulbetrieb. Nach dem Zusammenbruch konnte bereits im November 1945 wieder mit dem regulären Schulbetrieb begonnen werden. Heute nennt sich die Bildungsstätte: „Fachschule für Sozialwesen Diakonissen Speyer-Mannheim“.

Webseite: http://www.diakonissen.de/aus-und-fortbildung/ausbildungszentrum-fuergesundheit-und-soziales/fachschule-fuer-sozialwesen.html (letzter Zugriff am 1.5.2017)

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Engagierte Bürger der Königlichen Residenzstadt München griffen begeistert die Idee des Kindergartens auf und gründeten am 29. Mai 1868 den „Verein zur Gründung Fröbel'scher Kindergärten“. Damit verbunden war auch „eine Fachschule für alle diejenigen, welche sich zu Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen für Familien, Horte, Kinderheime usw. ausbilden wollen; ein Seminar für besonders begabte und gut vorgebildete Damen, welche theoretisch und praktisch in den Betrieb eines gehobenen Kindergartens eingeführt werden sollen“ (zit. n. Berger 1990, S. 111). Schon zwei Jahre später wurde vom Verein das geplante Vorhaben umgesetzt. In der Schellingstraße eröffnete die private „Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen“ ihre Pforten. Die Leitung übernahm der seinerzeit bekannte Fröbelpädagoge Lorenz Illing, der bis zu seinem Tode die Schule leitete, die ab 1874 jährlich von Kreisschulinspektoren visitiert wurde. Aufnahmebedingung war der Besuch einer höheren Töchterschule bzw. das Abschlusszeugnis der Werk- und Feiertagsschule mit Note 1. Die Bildungsanstalt war zunächst als einjähriger, ab 1911 als zweijähriger Kursus ausgestaltet. Im Jahre 1874 besuchte ein Schulmann aus Österreich das „Illing’sche Seminar“. Darüber verfasste der Pädagogen folgenden Bericht:

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Bericht über die private Bildungsanstalt in München; Quelle: Ida-Seele-Archiv


ausbildung3Bericht über die private Bildungsanstalt in München; Quelle: Ida-Seele-ArchivIn den ersten 25 Jahren schlossen 430 junge Mädchen und Frauen ihre Ausbildung am Illing’schen Seminar ab. Die Absolventinnen „entstammten als Offiziers-, Beamten-oder Lehrertöchter dem Bürgertum, kamen aber auch aus Handwerker-, Kleingewerbe- und Arbeiterfamilien“ (Lange 2013, S. 252). Obwohl das private Seminar sich großer Beliebtheit weit über die Grenzen der Stadt München hinaus erfreute, musste es 1916 - aus finanziellen Gründen - den Schulbetrieb einstellen. Die „Kgl. Lokal- Schulkommission der Königl. Haupt- und Residenzstadt München“ genehmigte mit Schreiben vom 20. März 1916 dem damaligen Schulleiter Albert Herrmann, die Schließung der Bildungsinstitution:

„Es wird Ihnen hiermit eröffnet, daß gemäß Regierungsentschließung vom 8. März 1916, Nr. 12490 genehmigt wurde, daß das unter Ihrer Leitung stehende Kindergärtnerinnen-Seminar mit dem Schuljahr 1915/16 seine Tätigkeit beendet. Bürgermeister Dr. v. Borscht“.



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Eine weitere Bildungsinstitution wurde 1883 in Speyer im „Institut der Armen Schulschwestern O.P.“ ins Leben gerufen. Der Lehrplan beinhaltete die Fächer Psychologie, Erziehungslehre, Kindergartentheorie – Kindergartenpraxis, Beschäftigungslehre – Handfertigkeit, Turnen, Literatur- und Kunsterziehungs-Erzählen, Gesundheitslehre, Sachkunde – Naturkunde, Musik – Gesang und Violine.
ausbildung4Auszug aus dem handgeschriebenen Lehrplan; Quelle: Dominikanerinnen Landstuhl 1983, S. 35
Der Orden verlegte Anfang September 1928 das Kindergärtnerinnenseminar nach Landstuhl. Am 7. Dezember 1933 erhielt die Schule die staatliche Anerkennung durch die Regierung der Pfalz, Kammer des Inneren. Ein Jahr später wurde die Ausbildung auf nicht klösterliche Schülerinnen erweitert und ihre Zahl pro Lehrgang auf 12 festgesetzt. Die politischen Ereignisse des Jahres 1933 kündigten für die Schule und den Orden Unheil an, „anfänglich noch verhalten, aber bedrohlich schleichend“:
„1937 errichtete die nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) Kindergärtnerinnenseminare. Die Anmeldezahlen der Schülerinnen gingen sehr zurück. Die Schule kämpfte ums Überleben. Im Internat oder Wohnheim blieben die Plätze frei. So entschlossen sich die Schwestern, die freibleibenden Plätze an Kurgäste und ältere Menschen zu vermieten. Alle wohnten sehr gerne bei den Schwestern, so daß der Unterhalt einigermaßen gesichert war. Diese Räume wurden schon Ende 1939 von den Beamten des evakuierten Landratsamtes Zweibrücken eingenommen. In den Räumen der Handarbeitsschule schlugen ‚Motorisierte Hundertschaften‘ (Militärpolizei) ihr Quartier auf, die die Schwestern bespitzelten.

Wo die Schwestern versuchen Wahrheit zu kündigen und zu leben, spielt letztendlich keine Rolle. Wichtig ist nur, in der Kraft Gottes unter den Menschen zu sein. So sah man dem jetzt unaufhaltsamen heraufziehenden Sturm gelassen entgegen“ (Dominikanerinnen Landstuhl 1983, S. 25).

Im April 1942 setzte der Erlass des Reichsstatthalter der Westmark dem Wirken der klösterlichen Ausbildungsstätte ein abruptes Ende.


ausbildung5Verordnete Schließung der Ausbildungsstätte; Quelle: Dominikanerinnen Landstuhl 1983, S. 261946 konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden. Als erstes wurde Beschränkung von 12 Schülerinnen pro Lehrgang aufgehoben. Bedingt durch den steigenden Bedarf von Erzieherinnen in Horten musste verstärkt das Fach Hortpädagogik unterrichtet werden. Infolge nannte sich die Institution ab 1958 Fachschule für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen, 1970 in Fachschule für Sozialpädagogik umbenannt, der 1981 noch ein Bildungsgang für Altenpfleger_innen angeschlossen wurde. Die Trägerschaft der Schule ging im Jahr 1992 vom Institut St. Dominikus O.P. zunächst auf die Diözese Speyer und 2006 auf die „Bischof von Weis – Stiftung zu Landstuhl“ über. Heute nennt sich die Fachschule „Nikolaus von Weis Schule Landstuhl Bischof von Weis Stiftung“.

Webseite: http://www.nvw-landstuhl.de/ausbildungsmoeglichkeiten/sozialpaedagogik/ (letzter Zugriff am 1.5.2017)

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Bereits mit der Gründung eines Kindergartens in Mallersdorf wurde im hiesigen Kloster am 20. April 1889 eine interne Ausbildungsstätte für sog. „Bewahrschulschwestern“ errichtet. Jährlich besuchten ca. 8 bis 10 Klosterfrauen/-kandidatinnen die „Kinderbewahrschwesternschule“. Dabei wurde auf die berufliche Vorbildung der Seminaristinnen „eine ganz besondere Sorgfalt verwendet. Jede Schwester sollte gewisse Allgemeinbildung besitzen bzw. erwerben. Darum war im Aspirat eigener Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und in Haus- und Handarbeiten. Eine Wochenstunde schulte in Gesundheitslehre und zwei Wochenstunden in Anstandslehre.

Bei der Wahl der künftigen Berufstätigkeit entschieden Körper- und Geisteskräfte, auch die vorhandene Vorbildung und persönliche Wünsche. Bereits im Aspirat wurde die Berufswahl getroffen, besonders für die Tätigkeiten, die eine längere Ausbildung erforderten: Bewahrschulschwester“ (zit. n. Kongregation der Armen Franziskanerinnen 1989, S. 35).

Bereits 1910 erhielt die Kinderbewahrschwesternschule die staatliche Genehmigung durch die Königl. Regierung von Niederbayern. 1929 kam die Ausbildung zur Hortnerin hinzu und die Ausbildungszeit am „Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen der Armen Franziskanerinnen Mallersdorf“ betrug nun zwei Jahre. Das Kindergärtnerinnenseminar wurde 1941 von den Nazi-Machthabern geschlossen, die Räume als Lazarett verwendet und die Lehrschwestern zum Dienst an den Kriegsinvaliden eingezogen. Fünf Jahre später erfolgte mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung die Wiedereröffnung der Bildungsstätte. Damals absolvierten acht Aspirantinnen die Ausbildung. 1968 erfolgte die Umwandlung des Seminars für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen in Fachschule für Sozialpädagogik, der wiederum 1972 der Fachakademiestatus verliehen wurde. Damit verbunden war die Öffnung der klösterlichen Ausbildungsstätte nach außen, d.h. seitdem besuchen auch nicht-klösterliche weibliche Studierende die „Fachakademie für Sozialpädagogik der Armen Franziskanerinnen in Mallersdorf-Kloster“.

2012 feierte die Ausbildungsstätte 40 Jahre Fachakademie für Sozialpädagogik und zwei Jahre später ihr 125-jähriges Jubiläum, das mit einem feierlichen Gottesdienst und großem Kinderfest begangen wurde.

Webseite: http://www.faks-mallersdorf.de/ (letzter Zugriff am 1.5.2017)

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Auch Privatpersonen zeigten Interesse an der Heranbildung des weiblichen Geschlechts zu Kindergärtnerinnen. So eröffneten im Jahre 1889 in Nürnberg Frl. Elise und Frl. Frieda Lohmann an ihrem „Institut Lohmann“ einen Seminarkurs für Kindergärtnerinnen. Der Ausbildungsstätte war ein Internat angeschlossen. Die Jahreskurs waren durchschnittlich mit 14 bis 18 Schülerinnen besetzt. Bis zum Jahr 1904 hatten an die 250 Mädchen ihre Ausbildung an der privaten Ausbildungsinstitution (vgl. Embacher 1986, S. 14 ff.) absolviert.
ausbildung6Jahresbericht 1908/1909 und Schülerinnenverzeichnis des „Instituts Lohmann“; Quelle: Ida-Seele-Archiv

Das Lohmann’sche Institut orientierte sich vordergründig an der Pädagogik Friedrich Fröbels, wie folgender Auszug aus dem Lehrplan belegt:

„1. Kindergartenlehre (1 Stunde wöchentlich).
a) Pädagogik des Kindergartens.
b) Zweck, Mittel und Ziel desselben.
c) Theorie der Beschäftigungsmittel. - Vom Tun, Schauen, Sprechen, und Denken. - Die Wirkung des Wortes und seine Steigerung durch Rhythmus und Gesang.
d) Reihenfolge der Beschäftigungsmittel: die natürliche und die von Fröbel gefundene; ihre richtige Verwertung, der logische Zusammenhang.
e) Fröbels Mutter Kose- und Spiellieder: Erste Übung der Glieder und Sinneswerkzeuge.
f) Die Kindergärtnerin. Was von ihr erwartet wird. Kindergärtnerin und Lehrerin. Vergleich zwischen Comenius Kindheitsschule und Fröbels Kindergarten. Fröbels 'Wissenschaft der Mütter' als Abschluß der Mädchenbildung“.

Im Fach Kindergartenpädagogik wurde die Methode des „Monatsgegenstandes“, den Henriette Schrader-Breymann in dem von ihr gegründeten und geleitenen „Pestalozzi-Fröbel-Haus“ ersann und erprobte, unterrichtet und im Seminarkindergarten praktisch umgesetzt. Ein zentrales Bildungsmotiv dieser neuen Konzeption ist die Bekanntmachung der Kinder mit der sie umgebenden Lebensumwelt, wofür jeden Monat ein anderes Thema im Mittelpunkt des Kindergartenalltags steht und mit den Kindern gemeinsam bearbeitet wird. So setzen sich die Kinder bspw. ein Monat lang mit dem Beruf des Schneiders auseinander oder lernen Birken, Tannen, Buchen kennen, beschäftigen sich mit Eis und Wasserdampf, aber auch mit Obst, Gemüse, Getreidesorten, Mehl, Bort u.dgl.m. Über den Monatsgegenstand ist im Jahresbericht 1900/1901 nachzulesen:

„Das Leben, wie es das Kind umgiebt, soll ihm den Stoff darbieten. Lesen wir nun noch Pestalozzi’s Capitel: ‚Nicht Kunst, nicht Buch, das Leben selbst ist das Fundament der Erziehung und des Unterrichts‘, so wird uns der Gedanke: Ja, lasse die Kinder aus dam Leben schöpfen, so viel, so tief, wie es ihrer Entwicklung zuträglich ist, beseelen. Darin bestärkt uns auch Frau v. Marenholtz: ‚Soll der menschliche Geist nur zur Ahnung vom Organischen Ganzen des Weltalls gelangen, so muss er die Bedingungen des Organischen im Kleinen kennen lernen. Jedes Zusammenordnen von Teilen zu einem Ganzen, wenn es nach einer Idee, wenn es gesetzlich oder nach Regeln geschieht, wird Abbild des Organismus. Jedes kleinste Kunstgebilde ist in diesem Sinne ein solches Abbild, weil es durch Zusammenordnen von Teilen, die Idee eines bestimmten Ganzen zur Anschauung bringt. Nur dadurch, dass der menschliche Geist die Combination der Aussenwelt in sich wiederholt und ausser sich wieder darstellt, ist er im Stande den Begriff des Organischen wirklich zu fassen.

Diese Anmerkung bezieht sich im engeren Sinne auf die Anordnung von Teilen zu einem Ganzen, und dies Ganz als einzelner Gegenstand aufgefasst und nicht mehrere Gegenstände zu einem Ganzen (Gesamtbild) vereinigt, wie der Monatsgegenstand es erfordert. Wollen wir aber Fröbel’s Grundsatz der ‚Lebenseinigung‘ richtig anwenden, so müssen wir die letztgenannte Anwendung gelten lassen und dürfen uns die Grenzen nicht zu eng ziehen. Hat doch (den Ausübenden vielleicht nicht bewusst) das Pricip der ‚Lebenseinigung‘ in einigen Unterrichtsfächern der Schule Eingang gefunden. Die Lehrer der Naturkunde nennen es ‚Lebensgemeinschaft‘ und versichern, dass die Kinder ein viel wärmeres Interesse haben, wenn sie Wald und Wiese nach dieser Führung kennen lernen, obgleich es die Lehrer der alten Schule mit Entsetzen erfüllt, dass man Pflanzen und Tierreich im Unterricht nicht mehr getrennt behandelt und systematische Einteilung nach Klassen und Ordnung etwa in den Hintergrund treten lässt, dafür aber Wald Bäume und -Blumen, Hase, Reh, Meisen, Pilze u.s.w. in Verbindung bringt.

Sollte uns Kindergärtnerinnen dies erwachende Bedürfnis der Schule nicht ein Fingerzeig sein? Sollten nicht auch wir darnach streben, die ‚Lebenseinigung‘ im Kindergarten mehr zur Geltung zu bringen? Besonders jetzt in dem Zeitalter, das so hohe Anforderungen an alle, ja selbst an das Kind stellt? – Unser Leben, besonders das der Grossstadt, muss ermüdend auf den zarten Organismus des Kindes wirken. Welch Gewinn, wenn wir jede naturgemässe Gelegenheit herbeiführen, das Kind mit den einfachen Lebensbedingungen seiner selbst oder denen der nächsten Umgebung vertraut zu machen. Das Hasten und Jagen tritt so oft störend auch in die Familien- und Kinderstuben ein, darum ist es um so notwendiger, dass das Kind im Kindergarten Gelegenheit hat, ‚durch Zusammenordnen von Teilen‘ die Idee eines bestimmten Ganzen‘ in sich aufzunehmen.“

Am 6. März 1909 ging die gesamte Anstalt in die Hände von Frl. Frida Lohmann über, da ihre Schwester Frl. Elise bereits „seit Jahren im Ausland weilt“.

1923 übernahm die Stadt Nürnberg das Lohmann’sche Institut. Zwei Jahre später eröffnete man den ersten auf das Kindergärtnerinnen-Seminar aufbauenden Leiterinnenkurs. 1930 wurde die Ausbildungsstätte in Städt. Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnen-Seminar umbenannt. Wegen Kriegseinwirkung musste 1945 die Schule ihren Betrieb einstellen, der ein Jahr später wieder aufgenommen werden konnte. 1968 erhielt die Ausbildungsstätte den Namen Fachschule für Sozialpädagogik und 1972 den Fachakademiestatus.
Webseite: https://www.nuernberg.de/internet/berufsschule_10/ueber_uns.html (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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Seit 1889 führte die Diakonisse Margarethe Gerhardt der Diakonissenanstalt Augsburg in ihrer Kleinkinderbewahranstalt in den Sommerferien Fortbildungskurse für ihre in Kleinkinderbewahranstalten tätigen Mitschwestern durch. Diese Kurse konnten nur als Notbehelf betrachtet werden. Darum beantragten die Verantwortlichen des Augsburger Diakonissenhauses eine „Genehmigung zur Errichtung einer Kleinkinderbewahranstalt auf dem Areal des Diaconissenhauses“:

„Sonach liegt der Grund zu unserem Bittgesuch ausschließlich in der Notwendigkeit, den Schwestern die Ausbildung für ihren künftigen Beruf von jetzt ab im Mutterhaus selbst... zu gewähren“ (zit. n. Arbeitsgemeinschaft 1986, S. 27).

Am 3. Dezember 1899 konnte die Ausbildungsstätte der Öffentlichkeit übergeben werden, an der von Anfang an nicht nur Diakonissinnen sondern auch weltliche junge Frauen und Mädchen ausgebildet wurden. Im Jahre 1930 kam zur Kindergärtnerinnen- noch die Hortnerinnenausbildung hinzu. Fortan nannte sich die Bildungsinstitution Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar. Als die Nazis an die Macht kamen, waren diese sehr bemüht, die konfessionelle Einrichtung gleichzuschalten. Anfänglich konnte das Seminar als bewusst evangelische Ausbildungsstätte noch seine Arbeit verrichten. Das sollte sich aber ändern, wie Pfr. Kern rückblickend beklagte:

„Immer mehr gewann die nationalpolitische Bildung und Erziehung der Seminaristinnen an Oberhand. Die obligatorischen Bibelfreizeiten durften nicht mehr durchgeführt werden. Von 1938 an wurden die Aufnahmebedingungen immer unangenehmer, weil für die Zulassung zur Abschlußprüfung eine aktive Tätigkeit in einer Jugendorganisation der NSDAP nachgewiesen werden mußte“.
Von Ostern 1936 an durften keine Jüdinnen mehr ausgebildet werden. Diese Verordnung betreffend schrieb Seminarleiter, Pfr. Kern, auf eine ministerielle Anfrage, ob jüdische Bewerberinnen aufgenommen und zur staatlichen Abschlussprüfung zugelassen werden, folgende Zeilen zurück:

„Die Aufnahme jüdischer Bewerberinnen in unser Seminar ist in den fast 40 Jahren des Bestehens unseres Seminars niemals in Frage gekommen und heute selbstverständlich ausgeschlossen“ (zit. n. Berger 1986, S, 244).

Trotz geschickter Anpassungsstrategien musste das Seminar 1942 seinen Unterrichtsbetrieb einstellen, der gleich nach dem Zusammenbruch wieder aufgenommen werden konnte.

Das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar wurde 1968 in eine Fachschule für Sozialpädagogik umgewandelt. Daraus entstand wenige Jahre später die Fachakademie für Sozialpädagogik, die sich heute „Fachakademie für Sozialpädagogik des diako Augsburg“ nennt.

Webseite: https://fachakademie-diako.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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In Hof übernahm 1894 die aus Karlsruhe kommende Kindergärtnerin Anna Zittel den Privatkindergarten von Marie Hahn. Dieser wurde von nur 24 Kindern besucht. Um die Einrichtung auf eine gesicherte finanzielle Basis zu stellen, bildete die neue Leiterin zugleich in mehrmonatigen Kursen junge Mädchen und Frauen zu Kindergärtnerinnen aus. Um 1904 erweiterte Anna Zittel die Ausbildungszeit, zuerst auf ein Jahr, später auf zwei Jahre. Sie bemühte sich um eine offizielle Genehmigung und Unterstützung ihrer „Privaten Kindergärtnerinnen-Bildungsanstalt“, die in der einschlägigen Fachliteratur als „bestens empfohlen“ (Gordon 1902, S. 49) wurde, beim Magistrat der Stadt.

Der Abschluss der zweijährigen Ausbildung berichtigte dazu, in öffentlichen Kindergärten oder als Lehrerin schulpflichtiger Kinder in Familien arbeiten zu können. Die Ausbildungsfächer umfassten Pädagogik (Comenius, Pestalozzi, Fröbel, Schrader-Breymann), Naturwissenschaften, Deutsch, Geschichte, Religion, Rechnen, Gesang, Kindergartenpraxis, Gartenarbeit, weibliche Handarbeiten, schließlich Englisch und Klavier auf Wunsch. Anna Zittel starb 1927. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie ihre Ausbildungsstätte aus gesundheitlichen Gründen geschlossen.


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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beklagte man seitens der katholischen Kirche den Mangel an speziell katholisch ausgebildeten Kindergärtnerinnen. Somit mussten im Königreich Beiern Kindergärtnerinnen aus „Norddeutschland eingeführt“ werden, die jedoch nach dem „irreligiösen Standpunkt“ der Erziehungslehre Friedrich Fröbels ausgebildet worden sind. Diesbezüglich konstatierte Emy Gordon of Ellon, eine der führenden Persönlichkeiten des Katholischen Deutschen Frauenbundes:

„Der im Jahre 1782 geborene Pädagoge Fr. Aug. Wilhelm Fröbel war es, welcher die Kindergärten in der Erziehungslehre eingebürgert hat. Zwar wurden und werden gegen diese Schöpfung Fröbels mit Recht mannigfache Bedenken erhoben; denn der irreligiöse Standpunkt ihres Urhebers, die verschiedenen pädagogischen Missgriffe in der Methode verdienen Widerspruch. Jedoch der Grundgedanke, daß den Kindern auch im vorschulpflichtigen Alter eine große Aufmerksamkeit zu schenken sei, ist gesund und von den großen Pädagogen bereits früher des öfteren ausgesprochen. Ebenso muß es jedem einleuchten, daß es besser ist, wenn solche nicht schulpflichtigen Kinder von einem weiblichen Wesen in verschiedenartigen Bewegungsspielen und den ihrem Alter entsprechenden Beschäftigungen nach einer sicheren Methode unterrichtet werden, in welcher geregelte Thätigkeit, Scherz und Ernst gleich berechtigt sind, als wenn die kleine Welt der Beaufsichtigung von planlos zu Werk gehenden, ungeschulten Kindermädchen überlassen wird. Darum hat man auch auf kath. Seite, zwar nicht den Namen, aber die Sache alsbald aufgegriffen, und unsere Kinderbewahranstalten haben längst die wesentlichen Gedanken der Kindergärten auf religiöser Grundlage durchgeführt. Jedoch auch der Name hat immer mehr seinen bedenklichen Klang verloren und es ist Thatsache, daß manche katholische Mutter ihre Kinder einer nach dem System Fröbel herangebildeten Kindergärtnerin anvertrauen, oder sich eine solche im eigenen Hause halten, wenn ihnen die Verhältnisse einen solchen Luxus gestatten. Es ist deshalb dringend geboten, auch unsererseits der Ausbildung von kathol. Kindergärtnerinnen näher zu treten, umsomehr, als aus diesem neu geschaffenen Beruf nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwerb suchenden Mädchen Vortheil erwächst, indem er vielen unter ihnen ein entsprechendes Feld der Thätigkeit eröffnet. Bisher wurde die Kindergärtnerin hauptsächlich aus Norddeutschland eingeführt, wo sie zuerst Wurzel fasste. Daß dadurch unsere kath. Familien oft in Verlegenheit geriethen, unsere katholischen Erzieherinnen aber im Nachtheil sich befanden, liegt auf der Hand“ (Gordon 1898, S. 149).

Dieser Umstand bewog im Jahre 1897 den Würzburger „Marianischen Mädchenschutzverein“ in der „Marienanstalt“, unterstützt von Emy Gordon of Ellon, junge Mädchen in vierteljährigen Fachkursen zu „Kindergärtnerinnen zweiter Klasse“, „besser gesagt wohl für sog. Fröbelsche Kinderpflegerinnen“ (Huber 1920, S. 44) heranzubilden. Dietrich von Derschau stellte fest, dass dieser Kurs „wohl als der Anfang der systematischeren Ausbildung von katholischen Laienkräften betrachtet“ (Derschau 1987, S. 175) werden kann, da bis dato. an den klösterlichen Ausbildungsstätten nur (bzw. zukünftige) Ordensangehörende ausgebildet wurden. Für die Durchführung der Kurse zeichnete die „Kongregation der Franziskanerinnen vom Kloster Maria Stern" aus Augsburg verantwortlich, die seit 1879 in Würzburg in verschiedenen sozialen Arbeitsfeldern wirkten. Die Statuten für die Aufnahme lauteten:

"1. Zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen und Pflegerinnen werden nur solche Mädchen angenommen, welche gesund, unbescholten, mit den nöthigen geistigen Fähigkeiten ausgestattet und mindestens 16 Jahre alt und zur Pflege eines Kindes auch körperlich genugsam entwickelt sind.
2. Die heranzubildenden Mädchen müssen entweder ihre Eltern, Verwandte oder Vormünder am Ort haben, oder in der Anstalt wohnen. Ausnahmsweise kann auch der Aufenthalt bei ordentlichen Miethleuten gestattet werden.
3. Sollten ausnahmsweise solche Mädchen aufgenommen werden, welche noch 'fortbildungsschulpflichtig' sind, so haben sich dieselben zu verpflichten, den vorschriftsmäßigen Unterricht in der zuständigen Fortbildungsschule zu besuchen.
4. Der Lehrkurs dauert zum mindesten in der Regel drei Monate; d. h. es wird kein Mädchen zum Unterricht angenommen, welches sich nicht für drei Monate zum Unterrichtsbesuche verpflichtet. Wer vor dieser Zeit wegbleibt, verliert jeden Anspruch auf sein im voraus einbezahltes Lehr- und Schulgeld.
5. Das für drei Monate voraus zu bezahlende Lehrgeld beträgt monatlich 12 Mark ohne Kost. Für solche Mädchen, welche in der Anstalt essen und über Mittag bleiben, allenfalls auch die Nähschule daselbst besuchen wollen, ist von der Oberin eigene Genehmigung zu erbitten, die je nach Befund ertheilt und die Vergütung dafür vereinbart wird...
6. Die Anstalt stellt den Mädchen beim Austritt ein Zeugniß aus, daß sie in einem Kindergarten thätig waren, und dort theoretischen wie praktischen Unterricht genossen haben, und zwar mit Angabe des Betragens, der Geschicklichkeit, wie der erzieherischen Verlässigkeit.
7. Die Entlassung aus dem Unterricht erfolgt auf Vorschlag der Lehrerin mit Genehmigung des Ausschusses des Marianischen Mädchenschutzvereins.
8. Zu einem Unterrichtskursus werden in der Regel nur je sechs Mädchen gleichzeitig zugelassen"(Gordon 1898, S. 149 f).

Der theoretische Unterricht gliederte sich in zwei Hauptbereiche:


"1. Erziehungslehre, wobei besonders Gewicht gelegt wird auf Beschäftigung und Unterhaltung der Kinder (wozu Arm-, Hand- und Fingerspielen nach dem System Fröbel gehört), Anleitung zum Erzählen, Redeform und Gesprächston, Belohnung und Bestrafung kleiner Kinder.
2. Einige Kenntniß auf dem Gebiete der populären Medicin, sich erstreckend auf die Pflege der Hauptorgane des Menschen: Auge, Ohr u.s.w.; den Unterricht über Achtsamkeit auf Knochen, Muskeln, Nerven, Rückenmark ect., die Athmungsorgane, über die Verdauung, die am meisten vorkömmlichen Gesundheitsstörungen der Kinder u.a.m. Die hierbei nothwendigen Belehrungen oder Ergänzungen sind durch den Anstaltsarzt zu geben" (ebd., S. 150).

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Werbeanzeige des Würzburger Seminars; Quelle: Ida-Seele-Archiv










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1905 eröffnete die Diakone in Rummelsberg ein Erziehungsheim, verbunden mit einer Ausbildungsstätte. Theorie und Anwendung des Erlernten wurden gleichsam unter einem Dach vereint. Die ausgebildeten Diakone arbeiteten überwiegend in den zu den „Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission e. V.“ gehörenden (überwiegend) geschlossenen Heimen sowie in Einrichtungen der Behinderten- und der Jugendfürsorge. Sie war die erste Bildungsanstalt in Bayern, die speziell für sozial-/heilpädagogische Felder Fachkräfte ausbildete.


ausbildung8Erziehungsheim und Ausbildungsstätte in Rummelsberg; Quelle: Ida-Seele-ArchivWährend der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft traten die meisten Diakonenschüler der SA bei. Rektor Karl Nicol schrieb enthusiastisch im „Monatsblatt der Rummelsberger Brüder“:

„Großes und Gewaltiges hat der Staat unter der Führung Adolf Hitlers auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege bisher geschaffen; viele Träume Wicherns sind erfüllt“.

Das Seminar blieb von der Auflösung durch die Nazis verschont, während andere diakonische Einrichtungen beschlagnahmt wurden.

Im Jahre 1970 wurde die Ausbildungsinstitution staatlich anerkannt und in eine Fachschule für Sozialpädagogik umbenannt. Mit dem Schuljahr 1982/83 wurden erstmals Diakoninnen in die sich seit 1973 nennende Fachschule für Sozialpädagogik aufgenommen. Seit 1995 ist die Ausbildungsstätte auch für "freie" Bewerber_innen zugänglich.

Webseite: http://www.faks-rummelsberg.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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1906 rief der damalige Vorsteher der Diakonissenanstalt in Neuendettelsau, Hermann Bezzel, einen „Kleinkinderlehrerinnenkurs“ „ins Leben, mit dem Ziel, „christliche Kleinkinderlehrerinnen auszubilden, welche um der sozialen Not willen den Kindern unseres Volkes dienen wollen, den Kindern, welchen vielfach mütterliche Aufsicht und Pflege fehlen“ (zit. n. Arbeitsgemeinschaft 1986, S. 77). Nach Einführung der zweijährigen Ausbildung im Jahre 1922 wurde die Bezeichnung Kindergärtnerinnenseminar, ab 1928 Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar eingeführt.

Die Jahre nach 1945 „waren bestimmt durch den Mangel an Räumlichkeiten und auch an Lehrkräften. So wurde das Kindergärtnerinnenseminar mit anderen Ausbildungsrichtungen zusammengefaßt im ‚Katechetischen und Sozialen Seminar‘, dem später ein ‚Kurs für Heimerziehung‘ angeschlossen wurde. Hier wurden Katecheten, Sozialarbeiter und Erzieher ausgebildet... Mitte der sechziger Jahre wird das Katechetische Seminar [und der „Kurs für Heimerziehung“; M. B.]“ ausgegliedert und erhält einen Neubau (Schule mit Wohnheim), in den dann im Jahre 1972 die inzwischen zur Fachakademie erhobene Schule einziehen konnte“ (ebd.).

Webseite: https://www.diakonieneuendettelsau.de/service-fuer-menschen/bildung/schulen/berufliche-schulen/sozialpaedagogik/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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Anfang des 20. Jahrhunderts erkannte die damalige Oberin des Nördlinger Filialklosters der „Sternschwestern“ von Augsburg, Sr. Gervasia Kächelein, die Notwendigkeit einer Ausbildungsstätte, zumal in den "zahlreichen Filialen der Klostergemeinschaft Maria Stern mit seinen angegliederten Kinderbewahranstalten eine große Nachfrage nach gut ausgebildeten Kindergärtnerinnen" (Christeiner 2016, S. 32) bestand. Die „Königl. Regierung von Schwaben und Neuburg“ erteilte 1906 die Genehmigung zur Eröffnung eines „Seminars für Kindergärtnerinnen“. Die Trägerschaft übernahmen die Franziskanerinnen vom Kloster Maria Stern in Augsburg, die ja bereits gute Erfahrungen mit der 1897 in Würzburg gegründeten Ausbildungsstätte sammeln konnten. Von Anfang an war die Institution auch weltlichen, evangelischen sowie jüdischen Bewerberinnen zugänglich. 1910 berichtete die katholische Presse in diversen Fachzeitschriften:

ausbildung9Pressebericht über das Kindergärtnerinnenseminar in Nördlingen; Quelle: Ida-Seele-Archiv

Im Jahre 1928 kam zur Kindergärtnerinnen- noch die Hortnerinnenausbildung hinzu. Von nun an nannte sich die Ausbildungsinstitution Kindergärtnerinnen - und Hortnerinnenseminar. Infolge wurde die Ausbildungszeit von einem auf zwei Jahre erhöht.

Während der Nazi-Diktatur war das klösterliche Seminar dem Misstrauen des Staatsapparates besonders ausgesetzt. Die unterrichtenden Klosterschwestern wurden immer wieder auf ihre Loyalität dem Staat gegenüber überprüft. Ein Dorn im Auge waren der zuständigen nationalsozialistischen Administration auch die das Seminar besuchenden Jüdinnen. Wie an alle Ausbildungsstätten erging auch an das Nördlinger Seminar folgender Runderlass:

„Betreff:
Aufnahme jüdischer Bewerberinnen.
Gemäß ME. V. 30.3.1936 NR. IX 1 1576 dürfen jüdische Schülerinnen von Ostern 1936 an nicht mehr aufgenommen werden.“

Durch zunehmenden einschränkenden Verordnungen ging die Zahl der Bewerberinnen exessiv zurück 1937 legten nur noch 11 junge Frauen das staatlich anerkannte Examen ab. Darunter befand sich Gusti Becht, die letzte jüdische Seminaristin. Genannte ereilte irgendwo in einer der Nazi-Gaskammern ein entsetzlicher Tod.

ausbildung10Abschlussklasse 1937 des Nördlinger Seminars (Gusti Becht, zweite von rechts stehend); Quelle: Ida-Seele-ArchivAm 27. Februar 1941 verfügte der zuständige Regierungspräsident:
„Gemäß Entschließung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 11.2. 1941 Nr. IX 5151 dürfen Neuaufnahmen in Ihr Seminar mit Beginn des Schuljahres 1941/42 nicht mehr stattfinden“ (zit. n. Christeiner 2016, S. 47).

Ein Widerspruchsversuch der Schulleiterin, Sr. M. Xaveria Kiechle, blieb unwirksam. Das Seminar musste wie angeordnet seine Tore schließen, trotz bekundeter Anpassungsstrategien an das politische System. Eine ehemalige Seminaristin, Babette (Barbara) Schneider, geb. Gerblinger, berichtete während eines Interviews, das der Verfasser vorliegenden Beitrags Mitte der 1980er Jahre führte, über ihre Ausbildung in Nördlingen:

„Das Fach Bürgerkunde beinhaltete Rassenkunde und Vererbungslehre. Man besprach Maßnahmen der nationalsozialistischen Staatsführung zum Schutz und Verbesserung der rassischen Zusammensetzung unseres deutschen Volkes. Dabei wurden sehr die Mendel’schen Gesetze berücksichtigt, der Prozeß der Vererbung zur Lösung der Rassenfrage. Auch wichtige Daten des Nationalsozialismus mußten auswendig gelernt werden, z. B.: 9. November 1923 mißglückter Hitler-Putsch in München, 30. 1. 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt, 5. 3. 1933 fanden die Reichstagswahlen statt, die NSDAP erhielt 43,9 % der Stimmen, 20. 7. 1933 Reichskonkordat mit der Kurie usw. usf... Natürlich lernten wir während unserer Ausbildungszeit nationalsozialistische Lieder und Verse. Ein Gedicht habe ich noch in guter Erinnerung:

Ich bin ein deutsches Mädchen und deutsch ist mein Gewand
Nichts will ich davon wissen was eitler Flittertand,
was soll mir Samt und Seide was glitzerndes Geschmeide
es hängt an meinem Mieder als Schmuck die Sauberkeit!“ (zit. n. Berger 1986, S. 192 f).

ausbildung11Abschlusszeugnis von Babette Gerblinger, verh. Schneider; Quelle: Ida-Seele-ArchivDie amerikanische Militärregierung in Frankfurt genehmigte am 17. 11. 1945 die Wiedereröffnung der Schule. Drei Tage später teilte Schulrat Stüler dem Kloster kurz und bündig mit: „Sie können Ihr Kindergärtnerinnenseminar sofort eröffnen“ (zit. n. ebd., S. 51). Rasant entwickelte sich die Bildungsinstitution, die weit über die Grenzen der mittelalterlichen Stadt hohe Reputation erlangte. 1968 erfolgte die Umstellung vom Seminar zur Fachschule und 1973 zur Fachakademie. Das Schulwerk der Diözese Augsburg übernahm mit dem Schuljahr 1975/76 die Trägerschaft der Schule, die zu der ersten Bildungsinstitution des am 24. Oktober 1975 gegründeten Schulwerks der Diözese Augsburg gehört. 2001 erhielt die damals zweizügig geführte Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern Nördlingen erstmals eine weltliche Schulleitung, zugleich wurden die Klosterfrauen feierlich verabschiedet.
2006 feierte die FAKS mit verschiedenen Veranstaltungen (z. B. Festgottesdienst, Referaten, Tanz- und Musikdarbietungen, Tag der offenen Tür etc.) ihr 100-jähriges und 2016 ihr 110-jähriges Bestehen.

Webseite: http://mariastern.prowide.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)


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Die Kongregation der “Schwestern des Erlösers“ führte ab 1908 in Würzburg unter Aufsicht der Stadtschulbehörde einjährige „Lehrgänge zur Ausbildung ihrer Schwestern für die Kleinkinderziehung“ durch. Diese wurden 1923 auf zwei Jahre ausgedehnt und in ein Seminar für Kindergärtnerinnen umgewandelt. 1928 kam noch die Hortnerinnenausbildung hinzu. Von 1941 bis 1945 verboten die Nazis jeden weiteren Unterricht.

Nach dem Zusammenbruch wurde die Ausbildungsstätte bald wieder seiner Bestimmung übergeben und 1948 erhielten die ersten 15 Seminaristinnen ihr Abschlusszeugnis. 1968 erfolgte die Umwandlung in Fachschule für Sozialpädagogik und 1973 in Fachakademie für Sozialpädagogik. Angesichts der Expansion von Ausbildungskapazitäten in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, stellte sich für die Ausbildungsstätte verstärkt die Frage, wo für sie ihre spezifisch katholische Prägung liegt. Dazu formulierte die damalige Leiterin der Würzburger Fachakademie, Sr. M. Theodora Fischer:

„Ausbildungsziel unserer Schule ist eine qualifizierte Berufsausbildung, eine ganzheitliche Berufsausbildung und die Wert- und Lebensorientierung vom Evangelium Christi ... Wir berücksichtigen viele Kriterien bei der Auswahl, nicht nur einfach numerische Notendurchschnitte von Zeugnissen. Wir legen Wert auf persönliche Motiviertheit und eigenständige Berufsentscheidung. Wir führen mit jedem Bewerber ein persönliches Gespräch, in dem wir... ihm verdeutlichen, was es heißt, sich auf den Lernprozeß der Persönlichkeitsbildung einzulassen. Wir legen Wert darauf, daß Religiosität nicht in einem moralischen Sinn verstanden wird, sondern als die Bereitschaft, sich an den Forderungen des Evangeliums auszurichten ... Dabei ist es uns wichtig, den jungen Menschen heute als jungen Erwachsenen zu sehen mit seiner eigenen Lebens- und Lerngeschichte, den wir fördern wollen und den zu fordern wir uns nicht scheuen. Wie Eigenprägung der katholischen Schule verwirklicht werden kann, hängt in einem starken Ausmaß vom Lehrerkollegium der Schule ab. Es ist wichtig, nicht nur fachlich qualifizierte berufserfahrene Lehrkräfte zu haben, sondern solche, die unsere Ausbildungsziele bejahen und mittragen ... Wir sehen uns als eine Gemeinschaft, die nicht nur unterrichtet, sondern die miteinander arbeitet und sich engagiert für die gemeinsame Aufgabe der Erzieherausbildung, entsprechend den Ausbildungszielen der Schule. Das Ausbildungskonzept hängt nicht zuletzt von der Unterrichtsform ab, von der Einstellung, mit der Lehrer und Schüler die Ausbildungsziele anstreben. Die Art, wie Wissen vermittelt wird, wie Handlungskompetenz eingeübt wird, wie soziales und religiöses Engagement aufgebaut und gestärkt wird, prägt das Leben in der Schule stärker als eine bestimmte Unterrichtsorganisation. Für uns sind auch Feste und Feiern, Gestaltung der Räume, die schön sind, und in denen man sich wohlfühlen kann, Verhaltensformen wie Höflichkeit, Rücksichtnahme und Zuverlässigkeit, Einstellungen wie Ehrfurcht vor der Natur als Schöpfung Gottes und Achtung vor der Würde des Menschen, besonders auch der schwachen, behinderten, wichtige Aspekte im Ausbildungskonzept“ (Fischer 1985, S. 24 f).

Wegen mangelnder Nachfrage an Bewerberinnen sowie klösterlicher Nachwuchssorgen stellte 2004 die klösterliche Einrichtung den Schulbetrieb ein:

„Fast 100 Jahre lang haben wir das Anliegen zu verwirklichen versucht, dass junge Menschen Selbstvertrauen entwickeln können, ihre Sozialkompetenz erweitern und die religiöse Bildung in ihrem persönlichen und beruflichen Leben verankern. Wir hoffen, dass der ausgestreute Samen aufgeht und die Menschen, die in St. Anna ausgebildet wurden, diesen Geist weiter tragen“ (Arbeitsgemeinschaft katholischer Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern 2004, S. 41).

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1912 rief das „Institut der Englischen Fräulein“ in Aschaffenburg ein “Kindergärtnerinnen-Seminar“ ins Leben. Ausgebildet wurden Kindergärtnerinnen I. Klasse, als auch II. Klasse, ebenso Jugendleiterinnen. In einem Schulprospekt aus den Anfangsjahren ist über die Ausbildungssituation nachzulesen:

„Das Kindergärtnerinnenseminar umfasst zwei Kurse, nämlich einen ersten Kurs zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen und einen zweiten Seminarkurs zur Heranbildung von Jugendleiterinnen.

1. In den ersten Seminarkurs werden Mädchen von 16 Jahren an aufgenommen; er gliedert sich
a) in einen einjährigen Kurs für Kindergärtnerinnen I. Klasse;
Vorbedingung: Gutes Abgangszeugnis einer Höheren Mädchenschule oder einer sechsklassigen Mädchenmittelschule;
b) in einen einjährigen Kurs für Kindergärtnerinnen II. Klasse;
Vorbedingung: Gutes Schlusszeugnis einer Sonntags- oder Fortbildungsschule.
Die Kindergärtnerinnen sind berechtigt zur Annahme von Stellen in Familien oder in Kindergärten, Kinderasylen, Horten usw. Die Aussichten für die jungen Mädchen sind sehr gute.
2. In den zweiten Seminarkurs werden nur Absolventinnen des ersten Kurses aufgenommen, welche die Prüfung für Kindergärtnerinnen I Klasse mit sehr gutem oder gutem Erfolg bestanden haben.
Die Jugendleiterinnenprüfung befähigt zur selbständigen Führung von Kindergärten, Horten etc., zu sozial-caritativem Wirken in Jugendvereinen und zur Stellenannahme bei größeren Kindern ...

Der Lehrplan schreibt vor:
a) für alle zwei Kurse: Religion (1 Std.), Deutsche Sprache (4 Std.), Pädagogik (4 Std.), Rechnen (2 Std.), Gesundheitslehre (1 Std.), Natur- und Sachkunde (1 Std.), Handarbeiten (2 Std.), Zeichnen (2 Std.), Gesang (1 Std.), Turnen und Spiel (2 Std.), Modellieren und Anfertigung von Fröbelgaben (2 Std.)
b) praktische Arbeiten, die in Gruppen abwechselnd wochenweise übernommen werden: Schulküche, Bügeln, Besorgung des Schlafzimmers, Praktizieren und abhalten von Lehrproben im Kindergarten etc.
c) für Schülerinnen, welche die Prüfung als Kindergärtnerinnen I. Klasse ablegen wollen und für die Seminaristinnen des zweiten Kurses außerdem fremdsprachliche Conversationsstunden und Musikunterricht“.
Zwei Jahre nach Gründung der Schule wurde die Ausbildung ausgedehnt auf die „Heranbildung von Fröbelschen Kinderpflegerinnen“; 1928 kam die Hortnerinnenausbildung hinzu.

Im April 1941 traten die Englischen Fräulein das Kindergärtnerinnenseminar an die Stadt ab, das sich nun voll der nationalsozialistischen Ideologie verschrieb. Aber der herannahende Krieg ließ das Seminar nicht lange existieren. Das Schulgebäude wurde durch einen Fliegerangriff am 21. November 1944 zerstört. Nach der Besetzung Aschaffenburg durch die Amerikaner lösten die Besatzer das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar auf. Mai 1945 wurde den Englischen Fräulein die Übernahme der Ausbildungsstätte gestattet und sie erhielten ihre Gebäude am Marktplatz (und anderen Orts) zurück. Während der Orden am 10. Dezember 1945 ein sechsklassiges Lyzeum (später umbenannt in Mädchen-Oberrealschule) und eine dreiklassige Mädchen-Mittelschule übernahm, entschied er sich gegen eine Wiedereröffnung des Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminars.

Im Jahre 1913 eröffnete das „Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen an der Donau“ einen acht Monate dauernden „Kindergärtnerinnenlehrkurs“, der nur für den Klosternachwuchs zugänglich war. Der Lehrgang orientierte sich an der Fröbel‘schen Konzeption, wie nachstehender Stoffverteilungsplan aus dem Jahre 1919 für das Fach Pädagogik (einschl. Kindergartenlehre) belegt:

"1. Der geistige Standpunkt eines Kindes im Kindergartenalter
2. Zweck des Kindergartens
3. Erziehungsmittel des Kindergartens:
I. Das Spiel:
1. Die Bewegungsspiele des Kindergartens
a) Arm- und Fingerspiele
b) Marschier- und Gehspiele
c) Kreisspiele
2. Andere Spiele (mit minder kostspieligen Spielsachen wie Papierstückchen, Fäden, Blätter, Steinchen)
3. Turnübungen
II. Spielgaben und Beschäftigungsmittel (nach Fröbel)
1. Der Ball (1. Gabe)
2. Kugel, Walze und Würfel (2. Gabe)
3. Das Bauen mit den Baukästen (3. bis 6. Gabe)
4. Das Täfelchenlegen
5. Das Verschränken
6. Das Stäbchenlegen
7. Das Ringelegen
8. Das Legen mit Steinchen und rundlichen Körper
9. Das Fadenlegen
10. Das Ausschneiden
11. Das Zeichnen
12. Das Formen (Modellieren)
13. Das Ausstechen
14. Das Ausnähen
15. Das Kettenschnüren
16. Das Flechten
17. Das Stäbchenverbinden
III. Das Erzählen
IV. Das Lernen von Gedichten
V. Anschauungsübungen
VI. Der Gesang
VII. Der Verkehr des Kindes mit der Natur
4. Äußere Einrichtung des Kindergartens
5. Beschäftigungspläne für den Kindergarten
6. Die Pflichten der Kindergärtnerin
a) Im Kindergarten
b) In der Familie
7. Zur Geschichte der Anstalten des Vorschulalters
a) Kinderbewahranstalten
b) Kindergärten
c) Andere Anstalten für das Vorschulalter".

Im Fach Kindergartenlehre diskutierte man auch u.a. über „bedeutende Persönlichkeiten der Kleinkinderpädagogik (Pestalozzi und seine Wohnstubenkraft, Fröbel und sein Kindergarten, Schrader-Breymann und ihr Monatsgegenstand, Montessori und ihr Material)“.

Mit Beginn des Schuljahres 1931/32 passte sich die klösterliche Ausbildungsstätte dem gegenwärtigen Trend an und verband mit der Ausbildung zur Kindergärtnerin die zur Hortnerin. Damit verbunden war a) die Erweiterung auf eine zweijährige Ausbildungszeit b) die Umbenennung des Lehrkurses in Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar und c) schließlich die staatliche Anerkennung.

Als die Nazis an die Macht kamen, musste sich die klösterliche Bildungsinstitution der braunen Ideologie anpassen. Beispielsweis wurde (musste) das Fach Rassen- und Staatskunde eingeführt (werden). Diesbezüglich legte 1938/39 die Schulleiterin dem Bayer. Staatsministerium für Unterricht und Kultus folgenden Lehrplan vor:

Im Fach Rassen- und Staatskunde wurde auf die Darstellung der heutigen Menschenrassen besonderes Gewicht gelegt. Der Unterrichtsstoff gliederte sich in folgende Abschnitte:

A. Der Begriff Menschenrasse
B. Der Einzelmensch und Rasse
C. Die Rassen der Menschen
1. Die europäischen Rassen
a) Die nordische Rasse
b) Die fälische oder dalische Rasse
c) Die Mittelmeer- oder westliche Rasse
d) Die dinarische Rasse
e) Die alpine oder ostische Rasse
f) Die ostbaltische oder osteuropäische Rasse
g) Die sudetische Rasse
2. Einschläge fremder Rassen in Europa
3. Kurzer Überblick über die wichtigsten außereuropäischen Rassen (z.B. mongolische Rasse, negride Rasse)
4. Typenkunde
D. Volk und Rasse
1. Der Begriff 'Volk'
2. Das Rassengemisch der europäischen Völker
3. Kulturelle Leistungen der nordischen Rasse“.

ausbildung12Der letzte Kurs (1941/1942) des Dillinger Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminars; Quelle: Ida-Seele-ArchivDurch den Druck der Nazi-Administration ging die Zahl der Klosterkandidatinnen und damit auch die der Seminaristinnen rapide zurück. Den letzten Kurs besuchten nur noch neun Schülerinnen. Schließlich musste die klösterliche Ausbildungsstätte mit dem Schuljahr 1941/42 ihren Betrieb einstellen. Auf die mehrmaligen Proteste der Schulleiterin beim Bayer. Staatsministerium für Unterricht und Kultus erfolgte nicht eine schriftliche Reaktion. Die Räume des Seminars wurden beschlagnahmt und zu einem Lazarett umgewandelt. Die Lehrschwestern durften nicht mehr in ihren angestammten Beruf arbeiten, sie mussten u.a. die Pflege und Versorgung der Verwundeten übernehmen.


Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur im Jahre 1945 war der Bedarf an pädagogischen Fachkräften sehr groß. Darum wurden sofort in sechswöchigen Schnellkursen junge Mädchen und Frauen zu Kindergärtnerinnen ausgebildet. Am 1. September 1948 konnte wieder mit der regulären zweijährigen Ausbildung begonnen werden. Eine kleine Sensation für die Stadt Dillingen war die Öffnung des Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminars im Jahre 1951 für weltliche Bewerberinnen. Zwanzig Jahre später wurden auch Männer zur Ausbildung zugelassen.

1968 wurde das Seminar in eine Fachschule für Sozialpädagogik umgewandelt, die 1973 den Fachakademiestatus erhielt. 1972 beteiligte sich die Dillinger Schule, wie viele andere Ausbildungsstätten in Bayern auch, am „Telekolleg Erzieher“ 14 Frauen nahmen daran teil. Zu dieser neuen Art der berufsbegleitenden Ausbildung vermerkte das Kultusministerium:

„Das Telekolleg 'Erzieher' ... besteht aus einer theoretischen und pädagogischen Ausbildung von 2 Jahren sowie einem einjährigen gelenkten Praktikum und führt zum staatlich anerkannten Erzieher (Erzieherin) ... Der Kollegtag dient der Aussprache der Teilnehmer mit den Lehrern über Fragen zu den Lehrsendungen des Bayer. Rundfunks im Fernsehen und Hörfunk, zu den schriftlichen Arbeitsunterlagen, sowie den Übungsaufgaben hierzu. Im Telekolleg 'Erzieher' wird daneben an weiteren Kollegtagen der Direktunterricht in den Fächern erteilt, die vom Rundfunk nicht ausgestrahlt werden“ (zit. n. Berger/Fischer 1988, S. 35). Insgesamt umfasste das Telekolleg 1 100 Unterrichtsstunden, die sich wie folgt aufteilten:

Telekolleg
Deutsch, Englisch, Sozialkunde, Biologie: 85 Stunden
Kollegstunden zu den Hörfunk-/Fernsehsendungen Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Jugendrecht: 105 Stunden
Direktunterricht
a) im berufskundlichen Bereich: 330 Stunden
b) im musisch-pädagogischen Bereich: 260 Stunden
Sozialpädagogische Praxis: 80 Halbtage, 320 Stunden
Summe: 1 100 Stunden

Mit dem Fachakademiestatus stieg der theoretische Anspruch an die auszubildenden ErzieherInnen. Diese wurden mit wissenschaftlichen Ergebnissen aus der Intelligenz-, Motivations-, Lern- und Sozialisationsforschung überhäuft. Eine ausgeprägte Wissenschaftsgläubigkeit bestimmte den Ausbildungsgang. Selbst kleinste Teilaspekte der Pädagogik, Psychologie, der Gruppenpädagogik, der Heim- und Heilerziehung u.a. Fächer wurden genauestens analysiert, zumindest aber voluminös beschrieben und erklärt. Davon zeugt folgende Auswahl von Prüfungsfragen: „Mit welchen konkreten Mitteln kann ich als Erzieher die Intelligenz des Vorschulkindes fördern?“; „Warum ist die Schriftsprache dem Dialekt vorzuziehen?“; „Vertreter der kognitiven Psychologie sind der Überzeugung, daß die traditionelle Kindergartenpädagogik versäumt, den Wissensdrang der kleinen Kinder auszunutzen und damit etwas sehr Kostbares verschwendet. Nehmen Sie dazu Stellung!“; „Erklären sie das Head-Start-Programm für den Schuleintritt“ u.a.m. (vgl. Berger 2000, S. 240).

Da die Nachfrage an Ausbildungsplätzen zu Beginn der 70er Jahre sehr hoch war, hatte man drei Parallelklassen errichtet. Aber bereits mit Beginn der 1980er Jahre wurde den veränderten Verhältnissen auf dem Arbeitsmarkt für ErzieherInnen Rechnung getragen und die Klassenzahl mit den Jahren von sechs auf vier (zwei 1. Klassen und zwei 2. Klassen) gesenkt.

87 Jahre stand die Schule unter klösterlicher Trägerschaft, die am 1. Januar 2001 in die Hände des „Schulwerks der Diözese Augsburg“ überging. Am 1.Mai 2013 feierte die Fachakademie für Sozialpädagogik ihr 100-jähriges Bestehen. Als erste staatlich anerkannte katholische Fachakademie für Sozialpädagogik in Bayern wurde die Ausbildungsstätte am 31.03.2017 mit dem Gütesiegel des Kneipp-Bundes ausgezeichnet.

Webadresse: http://www.fachakademie-dillingen.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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Der bekannte Schulreformer Georg Kerschensteiner gliederte der 1913 in München gegründeten Frauenfachschule im Jahre 1916 ein „Kindergärtnerinnen-Seminar“ an. Träger der Einrichtung war die Stadt München. 1925 erfolgte die Zusammenlegung des seit dem Schuljahr 1919/20 existierenden „Hortleiterinnenseminars“ mit dem „Städtischen Kindergärtnerinnenseminar“. Entgegen den meisten anderen Ausbildungsstätten in Bayern erfolgte im Münchner Städtischen Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar die Ausbildung der Hortnerinnen und der Kindergärtnerinnen im ersten Jahr gemeinsam, im zweiten Jahr nach den Fachgebieten der jeweiligen Berufe getrennt. Die Stundentafel für das zweite Jahr sah wie folgt aus:

„Kindergärtnerinnen:
A Theoretische Fächer:
Lehre von der Erziehung des Kleinkindes, wöchentl. 3 Std.
Geschichte der Pädagogik, wöchentl. 1 Std.
Kindergartenlehre, wöchentl. 2 Std.
Bürgerkunde, wöchentl. 2 Std.
Körperliche Erziehung des Kleinkindes, wöchentl. 1 Std.
Deutsche Literatur, wöchentl. 4 Std.
Summe: wöchentl. 13 Std.
B Technische Fächer
Handarbeiten, wöchentl. 2 Std.
Zeichnen, wöchentl. 2 Std.
Beschäftigungsarbeiten, wöchentl. 2 Std.
Singen, wöchentl. 1 Std.
Kinderturnen, wöchentl. 1 Std.
Bewegungsspiele, wöchentl. 1 Std.
Summe: wöchentl. 9 Std.
C Praktische Fächer
Praxis im Kindergarten mit Vorbereitung und Kritikstunde, wöchentl. 8 Std.
Gesamtstundenzahl: wöchentl. 30 Std.
Wahlfächer:
Englisch
Französisch
Klavier
Laute
Hortnerinnen:
Veränderungen gegenüber dem Stundenplan der Kindergärtnerinnen. Die entsprechenden Stunden 1 - 6 sind in Klammern angegeben.
A Theoretische Fächer:
Lehre von der Erziehung des Schulkindes (1)
Hortkunde und Unterrichtslehre (2)
Körperliche Erziehung des Schulkindes (3)
B Technische Fächer:
Schulturnen (4)
Turnspiele (5)
C Praktische Fächer.
Praxis im Hort mit Vorbereitung und Kritikstunde (6)“
(vgl. Neher 1966, S. 24 f).

Die Teilung der Unterrichtsfächer und Klassen musste 1936 in Angleichung an die anderen Seminare aufgegeben werden.

ausbildung13Absolventinnen des Schuljahres 1921/1922; Quelle: Stadtarchiv MünchenIm Jahre 1944 zerstörten Bomben weitgehend das Schulgebäude, trotzdem konnte unter äußerst erschwerten, nicht nur räumlichen Bedingungen der Unterrichtsbetrieb aufrechterhalten werden. Seit 1944 (bis 1961) leitete Dr. Elisabeth Zorell die Ausbildungsstätte. Genannte war eine bedeutende Pädagogin, die weit über den bayerischen Raum hinaus bekannt war und hohes Ansehen, insbesondere als Fröbelexpertin und aktives Mitglied des „Pestalozzi-Fröbel-Verbandes“, genoss (vgl. Berger 1995, S. 200 ff.). Am 26. November 1945 gestattete die amerikanische Militärregierung die Weiterführung der Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenausbildung. Elisabeth Zorell erinnerte sich mit folgenden Worten an den Wiederaufbau der zerstörten Schule:

„Das vierte Jahrzehnt unserer Schule, das mit vollständiger Zerstörung der Schulgebäude, Evakuierung des Betriebs und allen Kriegsnöten begann, stand schließlich im Zeichen des äußeren und inneren Wiederaufbaus. Dabei war die Zusammenarbeit mit dem Kollegium, mit dem Schulreferat, mit den benachbarten Volksschulen, besonders auch mit der Sozialen Frauenschule denkbar erfreulich. Alle Einschränkungen wogen wenig im Vergleich zu der Last der Unfreiheit und den Sorgen des Krieges der vergangenen Jahre. Die Begegnung mit einigen Vertretern der amerikanischen Besatzung, die für eine re-education in Deutschland bestellt waren und Erfahrungen aus ihrer Beschäftigung mit den Grundwissenschaften der Pädagogik, Soziologie und Psychologie mitbrachten, hat in unserer Situation die Aufbauarbeit wesentlich gefördert. Gerade die Kleinkinderpädagogik und die Jugendarbeit hatten durch die Entwicklung der Tiefenpsychologie in den angelsächsischen Ländern enorm an Bedeutung gewonnen.

Kontakte mit interessierten und durchaus wohlwollenden Besuchern aus den USA und die Genehmigung zu einem dreimonatigen Studienaufenthalt von E. Zorell an amerikanischen Universitäten... schufen für die Leitung und in der Folge für die Schule den Anschluß an neue Aspekte im Rahmen der Pädagogik und schließlich die Möglichkeit, an der Gestaltung eines Lehrplans für Kindergärtnerinnenseminare in Bayern ... mitzuarbeiten.

Im Austausch mit den gleichgerichteten Schulen des Bundesgebiets wurden die Ziele der Ausbildung im Zusammenhang mit den veränderten soziologischen Gegebenheiten beleuchtet und durch die Neugründung des 1934 aufgelösten Fröbelverbandes (nun Pestalozzi-Fröbel-Verband) eine Plattform für die Aussprache sozialpädagogischer Probleme in unserem Land geschaffen“ (Zorell 1966, S. 48 f).

1961 übernahm Josef Hederer die Schulleitung. Dieser hatte mehrere umfangreiche Schriften für die künftigen ErzieherInnen publiziert. Gerade seine beiden Lehrbücher „Praxis und Methodenlehre“ (vgl. Hederer 1973; 1976) waren über viele Jahre hinweg unentbehrlich für die SchülerInnen, aber auch für die LehrerInnen, zumal seinerzeit das allumfassende Unterrichtsfach “Praxis- und Methodenlehre“ neu war und von den Lehrkräften mit Inhalt gefüllt werden musste. Erschwerend trat hinzu, dass das neue Unterrichtsfach „nur zum geringen Teil eine Eigenständigkeit nachweisen kann. Vielmehr begründet dieses Fach seine Existenz aus der Notwendigkeit einer Zusammenschau von theoretisch orientierten Fächern wie Pädagogik, Psychologie und Soziologie und der Übersetzung (Transfer) in die sozialpädagogische Praxis“ (Hederer 1976, S. 12)

Die weitere Entwicklung des Kindergärtnerinnen- Hortnerinnenseminars verläuft wie bei allen anderen bayerischen Bildungsinstitutionen: 1969 Umwandlung in eine Fachschule, 1973 in eine Fachakademie.

Im Jahre 1984 übersiedelte die Institution in das „Anton-Fingerle-Bildungszentrum“, (benannt nach Stadtschulrat Anton Fingerle, der über drei Jahrzehnte von 1945 bis 1976 das Schul-, Bildungs- und Erziehungswesen in München prägte) in den Stadtteil Giesing, wo alle Sozialpädagogischen Schulen der Stadt München zusammengefasst sind: Fachakademie für Sozialpädagogik, Fachakademie für Heilpädagogik, Berufsfachschule für Ergotherapie und Fachschule für WerklehrerInnen im sozialen Bereich. Unter der Leitung Josef Hederers wuchs die Schule im Laufe der Jahre zur größten sozialpädagogischen Ausbildungsstätte in Bayern heran, die mit circa 1700 Ausbildungsplätzen die größte Schule dieser Art in Bayern ist.

Webseite: http://www.sozpaedfs.musin.de/faks/aktuelles/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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Als ein weiteres Kindergärtnerinnen-Seminar eröffnete 1916 das „Institut der Englischen Fräulein“ in Hagg/Obb. Das Seminar durften auch besonders begabte Mädchen der „Fortbildungs- oder Feiertagsschulen mit Hauptnote 1“ absolvieren. Der Unterricht gliederte sich in folgende Fächer:

„Religion, Erziehungs- und Kindergartenlehre, Gesundheitslehre und Kinderpflege, Kinderliteratur, Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre, Handarbeiten, Zeichnen, Modellieren, Ausschneiden, Beschäftigungsunterricht, Musik und Gesang, Turnen und Spiel, Haushaltungs- und Gartenkunde, Kochen und Bügeln, Tätigkeit im Kindergarten“ (Huber 1920, S. 45).

Über den theoretischen Unterricht schrieb eine Seminaristin an ihre Freundin, am 13. Juli 1922:
„Nun bin ich ein ganzes Jahr im Kindergärtnerinnenseminar in Haag... In meiner Klasse, 1. Kurs (es bestehen zwei Kurse), sind es 11 Schülerinnen, die sehr verschiedenen Alters, zwischen 16 und 23 Jahren, und auch selbstverständlich verschiedenen Charakters sind... Wir nehmen verschiedene Beschäftigungen mit den Kindern vor: die Fröbelschen Gaben wie Ball, Kugel, Walze und Würfel; die verschiedenen Baugänge, begleitet mit netten Erzählungen... Unsere pädagogischen Stunden sind herrlich, sage ich Dir; dieses Jahr hatten wir Psychologie und die Anwendung der verschiedenen Erziehungsmittel... Nicht weniger gern haben wir unsere Jugendliteraturstunden, wo wir dieses Jahr Parabel, Fabel und Märchen behandelten... Die Kindergartenlehre dann führt uns ein in unseren engeren Wirkungskreis und lehrt uns Zweck und Aufgabe des Kindergartens, den Wert von Spiel und Beschäftigung und die Anwendungsregeln hierfür“ (zit. n. Bolanski 2006, S. 87 f).

1929 wurde die Kindergärtnerinnenausbildung mit der der Hortnerin kombiniert. Das Seminar nannte sich nun Seminar für „Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen der Englischen Fräulein“. Ein Jahr später erfolgte die erste staatliche Prüfung. Während der Nazi-Diktatur war die Ausbildungsstätte einigen Schikanen ausgesetzt, da sie - wie alle konfessionell gebundenen Ausbildungsstätten - den braunen Machthabern ein Dorn im Auge war. Die unterrichtenden Nonnen wurden immer wieder auf ihre Loyalität gegenüber dem Staat geprüft. Bereits 1939 wurde die Ausbildungsstätte als eine der ersten konfessionellen von den Nazis verboten.

Der reguläre Schulbetrieb konnte 1946 wieder aufgenommen werden. Bedingt durch den hohen Bedarf an ausgebildeten Hortnerinnen wurde das Seminar 1957 in ein Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen umgewandelt. Daraus ging 1969 die Fachschule für Sozialpädagogik hervor. Im Jahr 1971 verlegte man die Institution in die Bischofs- und Schulstadt Eichstätt, zumal in dieser industriearmen Region eine sozialpädagogische Ausbildungsstätte fehlte und dadurch den dort lebenden jungen Mädchen ein weiterer Berufsweg erschlossen werden sollte. 1973 erhielt die Schule den Fachakademiestatus. Seit 2005 ist die Diözese Eichstätt Träger der Ausbildungsstätte, die bis dahin in Trägerschaft des Provinzialat der Maria-Ward-Schwestern (heute: „Congregatio Jesu“) in München stand. Mit dem Schuljahr 2010/2011 wurden erstmals auch Männer aufgenommen.

Webseite: http://www.fachakademie-eichstaett.de/en/startseite/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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Die „Kongregation der Schwestern vom Allerheiligsten Heilande“, (heute „Schwestern vom Göttlichen Erlöser“) eröffneten 1917 in Bamberg ein Kindergärtnerinnen-Seminar. Dieses diente vordergründig der Heranbildung für Ordenskandidatinnen:

„In der Praxis bedeutete es aber lediglich eine Absichtserklärung und keine bindende Verpflichtung, da ein 'Austritt ... den Schülerinnen jederzeit gestattet' war. Gleichzeitig war diese Bestimmung für den Orden selbst einengend, da keine externen Schülerinnen - auch nicht aus anderen Kongregationen - aufgenommen werden durften. So musste z.B. 1924 auf Anweisung der Regierung ein Gesuch der 'Englischen Fräulein' in Bamberg auf Aufnahme einer Kandidatin in das Seminar abschlägig beschieden werden"“ (Erning 1992, S. 17).

Im Jahre 1930 wurde die Ausbildungszeit auf zwei Jahre ausgeweitet. Die Absolventinnen wurden nun zu Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen ausgebildet. Jedoch erst mit Beginn des Schuljahres 1934 nannte sich die Ausbildungsstätte „Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar der Elisabethanstalt in Bamberg“. Als die Nazis an die Macht kamen, war das Seminar, wie nicht anders zu erwarten, dem Misstrauen des Staatsapparates ausgesetzt. Obwohl die nationalsozialistischen Ausbildungsrichtlinien berücksichtigt wurden, musste die klösterliche Bildungsinstitution mit Ende des Schuljahres 1941/42 seine Pforten schließen. Am 11. Februar 1941 verfügte das Bayer. Staatsministerium für Unterricht und Kultus:

„Die konfessionell gebundenen sozialpädagogischen Seminare sind im Laufe dieses Jahres in die Hand eines öffentlichen körperschaftlichen Schulträgers überzuleiten“ (zit. n. ebd., S. 27).

Ein Widerspruchsversuch verlief im Nichts. Die geplante Übernahme des Seminars durch die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) blieb aus, da die vorhandenen Räumlichkeiten , „zwei leere Schulzimmer und ein Lehrerzimmer... zum Betrieb eines Seminars nicht ausreichten“ (ebd.).

Am 21. November 1945 begann mit 16 Schülerinnen wieder der reguläre Unterricht. Acht Jahre nach dem Neubeginn öffnete sich das Seminar für weltliche Bewerberinnen, „ein Weg, den andere Konfessionell und klösterlich gebundene Ausbildungsstätten früher [beispielsweise ein Jahr vorher das klösterliche Seminar in Dillingen; M. B.] oder später nachvollziehen mußten... Diese Öffnung des Seminars, die zwar zunächst nur langsam zu einer veränderten Zusammensetzung der Schülerinnen führte, brachte auch eine Auseinandersetzung mit der sich langsam wandelnden Berufsmotivation und Berufsauffassung der Schülerinnen mit sich: Neben der qualifizierten inhaltlichen Berufsvorbereitung wurden für die Schülerinnen nun auch Fragen der finanziellen Existenzsicherung durch den Beruf wichtig, da für die weltlichen Kindergärtnerinnen die solidarische Gemeinschaft des Ordens in Wegfall gekommen war“ (ebd., S. 32).

Die weiteren Stationen der Schule ähneln denen der übrigen bayerischen sozialpädagogischen Ausbildungsstätten: 1969 Umwandlung in Fachschule für Sozialpädagogik, 1973 in Fachakademie für Sozialpädagogik.2003 ging die Trägerschaft der Fachakademie vom „Verein Haus St. Elisabeth“ zum Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg über.

Webseite: http://www.eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/caritas/schulen/faks_bamberg/index.html (letzter Zugriff am 1.5. 21017)

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Die nach der Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph von Bayern, Prinzessin Sophie Friederike Dorothea Wilhelmine, spätere Erzherzogin von Österreich, benannte „Sophienschule“ in Würzburg wurde als Privatschule 1900 gegründet. Träger war der „Sophienschulverein Würzburg e.V.“. Gegliedert war die Bildungseinrichtung in drei Schulzweige: Lyzeum, Humanistisches Gymnasium und Frauenschule. Seit 1922 wurden in privaten Kursen an letztgenanntem Schulzweig auch Erzieherinnen ausgebildet. Neben der praktischen Arbeit in Säuglingsheimen und Kindergärten sowie der theoretischen Schulung u.a. in Pädagogik, Psychologie und Kindergartenlehre, gehörte zur „Ausbildung der Erzieherinnen die Beschäftigung mit Englisch und Französisch“. Aus den privaten Erzieherinnenkursen erwuchs 1931 ein zweijähriges Kindergärtnerinnen-Seminar, das neben Kindergärtnerinnen auch Hortnerinnen ausbildete. Die damalige Leiterin konstatierte kurz und bündig über die Ausbildung:

„Das Kindergärtnerinnen-Seminar der Sophienschule gewährt die notwendige erzieherische Vorbereitung theoretisch und praktisch im Unterricht und der damit verbundenen ausgedehnten Tätigkeit in dem Kindergarten der Sophienschule sowie in Volkskindergärten und Horten und leitet zu künstlich wertvoller Werkarbeit für die Kinder an... Im Mittelpunkt steht die psychologisch-pädagogische Ausbildung. Aber nicht Wissenschaft im strengen Sinn des Wortes soll geboten werden, sondern eine auf wissenschaftlicher Grundlage ruhende Seelenkunde und Erziehungskunde... Auch in der Geschichte der Pädagogik kommt es nicht so sehr auf die historische Linie,, als auf die Auswertung für die zukünftige praktische Arbeit an“.

Alle drei Schulzweige wurden von den Nationalsozialisten 1937 geschlossen und als „Städtische höhere Lehranstalt für Mädchen“, ab 1941 als „Mozartschule“ wieder eröffnet. Das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar stand unter der Trägerschaft der NSV.

Bedingt durch die Zerstörung Würzburgs musste nach 1945 das Schulsystem der Stadt neu organisiert werden. Im Zuge dessen nahm 1946 auch die Mozartschule ihren Betrieb auf. Dabei wurde die Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenausbildung nicht fortgesetzt.

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„Die Kongregation der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter“ gründeten 1923 in ihrem „Kloster Marienburg in Abenberg“ ein Seminar für Kindergärtnerinnen, das nur von Klosterkandidatinnen absolviert werden durfte. Der Unterrichtsplan gliederte sich in:

„I. Theoretische Fächer: 1. Seelenkunde und Erziehungslehre: 2. Kindergartenlehre, Jugendliteratur; 3. Gesundheitslehre; 4. Natur- und Kulturkunde; 5. Deutsche und Bürgerkunde.
II. Technische Fächer: 1. Bewegungsspiel und Turnen; 2. Beschäftigungsunterricht; 3. Nadelarbeit; 4. Modellieren, Ausschneiden, Zeichnen; 5. Gesang und Musik.
III. Praktische Arbeit: 1. Arbeit im Kindergarten (Haus-und Dorfkinder); 2. Haus- und Gartenarbeit.
IV. Wahlfreier Unterricht in Religion und deutscher Literatur“.

1930 wurde das Seminar, entsprechend dem Bedürfnis der Zeit, zu einem Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar umgestaltet. Damit verbunden war die staatliche Anerkennung der Einrichtung, sowie die Anhebung der Ausbildungsdauer von einem auf zwei Jahre. Der neue Lehrplan hatte verstärkt die Horterziehung zu berücksichtigen, zumal die Seminaristinnen immer mehr „das ältere Kind aus dem Geist seiner Zeit heraus verstehen müssen, der sich in der Familie, Straße und Schule für das Kind richtungsweisend auswirkt“. Trotz Anpassung an die nationalsozialistischen Verordnungen und ihre vorgegebenen Lehrplänen musste die klösterliche Schule 1940 den Schulbetrieb einstellen. Schon bald nach Kriegsende stellte die Oberin des Klosters an die Militärregierung einen Antrag auf Wiedereröffnung des Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminars. Nach Überprüfung der Ausbildungsstätte und der gemeldeten Lehrschwestern erhielt die klösterliche Institution im Jahre 1946 das benötigte „Approval for the reopening of the seminary for kindergarden teachers“ ausgehändigt. 1947 startete der erste Ausbildungskurs. Obwohl sich das Seminar 1952 für weltliche Bewerberinnen öffnete, musste es neun Jahre später wegen fehlender Nachfrage geschlossen werden.

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Ein weiteres Kindergärtnerinnen-Seminar wurde 1923 in den Räumen des „Crescentiaklosters in Kaufbeuren" eröffnet. Dieses bot einjährige und zweijährige Kurse an, d.h. Ausbildungsrichtungen für Kindergärtnerinnen I. Klasse und Kindergärtnerinnen II. Klasse. Über die Kurse ist in einem Seminarprospekt aus dem Jahre 1923 nachzulesen:

„In dem einjährigen Kurs können Mädchen vom 16. Lebensjahr an mit einem guten Zeugnis aus der Volkshauptschule aufgenommen werden: eine weitere Vorbildung ist also nicht nötig... In dem einen Jahr werden die Schülerinnen für die Pflege und Erziehung besonders des Kleinkindes bis zum sechsten Lebensjahr herangebildet und haben dann die Berechtigung zur Anstellung als Kindergärtnerin in der Familie und auch im Kindergarten. Abgesehen davon, daß der Kindergärtnerinnenberuf der Mädchenart besonders entspricht, ist der Besuch des Kindergärtnerinnenseminars eine sehr gute Vorbereitung für den späteren Beruf als Mutter der Kinder, die weise herrscht im häuslichen Kreise. Für die Aufnahme in den zweijährigen Kurs ist die Vorbedingung: Besuch der Mädchenmittelschule, Haustöchterschule, Höhere Mädchenschule, Mädchenlyzeum oder drei Klassen Präparandie. Die Anstellungsbedingungen sind nach zweijähriger Vorbildung günstiger, insofern solche Mädchen nicht nur in Familien mehr begehrt sind, sondern auch die Leitung von Kindergärten und Horten übernehmen können“.

Mit dem Schuljahr 1930/31 wurde das Seminar allgemein als zweiklassige Anstalt geführt, bedingt durch die Einbeziehung der Hortnerinnenausbildung. Folgend nannte sich das Seminar nun: „Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar des Crescentiaklosters Kaufbeuren“. Der neue Lehrplan sah in der üblichen Aufteilung nach theoretischen, technischen und praktischen Fächern ein Stundendeputat von je 33 Stunden für ein Schuljahr vor. Je 13 Stunden entfielen für den Unterricht in den theoretischen Fächern, je 11 in den technischen und je 9 in den praktischen. Diese Erhöhung der Theoriestunden gegenüber dem bis dahin von 1918 geltendem Lehrplan ist einerseits auf die gestiegenen Anforderungen, die an den Beruf der Kindergärtnerin gestellt wurden zurückzuführen, andererseits aber auch auf die weiteren Aufgaben, die das neue Berufsbild der Kindergärtnerin und Hortnerin mit sich brachte.

Mit Beginn der Nazi-Diktatur stand die Ausbildungsstätte unter besonderer Beobachtung und war immer wieder Schikanen ausgesetzt. Beispielsweise mussten die unterrichtenden Lehrschwestern schriftlich ehrenwörtlich versichern, dass sie „weder der kommunistischen Bewegung (‚Schwarze Front‘) oder ihren Hilfs- oder Ersatzorganisationen angehört“ hatten und sie sich in irgendeiner Form sich „im kommunistischen oder nationalkommunistischen Sinne betätigt“ hatten, Ferner mussten sie schriftlich bekunden, „weder Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold noch der Eisernen Front noch der Liga für Menschrechte“ gewesen zu sein.

1942 musste das Seminar den Schulbetrieb einstellen. Eine Wiedereröffnung nach 1945 erfolgte nicht mehr.

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Die Pädagogin Elisabeth Hunaeus gründete 1926 in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden im Ostflügel der berühmten „Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus Jaques-Dalcroze“ eine Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen, das „Seminar für Frauenbildung“, wie sie es nannte. Die Einrichtung war von einem „aktiven Christentum“ geprägt, das auf den Lehren Rudolf Steiners fußte. Die Seminaristinnen „erhielten eine Ausbildung, die eine Förderung des Kreativ-Künstlerischen wie Praktisch-Handwerklichen vorsah. Der obligatorische wissenschaftliche Unterricht war nicht ausgespart. Ebenso wurde Wert auf die Rhythmisierung des Lebens durch das Hervorheben von Festen, Spiel und Tanz gelegt“ (Fasshauer 1997, S. 239). Als Sympathisanten der Anthroposophie hatte die Schulgründerin und -leiterin während der Nazi-Diktatur mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen. Darum suchte sie nach einem „stilleren Ort“ für ihre Ausbildungsstätte. Diesen fand Elisabeth Hunaeus in Kempfenhausen am Starnberger See, wohin sie 1938 ihr Seminar verlegte. Entsprechend ihrer Weltanschauung scheute die Schulgründerin nicht „das Risiko, politisch oder rassisch diskriminierten Schülerinnen den Besuch ihrer Schule zu ermöglichen“ (Arbeitsgemeinschaft 1986, S. 49).

1944 wurde das Seminar geschlossen, die Prüfungsklasse konnte noch ihre Ausbildung beenden. Der reguläre Schulbetrieb begann ein Jahr nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur. Im Jahre 1967 ging das Seminar, das inzwischen neben Kindergärtnerinnen auch Hortnerinnen ausbildete, in die Trägerschaft des „Zweckverbandes Bayerischer Landschulheime“ über. Von 1972 bis 1975 beteiligte sich das „Landschulheim Kempfenhausen“, wie viele andere Fachschulen/-akademien für Sozialpädagogik in Bayern auch, mit Abendunterricht (und teilweise Wochenendunterricht) an der neu gegründeten Ausbildungsarbeit des „Telekollegs für Erzieher“, an dem mit großem Erfolg viele Hausfrauen und berufstätige Mütter aus der unmittelbaren Umgebung teilnahmen. 1973 wurde die seit 1968 sich nennende „Fachschule für Sozialpädagogik zur Fachakademie für Sozialpädagogik umstrukturiert. Wegen fehlender Nachfrage an Ausbildungsplätzen schloss die Schule mit Ende des Schuljahres 1989.

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Das „Kloster Maria Stern in Augsburg“ errichtete 1927 in Augsburg ein Seminar für Kindergärtnerinnen und zugleich Hortnerinnen. Im Jahre 1942 musste das Seminar seinen Schulbetrieb einstellen. Bereits im Dezember 1945 konnte die reguläre Ausbildung wieder beginnen. Die klösterliche Bildungsinstitution war eine der ersten in Bayern, für die in den 1960er Jahren die „Lehrweise von Mater Schörl ... ein zentrales Thema geworden ist. Mater Schörl brachte mit ihrem Raumteilverfahren und dessen Bedeutung eine Situation der Erneuerung und Verbesserung der herkömmlichen, unbefriedigenden Arbeitsweise [in den einzelnen Kindergärten; M. B.] hervor ...

ausbildung14Caritasdirektor Prälat Hermann Lutz und Sr. M. Philomena Pfister, Leiterin des Kindergärtnerinnenseminars der Maria Stern-Schwestern, betrachten das konzentrierte Spiel in der Kleingruppe nach der Methode der Schörlpädagogik (Quelle: Sr. Imelda Huf)Die drei Bücher von Margarete Schmaus und Margarete Schörl, ‚Die sozialpädagogische Arbeit der Kindergärtnerin‘, ‚Sozialpädagogische Arbeit im Kindergarten‘ und ‚Erneuerung der Glaubenserziehung im Kindergarten‘, haben ihren festen Platz im Lehrplan der beruflichen Fächer und sind außerordentlich wichtig im theoretischen Unterricht, wie auch bei den praktischen Übungen im Seminarkindergarten. ... Die Schörlpädagogik findet nicht nur in den Kindergärten der Sternschwestern Anklang, sie wird auch bei den städtischen Kindergärten zunehmend hochgeschätzt, wo unsere Schülerinnen arbeiten und dorthin die frühpädagogische Reform bringen“.


1968 erfolgte die Umwandlung in Fachschule für Sozialpädagogik und 1973 in Fachakademie für Sozialpädagogik. Das Schulwerk der Diözese Augsburg übernahm 1975 (zusammen mit der Fachakademie in Nördlingen) die Trägerschaft für die Bildungsinstitution.

Webseite: http://www.fak-augsburg.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)


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Ebenfalls im Jahre 1927 eröffnete das „Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe“ in Gunzenhausen ein Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen“, ebenso ein Seminar für „Handarbeitslehrerinnen und Wirtschaftslehrerinnen“. Anfänglich durften nur Diakonissen ausgebildet werden. Der nationalsozialistische Staat verfügte 1940 die Schließung des „Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminars, obwohl es sich strikt an die nationalsozialistischen Verordnungen hielt. Das Diakonissen-Mutterhaus sympathisierte von Anfang an mit der am 6. Juni 1932 von dem Berliner Pfarrer Joachim Hossenfelder gegründeten Glaubensbewegung Deutsche Christen, die auf eine nach dem Führerprinzip organisierte Reichskirche, als auch auf ein arisiertes Christentum hinarbeitete. Am 14. Oktober 1934 hatte kein geringerer als Julius Streicher das Diakonissen-Mutterhaus besucht, von den Schwestern stramm stehend, die Hand erhoben zum Hitlergruß willkommen geheißen. Ein besonderer Tag für die Seminaristinnen war die Einweihung des Hitlerdenkmals, dem ersten auf reichsdeutschen Boden. Eine Schülerin hielt im Klassentagebuch fest:

"30. April 1933 (Waldpurgisnacht). Was für ein bewegter und ereignisreicher Tag! Am Rande des Burgstallwaldes, in unmittelbarer Nähe zur Hensoltshöhe, wurde am Nachmittag ein Denkmal für unseren geliebten Führer Adolf Hitler eingeweiht. Dieses konnte nur unter reger Mitwirkung der hiesigen Volksgemeinschaft errichtet werden, die beispielswiese Geld spendete oder freiwillige Arbeitsdienste leistete. Trotz strömenden Regens wollten viele Menschen dabeisein, auch wir von der Hensoltshöhe, die Seminaristinnen, Lehrerschaft und Schulleitung. Die ganze Stadt war auf den Beinen. Die Straßen waren über und über mit Hakenkreuzfahnen festlich geschmückt. Der Tag endete mit einem fröhlichen Beisammensein in unserem Internatszimmer."...


Webseite: http://fachakademie.hensoltshoehe.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

ausbildung15Prüfungsordnung von 1929; Qulle: Ida-Seele-Archiv


Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten während der Nazi-Diktatur


ausbildung16NSV-Ausbildungsstätten; Quelle: Ida-Seele-ArchivDen Nazis waren die konfessionell gebundenen Ausbildungsstätten ein Dorn im Auge, zumal diese dem direkten Zugriff durch die Partei schwerlich zugänglich waren. Darum verfügte der Nazi-Staat (ab 1939 beginnend) die Schließung dieser Bildungsinstitutionen. Um die benötigten Fachkräfte in Bayern zu sichern, wurden eigene linientreue Ausbildungsstätten, die der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) unterstanden, gegründet: 1938 in Friedberg bei Augsburg, 1940 im Schloss Steinenhausen bei Kulmbach und 1941 in Würzburg, an der ehemaligen „Sophienschule“. Die genannten NSV-Seminaren lehnten eine wissenschaftlich orientierte Ausbildung entschieden ab. Die zukünftigen Kindergärtnerinnen sollten nicht zu intellektuellen Persönlichkeiten ausgebildet sondern für „volkspolitische Aufgaben“ erzogen werden. Grundsätzlich „ist die Ausbildung der Kindergärtnerin ausgerichtet auf eine harmonische Entwicklung von Körper, Seele und Geist. Damit ist die Gewähr gegeben, daß diese harmonische Einheit auch auf die Kinder übertragen wird, die sie zu betreuen haben. Charakterliche Erziehung, seelische und körperliche Ertüchtigung und Erziehung zur Volksgemeinschaft – diese volkspolitischen Aufgaben verlangen weibliche, mütterliche Kräfte mit starkem Verantwortungsbewußtsein und mit schöpferischen und organischen Fähigkeiten. Sie heranzubilden ist das Zeile der Reichsseminare der NS.-Volkswohlfahrt“ (zit. n. Kernmayr 2005, S. 5). Der Beruf der Kindergärtnerin war für die Nationalsozialisten der „echt weibliche“. Anlässlich der Eröffnung des Seminars in Steinenhausen konstatierte die Reichsfrauenführerin H. Rees-Facilides:

„Es ist schon viel Kluges und Törichtes gesagt und geschrieben worden über das, was unter einem ‚echt weiblichen Berufe‘ zu verstehen ist, aber so viel ist gewiß, wer jemals unsere jungen Mädchen in den rings im Land entstehenden Kindergärten der NSV sich mitten in der ihnen anvertrauten jüngsten Jugend hat arbeiten sehen, der kann nicht im Zweifel sein darüber, daß es hier junge Frauen in einer Umgebung und bei einer Tätigkeit erblickt, die ihnen in der beglückendsten Weise angemessen ist“ (zit. n. ebd., S. 65).

Die Durchsicht der Schuldokumente ergab, dass sich die drei Seminare in jeder Hinsicht konform verhielten, zumal die NSV klare Vorschriften erteilte und keine Abweichungen davon duldete. Beispielsweise findet sich in den vorhanden Akten der NSV-Ausbildungsstätten der „Runderlaß des Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 15. September 1942, EIV c 1700 E II, E V, K 1“, der folgende (reichseinheitliche) Ausbildungsinhalte auferlegte:

ausbildung17Runderlaß des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung aus dem Jahre 1942; Quelle: Ida-Seele-Archiv



Ebenso findet sich in den Akten der drei NSV-Schulen der gleiche Hinweis zur Gestaltung des Jugendsportfests.
ausbildung18Vorschlag für die Gestaltung des Jugendsportfestes; Quelle: Ida-Seele-Archiv

Folgend wird die Ausbildungssituation in den NSV-Seminaren exemplarisch am Beispiel der Ausbildungsstätte in Friedberg bei Ausgburg aufgezeigt.

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Die „NSV. - Gauamtsleitung Schwaben, Augsburg, Halderstraße 16“ errichtete in Friedberg bei Augsburg, im ehemaligen Herrenhaus des sog. „Mezgerguts“, ein „NSV Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar“ Die nationalsozialistische Einrichtung wurde 1938 unter Anwesenheit der schwäbisch-bayerischen Politprominenz eröffnet. In der Presse erschien folgende Mitteilung:

„Innerhalb des Hilfswerk ‚Mutter und Kind‘ ist eines der wichtigsten Teilgebiete die Arbeit in den Kindergärten und Horten, die zur Aufnahme solcher Kinder bestimmt sind, deren Familienerziehung nicht sichergestellt ist. Es handelt sich um Kinder erwerbstätiger Mütter, um Einzel- oder auch schwer erziehbare Kinder, mit denen die Mütter nicht so recht fertigwerden können. Da in vielen Kindergärten aber bis jetzt noch immer das ‚Bewahren‘ des Kindes, als seine körperliche und geistige Ertüchtigung im Vordergrund stand, will die NSV. Kindergärten schaffen und erhalten, in denen ein neuer Mensch erzogen wird. Hierzu erforderlich ist aber natürlich auch ein Umschulen der Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen bzw. eine gründliche Ausbildung derjenigen jungen Mädel, die Kindergärtnerin oder Hortnerinnen werden wollen. Um in diesem Sinne neue Arbeit zu leisten, wird von der NSV. im Mai in Friedberg bei Augsburg ein Seminar eröffnet, in dem Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen unter günstigen finanziellen Bedingungen ausgebildet werden und sich einen Lebensberuf schaffen können“ (zit. n. ebd., S. 13).

Der Beruf der Kindergärtnerin war für die Nazis das „echt frauliche Wirkungsfeld“. Dementsprechend warb das Friedberger Seminar in seinem Schulprospekt:

ausbildung19Schulprospekt des Friedberger NSV-Seminars; Quelle: Ida-Seele-Archiv„Wenn früher der junge Mensch seine Schulzeit beendet hatte, fragte man sich: ‚Was soll nun der Junge oder das Mädel anfangen, um möglichst viel zu verdienen und ein möglichst gesichertes und sorgenloses Leben zu haben?‘
Heute fragen sich verantwortungsvolle Eltern: ‚An welchem Platz kann mein Junge, mein Mädel seine Fähigkeiten am besten verwerten und seinem Volke mit seiner Arbeit am meisten nützen?‘
Darauf kommt es an - Jeder am rechten Platz! Jeder soll dort seine Arbeit und seine Pflicht erfüllen, wo er nach Anlage und Neigung hingehört. Denn nur die Freude an seiner Arbeit befähigt den Menschen zu einer vollwertigen Leistung.
Was wäre da für unsere frischen, lebenstüchtigen Mädel gegebener als einer jener Berufe, die ihrem fraulichen und mütterlichen Empfinden am meisten zusagen. Ein solches echt frauliches Wirkungsfeld ist der Beruf der Kindergärtnerin...
Kluge Eltern werden dem Wunsche ihrer Tochter, Kindergärtnerin zu werden, nicht entgegenstehen und sagen: ‚Das Mädel wird ja doch einmal heiraten. Wozu erst diese ganze Ausbildung?‘
Gerade diese Ausbildung und die praktische Arbeit im Kindergarten geben dem Mädel die besten Voraussetzungen für seinen schönsten und vornehmsten Beruf als Hausfrau und Mutter. Die Führung des eigenen Haushalts, die Erziehung der eigenen Kinder werden für die Kindergärtnerin einmal keine Probleme sein, wie sie es für die meisten Mädel sind, die aus anderen Berufen kommen“.

Die Ausbildung dauerte zwei Jahre. Sie gliederte sich in „Praktische Arbeit“ und „Theoretischen Unterricht“ Die praktische Arbeit erfolgte „in Land- und Stadtkindergärten, in Hort und Kinderheim, Säuglingsheim, Krippe oder Krabbelstube, in Küche, Haus und Garten“. Der theoretische Unterricht gliederte sich in folgende Fächer:

„Nationalpolitische Schulung, Reichskunde, Volkskunde, Deutsch, Erb- und Rassenpflege, Gesundheitspflege und Ernährungslehre, Volkstumspflege und Heimatkunde, Erziehungslehre und Menschenkunde, Berufskunde, Jugendschrifttum, Naturkunde, Leibeserziehung und Körperpflege, Kinderlied und Kinderspiel, Musik, Gestalten und Werkarbeit, Nadelarbeit, Hauswirtschaftskunde.“

ausbildung20Praktische Lehrstunde im Seminarkindergarten des Friedberger NSV-Seminars; Quelle: Ida-Seele-ArchivAm Beispiel der Erziehungslehre soll die „nationalpolitische Durchdringung aller Fächer“ verdeutlicht werden. Genanntes Fach gliederte sich in folgende Bereiche:

„I. Das germanische Erziehungsideal
II. Die Auffassung des Menschen im Mittelalter und die entsprechend gesehenen Erziehungsaufgaben
III. Der Weg der arteigenen Pädagogik
Pestalozzi, Fichte, Arndt, Jahn, Fröbel als arteigener Volkspädagoge
IV. Die Erziehungsformen des Nationalsozialismus
Erziehungsgrundsätze des Führers
Die Hitlerjugend, Idee und Gestalt
Hans Schemm, Usadel, Krieck“

Im Februar 1945 wurden die letzten 44 Seminaristinnen geprüft und sofort in die Praxis entlassen. Das ehemalige Schulgebäude wurde 1976 abgerissen. So erinnert heute in Friedberg nichts mehr an die einstige Nazi-Bildungsstätte (vgl. Berger 1985; 1986).


Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten nach 1945 bis 1967

* Die „Kongregation der Dienerinnen der Hl. Kindheit Jesu vom Orden des Hl. Franziskus“ gründeten noch 1945 im Kloster Oberzell bei Würzburg ein Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar. Anfänglich wurden drei verkürzte Sonderlehrgänge mit staatlicher Abschlussprüfung durchgeführt, um dem dringenden Bedarf an ausgebildeten Fachkräften entgegenzuwirken. Acht Jahre später übersiedelte die Schule nach Würzburg, die 1968 in eine Fachschule und 1973 in eine Fachakademie umgewandelt wurde. Im September 2011 wurde die Fachakademie Opfer eines Großbrandes. Durch die enormen Löschwasserschäden musste das gesamte Gebäude saniert werden. Der Schulbetrieb wurde für die Dauer von drei Jahren in das ehemalige Technikum auf dem Würzburger Heuchelhof ausgelagert. Mit Beginn des Schuljahrs 2014/15 konnte die Schulgemeinschaft wieder in die renovierten Räume in der Würzburger Innenstadt einziehen. Die einst in klösterlicher Trägerschaft stehende Ausbildungsstätte St. Hildegard ist heute der „Caritas-Schulen gGmbH“ angeschlossen.

Webseite: http://www.faks-wuerzburg.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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1950 wurde von der Diakonissenanstalt Neuendettelsau ein einjähriger Kurs für Heimerzieher ins Leben gerufen, die Frauen und Männer für die Arbeit in der von der Diakonie und Inneren Mission getragenen Heimen ausbildete. Um eine sozialpädagogische Ausbildung in evangelischer Hand auch in Nürnberg wieder anzusiedeln, wurde 1967 das Seminar für Heimerzieher von Neuendettelsau nach Nürnberg verlegt. Träger war die „Evang. Erziehungsstiftung Nürnberg“. Aus der Heimerzieherschule entstand im Zuge der Neuordnung der sozialpädagogischen Ausbildungsstätten 1968 die Evangelische Fachakademie für Sozialpädagogik. Mit Inkrafttreten der novellierten bayerischen Gesetzgebung über das berufliche Schulwesen erhielt die Fachschule für Sozialpädagogik 1973 den Status einer staatlich anerkannten „Evangelischen Fachakademie für Sozialpädagogik“. Heute steht die Ausbildungsstätte unter der Trägerschaft der „Rummelsberger Diakonie“.

Webseite: http://www.evang-fachakademie-nbg.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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In Rottenbuch gründete 1956 das „Provinzialat der Don Bosco-Schwestern“ im ehemaligen Schloss ein Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen, dem ein Seminarkindergarten angegliedert wurde. Ein Jahr später begann die Ausbildung von acht jungen Mädchen. Bald erfreute sich das Seminar, welches 1969 zur Fachschule und 1973 zur Fachakademie umgewandelt wurde, regen Zuspruchs. So absolvierten bis 1985 staatlich geprüfte Erzieherinnen ihre Ausbildung in Rottenbuch. Heute ist die „Regens Wagner Stiftung“ Träger der Fachakademie für Sozialpädagogik.

Webseite: http://faks-rottenbuch.de/hp542/Fachakademie-fuer-Sozialpaedagogik.htm (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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Die „Cistercienserinnen“ eröffneten 1956 im Kloster Seligenthal in Landshut ein „Katholisches Seminar für Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Heimerzieherinnen“. Die Stationen der klösterlichen Schule ähneln denen der übrigen bayerischen Ausbildungsstätten: 1969 Umwandlung in eine Fachschule, 1973 in eine Fachakademie. Träger der Ausbildungsstätte ist heute die „Schulstiftung Seligenthal“.

Webseite: http://fachakademie.seligenthal.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)


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Ebenfalls 1956 wurde in Kempten ein Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen von der Schwesterngemeinschaft „Christliche Jugendhilfe“ ins Leben gerufen. 1975 übernahm das vom Bischof Josef Stimpfle mit initiierte Schulwerk der Diözese Augsburg die Trägerschaft. An der Ausbildungsstätte führte der ehemalige Schulleiter, Eduard Hanslik, im Fach Deutsch die „Freie Stillarbeit“ (FSA) nach dem Konzept des Marchtaler Plans“ ein:

„Grundsätzlich dient die FSA
- der selbständigen Erarbeitung von Lerninhalten: Studierende können ‚be-greifen‘,
- dem eigenständigen Erfahren von Zusammenhängen,
- der Aneignung (im wahrsten Sinne des Wortes!) von sog. ‚Schlüsselqualifikationen‘, die heute von allen gefordert werden: Arbeitstechniken, methodische Fähigkeiten, selbständiges Denken, Handeln und Urteilen und damit auch die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit; kurz: Wissen – Können – Sein.
- der individuellen Beratung und Hilfe durch den Lehrer; diese ist überhaupt nur auf diesem Wege möglich“ (Hanslik 1999, S. 69).

Webseite: http://www.faks-kempten.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)

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Die „Schwestern vom Hl. Kreuz“ in Gemünden am Main gliederten im September 1958 ihren beiden allgemeinbildenden Schulen (Mittelschule und Gymnasium) ein Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen an. Da das Seminar erst 1960 bezogen werden konnte, fuhren die Schülerinnen bis zu dieser Zeit einmal wöchentlich in die ca. 50 km entfernte Stadt Aschaffenburg zum Kindergarten- und Hortpraktikum.

Das letzte sozialpädagogische Semester hat im September 2006 begonnen. Mit Ende dieses Kurses im Jahre 2010 wurde die Schule geschlossen. Ein Grund für die Schließung war die fehlende Nachfrage an Studienplätzen.

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Die „Deutschordensschwestern“, welche 1945/46 im Zuge der Aussiedlung aus dem Sudetenland nach Passau kamen, errichteten 1960 in der Dreiflüssestadt ein einzügiges „Kindergarten-Seminar im Kloster St. Nikola“. Die stetige Nachfrage an Ausbildungsplätzen bedingte, dass 1972 die Fachschule für Sozialpädagogik um eine weitere Klasse erweitert wurde. Im Jahre 1981 erfolgte die Anbindung einer Fachakademie für Heilpädagogik.

Webseite: http://www.faks-passau.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)


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Auf Initiative des Dekans Hans Luther wurde am 7. 9. 1965 in Schweinfurt unter der Schulträgerschaft des „Pfadfinderinnendienstes e.V. Schloss Schwanberg“ (heute: „Communität Casteller Ring“) das „Evangelische Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar“ eröffnet. 1968 erhielt die Ausbildungsstätte den Status einer Fachschule für Sozialpädagogik. Sechs Jahre später übernahm die „Evang.-Luth. Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt“ die Trägerschaft der Fachakademie. Dem Kuratorium gehörten neben dem Dekan und Mitgliedern der Gesamtkirchengemeinde auch Vertreter der römisch-katholischen Kirche, der Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt sowie der Landrat des Landkreises Schweinfurt an. 1972 erfolgte die staatliche Anerkennung als Fachakademie für Sozialpädagogik. Seit 2012 nennt sich die Bildungsinstitution „Johann-Hinrich-Wichern-Fachakademie für Sozialpädagogik der Evang.-Luth. Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt“. Zur Namensgebung ist der Homepage zu entnehmen:

„Der Name als Programm
Mit der Namensgebung verbindet sich neben der Erinnerung an den Begründer der „Inneren Mission“, der heutigen Diakonie, zugleich auch der programmatische Auftrag, die Ausbildung zur Erzieherin, zum Erzieher nach dem Vorbild Wicherns, der zugleich einer der ersten modernen Sozialpädagogen war, stets als Persönlichkeitsentwicklung zu verstehen. Der Respekt vor dem Gegenüber als eigenständige Persönlichkeit, die Orientierung an den christlichen Grundwerten der Gottesebenbildlichkeit und der Gottes- und Nächstenliebe, das Vertrauen auf die Entwicklungsfähigkeit des Menschen zum Guten waren Grundlagen der pädagogischen Arbeit Wicherns, die auch für die Ausbildung an unserer Fachakademie richtungsweisend sind“.

Webseite: http://fachakademie-schweinfurt.de/ (letzter Zugriff am 1.5. 2017)


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Anzeige zur Eröffnung der Ausbildungsstätte in den Kirchenzeitungen der bayerischen Bistümer (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Am 8. August 1965 beschloss der Vorstand des Schulvereins „Katholisches Seminar für Sozialberufe in Bayern e.V.“ auf Initiative und unter Federführung von Hermann Zeit, neben der von ihm geleiteten „Wohlfahrtsschule für Männer“ eine „Fachschule für Jugend- und Heimerziehung“ ins Leben zu rufen. Mit dieser Schulgründung sollte dem seinerzeit großen Mangel an ausgebildeten Fachkräften in den Arbeitsbereichen der (insbesondere katholischen) Jugendpflege und Heimerziehung begegnet werden. Am 2. Mai 1966 begann mit Kurs A der erste Unterricht. Aufnahmebedingung war eine abgeschlossene Berufsausbildung. Die ersten 24 Studierenden hatten z. B. folgende Berufe erlernt: Starkstromelektriker, Maurer, Medizinisch-Technischer-Assistent, Rechtsanwaltsgehilfin, Büroangestellte, Kinderpflegerin, Heizer etc. Die Ausbildung war anfänglich gegliedert in drei Semester Theorie und ein Semester theoriebegleitendes Praktikum in einem Kinderheim oder im Bereich der Jugendarbeit/ -bildung. Nach erfolgreichem Abschluss der Fachschule wurde den AbolventInnen die Berufsbezeichnung „Staatlich anerkannter Erzieher“ zuerkannt. Der theoretische Schwerpunkt lag im Bereich der Jugendhilfe, Heim-/ Berufskunde sowie Methodenlehre (Gruppenpädagogik als Methode der Sozialarbeit). Letztgenanntes Fach betreffend orientierte sich die Theorie und Praxis an den Publikationen von Heinrich Schiller, Magda Kelber und Gisela Konopka. Die Gruppenpädagogik wurde wie folgt definiert:

„Der Erzieher im Heim und in der Jugendarbeit ist vordergründig Gruppenpädagoge. Er befähigt verschiedene Arten von Gruppen dahingehend, daß sowohl der Gruppenprozeß als auch das Gruppenprogramm zur Entwicklung des einzelnen Gruppenmitglieds beitragen und gleichzeitig wünschenswerte soziale Ziele angestrebt und erreicht werden... Folgende (sozialpädagogische) Prinzipien haben sich in der Gruppenpädagogik herausgebildet:

• Individualisieren (Anfangen, wo der Einzelne steht).
• Anfangen, wo die Gruppe steht.
• Sich entbehrlich machen.
• Hilfe durch Programmgestaltung.
• Erzieherisch richtige Grenzen setzen."

ausbildung21Abschlusszeugnis der Fachschule für Jugend- und Heimerziehung in München; Quelle: Ida-Seele-ArchivTräger der Ausbildungsstätte ist die im März 1971 von den bayerischen Bischöfen gegründete kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts „Katholische Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern“. Vorsitzender des Stiftungsrates ist der jeweilige Erzbischof der Diözese München und Freising. Die heute sich nennende „Katholische Fachakademie für Sozialpädagogik München“ will die Befähigung vermitteln, „in Kindergärten, Horten, Heimen, in der Jugendarbeit sowie anderen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern als Erzieher / Erzieherin selbständig wirken zu können. Die Fachakademie... hat dabei den Schwerpunkt der Ausbildung auf Arbeitsfelder im Bereich der Jugendarbeit / Jugendbildung und der Heimerziehung gelegt" (Katholische Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern 1996, S. 43). Da der Beruf des / der ErzieherIn „sowohl eine ethisch fundierte Lebensauffassung als auch eine dem Alter und der Entwicklung entsprechende Lebensreife“ erfordert, soll der Unterricht „neben der Vermittlung von Fachwissen die Persönlichkeit der Studierenden im Geiste des Glaubens der Katholischen Kirche bilden und festigen“ (ebd., S. 43).

Webseite: http://www.kfaks-muenchen.de/ (zuletzt abgerufen am 1.5. 2017)


Gründung und Entwicklung der Ausbildungsstätten nach 1967


Mit Ende der 1960er Jahre setzte ein Gründungsboom von Fachakademien ein. Ausbildungsstätten wurden in Lindau (1969), Straubing (1970), München (1970), Regensburg (1971), Hof (1971) Münnerstadt (1971), Altdorf (1971), Zwiesel (1972), Weiden (1972), Erlangen (1973) Höchstädt a. d. Aisch (1973), Aschaffenburg (1973), Aschau (1973), Mühldorf (1974), Krumbach (1974) und Deggendorf (1974) ins Leben gerufen. In den 1980er Jahren bereitete die in den 1970er Jahren erfolgte Erhöhung der Ausbildungsplätze durch Neugründung zahlreicher Schulen massive Probleme hinsichtlich der Berufschancen der AbsolventInnen, von denen viele nach ihrer Ausbildung den Weg in Arbeitslosigkeit gehen mussten. Wegen mangelnder Nachfrage stellten die Fachakademien für Sozialpädagogik in Aschau / Chiemgau (1988) sowie in Kempfenhausen (1989) den Schulbetrieb ein. Andere Ausbildungsinstitutionen reduzierten die Klassen, wie bspw. die Fachakademie der Dillinger Franziskanerinnen, die statt drei nur noch zwei Klassen führte, ja sogar ein Jahr einzügig belegt war. Obwohl einzelne Schulen massiv unter der schwierigen Situation litten, wurden 1993 in Hofheim (Landkreis Haßberge) und 2002 in Konradsreuth-Ahornberg (Landkreis Hof) Fachakademien für Sozialpädagogik gegründet. In diesem Zusammenhang bleibt unerklärlich, warum die klösterliche Fachakademie in Gemünden am Main ihre Schule im Jahre 2010 aufgab, während anderen Orts Ausbildungsstätten „wie Pilze aus den Boden schossen“.
Infolge des spürbaren Rückgangs an Studierenden schloss bereits im Jahre 2004 die „Fachakademie für Sozialpädagogik St. Anna der Schwestern des Erlösers“ ihre Pforten. Mit Beginn des Schuljahres 2000/2001 nahm sie keine Bewerbungen mehr an. Im Sonntagsblatt des Bistums Würzburg gab die Schulleiterin als Grund für die Schließung der klösterlichen Einrichtung an, dass „bei den ordenseigenen Lehrkräften der jüngere Nachwuchs“ fehle, und man „in Zukunft - beispielsweise in Kindergärten - weniger Arbeitsplätze für Erzieherinnen“ erwarte, was „mittelfristig auch mit weniger Bewerbungen rechnen lasse“.

Diese Prognose lief, wie wir heute (2017) wissen, ins Leere. Durch die Rechtsansprüche auf einen Kindergartenplatz und insbesondere Krippenplatz schnellte der Bedarf an ausgebildeten ErzieherInnen in die Höhe. Neben der Erhöhung von Ausbildungsplätzen (Klassen) an den existierenden Ausbildungsstätten wurden über 20 neue Fachakademien für Sozialpädagogik ins Leben gerufen. Bei der Planung achtete man besonders auf deren Standorte. Schließlich konnte unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl des Einzugsbereiches eine (fast) gleichmäßige Verteilung der Schulen erreicht werden. Heute existieren in folgenden Orten (alphabetisch) Ausbildungsinstitutionen, wobei ein enormer Zuwachs an nicht konfessionell gebundenen zu verzeichnen ist:

Altdorf, Aschaffenburg, Augsburg (3), Baiersdorf, Bamberg (2), Coburg, Deggendorf, Dillingen a.d. Donau, Eichstätt, Freising, Feucht, Fürth, Gunzenhausen, Haßfurt (einst in Hofheim ansässig), Höchstadt a.d. Aisch, Hof, Ingolstadt, Kaufbeuren, Kempten, Konradsreuth- Ahornberg, Krumbach, Landshut, Lindau, Mallersdorf, Mering (bei Augsburg), Miesbach, Mühldorf, München (8), Münnerstadt, Neuburg a.d. Donau, Neuendettelsau, Neustadt a.d. Waldnaab, Nördlingen, Nürnberg (3), Passau, Pfarrkirchen, Regensburg, Rosenheim, Rottenbuch, Schwandorf, Schwarzenbruck-Rummelsberg, Schweinfurt, Starnberg, Straubing, Traunstein, Weiden, Würzburg (2) und Zwiesel. Von den 61 Schulen befinden sich 23 in katholischer, 11 in evangelischer und 26 in kommunaler (staatlicher) Trägerschaft. Im Vergleich: 1986 waren 22 Ausbildungsstätten in katholischer, 7 in evangelischer, (nur) 11 in kommunaler und eine in privater Hand.


Schlussbetrachtung

Die professionelle Ausbildung von Kleinkindlehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen ... und ErzieherInnen kann in Bayern auf eine nahezu 175-jährige Tradition zurückblicken. Auffallend ist, dass ab Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts ein Gründungsboom von Ausbildungsstätten einsetzte. Dieser erreichte seinen Höhepunkt in den 70er Jahren. Es war jene Zeit, in der der traditionelle Kindergarten als wichtige Sozialisationsinstanz immer mehr an Bedeutung gewann und sich damit aus seiner „Schonraumpädagogik“ löste. Mit dem am 1. Januar 1973 in Kraft getretenen Bayerischen Kindergartengesetz wurde der Kindergarten dem Bildungsbereich zugeordnet, und nicht zum Bereich der „Wohlfahrt“. Seine Erziehungs- und Bildungsdimensionen lagen nun im sozialen, kognitiven und affektiven Bereich:

"Damit ist de jure eine Forderung Friedrich Fröbels eingelöst, der den 'Allgemeinen Kindergarten', den er 1840 begründete, als Elementarstufe des gesamten Bildungssystems verstanden wissen wollte. Trotz der Zuordnung zum Bildungsbereich ist keine Verschulung intendiert: Die Freiwilligkeit des Besuches ist garantiert (Art. 1, 2), das System nichtstaatlicher Trägerschaft unter Berücksichtigung des Subsidiaritätsprinzips ist respektiert (Art. 2,1) und Eltern und ErzieherInnen ist auf der Grundlage von Mindestanforderungen bei der Festlegung von Erziehungs- und Bildungszielen ein breiterer pädagogischer Spielraum gelassen" (Erning 1997, S. 739 f).

Da nun der Kindergartenbesuch als ungemein fördernd für die kindliche Entwicklung proklamiert wurde (vgl. Hebenstreit 1980, S.35 ff.), setzte eine enorme Nachfrage an Kindergartenplätzen ein. Infolge wurden Kindergärten in Stadt und (insbesondere) Land ins Leben gerufen. Dieser Sachverhalt führte zu einer verstärkten Nachfrage an ausgebildeten Fachkräften und somit zur Neugründung von dementsprechenden Ausbildungsstätten, davon 1986 40 in Bayern existierten.

Um dem erhöhten (wissenschaftlichen) Anspruch an die Fachkräfte gerecht zu werden, wurden im Jahre 1968 alle bis dahin existierenden sozialpädagogischen Ausbildungsstätten in Fachschulen für Sozialpädagogik umgewandelt. Dies führte u.a. zur Einführung eines einjährigen Berufspraktikums. Die Neuordnung des beruflichen Schulwesens in Bayern im Jahre 1972 bedingte eine weitere Änderung: Aus den Fachschulen für Sozialpädagogik wurden Fachakademien für Sozialpädagogik, verbunden mit einer (späteren) weiteren Erhöhung der Ausbildungszeit.

Nach einem Rückgang an Ausbildungskapazitäten setzte um 2008 ein wahrer Gründungsboom von Fachakademien für Sozialpädagogik ein. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass die Stadt Tirschenreuth auch eine Fachakademie für Sozialpädagogik installieren wollte. Doch Kultusminister Ludwig Spaenle lehnte dieses Ansinnen (2012) mit folgenden Worten ab:

„Das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung prognostiziert bis 2030 einen überdurchschnittlich hohen Geburtenrückgang für die nördliche Oberpfalz von – 15,9 % und von – 10,2 % für Oberfranken. Die Zahl der unter 3-Jährigen im Landkreis Tirschenreuth wird nach dieser Prognose bis 2030 um 27 % und die der 3- bis unter 6-jährigen um 20 % abnehmen. Daher ist davon auszugehen, dass auch die Zahl der erforderlichen Kinderbetreuungsplätze und damit auch das Arbeitsplatzangebot für ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher in der Region in den kommenden Jahren tendenziell eher zurückgehen wird. Der Anteil der 16- bis unter 19-Jährigen und damit der potenziellen Studierenden an einer Fachakademie für Sozialpädagogik wird im Landkreis Tirschenreuth bis 2030 gegenüber 2010 um 43 % abnehmen (Quelle: Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern. Demographisches Profil für den Landkreis Tirschenreuth. Hg. v. Bayr. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, November 2011, https://www.statistik.bayern.de/statistik/kreise/09377.pdf). Demnach ist davon auszugehen, dass der regionale Bedarf an ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern in der nördlichen Oberpfalz durch die bestehenden Fachakademien für Sozialpädagogik gedeckt werden kann. Eine Neugründung wäre voraussichtlich mit einer Gefährdung der bestehenden Fachakademien im Umland des Landkreises Tirschenreuth verbunden“
(https://www.annettekarl.de/dl/2012_03_07-anfrage-schuelerzahlen-fachakademie.pdf; letzter Zugriff am 1.5. 2017).

Ist diese Prognose auf andere Gebiete Bayerns übertragbar? Demzufolge wird es zu einer massiven Reduzierung der momentan 61 bestehenden Fachakademien für Sozialpädagogik kommen. Die Zukunft wird es zeigen!

Gegenwärtig dauert die Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten/anerkannter ErzieherIn an einer Fachakademie für Sozialpädagogik im Durchschnitt (abhängig von den Zulassungsvoraussetzungen) fünf Jahre. Folgende Aufnahmebedingungen gelten zur Zeit für alle bayerischen Fachakademien für Sozialpädagogik:
1. mindestens ein mittlerer Schulabschluss: erfolgreicher Abschluss von Realschule, 10. Klasse Gymnasium, Wirtschaftsschule, die Fachschulreife oder ein vom Bayerischen Kultusministerium als gleichwertig anerkannter Abschluss.
2. eine geeignete berufliche Vorbildung:
a) oder eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem sozialpädagogischen, pädagogischen, sozialpflegerischen, pflegerischen oder rehabilitativen Beruf mit einer Regelausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren;
b) oder eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf und ein erfolgreich abgeschlossenes 1-jähriges Praktikum in sozialpädagogischen Einrichtungen (z.B. Kindergarten, Kindertagesstätte, Kinderheim, Erholungseinrichtungen u.a.m.) nach den vom Staatsministerium erlassenen Richtlinien;
c) oder eine einschlägige berufliche Tätigkeit von mindestens 4 Jahren.

Die Ausbildung ist eine berufliche Vollzeitausbildung, die sich in drei Abschnitte gliedert:
1. in ein zweijähriges Praktikum, verbunden mit einer an der Fachakademie durchgeführten theoretischen Schulung (400 Stunden pro Jahr) der SchülerInnen an zwei Wochentagen (sog. Sozialpädagogisches Seminar) und einer Abschlussprüfung;
2. in zwei theoretische Studienjahre mit unterrichtsbegleitenden Praktika und abschließender schriftlicher und mündlicher staatlicher Prüfung und
3. in ein einjähriges Berufspraktikum, das durch DozentInnen begleitet wird und mit einer erziehungspraktischen Prüfung und einem Colloquium abschließt.
Der erfolgreiche Abschluss des 2-jährigen Sozialpädagogischen Seminars beinhaltet den eigenständigen Berufsabschluss staatlich geprüfte/r KinderpflegerIn.

Neben einer qualifizierten fachlichen Ausbildung ist allen Fachakademien die Integration von Leben und Lehre, die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden gleich wichtig, die sich je nach Träger an humanistischen oder christlichen Grundwerten und Grundhaltungen orientieren. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist Bayern das einzige Land, das ErzieherInnen an Fachakademien ausbildet. An diesen können während der theoretischen Ausbildung zusätzlich (und das unterscheidet Bayern von anderen Bundesländern) durch Ergänzungsunterricht (und Ergänzungsprüfung) folgende Abschlüsse erworben werden:
• fachgebundene Fachhochschulreife und/oder
• allgemeine Fachhochschulreife und/oder
• fachgebundene Hochschulreife.

Der Abschluss an einer der Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern, vermittelt die Befähigung in folgenden Tätigkeitsfeldern zu arbeiten: Betreuungseinrichtungen (Krippen, Krabbelstuben, Kinderspielstuben), Klein- und Schulkinderbereich (Kindergarten, Kindertagesstätte, schulvorbereitende und heilpädagogische Einrichtungen, sonderpädagogische Tagesstätten), stationärer Hilfebereich (Kinderheim, Kinderkliniken, heilpädagogisch orientierte Heime, Jugendwohngruppen), Behindertenhilfe, Kur- und Erholungsheime, Jugendarbeit, Förderbereich, u.a.m. Folgende Zugangswege an eine Fachakademie für Sozialpädagogik sind möglich:

3470bd10 987d 4426 8b6d 0eceaf3d25b6

Zugangswege für die Ausbildung an einer Fachakademie für Sozialpädagogik; Quelle: https://fachakademie-diako.de/wege-zu-uns (letzter Zugriff am 1.5. 2017)



Literatur

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  • Arbeitsgemeinschaft der Bayer. Fachakademien für Sozialpädagogik (Hrsg.): Kindergärtnerinnen-Seminare Fachschulen und Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern. Chronik, München 1986
  • Arbeitsgemeinschaft katholischer Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern (Hrsg.): 1974 bis 2004 - 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft katholischer Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern. Festschrift und Chronik. o. O. 2004
  • Berger, M.: Recherchen zur Ausbildungssituation der Kindergärtnerin im Dritten Reich. Ein Beitrag zur Vertiefung der "historischen Identität" der heutigen Erzieher/innen, in: Unsere Jugend 1985/H. 11
  • Berger, M.: Vorschulerziehung im Nationalsozialismus. Recherchen zur Situation des Kindergartenwesens 1933 - 1945, Weinheim 1986
  • Berger, M./Fischer, V.: Damals ... Heute ... Oder: 75 Jahre Schulgeschichte der Fachakademie für Sozialpädagogik der Franziskanerinnen Dillingen/Do., in: Fachakademie für Sozialpädagogik der Franziskanerinnen (Hrsg.): 1913-1988. Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum, Dillingen 1988
  • Berger, M.: 150 Jahre Kindergarten. Ein Brief an Friedrich Fröbel, Frankfurt 1990
  • Berger, M.: Frauen in der Geschichte des Kindergartens. Ein Handbuch, Frankfurt 1995
  • Berger, M.: Vom Kindergärtnerinnenlehrkurs zur Fachakademie für Sozialpädagogik. Ein Beitrag zur Geschichte der Erzieher/innenausbildung in Dillingen/Donau, in: Historischer Verein Dillingen (Hrsg.): Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, Band 101, Dillingen 2000
  • Berger, M.: Geschichte des Kindergartens. Von den ersten vorschulischen Einrichtungen des 18. Jahrhunderts bis zur Kindertagesstätte im 21. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2016
  • Berger, M.: Von der Kleinkinderbewahranstaltskandidatin zum/zur Erzieher_in. Ein Beitrag zu Geschichte der Erzieher_innenausbildung in Bayern – aufgezeigt am Beispiel ausgewählter Ausbildungsstätten in Vergangenheit und Gegenwart, Göttingen 2017
  • Beichler, Ch.: Therese von Brunsvik und ihr Lebensauftrag zwischen Beethoven und PestalozziPestalozzi||||| Johann Heinrich Pestalozzi`s (1746 - 1827) pädagogisches Ziel war es eine ganzheitliche Volksbildung zu erreichen, und die Menschen in ihrem selbstständigen und kooperativen Wirken in einem demokratischen Gemeinwesen zu stärken. Er legte Wert auf eine harmonische und ganzheitliche Förderung von Kindern in Bezug auf intellektulle, sittlich-religiöse und handwerkliche Fähigkeiten. Grundidee ist dabei, ähnlich wie in der Montessori-Pädagogik, dass die Menschen die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu helfen.   , Marburg 1993
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  • Embacher, A.: Pädagogik und Fraulichkeit. Zur Entstehung des sozialen Frauenberufs in Nürnberg in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, Ulm 2006 (unveröffentl. Magisterarbeit)
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  • Erning, G.: Friedrich Wilhelm Fröbel und seine Erziehungstheorie, in: Das Kind 2000/H. 28
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  • Hederer, J.: Praxis und Methodenlehre. Teil 1: Institutionskunde, München 1973
  • Hederer, J.: Praxis und Methodenlehre. Teil 2: Methodenlehre, München 1976
  • Heiland, H.: Fröbel und der Kindergarten. Tradition und Aktualität einer pädagogischen Institution, in: Zeitschrift für Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte 1996/H. 1
  • Huber, J.: Der Beruf der Kindergärtnerin, in: Kinderheim 1920/H. 2
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  • Kongregation der Armen Franziskanerinnen (Hrsg.): "Und ER stellte das Kind in die Mitte". 100 Jahre Kindergarten. "Zum Schutzengel". 100 Jahre Ausbildungsstätte für Erzieher in Mallersdorf. Festschrift 1989, Mallersdorf-Pfaffenberg 1989
  • Konrad, F. M.: Die Anfänge der öffentlichen Kleinkindererziehung im 19. Jahrhundert – unter Aspekten des Geschlechterverhältnisses betrachtet, in: Weegmann, W./Senger, J. (Hrsg.): Männer in Kindertageseinrichtungen. Theorien – Konzepte – Praxisbeispiele, Stuttgart 2016, s. 18-29
  • Lange, Ch.: Öffentliche Kleinkindererziehung in Bayern. Die Rolle des Staates bei der Definition einer Lebensphase im 19. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2013
  • Metzinger, A.: Zur Geschichte der Erzieherausbildung. Quellen - Konzepte - Impulse - Innovationen, Frankfurt/M. 1993
  • Neher. I.: Das Münchner Kindergärtnerinnenseminar von der Gründung bis Heute, in: Landeshauptstadt München (Hrsg.): Fünfzig Jahre Kindergärtnerinnenseminar der Landeshauptstadt München 1916-1966, München 1966
  • Netz, T.: Erzieherinnen auf dem Weg zur Professionalität. Studie zur Genese der beruflichen Identität, Frankfurt/M. 1998
  • Paulsen, A. (Hrsg.): Der Evangelische Kindergarten. Vom Berufsbild der evangelischen Kindergärtnerin, Hortnerin und Jugendleiterin, Berlin-Dahlem/Gelsenkirchen 1958
  • Schmaus, M./Schörl, M. M.: Die sozialpädagogische Arbeit der Kindergärtnerin, München 1964
  • Ziegler, M. I.: Die Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Ein Beitrag zur Bayerischen Bildungsgeschichte, München 1935
  • Zorell, E.: Fünf Jahrzehnte Münchner Kindergärtnerinnenseminar, in: Landeshauptstadt München (Hrsg.): Fünfzig Jahre Kindergärtnerinnenseminar der Landeshauptstadt München 1919-1966, München 1966
  • Archiv
  • Ida-Seele-Archiv zur Erforschung der Geschichte des Kindergartens und der Sozialpädagogik/-arbeit und ihrer Bezugswissenschaften, Am Mittelfeld 36, 89407 Dillingen/Do.
  • Stadtarchiv München, Winzererstraße 68, 80797 München


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