Diskriminierungskritik in der KiTa

Inhaltsverzeichnis

  1. Diskriminierendes Verhalten im Team und gegenüber Kindern
  2. Gemeinsam mit den Eltern für das Kindeswohl wirken
  3. Schlussbemerkung
  4. Literaturangaben

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Gemeinsam mit den Eltern für das Kindeswohl wirken

Konflikte und Diskriminierungen können sich in der KiTa nicht lediglich im Team zeigen – auch Kinder und Eltern können diskriminierendes Verhalten aufweisen. Hiermit gilt es seitens der ErzieherInnen einen professionellen Umgang zu entwickeln.

Für die kindliche Entwicklung ist es wichtig, dass in der KiTa nicht gegen die Eltern gearbeitet wird und kein Keil zwischen KiTa und Familie getrieben wird (vgl. Riedel, 2016). Kinder sind ihren Eltern mehr verbunden als der KiTa (vgl. Riedel, 2016), denn die Familie stellt die erste und auch wichtigste Bezugsgruppe für das Kind dar (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Kinder nehmen ihre Umgebung wahr und verstehen bereits in jungen Jahren, wie die Einrichtung den Eltern gegenübertritt – ob sie beispielsweise belächelt, anerkannt oder diskriminiert werden (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Bei diskriminierenden Vorkommnissen können ErzieherInnen als ExpertInnen für Kinder auftreten und ihren eigenen Standpunkt erklären (vgl. Riedel, 2016). Es ist hilfreich, wenn dabei auch versucht wird die Eltern für das gemeinsame Bilden und Erziehen der jeweiligen Kinder zu gewinnen (vgl. Riedel, 2016). Ob diese Unternehmungen fruchten, kann jedoch nicht garantiert werden, da sich nicht alle die in der KiTa ein- und ausgehen kooperativ zeigen müssen.

Im Fall von Diskriminierungen den eigenen Standpunkt vertreten
Um diskriminierendes Verhalten auf Seiten der Eltern oder Kinder eindämmen zu können ist es hilfreich, wenn ErzieherInnen die Vielfalt von Familienstrukturen wahrnehmen und ihnen Interesse entgegenbringen. Dies ist allerdings nicht einfach aufgrund der bereits erwähnten, gesellschaftlich vorgeprägten Vorstellungen, die ein jeder bereits mitbringt (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Wie bereits im vorherigen Kapitel angeschnitten wurde, liegt die Deutungsmacht immer auf der Seite der kulturellen Mehrheit. Jedoch bestehen auch innerhalb von Kulturen große Unterschiede und es lassen sich unterschiedliche Strukturen zum Beispiel über die Religion, Herkunft, Hautfarbe, Familie, den Körperbau, sozio-ökonomischen Status oder das Geschlecht festmachen (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). In einer Institution wie der Kindertageseinrichtung liegt die Definitionsmacht immer auf Seiten der KiTa. Denn die Eltern und auch Kinder haben wenig Einfluss darauf, welche Zuschreibungen sie erfahren (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Vielleicht ist es deshalb so wichtig, dass KiTas im Falle von Diskriminierungen lernen, ihren Standpunkt deutlich zu vertreten: „Die Kitas müssen lernen zu sagen: Nein, das und das sind unsere Grundwerte, die vertreten wir. Und hier in unserer Einrichtung dürfen Sie so etwas nicht sagen.“ (Riedel, 2016) Das stellt sich mit Sicherheit als nicht ganz so einfach heraus. Denn es stellt ErzieherInnen vor Herausforderungen, wenn bei Eltern bestimmte Haltungen auffallen, die den eigenen Wertvorstellungen widersprechen (vgl. Prausner, 2015). Oftmals stehen sie in einem inneren Konflikt mit sich selbst und stellen sich die Frage, wer darüber entscheiden soll was richtig oder falsch ist.

Wie bereits erwähnt, stehen die Kinderrechte und hier vor allem die Tatsache, dass Kinder nicht diskriminiert werden dürfen, im Mittelpunkt der Kinderrechtskonvention. In Diskussionen mit den Eltern können Elternrecht und Kinderrecht in einen Konflikt geraten (vgl. Prausner, 2015). ErzieherInnen kommt dabei die Aufgabe zu, „[...] die Position der Eltern dort zu stärken, wo sie positiv zur Bildung und Erziehung ihres Kindes beiträgt. Alle Eltern wollen in der Regel Gutes für ihr Kind. Wo finden sich hier Schnittmengen bzw. Übereinstimmungen zwischen Fachkraft und Eltern? Wie kann zum Wohle des Kindes gearbeitet werden, auch wenn sich der Grundkonflikt nicht beheben lässt?“ (Prausner, 2015, S. 39). Bei Eltern, die scheinbar diskriminierendes Verhalten aufzeigen, können ErzieherInnen die Eltern in ihrer Verantwortung und Erziehung zum Wohl des Kindes stärken, um damit Zweifel an bisherigen Praktiken und beispielsweise rechtsextrem orientierten Erziehungsvorstellungen zu erzeugen (vgl. Prausner, 2015).
 
Sich kennen lernen und über Erziehungsstile austauschen
Allgemein gilt folgende Maxime: Je genauer ErzieherInnen ihr Gegenüber kennen und einschätzen können, desto besser lassen sich Grenzen, Chancen und Spielräume in einem Gespräch ausloten (vgl. Prausner, 2015). Ein erster Schritt in diese Richtung ist vollbracht, wenn herausgefunden wurde, wie stark Einstellungen und Haltungen der Eltern (und / oder Kinder) bereits gefestigt sind. Für eine gelingende Interaktion zwischen pädagogischen Fachkräften und Familien ist es wichtig, Räume für die Auseinandersetzung von Vorstellungen und Verhältnissen von Ungleichheiten zu schaffen, denn sie soll auf Einbezug, Förderung und Transformation aus sein (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016).

ErzieherInnen obliegt nach den Gesetzesvorgaben die Aufgabe, Gerechtigkeit, Schutz vor Ausgrenzung oder Diskriminierung für alle Kinder zu wahren und das gilt natürlich ebenfalls für Kinder, deren Eltern ein diskriminierendes Verhalten aufweisen. Dies soll den Eltern verdeutlicht werden genauso wie die Tatsache, dass es nicht nur um den oder die Diskriminierende geht, sondern auch um die unmittelbar Beteiligten in der Situation: Ein Nichtreagieren in solchen Situationen könnte zu „Normerosionen“ führen, also das Gefühl vermitteln, dass Diskriminieren (in diesem institutionellen Rahmen) erlaubt ist (vgl. Praußner, 2015).
 
Mit den Eltern über ihren Erziehungsstil zu sprechen kann ebenfalls sehr hilfreich sein. ErzieherInnen sollen sich „(...) bemühen, rechtsextreme Sozialisationskontexte in denen Gewalt (Aggression, Kriegsspiele), Rassismus („geh nach Hause“), völkischer Nationalismus („kleiner Germane“), NS-Symboliken (Hakenkreuze) Autoritarismus (starre Ordnung) und rigide Geschlechterbilder zusammenkommen, mit Blick auf die Frage, wie einflussreich man als Pädagogin sein kann, einzuschätzen. Dafür ist ein Orientierungswissen über Rechtsextremismus hilfreich (...). Dabei spielt offenbar auch Beratungsoffenheit und die Verfügbarkeit externer Beratung eine Rolle.“(Schäuble, 2015, S. 34) Werden Eltern auf ihr diskriminierendes Verhalten oder Auftreten angesprochen, so ist es wichtig, sogenannte „Ich-Botschaften“ zu vermitteln (vgl. Prausner, 2015). Die Situation soll sachlich geschildert, das eigene Empfinden und die Ursache des Gefühls offengelegt werden und anschließend keine weiteren Konsequenzen oder Erklärungen darlegen, damit dem Gegenüber die Chance geboten werden kann darauf einzugehen (vgl. Prausner, 2015). Ebenfalls besteht immer die Möglichkeit auf die Hausordnung zu verweisen, sofern das auftretende Problem in dieser verankert und niedergeschrieben sein sollte.
 
 
Aufklärung leisten
Einige Eltern fallen durch bestimmte Kleidermarken oder Symbole auf, die beispielsweise in rechtsextremen Szenen getragen werden (vgl. Prausner, 2015). Aufklärung hilft, denn manche Eltern sind sich deren Bedeutungen eventuell nicht bewusst. Welche rechtsextremen Symbole und Kleidungsstücke es gibt, wie die Eltern darauf angesprochen werden können und ob das Tragen bestimmter Dinge in Einrichtungen untersagt werden kann, lässt sich beispielsweise auf der Internetseite http://www.dasversteckspiel.de herausfinden.


Handlungsmöglichkeiten in (verbal) diskriminierenden Situationen
In (verbal) diskriminierenden Situationen ist zwischen zwei Fällen zu unterscheiden. Daran lässt sich auch festmachen, auf welche Art und Weise Diskriminierungskritik zu üben ist: Im Fall, dass die diskriminierte Peron anwesend ist, ist ein deutliches und spontanes Eingreifen empfohlen und notwendig, da die Person Beistand und Verstärkung braucht (Vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Es sollte sich also zunächst der betroffenen Person zugewandt werden, um sich anschließend der Person zuzuwenden, die jemanden angegriffen hat (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Nicht nur für die betroffenen Personen ist situatives und schnelles Intervenieren notwendig. Wie bereits erwähnt geht es auch um die mittelbar beteiligten Personen in solch einer Situation. Bei Äußerungen von Vorurteilen ist ebenfalls Diskriminierungskritik zu üben. Jedoch sollte für eine ruhige Gesprächssituation gesorgt werden, in dem das Anliegen der Eltern verstanden werden soll, sich gleichzeitig jedoch klar gegen Ausgrenzungen, Diskriminierungen und Abwertungen jeglicher Art zu positionieren, eventuell auf die Richtlinien der Einrichtung zu verweisen, gemeinsame Interessen von Eltern und der Einrichtung herausarbeiten und immer auf pädagogisch-fachlicher Ebene argumentieren (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Dies erfordert im Vorfeld Arbeit im Team, um eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, an der sich gemeinsam orientiert werden kann.

Räume für Austausch bieten
Elternabende bieten Raum sich auszutauschen, Fragen aufzuwerfen und die Perspektive der Eltern sichtbar zu machen, die Erfahrungen mit Diskriminierungen gemacht haben (vgl. Prausner, 2015). Bloßstellungen sollen vermieden und anstelle dessen kann beispielsweise über Normvorstellungen gesprochen werden (vgl. Prausner, 2015), die natürlich auch hinterfragt werden können (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Es kann beispielsweise besprochen werden, was den Kindern in der Einrichtung mitgegeben werden soll und indem sich in einem nachfolgenden Schritt über Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausgetauscht wird (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016). Dialoge über Erziehungsfragen zu ermöglichen, in denen Familienkulturen wertgeschätzt und Zuschreibungen vermieden werden, können das Auftreten von diskriminierenden Situationen eindämmen (vgl. Institut für den Situationsansatz #1, 2016).


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