Sexuelle Bildung von Anfang an

Oder warum Sexualität ein elementar-pädagogisch bedeutsames Lernmoment ist

Inhaltsverzeichnis

  1. 1.1 Sexualpädagogik- ein Teilgebiet der Sozialpädagogik
  2. 1.2 Sexualerziehung als Sozialerziehung
  3. 1.3 Von der Sexualaufklärung über die Sexualpädagogik hin zur sexuellen Bildung
  4. 2. Sexuelle Bildungskompetenzen
  5. 2.1 Sexuelle Bildungskompetenzen in einzelnen Handlungsfeldern
  6. 2.2 Sexuelle Bildung & sexuelle Entwicklung in der Kindheit
  7. Sexuelle Entwicklung im Jugendalter
  8. 3. Sexuelle Bildung & Arbeit mit Sorgeberechtigten
  9. 3.1 Der Elternabend
  10. Literatur

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1.1 Sexualpädagogik- ein Teilgebiet der Sozialpädagogik


Die Sexualpädagogik stellt ein Teilgebiet der Pädagogik dar, welches sich sowohl mit der sexuellen Sozialisation als auch der erzieherischen Einflussnahme auf das Sexuelle befasst, mögliche erzieherische Interventionsmöglichkeiten erforscht und reflektiert (vgl. Sielert 2005).
Dabei ist zu konstatieren, dass gerade jener Bereich stark von gesellschaftspolitischen Einflussnahmen gekennzeichnet ist und immer im Spannungsfeld zwischen Verbots-, Bewahr-, und Emanzipationspädagogik steht. Dies wird besonders am Beispiel der kindlichen Sexualität deutlich, die bis 1900 (2) als völlig asexuell begriffen wurde und im Kontext der Jugend dann zunächst in Form von Anti-Onanie-Kampanien als hoch problematisch und teilweise sündhaft als verboten galt. Wie sehr diese Verbotspädagogik mit den damalig geltenden zumeist christlichen Wertvorstellungen verknüpft wurde, zeigt folgende Aussage: „Als Sünde und Laster macht auch die Selbstschändung zeitlich und ewig unglücklich. Sie schwächt alle Kräfte des Geistes und Körpers, macht also zu dem Genuss aller Freuden, wozu Verstand, Gefühl und ein gesunder Körper gehören, unfähig. Auch zu dem Vergnügen, anderen Gutes zu erweisen und ihnen durch seine Kräfte zu nützen, macht sie ungeschickt. So wie sie Freude und Glückseligkeit raubt, so setzt sie Missvergnügen und Elend an die Stelle“ (Oest in Campe, 1787, S. 394 f.)

Mit dem Aufkommen von HIV/AIDS musste Sexualität bzw. Verhütung in den 1980/1990er Jahren thematisiert werden. Damit wurde Sexualpädagogik nachhaltig zur Bewahrpädagogik degradiert und das trotz aller Bemühungen der ‚freien Liebe‘ in der zweiten Emanzipationsbewegungswelle Mitte der 1960er Jahre (Sielert et al. 2017, Hierholzer 2016).

In aktuellen sexualpädagogischen DiskursDiskurs|||||Der Begriff Diskurs kann verschiedene Bedeutungen haben, wurde ursprünglich jedoch als  „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet. Weitere Bedeutungen sind: theoretische Erörterung, systematische, methodische Abhandlung, gesellschaftliche Auseinandersetzung, Erörterung. Sinnverwandt sind auch Debatte, Diskussion, Disput. en kristallisiert sich innerhalb der Sexualpädagogik das Thema der Lebensphasen und geschlechtlich-sexuellen DiversitätDiversität|||||siehe Diversityen heraus. Ziel ist es hier, sich allen sexuellen Erscheinungsformen in allen Lebensstadien zu nähern. Dies führt in der Gegenwart zu neueren Forschungsgebieten, wie beispielsweise der Sexual-Gerontologie (Sexualität im Alter), die sich gerade im Aufbau befindet (ebd.). An diesem Umstand kann auch deutlich gemacht werden, dass Forschung immer im Kontext der Lebenswirklichkeit der Menschen steht. In einem Land, in dem die Menschen immer hochbetagter werden, wächst auch der Wunsch nach Erforschung von Alterssexualität.


Merke: „Sexualpädagogik ist die wissenschaftliche Teildisziplin der Gesamtpädagogik, die selbst auf mehrere andere Wissenschaften angewiesen ist“ (Hopf 2002:13).




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