MESSE MINT des nifbe mit toller Resonanz


Wie können Kinder in KiTa und Grundschule schon frühzeitig für das Thema MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) begeistert werden? Dies zeigte die 1. MESSE MINT des nifbe im Hannoveraner SofaLoft den mehr als 500 BesucherInnen an knapp 30 Ständen sowie einem Duzend Fachvorträgen und Workshops mit vielen Perspektiven auf.

sliwka 150Zur Begrüßung unterstrich nifbe-Geschäftsführer Reinhard Sliwka: „Kinder sind vom ersten Tag an geborene Forscher und Entdecker und haben keine Berührungsängste mit diesen für uns Erwachsene oftmals schwierigen MINT-Themen. Wir müssen daher nur am natürlichen Interesse der Kinder ansetzen, um sie schon im Kindergarten-Alltag spielerisch mit naturwissenschaftlichen Phänomenen vertraut zu machen.“ Er wies auf die vielfältigen Projekte und Aktivitäten des nifbe rund um das Thema MINT und auch Handwerk hin, die nicht nur für die Entwicklung des einzelnen Kindes, sondern auch im Hinblick auf den demographischen Wandel und einen drohenden Fachkräftemangel eine wichtige Rolle spielten. Besonders herauszuheben seien hier die Regionalnetzwerke SüdWest, SüdOst und Mitte, die die MESSE MINT auch gemeinsam mit der Ko-Stelle des nifbe auf die Beine gestellt hätten.

engelhardt 150 „Ziel der MESSE MINT“, so nifbe-Koordinatorin Heike Engelhardt, sei es „Pädagogischen Fachkräften aus KiTa und Grundschulen wertvolle Orientierung und Einblicke in die verschiedenen MINT-Bildungsansätze sowie zahlreiche theoretische und praktische Impulse zu geben“. Sie wies auch auf die Verknüpfungen der MINT-Themen  mit anderen Bildungsbereichen wie der Ästhetischen Bildung, der Bewegung und ganz besonders auch der Sprachentwicklung und –förderung hin: „Wesentlich ist aber, das Kind mit seinen momentanen Fragen ernst zu nehmen und gemeinsam mit ihm nach Lösungen und Antworten zu suchen.“

"Unbedingte Entdeckerfreude und leidenschaftliche Zielstrebigkeit"

pahnke 150In ihrem Auftakt-Vortrag „Forschergeist in Windeln“ stellte Dr. Janna Pahnke vom Haus der Kleinen Forscher die Entwicklungsgrundlagen des Lernens und die Chancen naturwissenschaftlicher Frühbildung vor. Die Entwicklungspsychologin unterstrich die „unbedingte Entdeckerfreude und leidenschaftliche Zielstrebigkeit“ der Kinder von Anfang an. Die neuere Forschung zeichne ein Bild vom Kleinkind als „einem Beziehungswesen“ sowie als "einem denkenden und lernfähigen Wesen“, das von seiner Neugier und seinem Wissensdurst, vom Willen zum Ausprobieren und Problemlösen angetrieben werde. Schon ab fünf Monaten bilde sich dabei ein „Kernwissen“ in verschiedenen Bereichen aus wie zum Beispiel zur Schwerkraft oder zum Ursache-Wirkungs-Prinzip. Über einzelne Wissensfragmente produzierten Kleinkinder dann schon frühzeitig Theorien über die Welt und passten diese in der Folge stetig weiter an ihre realen Erfahrungen und Erkenntnisse an.

An dieser Stelle, so Janna Pahnke, „eröffnet sich durch das pädagogische Begleiten und das gemeinsame Gestalten von Lernprozessen ein weiter Raum der Entwicklungsmöglichkeiten“. Als pädagogisches Prinzip stellte sie den „Forschungskreis“ vom Haus der Kleinen Forscher vor, an dessen Anfang eine Frage stehe, an die sich Beobachten, Ausprobieren und das Vermutungen anstellen anschließe. Schließlich würden die Ergebnisse gemeinsam von Kindern und Pädagogischen Fachkräften erörtert und dokumentiert. Ziel sei es, Kindern auch im naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich schon früh das Gefühl zu geben: „Ich kann das!“

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Ausprobieren, konstruieren, experimentieren


An den knapp 30 Ständen der MESSE MINT konnten sich die Pädagogischen Fachkräfte und FachschülerInnen dann ausgiebig über die verschiedenen konkreten Ansätze, Möglichkeiten und Materialien rund um das Thema MINT informieren und dabei selber tätig werden. So konnten sie am Stand der Autostadt kleine Autos mit Eigenantrieb aus Pappe konstruieren und desginen, am Stand der Hildesheimer Hochschule für Angewandte Wissenschaften versuchen mit einer Spiegelbrille vor Augen Flüssigkeiten in verschiedene Behälter umzuschütten oder sich über den „Bodenkoffer“ der Hochschule Osnabrück informieren. An vielen weiteren Ständen lockten Geometrische Formen, Murmeln, Reagenzgläser, Pipetten oder Lackmuspapiere zum Messen, Wiegen, Sortieren, Ausprobieren und Experimentieren. Wo MINT überall im Alltag zu finden ist, wie der Außenraum und die Natur Zugänge zur Mathematik bieten oder wie Experimente zur integrativen Sprachförderung genutzt werden können, erfuhren die BesucherInnen zusätzlich in begleitenden Workshops der Aussteller.


Gegen Frühförderwahn und für freie Spielzeit

ansari 150Ein Plädoyer für die Neugierde und die freie Spielzeit und gegen den Frühförderwahn hielt Dr. Salman Ansari in einem weiteren Hauptvortrag am Nachmittag. Er unterstrich, dass Kinder ihre Welt „ohne Planung und Kontrolle“ entdeckten und dass Lernen nicht in Laborsituationen funktioniere. In diesem Sinne müsse die Lernumgebung den Kindern „möglichst viele eigenständige Gestaltungsmöglichkeiten bieten“.

 „Das eigentliche Curriculum für das Lernen ist der Alltag“ unterstrich er und lieferte seinen ZuhörerInnen eine Reihe von Beispielen, wie wirksam das Einfache sein kann – vom Wasserschöpfen mit verschiedenen Utensilien über das Sortieren von verschiedenen Körnern und Hülsenfrüchten bis zum Weitsprung als Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von (naturwissenschaftlichen) Hypothesen, Überprüfungen, Widerlegungen und Bestätigungen. In diesem Sinne böte der Alltag unzählige Möglichkeiten auch naturwissenschaftlicher Bildung durch Messen, Wiegen, Sortieren, Vergleichen oder Klassifizieren. Lernen und Spielen beschrieb er dabei als eine untrennbare Einheit.

„Am Anfang“, so Salman Ansari, „steht immer eine Frage des Kindes“ und auf diese dürfe man keine Antworten geben, sondern müsse sie konsequent zum gemeinsamen Forschen nutzen. „Kinder brauchen keine Antworten auf Fragen, die sie nicht gestellt haben“ pointierte der freie Autor und Dozent.

Abgerundet wurde die MESSE MINT durch einen Auftritt von „Herrn Niels“ und dem „Fürst der Finsternis“, der die Lachmuskeln der BesucherInnen strapazierte und einmal mehr zu der Erkenntnis führte, dass Lernen und Bildung auch immer mit Spaß und Humor verbunden sein sollten.

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Eine Dokumentation der Tagung erfolgt in Kürze unter www.messemint.de