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Kultursensible Elternberatung bei Flüchtlingsfamilien

Inhaltsverzeichnis

  1. Auswirkungen von Migration auf das Familienleben
  2. Kulturelle Unterschiede in der Eltern-Kind-Beziehung
  3. Wechsel von Großfamilie zu Kleinfamilie
  4. Fazit
  5. Literatur

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Kulturelle Unterschiede in der Eltern-Kind-Beziehung


Von wesentlicher Bedeutung für den Beratungskontext ist das kulturelle Verständnis einer Eltern-Kind-Beziehung. Nach Keller (2003) lässt sich das Gleichberechtigungsmodell für die Eltern-Kind-Beziehung als Ausdruck einer Autonomieorientierung verstehen. Das Kind werde von Anfang an als autonomautonom|||||Autonomes Handeln beinhaltet den Zustand der Selbstständigkeit, Unabhängigkeit Selbstbestimmung, Selbstverwaltung oder Entscheidungsfreiheit.es Wesen mit eigenen Wünschen und einem eigenen Willen, den es zu berücksichtigen und zu unterstützen gilt, wahrgenommen.

Das Lehrlingsmodell hingegen gelte eher für den Prototyp der Verbundenheitsorientierung (Keller 2003; Saraswathi 1999; Nsamenang/Lamb 1994). Dabei gelten als wichtige Entwicklungsziele die Fähigkeit zur gemeinschaftlichen Zusammengehörigkeit, das Erlangen von sozialen Kompetenzen sowie Gehorsam und Respekt gegenüber sozial Höhergestellten.

Ebenso von Bedeutung für die Beratung von Flüchtlingseltern ist die Einschätzung der Bindung zwischen Eltern, insbesondere der Mutter, und dem Kind. Ergebnisse aus der kulturvergleichenden Forschung auf dem Gebiet von kindlicher Entwicklung, Familie und Erziehung (Otto 2011) weisen auf kulturelle Unterschiede dahingehend hin, welche Verhaltensweisen als Zeichen einer guten Bindung zwischen Mutter und Kind angesehen werden. So ist es beispielsweise in einer gefährlichen Umwelt sinnvoll, das Explorationsverhalten des Kindes stark einzuschränken und die Suche nach Nähe zu den Eltern bei den Kindern zu fördern. Die Übertragung von westlichen Diagnosekriterien bei der Einschätzung des Beziehungsverhaltens bei Flüchtlingsfamilien birgt die Gefahr, beobachtete Verhaltensweisen dieser Eltern ohne Berücksichtigung des Entstehungskontextes zu pathologisieren.


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